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PoMsHe Madsch««. Deatschland. Das Handschreiben des Kaisers. Biel bemerkt wird, daß der Kaiser dem ««»«» Oberkommandautea der englische» Streit kräfte im Mittelmeer, dem Herzog von Lonaaught, ein Handschreibe» Sberreichen ließ. Der Inhalt ist natürlich Geheimnis, man ratet aber bereits u a. dahin, daß er sich auf «ine »e»e Mittelmrrrfahrt des Kai sers beziehe» kann, krst jüngst ist all«rdi»g8 halbamtlich »ersichert worde», daß über einen Besuch deS Kaisers auf Korfu, defse» Achilles» sein Eige«t»m geworden ist, bis her nichts feststehe. A»zu»«hme» ist ja Wohl, daß der Monarch, wenn er Korfu besucht, auch eine Mittelmeerfahrt machen wird. Der Herzog vo» Connaught ist als Bruder des Königs von England ei» Onkel des Kaisers, kein« Gemahlin ist eine deutsche Prinzessin, die Tochter deS verstorbene» Feldmarschalls Prinzen Friedrich Karl vo» Preuße» und eine Schwester det Prinze» Friedrich Leo- P»ld, Wetter »»d Schwager. Ei» WahlrechtSkamßf strhtIm preußische» Xbgeord»etenhause bevnr, dat gleich dem Reichstage am Mittwoch seine Arbeiten i« neuen Jahre auf»ahm. Am Freitag soll der freisinnig« Antrag auf Abänderung ,d«S Wahlrechts in Preuße» beraten werden. Die Wiederholte» Sitzungen des Staatsministeri- um- werden auch diesem Anträge gegolten hab«n. Man erwartet die Beantwortung durch de» Ministerpräsident«» Fürste» Bülow persönlich. Am Vorabend der Beratung ver anstaltet die Sozialdem»kratie in ganz Preu ße» Volksversammlungen gege» das bestehende Dreiklassenwahlrecht. Post- und Militäranwärter. Die Reichs postverwaltung läßt nach der „Woss. Zt,/' vom 1. April ab Militäranwärter in ge wissem Umfange auch für Diätarstelen zu. AuS diesen treten die Anwärter in etats mäßige Stellen über, sobald diese frei werden. Oesterreich-Ungur«. In Wien wurde rin deutscher Schutzver- «inStag eröffnet. Der deutsche Landmann« Minister Peschke erklärte, er nehme gern Ge legenheit, an einer so er»st«n und wichtigen Versammlung teilzunehme», um damit zu bekunde», daß auch die österreichisch« Re gierung j>ie stillr^kulturelle nationale Arbeit der deutschen Schutzvereine zu schätzen wisse. Der Minister wünschte beste« Erfalg. Italien. Monako und der Vatikan. Zwischen dem Fürstentum Monako und dem Vatikan droht der AuSbruch einer Konfliktes, der prinzi pielle Bedeutung hat. Der Vatikan wird, sobald der Fürst seinen geplante« Besuch in Rom auSführt, den übliche« Protest erlassen, der, wie aus guter Quelle verlautet, durch die Demissio» des Gesandte» Mouak»S beim Vatika«, deS Grafen Wagner, «ineS intra«. sigenten Klerikale», unterstützt werde» wird. Sollte der Fürst vo» Monako an WagnerS Stelle einen neue« Gesandt«» ernennen, so Wird der Vatikan denselben nicht ««erkenne». Danach dürfte als» die Folge der Romreise der Für sie« von Monako vermutlich die Aushebung der Gesandtschaft beim heiligen Stuhl und der Ausbruch einet kleinen Kul turkämpfe» sein. Frankreich. Präsident Fallieres empfing die Vertreter der fremde« Mächte. In seiner , Ansprache pries er die wichtigen Ergebnisse der Haa ger Friedenskonferenz und sprach di« Hoff nung au«, daß die Fortschritt« in der .Er haltung des Friedens andauer« möchten. — In Marokko besetzten die Franzose« Dar Berrechid bei Medina. Sie erbeuteten 2500 Hammel. Der „Temps" über den Harden-Prozeß. Den ,T«mps* erfüllt die Verurteilung Har- denS mit Befriedigung. DaS Blatt schreibt: „Wir liebe» zu sehr den Freimut, als daß wir'aus unserer Genugtuung über Harden» Sturz ei» Hehl machen kö-nten. I'Seit ^Jah ren lästert dieser Mann Frankreich und regt durch verleumderische Unterstellungen die Meinung Deutschland» gegen »nS auf. In der Marokko-Angelegenheit hat er alles'ge tan, um jede Verständigung unmöglich zu machen. Wir halten Herrn Harde» für «i»rn Fei»d »»serrS La»d«S, er.wird sich deshalb nicht: w«nder» dürfen, wen« mau ihm auch in Frankreich' diezmildernden Um stände verweigert, die ihm seine Mitbürger nicht zubillige» wolle». Wir denke» nicht daran, im Falle etwaiger Streitigkeiten zwischen Frankreich und Deutschland, di« von ihm provozierten Skandale anSzunutzen, denn wir kämpfe« nicht mit solche« Waffen. Wenn er aber heut« mit dem Verlust seines Kredit» «ine schädliche Lanfbahn beschließt, so haben wir keinen Grund, dies« Tatsach« zu beklagen." DaS Blatt meint, daß Har der ««tweder gege» all« Beweise seine Be schuldigungen «ufrechterhalten oder erklären müsset er sei Frau da« Elbe und Herrn don Holstein aufgeseffen; er müsse sich sel ber für boshaft oder für leichtgläubig er kläre». In beiden Fällen sei aber fortan seine politische Rolle ausgespielt. Rußland. Die Unsicherheit in Rußland hält an, auch das Wrihnachtsfest, das im Zarenreiche jetzt erst gefeiert wird, bringt keinen Frieden. Auf der Station OlkuSz an der Weichsel- bahn versuchten fünf Polizisten drei verdäch tig« Männrr zu verhaften. I« dem Kampfe wurden drei Polizisten verwundet und einer erschaffen, van de» Verdächtigen wurde einer gelötet, die , beiden anderen entkamen durch die Flucht. Eine Bande von 50 Räubern hatte nachts bei Karjasy an der transkaukasischen Bahn das Gleise zerstört, um riuen Postzug zu berauben- Ein vor«usgeschicktrr Militär zug entgleiste, wobei 7 Soldaten verwundet wurden. Die Räuber flüchteten. Der Post- zug, der 2 Mill. Rubel enthielt, wurde in Karjasy zurückgehalten. Unweit der E«t- gstisungssielle entdeckte man eine Höllen maschine. Wie unsicher «S selbst in der Nähe des Zaren ist, dafür ein neues Beispiel: Aus dem Zeughaust des in Peterhof, der Zaren residenz, stehenden 148. kaspische« Infanterie regiments wurden 60 Gewehre gestohlen. Neue Gerücht« van einem Anschlag gr- -gr« den Ministerpräsidenten entbehre» der N'gründuvg. Türkei. Der Streit zwischen der türkischen Re gierung und den europäische» Großmächte« in der mazedonischen Reformfrage dauert fort. Die Türkei behauptet die Rechte der stets fügsamen Mohamedauer wihrzunehmen, wird sich schließlich aber doch wohl füge« müsse«. In letzte« Monat kamen in Mazedonien 145 politische Morde vor. Die bulgarische Volksvertretung hat 500 Tausend Lr. zum Besten der BandeuauS- schreitnngeu in Mazedonien bewilligt. Bulgari«». Fürst Ferdinand, der Ende Februar seine zweite Ehe schließen will, ist erkrankt, doch ist di« Krankheit nur geringfügiger N«t«r. DaS Parlament wurde geschlossen, da« Mi nisterium ist zurückgetretrn. Rach dem grie chische» Wrihnachtsfest wird dir Demokrat Malt«»w «i»e neue Regierung bild«». Chi»«. Die AufstandSbewegung in Südchina scheint deutsch« J»t«rrssen nicht mehr zu ge fährd«». Di« deutschen Kreuzer „Fürst Bis- marck" und „Niobe" habe» Hongkong ver laffe» und si»d nach den Philippine« in See gegangen. Koloniales. AuS Deutsch-Ostafrika. Die Tatsache, daß seit einige» Monaten der Sanitätsunter- offizier Bruckner im Moogoro - Bezirk in Deutsch-Ostafrika verschwunden ist, wird mit neuen Aufstandsgefahren in Verbindung gr« br«cht. Nach einem amtlichen Telegramm scheint allerdings festzustehe«, daß Bruckner vo» Eingeborene» ermordet worden ist. Neber die Gründe und die näheren Urständ« deS Mordes ist »och nichts bekauot gewor den. An amtlicher Berliner Stelle legt man aber dem Vorfälle keine weitgehende Bedeu tung bei, sondern hält ihn für einen Einzel- Vorgang, der nicht mit der Gesamtstimmnug der Negerbevölkerung in dem Bezirk in Ver- bindung gebracht werden kann. Wenn fer ner berichtet wird, die weiße Bebölkerung Osiafrikas verlange die Abberufung des Gouverneurs von Rechenberg, so erklärt das halbamtlich bediente Blatt, bisher sei eine solche Eingabe bei dem Reichskolonialamt nicht eingrgange». Jedenfalls sei die an- grblich in der Eingabe gestellte Forderung, ähnliche Verordnungen in Deutsch-Ostafrika gege» die Eingeborenen zu erlassen wie in Südwestafrika, durchaus »icht angebracht. — Oberbaurat Schmick vom hessischen Finanz- minlsttriu« wird im Auftrag« des Koloniat- srkretärs am 20. Januar nach Ostafrika und Südwestafrika abreisen, um Studie» über Talsperre», umfangreiche Bewässerungsan- lagen und ähnliches zu machen. Gerichtshalle, Da» Urteil im Harbeu-Prozeß, gege» da» der Angeklagte, wie bestätigt wild, Revision bei br« Reichsgericht eingelegt hat, sinket auch ei« Echo im Auslände. In bemerkenswerter Weise schreibt das Pariser Regierungsblatt Trmps: Air 'Leben z« kehr den Fre>»ut, als daß wir au» unserer Genugtuung über HardenS Stur, «in Hehl urachcx könnte». Seit Jahren lästert dieser Rann Frankreich und regt durch verleum derische Unterstellungen die Meinung Deutschland gegen uns auf. In der Marokks-Augelrgenhei hat er alle- getan, um jede Verständigung uv möglich zit machen. Wir halten Herrn Harde« für einen Feind unseres Laude» und wenn < heute mit dem Verlust seine» Kredit» eine schäd liche Laufbahn beschließt, so haben wir keine Grund, diese Tatlache zu beklagen. „Die Gcha«dsä«le i« Memel" betitelte ft ei» von Beleidigungen strotzender Artikel der sl ziald,mu ratischen KömgSb rger Volkszeitung zu Enthüllung des Memeler Nat'onaldenkmalS. I dem Artikel wurde Königin Luis« »on Preuß« geschmäht, wurden der Denkmilsautschuß ur die Teilnehmer an der Enthüllung beleidigt. W« erinnerlich sein dürfte, land die Feier in Gegen» wart Ve» Kaiser» statt. Die Königsberg«' Strafkammer hat j-tzt d-n ArUk^lschreider, de Redakteur Marckwalv, zu einer Gesamtstrafe vo« einem Jahr und drei Monaten velängms verui teilt. Weg-« Fluchtverdachts »urd« ftforft Verhaftung beschlossen, doch bleibt der Sngctlagi gegen Stellung einer Kaution „rläufig «r freie» Fuße. Der «r»e Th«w-Prozeß. Am Mintag wurt der zweite Propß gegen den Milionär Hari Tha» in New-Derk eröffnet, der, mir erinnerlui iw Beisein sei«« Frau den Architekten SMnfni White, eir«n notorischen Wüstling, in eine' New-Dorker Sommertheatrr erschoß. Ursache d« Morde» war angeblich der Umstand, daß Whi« die Gatti« Thaw», eine ehemalige Choristin ve selten« Schönheit, als halbwüchsiger Mädchen ve führte und durch impertinentes Benehmen Tta wiederbolt aut die Schaube seiner Frau hinwiei Im ersten Prozesse, in Lem die Jury zu keine« Verdikt kam, plädierte der kalifornische Adv»b Delphine Delmas theatralisch auf Verbrechen «e Leidenschaft und ries hierfür «in ungeschrieben« Gesetz a», LaS lur ein solches Ve'brechc« kri» Strafe kennt. Er hatte jedoch trotzdem gegen eit Prüfung de» Grist-szustandcs ThawS nichts ei« zuwcnden, der ober »ormal befunden wurd Diese» Mal ist die Szene ziemlich »«rändert. A nächst wird der zweit« Pu» ß schwerlich so lans dauer« wie der erst«. RichNr Dowling erklär« daß er dir unendliche Zeit, welche die Aurlosu« der Jury beansprucht, enentuell durch Nachlfitzu« gen «bkürzen werde. Thaw selber hofft, am 2! Februar frei zu sein. Zum ersten Arrteidig« ThawS ist diesmal Martin Littlewn bestellt, d« seine Karriere al» kleiner Eisenbahnbeamt« b« gann und sich durch Geschicklichkeit und Ausbau« zu einem Advokaten ersten Rangel hinaufarbeiW Die Verteidigung wird auf zeitweisen Jrrsini ohne Anrufung eines ungeschrieben,« Gesetze plädiere«. Die Gattin ThawS wird abenn«! Hauptzeugin sein. Die Verteidigung behaupt nämlich. Thaws Irrsinn sei durch die Geschick entstände«, di« Evelyn Nesbit auf ihrem gemei« schaftlichen Ausfluge nach Palis Thaw über ihi Verführung durch Whit: erzählte und al» Grun angab, d,r sie an der Annahme fernes EH,an<S bieterS hindere. Der Distriktsftaatsanwalt I rome, der an ersten Prozesse die Anklage ! führte, daß der Prozeß mehr den Eindruck emi Kampfes zwischen Ankläger und Adsokaten u« forensischen Ruhm mochte, wobei da» Schickst des Angeklagten nebensächlich zu scin schien, sui giert auch diesmal vl» Ankläger. Er hat inzwrsch« Recherchen über Lie Reise Thaw» und sein« jetzigen Fräs noch Europa veranlaßt; ober au< die Verteidigung hat den jungen Advokaten T-« vin »ach Europa zu ähnlichen Erhebungen ev- ssndt. Man vermutet daher, daß das Kreuzus hör sensationell sein wird Achter Dowling h« alle Fräsen mit Ausnahme der Mitglieder L« Fawil'« Thaw von den Verhandlungen ausss schloff«», angeb I ch, w,il n cht »erma Raum vo halben ist. Nur 150 Pr^o-ev nbalin Zutrii Wer gemmM Raman vo« Viktor Strahl. 4k „Bitte nehmen Lie wieder Platz, Herr Graf! Kommen Sie im Auftrage Ihres Herrn Vaters?" ver Graf runzelte die Stirn und fehle sich schnell. „Nein, ich bin aus eigenem Antrieb gekommen", er klärte er mit ekwas ärgerlicher Stimme. „Ich bin bereit, zu hör«, was Lie mir mitzukeilen haben, Herr Graf!" Hugo nahm ebenfalls Platz. ,)ch möchte mich gern mit Ihnen befreunden, Herr Körner", verfehle der Graf mit einem gönnerhaften Lächeln. „Und weshalb denn?" fragte Hugo überrascht, seinen Gast scharf anblickend. „Weil ich daran nicht zweifle, daß Sie der Sohn meines armen Bruders und des unglücklichen Fräuleins Gertrud Ehlers sind." „Sie zweifeln also nicht mehr daran?" „Nein, Herr Körner. Sie sind das Ebenbild meines toten Bruders und deshalb will ich mich Ihnen gegenüber als ein Verwandter zeigen, versieht sich, aus einfacher Güte und aus freundschaftlichem Gefühle, das ich für Sie empfinde. Es gibt kein Gesetz, das mich zwingen könnte, Ihnen einen Pfennig zu geben." „Herr Graf, ich glaube, Lie irren sich in mir!" er widerte Hugo stolz. „Ich habe mir noch keine Almosen erbeten. Ich will nur mein Recht." „Ihr Recht?" rief der Graf. „Und worin besteht es?" „Wenn meine Vermutungen sich bewahrheiten, bin ich der legitime Lohn und Erbe des Grafen Paul v. Berling hausen." — Graf Leonhard wurde feuerrot und seine Augen blitzten wie geschliffener Stahl. „Diese Anmaßung junger Mann ist köstlich. Sie UMöw sich fülbfi bald überzeugen, daß Sie kein legitimer Soh» meines verstorbenen Bruder« sind, also gar kein Recht auf irgend welche Ansprüche an das gräflich Ber- linghausen'sche Geschlecht haben. Ich rate Ihnen, nehmen Sie das an, was ich Ihnen aus freundschaftlicher Güte bieten will." „Wenn ich nun Ihre Freundschaft annehme und mein Recht aufgebe, was gedenken Sie dann für mich zu tun?" fragte Hugo kalt. „Ich werde sie unter meinen Schuh nehmen" erwiderte der Graf lebhaft „und Ihnen eine ansehnliche Jahresrate aussehen. Nun, was sagen Sie dazu?" „Daß ich Ihr Anerbieten zurückweise", erklärte Hugo gelassen. Der Graf wurde ungeduldig. „Was wollen Lie denn noch mehr? Nennen Sie den Preis!" Der junge Mann blickte seinen Gast durchdringend an. „Wofür, Herr Graf?" „Sie sollen ihren jetzigen Namen beibehalten und nie eine Anspielung auf eine Verwandtschaft zu unserer Fami lie machen. — Ich möchte den Namen meines toten Bruders vom Gerede und der Skandalsuchk der Welt be wahren." „Sie fordern, was ich nicht gewähren kann" antwortete Hugo mit stolzer Ruhe. „Ich will nur mein Recht und meinen toten Vater von dem Schatten eines Verdachts befreien, damit ich seinen Namen mit Ehren annehmen darf. Ich bin ein legitimer Sohn — Lie wissen es ganz gut — Ihr Anerbieten beweist es mir." Graf Leonhard erbleichte. „Das ist schändlich!" entfloh es seiner Zunge. „Nehmen Sie lieber Vernunft an, junger Mann. Sie gewinnen nichts dabei, wenn Sie sich mit mir auf den Kriegsfuß stellen." „Die Vorsabuna hat mich hierher geführt" sagte Hugo nachdenklich, „ein einziger Vrlef, ver ven stempel vieles Ortes trug! Ich bin nicht das hilflose Geschöpf, wofür Sie mich halten." „Wie so nicht?" warf der Graf fast unbewußt ein. „Weil ich glaube, daß alle Briefe, die Marie Kreutz empfing, obwohl mit verstellter Handschrift geschrieben, von Ihnen herrühren. Ich hege die feste Überzeugung, daß mein Vater Ihnen auf seinem Sterbelager anvertrauie, daß er sich mit Gertrud Ehlers vermählt habe und einen Lohn besitze, daß er Weib und Kind Ihrem Schuhe em pfahl. Sie haben das Vertrauen des Sterbenden getäuscht — meine Mutter und mich um den rechtmäßigen Namen und um das Erbe gebracht!" Der Graf bebte vor Schrecken und Wut. „Sie sind sehr kühn, junger Manu!" „Kühn, aber wahr" entgegnete Hugo lächelnd. „Diese Umstände werden früher oder später an den Tag kommen. Meine Mutter trete als Zeugin wider Lie auf." „Ihre Mutter? — Die ist in Amerika glückich ver heiratet. Wollen Sie dahin reisen, um sie zu suchen?" „Ich täte es, wenn sie dort wäre. Dies ist aber nicht nötig. Meine Mutter hat Deutschland nicht verlassen." Der Graf fuhr zusammen und starrte ihn unverwandt an. — „Das ist nicht wahr" sprach er mit heiserer Stimme. Hugo nickte lächelnd. „Doch, Herr Graf! Meine Mutter lebt in der Nähe auf einem Gut." Der Graf stieß einen Ausruf des Zornes aus. Er verriet dem jungen Manne durch sein ganzes Be nehmen, daß das Gerücht, Gertrud Ehlers sei nach Ame rika ausgewandert, von ihm ausgcgangen sei und daß er wohl wußte, wo sie lebte und bestätigte dies durch seine wütende Entgegnung: „Es besteht ein Komplott zwischen Ihnen und Gertrud Ehlers! - - —