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Memner Anzeiger EeschMi Tieuklag, TonnerSIag u. Sonnabend, dlbonnenientrpreir einschließlich zwei illustrierter achtseliigen Beilagen sowie einer illustrierten Witzblattes 1,50 Ml. Zeitung snr Lhnrniid, Seiskesdürs, Inserate kosten die Sp altenzeile oder deren Naum 10 Pf., für auswiirtige Inserenten 15 Pf., Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeig en für alle Zeitungen. Klein- nnd Grotzölsa, Obernanndorf, Hainsberg, Somsdorf, Cotzmannsdorf, Liiban, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikalivuslrusl für amtliche BekanutMilchuugeu. Nnmnier 1. s-r»spr-cher: Amt Deuben 114. Donnerstag, den 2. Januar lW8. Fernsprecher: Amt Deuben 114. 21. Jahrgang. Nut Nad una fern. Rabenau, den 2. Januar. — Der gute Ruf, den die. Pirnaer Ar tillerie-Kapelle unter der sicheren Leitung ihres Direktors Herrn Philipp genießt, Hal sich auch oei ihrem Auftreten auf der „König Albert- Höhe" am Mittwoch (Neujahr) aufs neu-: be währt. Die einzelnen Nummern des Pro gramms , das Kompositionen neuerer uud älterer Tonkünstler bot, darunter je ein Solo für Violine, Flöte und zwei Trompeten, wurde von der Kapelle in vollendeter Weise exekutiert und derartig applaudiert, daß Herr Philipp sich zu 7 Einlagen verstehen mußte- Der Saal war ziemlich gut besetzt. Der nach folgende Ball fand die Beteiligung von Jung und Alt. Man darf demnach erwarten, daß das Chor, das mit zu den besten Militär- Kapellen zählt, uns in einiger Zeit mit einem weiteren Konzert erfreuen wird. Der Besuch dürfte dann sicher reichlicher auSfalleu — 2. Kammer. Sitzung am 17. Dez. Allgemeine Vorberatung über daS Kgl. Dekret No. 27, Beucht über die V e r w a l t u n g der La u veSbraud-VersicherungS-A ii- st a l t betr. Abg. Wittig: Daß die Ergeb nisse der Verwaltung auf fast allen Gebieten der Versicherung eine günstige Entwickelung erwiesen hätten, darüber herrsche auf allen Seiten kein Zweifel. Auch die Abteilung für freiwillige Versicherung zeige für das Jahr 1905 einen sehr günstigen Abschluß, da die selbe einschließlich 67 000 M. vereinnahmter ikapitalzinsen einen Ueberschuß von 349 000 M. ergeben habe. Im Jahre 1904 habe der selbe bei dieser Abteilung nur 126000 M. betragen. Bedauerlich auf der andern Seile sei aber, daß die Brände, die durch fahrlässiges Gebaren entstünden, auch in den letzten Jahren nicht zurückgegangen seien. Ec habe sich be reits im vorigen Landtage erlaubt, auf diesen Umstand hinzuweiseii unv damals gebeten, daß man doch vielleicht durch Bekanntmachungen oder auch durch Hinweise in den Schulen mehr und mehr vor der fahrlässigen Brandstiftung warnen und insbesondere auf die strafrecht lichen Folgen nach dieser Richtung aufmerksam machen möchte. (Vereinzeltes: Sehr richtig!) DaS sei nämlich dem Volke viel zu wenig be gannt. WaS die Baubeihilfen anlange, so mochte er im Gegensatz zu den Ausführungen des Herrn Kollegen Rentsch die Anschauung vertreten, daß die Baubeihilfen zum Abbruche alter feuergefährlicher Gebäude doch in etwas reichlicherem Maße als bisher gewährt werden möchten. (Sehr wahr!) Daß bei diesen Ge suchen um Gewährung von Baubeihilfen vielfach von falschen Voraussetzungen ausgegangen werde, gebe er ja zu- Immerhin sollten alle düjenigen Gesuche, die wirklich begründet er schienen, möglichst generös behandelt werden und bei der Gewährung dieser Beihilfen nicht io sparsam wie bisher verfahren werden. DaS siege im Interesse der Brandversicherungsan stall selbst. — Trotz des günstigen Abschlusses, der im Jahre 1905 erzielt wmden sei, stelle sich der Ueberschuß der Landesbrandversicher- ungSanstalt doch als ein Tanlillum gegenüber deu Ueberschüssen der privaten Mobiliarver sicherungsanstalten dar. DaS sei ja kein Wun der wenn man berücksichtige, daß dabei Prä miengelder von 8, 10, 12 und mehr pro Mille gezahlt werde» müßten. Seit dem Bestehen des Ringes der Pcivatversicherungsgesellschaften seien die Gewerbtre ibenden eben an die Beding ungen der Versicherungsgesellschaften gebunden und müßten zahlen, was verlangt werde. Nach dieser Richtung hin würde sich die Königliche Landesbiandvei sicherungsanstalt ein großes Ver dienst für das ganze Land erwerben, wenn sie bsi der freiwillige» Abteilung die Ei Weiterung eiutrete» ließe daß die Geiverbtreibeirde» unter Umstände» auch Waienläger freiwillig bei ihr versichern könnten. Ec habe die Befürchtungen nicht, die in dieser Beziehung von anderer Seile vorhin hervorgehobe» worden seien- — Was die Wünsche der Hausbesitzervereine an- lange, so stehe er auf dem Standpunkt, daß man den Wunsch nach einer etwas erweiterten Vertretung der Städte wohl als unberechtigt nicht bestreite» könne. Auf demselben Stand punkt stehe er bezüglich der Prüfung und eventuellen Neuordnung der Klassifikation. Aber man dürfe bei der Beurterlung der letzteren Frage nicht aus dem Auge lassen, daß die Landesbrandversichernngsanstalt eine Versiche rung aus Gegenseitigkeit sei, und daß daher selbstverständlich der eine etwas mehr gebe als der andere. — Wenn Hr. Abg. Kunath aus die hohe Summe der Brandversicherungskassen- beiträge der Stadt Dresden hingewiesen habe, so hätte er, wenn er gerecht hätte sein wollen, hierbei auch erwähnen müssen, daß unter diesen Beiträgen der Stadt Dresden ein gut Teil von den StaatSgebäuden inbegriffen sei, und daß gerade diese Gebäude der Brandversiche- rungsanstalt die wenigsten Ausgaben verur sachten. Die Ausführungen des Hru- Kollegen Kunath hätten geklungen, als wenn ein Mit glied einer Krankenkasse sage: Nun habe ich schon so lange Beitiäge bezahlt und habe, weil ich noch nicht ernstlich krank gewesen bin, noch nichts erhalten. DaS sei ein Standpunkt, den man in alle Wege bei einer Versicherung auf Gegenseitigkeit nicht teilen könne. — Lumpenhändler Hugo Kunze wurde in Tharandt von plötzlichem Tode ereilt. Der durch eine» Herzschlag Dahingeraffle war bei der Jugend unter dem Spitznamen „Lumpen- Hugo" bekannt. — In einem Hause der Marktstraße in Deuben bentttzle ein 10 jähriger Knabe beim Feucranmachen Petroleum. Die Flamme schlug zurück und verbrannte das Kind im Gesicht und an einer Hand so schwer, daß es sofort i» ärztliche Behandlung gegeben werden mußte. — Am Neujahrstag! sande» am Königs. Hofe in Dresden die üblichen Glückwunsch- couren statt. — Der Verband des Wohllätigkeitsvereins „Sächs. Fechtschule" Großölsa veranstaltete am Sonntag vor Weihnachten unter sehr re ger Teilnahme der Ortsbewohner im Btttt- nerschen Gasthose eine Christbescherung, deren Mittelpunkt eine tiefergreifende Ansprache des hochgeschätzten Orlsgeistlichen, Herrn Pfarrer ThomaS-SeiferSdorf, bildete und die umrahmt wurde teils von Gesänge» deS Mäunerge- sangvercins „Liederkranz", teils von Dekla mationen und Lieder» der Schulkinder. Dank der Opferwilligkeit verschiedener Mitglieder und werter Gönner des Vereins, sowie der uneigennützige» Hingabe des Ausschusses mit seinem trefflichen Voisitzeuden, Herrn Gutsbe sitzer Oswald Kästner, an der Spitze war es möglich 26 bedürftige Erwachsene aus Kleiii- und Großölsa mit Gaben im Werte von je 9—10 Mark und 27 Schulkinder» mit Geschenke» i» der Höhe von je 3 Maik zu erfreue». Möge der Verein auch im neuen Jahre viele offene Herzen finden, um das Liebeswerk immer mehr auszubauen. — Die sächsischen Landtagsabgeordneten besaßen bisher nur Karten für freie Fahrt auf der Staatsbahn von ihrem Wohnorte bis zur Residenz nnd zurück- Darin soll wie man aus Dresden berichtet, nunmehr eine Aende- rung eintreten, indem in Aussicht genommen ist, den Abgeordneten Fahrkarten zu über weisen, die zur freien Fahrt auf allen Linien des sächsischen Staastbahnuetzes berechtigen. Voraussichtlich dürfte diese Aenderung mit dem neuen Jahre in Kraft treten. — Der aus der Untersuchungshaft vorge führte Arbeiter Karl Gustav Liebscher 1873 in Hermsdorf bei Dippoldiswalde geboren, vervollständigt sein Sündenregister wieder um eine beträchtliche Strafe. Vor kur zem war er dermaßen betrunken, daß er in seine Wohnung gebracht werden sollte; ein Gendarm wollte den Transport leiten. Lieb scher leistete jedoch heftigen Widerstand, der ihm 5 Monate Gefängnis einträgt. — Auf die Eingabe des Landesmedizinal kollegiums betr. Einführung des Ein- zelkelchesbeiderAbendmahlsfeier hat das Konsistorium geantwortet, daß es zwar die Vermehrung der Abendmahlskelche angeregt habe, daß es aber, solange bloß die Möglichkeit, nicht auch die Tatsächlichkeit von Gesundheitsschädigungen durch Benützung deS gemeinsamen Abendmahlskelches erwiesen sei, Bedenken tragen müsse, die Einführung des Einzelkelches allgemein anzuordnen. — Ein Kommando des 13. Jüger-Batal- lons, das in Dresden garnisoniert, wird sich Ende Januar nach Geising-Altenberg begeben, um an einem Ski-Lehrkursus teilzu- nehmen, der von dem Dresdner Skiklub i» der Zeit vom 25. bis 31. Januar veranstaltet wird. Die Leitung dieses Kursus hat der bekannte noiwegische Skiläufer H. Hanuevold aus Chiistiania übernommen. An dem Kursus wird auch eine Abteilung des in Freiberg garnisonierenden Jäger-Bal. Nr. 12 teilnehmen. — III. Großes Wintersport fest in Geising am 6. Januar, veranstaltet von der Ski- und Rodelabteilung (Mitglied deS Deutschen Skiverbaiides) des Deutschen und Oesterreichischen Touristenklubs, Sektion Dres den deS Oe. T. K. Diese bedeutenste winter sportliche Veranstaltung Sachsens erweckt wiederum lebhaftes Interesse in weiten Kreisen. ES sind von verschiedenen Seiten eine große Anzahl teils sehr wertvoller Preise gestiftet worden, meist Kunstgegenstände und kunstge werbliche Erzeugnisse. Besondere Aufmerksam keit erregt ein Ehrenpreis der Sektion im Werte von 100 Mk., bestimmt für den 1. Sieger im Wettspringen. — Die Preise sind zur Be sichtigung bei Herrn A. R. User, Viktoriahaus Ringstraße, ausgestellt. Die für das Sportfest eingerichtete Geschäftsstelle befindet sich Prager- straße 31 bei Herrn I. Kamerhuis, Herren wäsche-Magazin. In letzterer werdeiiNennungen sür die Nennen angenommen und ist alles Nähere zu erfahren. — Kleine Notizen. — An seiner Ar beitsstätte, einer Zigarrensabrik in Franken berg erhängte sich der 56 Jahre alte Tabak ausgeber Hermann Eouard Damm. Eüi lang jähriges, äußerst schmerzhaftes Nierenleiden veranlaßte ihn zu seiner Tat. — Am Syl- vestectage wurde in Zwickau ei» am dortigen Technikum studierender russischer Mariiieleut- nant von einem F runde unv LandSmanne mit einem Florett versehentlich erstochen. Der Täter stellte sich den Gerichte». — JnChem- »itz hatte sich die Frau eines in der Zielen- stcaße wohnenden Schuhmachers in de» Keller begeben und ihre 4 Kinder im Alter von 4, 3, 2, und */, Jahren in der Wohnung zurück- gelassen. Bei ihrer Rückkehr fand sie das älteste Kind, einen Knaben, arg verbrannt vor. Der Kleine, der kurz darauf verschied, hatte mit einem Stearinlicht gespielt und war vermut lich damit dem geheizten Ofen zu nahe ge kommen, so daß seine Kleider in Brand ge raten waren. — Angesichts des vom Kriegs gericht der 37. Division gesammelten Bewets- matecialS hat der unter dem Verdachte der Erschießung des Majors v. Schoenebeck ver haftete Hauptmaiin v. Goeben ein umfasseiides Geständnis dec Tat abgelegt. — Direktor Grelle vom Zwickauer Sladllheater verletzte sich in der Titelrolle von „Nasfles" durch eine versehentlich geladene Pistole erheblich. — Ein vom Breslauer Schöffengericht zu 9 Monaten Gefängnis verurteilter Arbeiter stürzte sich auf den Staatsanwalt nnd würgte ihn. Dresden. Die Zwangsversteigerungen im November erreichten wieder eine Höhere Zahl wie in de» letzten Monaten, nämlich 62 gegen 81 im gleichen Monat des Vo> sichres — Be weis genug, daß die Grnndstückskrise durchaus noch nicht übelstandeii ist. Die 62 versteigerten Grundstücke hatten einschließlich 21 086 Mark Jnventarzubehör einen gerichtlich geschätzten Werl von 2 676 489 Mk. und waren mit 3I07 58L Mk. Hypotheken belastet. DaS Meistgebol betrug insgesamt 2 029 755 Mk- Einschließlich dec eigenen Hypotheken der Er- stehcr stellte sich der Uebecnahmepreis auf 2 439 123 Mk., sodaß rund 805 600 Mk. ansfielen, wovon aller dings 10 000 Mk. noch anderweit sichergestellt waren, während 83 000 Mk. Hypotheken gar nicht wirklich hcrgeliehen sei» dürfte». — Dieser Tage überreichte an der Grenz station Schöna einer der den von Dresden dort eintreffenden Personenzug begleitenden Zugsschaffner dem Stationsvorsteher einen im Zug liegenden Karton da er sonst mit über die Grenze geführt worden wäre. Da auf ihm keine Adresse usw. vorhanden war, so öffnete man diesen gut zugeschnürteir Karton und fand darin den Leichnam eines neuge borenen Kindes. — Ei» in übermäßiger Feststimmung be findlicher Handarbeiter faßte inCrimmitscha u eine mit einem Bierglase über die Straße gehende Frau an der Taille an, worüber diese so erschrak, daß sie hinfiel. Der Angreifer kam ebenfalls zu Fall, wobei ihm in de» Glas- scherben sämtliche Adern uud Flechsen der rechten Hand zerschnitten wurden und er infolge des starken Blutverlustes besinnungslos ins Krankenhaus gebracht werden mußte. — Im eisten Stockwerk des Hinterhauses des Sattlermeister Päßlerschen Grundstücks in Gröba bei Riesa, sand man am Sonntag vormittag in der zehnten Stunde den Eisen- werkSarbeiter Oehmiger, sowie dessen Frau und drei Kinder anscheinend tot auf. Bei der Aufhebung zeigte fich's, daß der Mann tot war, während Frau und Kinder mit dem Tode rangen. Ein Kind, ein einjähriger Knabe, er holte sich bald wieder, die beiden anderen Kinder, ein vier- und ein siebenjährig.s Mäd chen, sowie die Mutter verbrachte man nach dem Krankenhause, doch ist besonders bei der Frau wenig Aussicht auf Erhaltung des Lebens. Es steht noch nicht fest, ob die Ehe leute im beiderseitige» Einverständnis Gist ge nossen haben und ihre Kmder gleichfalls ver gifte» wollte», auch die Ursache zu diesem tief- traurigen Schritt ist noch unaufgeklärt, ebenso welcher Act das Gift gewesen ist. Nahrmrgs- sorgen sollen nicht im Spiele sein. Oehmigen wird als ein ordentlicher Arbeiter geschildert. — Unter dem Verdacht, einen Mord be gangen zu haben, wurde der von Radibor bei Bautzen gebürtige, 38 Jahre alte land wirtschaftliche Arbeiter Jakob Krahl verhaftet und in das Amtsgericht Kamenz eiugeliefert. Am 11. Dezember wurde auf dem Heuboden des Rittergutsbesitzers Wehle bei Bocka der da selbst in Diensten stehende Arbeiter August Nitzsche erhängt aufgefunden. Man nahm Selbstmord cm. Aber bald verbreitete sich das Gerücht, daß Nitzsche ermordet worden sei- Der Verdacht den Mord begangen zu haben, richtete sich gegen den obengenannten Krahl, der ein Mitarbeiter des Nitzsche war. Darauf hin erfolgte nun seine Verhaftung. Krahl ist verheiratet und Vater zweier Kinder im Al ter von 10 und 12 Jahren. Ob sich der Ver dacht bestätigt, wird die Untersuchung ergeben. — In Kockwisch erschoß der 43 Jahre alte Schachtmeister K- Ludwig Nimz nach vor- hergegangencm Streit seine 34jährige Ehefrau und jagte sich hierauf selbst eine Kugel in den Kopf. Gegen abend lebte der Mörder noch, doch wird an seinem Auskommen gezweifelt. Das Ehepaar hinterläßt zwei Knaben im Äl ter von 12 und I I Jahren. — Die Stadtverordneten in Freiberg be schlossen die Eingemeindung Friede- burgs in die Stadtgemeinde Freiberg mit allen gegen eine Stimme. Das Abkommen tritt mit dem I. April 1908 in Kraft. Von da ab wn d also Friedeburg, das früher schon einmal zu Freiberg gehörte und 1732 zum erste» Male als s.lbständiges Guneinwesin ge nannt wurde, wieder mit Freiberg ein wirt schaftliches Ganzes bilden. Friedeburg führt Freiberg etwa 1600 Einwohner zu-