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Kindertotenliedef Mahlers Tochter Maria Anna Text zur 3. Sinfonie Mensch! O Mensch! Gib Acht! Gib Acht! Was spricht die tiefe Mitternacht? Ich schlief! Ich schlief! Aus tiefem Traum bin ich erwacht! Die Welt ist tief! und tiefer als der Tag gedacht! O Mensch! O Mensch! Tief! Tief! Tief ist ihr Weh! Tief ist ihr Weh! Lust! Lust tiefer noch als Herzeleid! Weh spricht: Vergeh! Weh spricht: Vergeh! Doch alle Lust will Ewigkeit! Friedrich Nietzsche Es sungen drei Engel einen süßen Gesang; mit Freuden es selig in den Himmel klang, sie jauciizten fröhlich auch dabei, daß Petrus sei von Sünden frei, er sei von Sünden frei, er sei von Sünden frei. Und als der Herr Jesus zu Tische saß, mit seinen zwölf Jüngern das Abendmahl aß: Da sprach der Herr Jesus, Herr Jesus: Wenn ich dich anseh, so weinest du mir! Und sollt ich nicht weinen, du gütiger Gott. Ich hab Übertreten die zehn Gebot. Ich gehe und weine ja bitterlich. Ach komm und erbarme dich! Ach. komm und erbarme dich über mich! Hast du denn übertreten die zehen Gebot, so fall auf die Kniee und bete zu Gott! Liebe Gott in aller Zeit! So wirst du erlangen die himmlische Freud, die himmlische Freud, die himmlische Freude war Petro bereift, Jesum und allen zur Seligkeit, durch Jesum und allen zur Seligkeit. Aus „Des Knaben Wunderhorn“ Nun will die Sonn’ so hell aufgelrn Als sei kein Unglück die Nacht gescheh’n! Das Unglück geschah nur mir allein! Die Sonne, sie scheinet allgemein! Du mußt nicht die Nacht in dir verschränken, Mußt sie ins ew’ge Licht versenken! Ein Lämplein verlosch in meinem Zelt! Heil sei dem Freudenlicht der Welt! Nun seh ich wohl, warum so dunkle Flammen Ihr sprühtet mir in manchem Augenblicke. O Augen! Gleichsam, um voll in einem Blicke Zu drängen eure ganze Macht zusammen. Doch ahnt’ ich nicht, weil Nebel mich umschwammen, Gewoben vom verblendenden Geschicke, Daß sich der Strahl bereits zur Heimkehr schicke, Dorthin, von wannen alle Strahlen stammen. Ihr wolltet mir mit eurem Leuchten sagen: Wir möchten nah’ dir bleiben gerne! Doch ist uns das vom Schicksal abgeschlagen, Sieh uns nur an, denn bald sind wir dir ferne Was dir nur Augen sind in diesen Tagen: In künft’gen Nächten sind es dir nur Sterne. Wenn dein Mütterlein tritt zur Tür herein, Und den Kopf ich drehe, ihr entgegen sehe, Fällt auf ihr Gesicht erst der Blick mir nicht, Sondern auf die Stelle, näher nach der Schwelle, Dort, wo würde dein lieb Gesichtchen sein, Wenn du freudenhelle trätest mit herein Wie sonst, mein Töchterlein. Wenn dein Mütterlein tritt zur Tür herein, Mit der Kerze Schimmer, ist es mir, als immer Kämst du mit herein, huschtest hinterdrein, Als wie sonst ins Zimmer! O du, des Vaters Zelle, Ach, zu schnell erloschner Freudenschein! Oft denk’ ich, sie sind nur ausgegangen! Bald werden sie wieder nach Hause gelangen! Der Tag ist schön! O, sei nicht bang! . Sie machen nur einen weiten Gang! Jawohl, sie sind nur ausgegangen Und werden jetzt nach Hause gelangen! O, sei nicht bang, der Tag ist schön! Sie machen nur den Gang in jenen Höh’n! Sie sind uns nur vorausgegangen Und werden nicht wieder nach Haus’ verlangen! Wir holen sie ein auf jenen Höh’n! Im Sonnenschein! Der Tag ist schön auf jenen Höh’n! In diesem Wetter, in diesem Braus, Nie hätt ich gesendet die Kinder hinaus! Man hat sie hinausgetragen, Ich durfte nichts dazu sagen! In diesem Wetter, in diesem Saus, Nie hätt’ ich gelassen die Kinder hinaus. Ich fürchtete, sie erkranken: Das sind nun eitle Gedanken. In diesem Wetter, in diesem Graus, Nie hätt’ ich gelassen die Kinder hinaus. Ich sorgte, sie stürben morgen: Das ist nun nicht zu besorgen. In diesem Wetter, in diesem Graus, Nie hätt’ ich gesendet die Kinder hinaus. Man hat sie hinausgetragen. Ich durfte nichts dazu sagen! In diesem Wetter, in diesem Saus, In diesem Braus, Sie ruh’n als wie in der Mutter Haus. Von keinem Sturm erschrecket, Von Gottes Hand bedecket, Sie ruh’n wie in der Mutter Haus. Friedrich Rückert III 9 14