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60 Stahl und Eisen. Einiges über das Kalibrieren der Profilwalzen. 27. Jahrg. Nr. 2. wird indes eine solche Straße nur einschichtig betrieben, der Walzenwechsel erfolgt während des Stillstandes. Ist das nicht der Fall, so reduziert man den Walzenwechsel durch weit gehende Kombination, eine Reihe von Profilen wird auf dieselbe bezw. dieselben Vorwalzen be zogen, so daß ein größerer Wechsel nur das Fertiggerüst trifft. Die Produktion wird da durch zwar in mäßigen Grenzen bleiben, weil das Fertiggerüst die überwiegende Mehrheit der Stiche auszuführen hat, der Erfolg indes kann sich günstiger gestalten, als wenn man die Wechsel zeiten vernachlässigt und auf höchste Produktion disponiert, namentlich wenn das Programm einen sehr häufigen Walzenwechsel verlangt. Anders verfährt man, wenn das Walzwerk als Wechselstraße betrieben wird, so daß man auf der einen Straße wechselt, während auf der andern gewalzt wird. Sind die Aufträge im allgemeinen reichlich genug, so daß genügend Zeit zum Wechseln von 2 bis 3 Gerüsten bleibt, so wird man nur die hohe Produktion ins Auge fassen und nach diesem Gesichtspunkte die Kon struktion einrichten. Gesetzt, man konstruiert T Nr. 20 und will in neun Stichen fertig werden, dabei stets mit zwei Blöcken gleichzeitig arbeiten. Würde man der Walzenersparnis wegen nun so disponieren, daß man etwa nur zwei Stiche auf die Vorwalze und die übrigen sieben Stiche auf die Fertigwalze legte, so würde es geraume Zeit dauern, bis der Stab die sieben Stiche der Fertig walze durchlaufen, der zweite Block würde da gegen die beiden Stiche der Vorwalze schnell passieren. Man müßte dann mit dem Uebergeben des zweiten Blockes auf das Fertiggerüst so lange warten, bis der erste Stab dasselbe ver lassen, was einem großen Zeitverluste und da durch einem bedeutenden Produktionsausfalle gleichkäme. Am günstigsten wird man fahren, wenn man es so einrichten kann, daß Vor- und Fertigwalze ungefähr gleichzeitig ihre Arbeit verrichtet haben, so daß ein Leerlauf des einen Gerüstes nach Möglichkeit vermieden wird. Im vorliegenden Falle würde man beim Reversierduo fünf Stiche auf die Fertigwalze legen und beim Triowalzwerk sogar der Fertigwalze nur drei Stiche zuteilen und die übrigen sechs Stiche auf die Vorwalze legen. Der verhältnismäßig kurze Block wird die Stiche der Vorwalze schnell passieren, während der bereits langgestreckte Stab in der Fertigwalze längere Zeit gebraucht, bis er die Kaliber der Fertigwalze durchlaufen hat. Vor- und Fertiggerüst werden ziemlich gleichzeitig mit ihrer Arbeit zu Ende kommen, die Zeitverluste werden auf das geringste Maß beschränkt werden. Kombinieren wird man so viel Profile, als die Variation in der Ausbrei tung und eie mäßige Stauchung der Profil glieder es gestatten. Die Beschaffungskosten eines größeren Walzenparkes werden durch die wesentlich höhere Produktion mehrfach auf gewogen. Auch der Walzenwechsel spielt nur eine untergeordnete Rolle, bei sehr hohen Leistungen kommen die Kosten desselben anderen Werten gegenüber kaum in Frage. Auf Walzen wechsel und Walzenersparnis wird häufig sehr zum Schaden der Produktion — noch zu viel Gewicht gelegt, die vorzüglichen Leistungen mancher Walzwerke in mittleren und kleinen Profilen sind die Frucht einer sorgsamen Ab wägung der in Frage kommenden Werte. Die Regel der günstigsten Sticheverteilung hat auch Bedeutung für die Feinwalzwerke. Es ist heute noch fast allgemein üblich, ein Klein fassonprofil auf nur einem Triogerüste fertig zu walzen, bez. nur den Fertigstich auf ein be sonderes Poliergerüst zu legen. Ohne weiteres leuchtet es ein, daß man die Produktion wesent lich steigert, wenn man die Vorstiche auf zwei Gerüste verteilt. Gesetzt, man walzt 1 40 mm in fünf Stichen fertig, von denen vier Stiche auf die Vorwalze und der Fertigstich auf das Poliergerüst entfallen. Die Leistung der Schicht sei durchschnittlich 40 t. Verteilt man jetzt die vier Stiche auf zwei Triogerüste, gibt also jedem Gerüste nur zwei Stiche, so wird man immer auf beiden Gerüsten gleichzeitig walzen können, die Produktion wird bedeutend in die Höhe schnellen. Statt 40 t wird man jetzt 50 oder gar 55 t erzielen. Man benötigt auch keinen größeren Walzenpark, weil man jetzt die doppelte Anzahl Profile auf die beiden Trios kombinieren kann. Enthielt früher das einzelne Trio z. B. die Vorstiche für _L 40 und 45 mm, so kann man jetzt, wo zwei Gerüste zur Verfügung stehen, die Vorkaliber für 1 35 und 50 mm dazu nehmen, es ist also keine Ver mehrung der Walzenzahl eingetreten. Im all gemeinen wird die Produktion um so höher aus fallen, je weiter die Sticheverteilung verfolgt wird. Wenn ich vorhin immer von dem Trio sprach, so soll das heißen, daß das Triowalz werk mit Berechtigung für Fassoneisen kleinerer Abmessungen fast ausschließlich Anwendung findet. Für die Stabeisensorten, als Rund-, Flach-, Bandeisen, ist die weitgehende Stiche verteilung in gleicher Weise bedeutungsvoll. Bei der Anlage eines Feinwalzwerkes ist es immer verhängnisvoll, wenn man an Gerüsten zu sparen sucht; an eine nennenswerte Produk tion ist nicht zu denken, wenn man nicht auf weitgehende Sticheverteilung hinarbeitet. Ist man bei der Neuanlage eines Profilwalz werkes zu größter Sparsamkeit gezwungen, so wird man, um mit geringem Walzenpark aus zukommen, anfänglich möglichst zu kombinieren suchen und mit mäßiger Produktion fürlieb nehmen. Nach und nach kann man dann von Profil zu Profil so disponieren, daß man zur Höchstleistung gelangt.