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kräften Vorkommen, der Preis des Koks 30 •6 f. d. Tonne überschreitet und niedrige Löhne mit hohen Frachten für das einzuführende Roheisen Zusammentreffen oder Zollverhältnisse den Import desselben erschweren, wird der elektrische Roh eisenerzeuger zur Anwendung gelangen können. Solche Erzeugungsbedingungen liegen häutiger vor, als allgemein angenommen wird. So sind z. B. in Kanada im Laufe dieses Jahres Ver suche gemacht worden, welche, zu sehr guten Ergebnissen geführt haben.* Es ist dort ge lungen, aus den verschiedensten Erzen, selbst aus solchen mit so hohem Schwefelgehalt, daß er ihre Verwendung bisher unmöglich machte, aus titanhaltigen Erzen und dergleichen, Roheisen gewünschter Qualität zu erzeugen und den Schwefel bis auf wenige Tausendstel Prozent zu entfernen. Als Brennmaterial kamen auch ver kokte Abfälle von Sägemühlen und sonstige Ab fälle und minderwertige Stoffe zur Verwendung. Die Tonne Roheisen erforderte 1500 bis 1800 KW.- Stunden. Die Anlage wurde gebaut für 250 P. S. Auf Grund der Ergebnisse wird jetzt eine An lage von 1250 P. S. errichtet. Das chemisch- metallurgische Prinzip scheint gelöst. Ehe das Verfahren aber zur Großindustrie ausgebildet ist, wird wohl noch einige Zeit vergehen und noch manche Erfahrung bezüglich der Konstruktion gesammelt werden müssen. Es ist nicht leicht, einen Apparat für solche Prozesse zu bauen, denn so einfach er auch aussieht, so mühsam ist es oft, die Schwierig keiten, welche bei einzelnen Konstruktionsteilen entstehen, zu überwinden. Ich erinnere nur an die Herstellung großer Elektroden, welche demnächst in Abmessungen von 5 m Länge und 950 mm Durchm. gebraucht werden. Die Aus führung neuer Prozesse oder an sich guter Er- findergedanken verzögert sich aus solchen Gründen oft jahrelang. So ist auch jetzt die Konstruktion der Apparate, in welchen Hroult sein Roh eisenverfahren ausführen will, die einzige Schwie rigkeit, welche der größeren Ausnutzung des Verfahrens entgegensteht. Eine elektrische Roh eisenerzeugung wird sich wohl in nicht zu ferner Zeit in Kanada, Brasilien, im Ostindischen Archipel und Neuseeland entwickeln. Ich halte es nicht für richtig, aus Versuchs ergebnissen auf Selbstkosten zu schließen. Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß diese Er zeugung auch für Deutschland Interesse ge winnen wird. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß das elektrische Roheisen - Erzeugungsver fahren vermöge der zu erzielenden hohen Tem- peraturen zukünftig gestattet, ein rohes Eisen, nicht Roheisen, zu erzeugen, welches vielleicht nur wenig über 1 °/o Kohlenstoff enthält und, * Vergl. „Stahl und Eisen" 1906 Nr. 4 S. 238; Nr. 6 S. 566; Nr. 14 S. 868; Nr. 22 S. 1369. flüssig in einen elektrischen Ofen gebracht, besseres Rohmaterial abgibt, als unser heutiges Roheisen. Die Verfahren von Keller und Härmet haben, soweit ersterer in Frage kommt, das Ver suchsstadium noch nicht überschritten, und hat letzterer meines Wissens dieses Stadium noch nicht erreicht. Der heutige Stand der Roheisen erzeugung erfüllt also die Bedingung zu 1 gar nicht, zu 2 nur teilweise, während er der Be dingung zu 3 voll und ganz gerecht wird. Anders gestaltet sich die Sache, wenn es sich darum handelt, Spezialroheisensorten oder Ferro legierungen zu erzeugen. Unser elektrisch er zeugtes Ferrochrom, Ferro Wolfram, Ferrosilizium usw. sind so bekannt, daß ich dieselben nicht näher zu behandeln brauche. Auch hier spielt die Eigenschaft des elektrischen Ofens, reine Metalle zu erzeugen, eine große Rolle. 2. Fluß eisen und Stahl. Auch bezüg lich der Erzeugung von Stahl kann, soweit Handelsware wie z. B. Träger, Stabeisen usw. in Frage kommen, von einer Verbilligung der Gestehungskosten in unseren jetzigen Industrie zentren, wo keine Wasserkräfte zur Verfügung stehen, und wenn die elektrische Kraft durch Kohlen erzeugt wird, heute noch nicht die Rede sein. In dem bisher gebauten größten Ofen für 5 t-Chargen ist bei kaltem Schrotteinsatz zur Erzeugung einer Tonne Stahl immer noch ein Kraftaufwand von 870 bis 752 KW.-Stunden erforderlich. Wird das Rohmaterial in gewöhn lich benutzten Oefen (Martin, Thomas usw.) vorgeschmolzen und flüssig und überoxydiert in den elektrischen Ofen eingebracht, so werden bei solch kleinen Oefen immer noch je nach der ver langten Reinheit des Materials 200 bis 300 KW.- Stunden verbraucht. Bei größeren Oefen wird sich diese Menge nennenswert verringern. Ein 1500 kg-Ofen braucht z. B. zwei Stunden, um flüssigen, nicht gereinigten Einsatz zu reinigen und fertig zu machen. Um diese Menge um 200° zu erwärmen, wären 0,4 X 200 X 1500 = 120 000 Kal. = 140 KW.-Stunden erforder lich. Die nötigen Schlacken erfordern noch 120 KW.-Stunden, zusammen 260 KW.-Stunden = 130 KW. i. d. Stunde. In Wirklichkeit sind aber zur Durchführung des Verfahrens durch schnittlich 250 KW. erforderlich, d. h. 48 °/o der verwendeten Kraft geht durch Ausstrahlung verloren. Der Fassungsraum eines elektrischen Ofens kann nun leicht auf 10 000 kg gesteigert werden, ohne die Ausstrahlungsverluste ent sprechend zu vermehren. Die Oberfläche eines 10 t-Ofens verhält sich zu derjenigen eines 11/2 t-Ofens wie 2:1, der Kraftverbrauch eines 10 t-Ofens, welcher in zwei Stunden eine Charge machen soll, würde daher sein für das Erwärmen des Stahles: