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10 Stahl und Eisen. Bericht über die Itauptversamndung vom 9. Dezember 1906. 27. Jahrg. Nr. I. Gießereifachleute, die wir in Verbindung mit dem Verein deutscher Eisengießereien ab halten. bestens bewährt und als ein gutes Mittel erwiesen, um die Technik in den Gießereien zu fördern Der Neubau des Eisenhüttenmännischen Instituts der Hochschule zu Aachen schreitet rüstig vorwärts. Dagegen ist die Frage, ob der eisenhüttenmännische i nterricht an der Bergakademie in Berlin und an der Charlottenburger Hochschule vereinigt werden kann, ihrer Lösung noch nicht näher getreten, und auch über die an der Hochschule in Breslau vorgesehenen Einrichtungen ist uns bisher nichts bekannt geworden. Wir vertreten in diesen Fragen nach wie vor den Standpunkt, daß das Ziel des eisenhüttenmännischen Hochschulunterrichts eine gründliche und vertiefte Ausbildung sein soll, die, auf wissenschaftlicher Grundlage aufgebaut, die gegen frühere Zeiten erheblich höher und vielseitiger gewordenen Anforderungen der Praxis gebührend berücksichtigt, und wir sind der Ansicht, daß, um dieses Ziel zu erreichen, unsere Hochschulen so weit auszugestalten sind, als es die örtlichen Verhältnisse gestatten. Der in unserer letzten Versammlung angekündigte Besuch des American Institute of Mining Engineers hat im Monat August stattgefunden; es waren etwa 110 Amerikaner einschließlich ihrer Damen hier; über den Verlauf der Veranstaltungen ist eingehend in der Zeitschrift „Stahl und Eisen“ berichtet. Der Besuch war von echt freundschaftlichem Geiste getragen. Wir, die wir die Freude hatten, die amerikanischen Gäste persönlich zu begrüßen, waren von ihrem freundschaftlichen Entgegenkommen und dem Verständnis, das sie für deutsche Einrichtungen und Sitten bekundeten, auf das angenehmste berührt, und aus den zahlreichen Aeußerungen unserer Gäste können wir mit Sicherheit den Schluß ziehen, daß auch diese ähnliche Befriedigung über ihre Anwesenheit auf deutschem Boden empfunden haben, wie sie bei uns durch den Besuch hervorgerufen worden ist. Wir dürfen somit die Erwartung aussprechen, daß die Veranstaltung dazu beigetragen hat, die guten und freundschaftlichen Beziehungen, die zwischen den amerikanischen Eisenhüttenleuten und uns schon seit langem bestehen, eine erneute und kräftige Festigung erfahren haben. Mit Ende dieses Jahres scheiden nach dem regelmäßigen Wechsel aus dem Vorstande aus die HH. Baare, Bueck, Dahl, Gillhausen, Klein, Krabler, Lürmann, Macco, Massenez, Schuster und Servaes, ferner sind zur Ausfüllung der im Laufe der Jahre durch den Tod gerissenen Lücken weitere sechs Vorstandsmitglieder zu wählen, wofür der Vorstand Ihnen die HH. Beuckenberg, Moritz Böker, Brügmann, Schaltenbrand, Scheidtweiler und Uge in Vorschlag bringt. Sofern nicht Wahl durch Zuruf beliebt wird, bitte ich Sie, auf den dann zur Verteilung gelangenden, von der Geschäftsführung vorbereiteten Zetteln diejenigen Namen, welche Ihnen etwa nicht genehm sein sollten, zu durchstreichen und durch andere zu ersetzen. (Auf widerspruchslosen Vorschlag aus der Versammlung erfolgt darauf durch Zuruf Wiederwahl der ausscheidenden Vorstandsmitglieder und Zuwahl der vorgeschlagenen weiteren sechs V orstands- mitglieder.) M. H.! Ich habe Ihnen zum Schlüsse meiner geschäftlichen Ausführungen noch eine Mit teilung über die diesjährige Verleihung der Carl Lueg-Denkmünze zu machen. Nach § 2 der Satzungen soll die Carl Lueg-Denkmünze an solche Männer verliehen werden, „die durch Erfindung oder Einführung einer wichtigen Neuerung, sei es auf mechanischem, sei es auf chemischem Gebiete des Eisenhüttenwesens, sich ausgezeichnet, oder sich durch besonders bemerkenswerte Vorträge im Verein oder durch Abhandlungen in der Vereins zeitschrift „Stahl und Eisen“ ein hervorragendes Verdienst erworben haben“. Unter Berücksichtigung dieser Anweisung hat der Vorstand beschlossen, in diesem Jahre die Denkmünze Hrn. Dr. Ing. Schrödter zu verleihen. Sie haben, verehrter Herr Doktor, nicht nur eine Reihe bemerkenswerter Vorträge in unserem Verein gehalten, sondern auch die eisenhüttenmännische Literatur durch viele Aufsätze und Abhandlungen bereichert, welche weit über die Grenzen unseres Vaterlandes hinaus gedrungen sind und hochgeschätzt werden. Aus der großen Zahl derselben darf ich insbesondere nennen Ihre Arbeiten über: „Flußeisen und Schweißeisen in der deutschen Eisenerzeugung“; „Fortschritte der deutschen Roheisenerzeugung seit dem Jahre 1882“; „Die Deckung des Erzbedarfs der deutschen Hochöfen der Gegenwart und Zukunft“ ; „Die Bedeutung und neuere Entwicklung der Flußeisen erzeugung“ ; „Der Wettbewerb der amerikanischen Eisenindustrie“; „Eisenindustrie und Schiffbau in Deutschland“; „25 Jahre deutscher Eisenindustrie“ sowie Ihre zahlreichen und wertvollen Arbeiten über Tariffragen und Statistik. In Würdigung dieser Ihrer verdienstvollen Tätigkeit hat der Vorstand Ihnen aus vollster Ueberzeugung und einstimmig die Carl Lueg-Denkmünze zuerkannt, und ich habe die Ehre, sie Ihnen zu überreichen mit dem Wunsche, daß auch nach dieser Richtung hin uns Ihre Mitarbeit noch viele Jahre erhalten bleiben möge!