Volltext Seite (XML)
2. Januar 190". Festmahl. Stahl und Eisen. 11 Dr. Ing. Schrödter: Meine, sehr verehrten Herren! Durch diese mir soeben so unerwartet zuteil gewordene neue hohe Auszeichnung bin ich abermals tief ergriffen. Ich nehme sie mit innigem Danke im Hinblick auf die langjährige Mitarbeiterschaft, die mich mit dem Träger des Namens der Denkmünze verbunden hat, in treuer Erinnerung an ihn, an. Ich danke Ihnen, meine Herren, ich danke dem Vorstande, ich danke Ihnen allen. (Beifall.) Es folgten nun die als Punkt 3 und 4 auf der Tagesordnung stehenden Vorträge der Herren Professor Eichhoff und H. Röchling sowie Regierungsbaumeister a. D. Geyer, welche nebst Besprechung in den nächsten Ausgaben von „Stahl und Eisen“ veröffentlicht werden sollen. Sodann richtete der Vorsitzende, Hr. Kommerzienrat Springorum, noch nachstehende Schlußworte an die Versammlung: Ich möchte Ihnen der vorgeschrittenen Zeit wegen Vorschlägen, heute eine Diskussion an den letzten Vortrag nicht zu knüpfen, sondern diese bis zur Frühjahrsversammlung zu vertagen. M. H., Sie stehen wohl wie auch ich unter dem Eindruck, daß uns die Herren Referenten ein sehr interessantes Material vorgetragen haben. Ich erinnere daran, daß nur kurze Zeit ver strichen ist, seitdem uns hier die ersten Mitteilungen über die elektrischen Oefen gemacht sind, und heute schon war Hr. Prof. Eichhoff in der Lage, uns zu berichten, daß der elektrische Ofen bereits in regelmäßigem Betriebe Stahl herstellt, und von Hrn. Röchlin hörten wir, daß an anderer Stelle ebenfalls demnächst ein solcher Betrieb eröffnet werden wird. Ebenso ist der letzte Vortrag des Hrn. Regierungsbaumeister Geyer geeignet, das größte Interesse in An spruch zu nehmen. Auch in dieser Hinsicht haben wir noch vieles zu erwarten. Ich bin über zeugt, in Ihrem Sinne zu handeln, wenn ich den Herren Referenten, für die überaus fesselnden Darlegungen unseren Dank ausspreche. (Beifall.) Damit schließe ich die Versammlung. Schluß 4 Uhr. * * * Nach Beendigung der von annähernd 1400 Herren besuchten Hauptversammlung vereinigten sich gegen 700 Teilnehmer im Kaisersaal zum Festmahl, das der Vorsitzende Kommerzienrat Springorum mit einem wirksamen Kaiserspruch eröffnete, um dann den Freund Dr. Sehrödter zu feiern, der nach den Hauptversammlungen auch beim fröhlichen Klang der Becher seine Freunde niemals verlassen habe (Bravo!), was nicht immer eine ganz leichte Arbeit gewesen sei. (Große Heiterkeit.) Aber Schrödter habe auch diese Arbeit immer summa cum laude geleistet. Alle deutschen Eisenhütten leute seien einig in dem Wunsche, daß auch diese Leistungsfähigkeit Hrn. Dr. Schrödter noch lange, lange Jahre erhalten bleibe. (Stürmischer Beifall.) Der also Gefeierte erwiderte darauf in launiger Weise, daß der frühere Vereinsvorsitzende Geheimrat Dr.-Ing. Carl Lueg oft scherzhaft erklärt habe, alle intelligenten Männer haben Durst. Darum habe er (Schrödter) niemals einen Trunk abgelehnt, um wenigstens intelligent zu erscheinen. (Stürmische Heiterkeit.) Er warf dann einen Rückblick auf sein Leben, in dem die Stunde seines infolge Krankheit aus dem praktischen Hüttendienst erfolgten Austritts, die er damals für die bitterste gehalten, ihn zu der glücklichsten und erhebendsten Stunde des heutigen Tages geführt habe. Sie werde ihn nicht zu einer falschen Wertmessung seiner Person verführen; er werde sich stets bewußt bleiben, daß die Männer, die Erz und Kohle dem Schoß der Erde abgewinnen, die bei Tag und Nacht trotz Sturm und Wind im Hochofen die Erze schmelzen, den Stahl bereiten und in den Werkstätten weiterverarbeiten, mit ihrer geistigen Tätigkeit den Erfolg des Vereins bilden. Die Leitung des Vereins durch den früheren und den jetzigen Vorsitzenden, die tatkräftige Mitwirkung des Vor standes verbürgen diesen Erfolg. Darum ein Vivat, floreat, crescat dem Verein, seinem Vorsitzenden und seinem Vorstande. (Allseitiger, lebhafter, langanhaltender Beifall.) Der nunmehr 76jährige Generalsekretär Bueck- Berlin feierte in einer meisterhaften, temperamentvollen Rede die Ehren gäste — Regierungspräsident Schreiber, Oberbürgermeister Marx, Geheimrat Bag el, Justizrat Dr. Klein und Maler Lins — sowie die Vortragenden des Tages, die der Hauptversammlung den wissenschaftlichen Inhalt gegeben. (Lebhafter, allseitiger Beifall.) Im Namen der Ehrengäste antwortete Regierungspräsident Schreiber in einem warmherzigen Trinkspruch, indem er darauf hinwies, daß er gern schon heute vormittag das Wort namens der Regierung ergriffen haben würde, wenn Dr. Schrödter nicht in seiner Bescheidenheit darauf bestanden hätte, daß das Fest ausschließlich im Kreise der „Familie des Vereins“ gefeiert werde. Anknüpfend an die Worte, die Dr. Beumer am Vormittag gesprochen, legte Redner dar, daß Dr. Schrödter auch der Re gierung gegenüber stets ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle gewesen, den die Behörde als