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iüüiemim Ameiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. AbonnementSpreis einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Ml. Zeitung für Wennd, HeisttMief, Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Ps., für auswärtige Inserenten 15 Ps., Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Klein- nnd Grotzölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Cobmaunsdorf, Liiban, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Pnblikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 132. «ernspr«h-r: «Mt Leube« U4. Donnerstag, den 7. November 1907. Fernsprecher: «mt Leube« 114. 20. Jahrgang, rs- — - — — m n ---- Bekanntmachung. Die Spülung der Wasserleitung betreffend. Am Donnerstag, den 7. ds. Mon. von nachmittags 4 Uhr ab vird die Spülung des Rohrnetzes der hiesigen Wasserleitung erfolgen. Dir Einwohnerschaft wird hiervon in Kcnnt- Ä gesetzt mit dem Bemerken, daß es Vorteil bast sein wird, vorher das auf die Dauer eines Tages nölige Wirtschaflswasser aus der Lei dig zu enlnehmen. Rabenau, am 5. November 1907, Der Bürgermeister. Hur Nah uns fern. Rabenau, den 6. November. — Neue Vorschriften für Rad- . wahrer hat eine in der neuesten Nummer des Gesetz- und Verordnungsblattes erschienene Verordnung der Kgl. Ministerien der Finanzen <md des Innern vom 16. Oktober d.J. „Ueber den Radsahrverkehr aus öffentlichen Wegen" gebracht, auf die wir Radfahrer und Rad- iahrerinnen besonders aufmerksam machen. Diese Vorschriften treten am 1. Januar 1908 in Kraft und können überall bei der OrtSbe- hürde (Stadtrat, Bürgermeister, Gemcindevor- itand) eingesehen werden. Für heute wollen kir daraus noch besonders hervorheben, daß der Radfahrer auch künftig eine auf seinen Hainen lautende „Radfahrkarte" bei sich zu lühren und auf Verlangen zuständigen Be amten vorzuzeigen hat, die für den Umfang des Deutschen Reiches gilt, aber künftig nicht diehr alle Jahre erneuert zu werden braucht, Midern solange gilt, als nicht Veränderungen in den persönlichen Verhältnissen des Inhabers Eintreten. Der Preis einer Radfahrkarle be- irügt künftig 1 Mark, Ausstellung einerneuen ^arte bei Verlust oder Unbrauchbarkeit der alten Karte kostet 50 Pfg., Ausstellung einer "wen Karte wegen Veränderung in den per- lönlichen Verhältnissen des Inhabers 25 Pfg. — Die 5. Strafkammer des Königlichen Landgerichts Dresden verurteilte Friedrich W. Baumann aus Deuben, Karl Ernst Sattler au« Alt-Tanneberg bei Wilsdruff, Moritz Her mann Nake aus Rabenau, Emil Clemens Kirchner aus Kaitz, Wilhelm Otto Kannegießer >md Emil Alfred LukaS aus Coschütz, die als Wehrpflichtige in der Absicht, sich dem Ein- llitk in den Dienst des stehenden Heeres oder der Flotte zu entziehen, ohne Erlaubnis das Bundesgebiet verlaffen oder nach erreichtem Militärpflichtigem Alter sich außerhalb des Bundesgebietes ausgehalten habe», wegen Ver- "chends gegen Paragraph 140, Absatz 1 des ^eichsstrafgesetzbuches zu je 300 Mk. Geld- llrafe oder 30 Tagen Gefängnis. — Herr Pfarrer Vogel in Sachsenburg ^urde am Montag vom Kirchenvorstand in Dharandtmit Stimmenmehrheit zum OrtS- psarrer gewählt- — Vor der Strafkammer des Kgl. Land- Senchts Dresden hatte sich der 21 Jahre alte, Kreits vorbestrafte Kutscher Paul Rülke aus hainsberg wegen Urkundenfälschung, Be zugs und Diebstahls zu verantworten. Der Angeklagte stahl im August d. I. aus einem Hofe nach und nach drei Fahrräder, er ver dufte diese für siebzig Mark und verwendete "kN Erlös im eigenen Nutzen. Nachdem Nülke "'N 29. August daselbst sich noch ein Fahrrad Nus diebische Weise zugceignet Halle, bot er eS ^nem Händler in Deuben zum Kaufe an. Vei dieser Gelegenheit machte der Angeklagte lM Zwecke der Täuschung von einem Schrift- Me Gebrauch, das er unbefugt mit dem Zainen Albin Weiß unterzeichnet hatte. Rülke ^urde, unter Annahme mildernder Umstände, lu einer zehnmonatigcn Gefängnisstrafe verui- M; zwei Monate gelten als verbüßt. — Aus Kreischa berichtet ein Dresdner Mtt: In Kreischa wurde kürzlich rin junger «iann ehelich verbunden, obwohl er das 21. Jahr noch nicht erreicht hatte und keine Voll- jährigkeilSerklärung voclag. Der junge Mann, der unter 21 Jahren heiraten durfte, mußte, zwecks nachträglicher Volljährigkeitserklärung nicht unerhebliche Kosten tragen. Er verlangt sie jetzt von Gemeindcvorstand Kubenke zurück. Da sich Kubenke weigert, die Kosten zurückzu zahlen, so wird das Gericht seine Meinung dazu sagen müssen. — Man wird bis auf Weiteres die Verantwortung für diese Notiz dem Dresdn. Blatte überlassen müssen. — Ueber die Hochlegung der StaatSbahn- gleise auf der Strecke Dresden-Tharandt wird berichtet: „Besonders in der Nähe der König Friedrich August-Hütte und des Eta blissement- „Zum Steiger" zeigt sich ein ver ändertes Bild. Daß es schöner als bisher wäre, kann man nicht gerade behaupten. Der herrlich gelegene „Steiger" ist besonders stief mütterlich behandelt worden. Und doch im Interesse des Verkehr- und zur endlichen He bung der ganz unzeitgemäßen Störung am Bahnübergänge, die oft mit ganz erheblichen Zeitverlusten verknüpft waren, mußte dieses Opfer gebracht werden. Fußgänger, Geschirr, Automobilisten, Radfahrer und nicht zuletzt die Insassen der Straßenbahnen werden er leichtert aufatmen, wenn sic an dieser Stelle nicht mehr fünf bis 10 Minuten zu warten brauchen. Da dort die Straße bis zu drei Meter tiefer gelegt werden soll, wird der Straßenbahnverkehr geraume Zeit nur durch eingleisigen Betrieb aufrecht erhalten werden können. Der Weißeritzdurchlaß der künftigen Hochgleisc präsentiert sich jetzt in seiner ganzen Großartigkeit fcrtiggestelll. Bei einer Höhe vom Flußbett der Weißeritz bis zum Scheitel des Bauwerkes von neun Metern zeigt die Brücke eine Bogenspannung von 26 Metern, also auch für eine Wassermarke wie 1897 vollständig genügend. Die Gesamtanlage ist lediglich in Stampfbeton hergestellt worden. Der Bau der Haltestelle Potschappel - Birkigt ist ziemlich beendet. DaS dicht an der Co- schützcr Straße in der Nähe der „Frohen Schicht" entstandene Gebäude enthält außer einem Dienst- einen Wartcraum, außerdem aber im oberen Teile ein Wasserbehälter zum Spei sen der Lokomotiven. Ein Bahnsteig von 100 Meter Länge ist gleichfalls fertiggestellt. Auf der ganzen Linie der Windbergbahn ist man jetzt mit Einlegen der Leilschienen an den schärfsten Kurvenstellen beschäftigt. — In der letzten Wilsdruffer Sladtge- meinderatssitzung wurde angeregt, bei den Landständen die Errichtung eines Lehrersemi nars in Wilsdruff anzustreben. Bei dieser Gelegenheit teilte Bürgermeister Kahlenberger mit, daß er die Petition um Verlegung einer Garnison nach Wilsdruff, die schon früher er gebnislos eingereicht worden sei, erneuern wolle. — In Leubnitz- Nenostra verunglückte ein Radfahrer auS Wilmsdorf am Kirch berg; ec fuhr über einen Hund, stürzte vom Rade und blieb besinnungslos liegen. Ec mußte zum Arzt gebracht werden, der verschie dene Verletzungen konstatierte. — Großartiges Weihnachtsgeschenk für die Herren NeichSbeamten. Die Kosten für allgemeine Aufbesserung der Gehälter der NeichSbeamten sind nach Berliner Blättern auf über 60 Millionen Mark jährlich veranschlagt worden. — Der deutiche Außenhandel hat in den ersten neun Monaten d. I. einen Wert von 11481 Millionen Mark erreicht gegen 10 206 Millionen gleichzeitig 1906 und 8898 Millionen gleichzeitig 1905. Die Zunahme be trug somit in diesem Jahre 1275 Millionen oder 12,5 Proz., im Vorjahre 1308 Millionen oder 14,7 Proz. Bemerkenswert ist die Tat sache, daß sich im laufende Jahre die Ausfuhr etwas mehr als die Einfuhr vermehrt hat, während sonst gewöhnlich das Umgekehrte der Fall zu sein pflegt. — Kleine Notizen. — Vor einigen Tagen wurde spät abend- in der Kaserne in Zwickau ein junges Mädchen bewußtlos aufgefundeu; in der Hand hielt sie eine halb geleerte Flasche fcstumklammert. Der herbeige- rufcne Arzt stellte fest, daß sie Sublimat ge nommen hatte. Das Mädchen eine 18jährige Kellnerin von auswärts, unterhielt mit einem Offizier der dortigen Garnison ein Liebesver hältnis und war von diesem ringelnden wor den, ihn auf seinem Zimmer in der Kaserne zu besuchen. Als sie abends die Wohnung ihres Liebhabers betrat, traf sie bereits eine Rivalin an. Dies nahm sich das Mädchen so zu Herzen, daß sie zum Gift griff, um ihrem Leben ein Ende zu machen. Sie wurde in be denklichem Zustande ins Krankenhaus geschafft. — In Waldenburg ist ein achtjähriger Knabe beim Spielen in die Mulde gefallen und er trunken — Der steckbrieflich verfolgte, aus Wehrsdorf stammende Rekrut Lehmann vom Dresdner Gardereiter-Regiment wurde in Taubenheim festgenomme n. — In B n ch- holz ist das an der Schlettauer Straße stehende Wohnhaus nebst Hintergebäude abge brannt. Von den Bewohnern werden zwei Männer vermißt, von denen befürchtet wird, daß sie in den Flammen umgckomme» sind. — Bei dem Versuche, mit dem Fahrrad den steilen Kolmberg herabzufahren, verunglückte der Schüler Neumeister aus Leipzig. Er erlitt bei dem Sturze so schwere Verletzungen, daß er mit Fuhrwerk nach Oschatz und von da nach Leipzig weiterlranSportierl werden mußte. — Der erst seit kurzer Zeit in der KnnnerS- dorfer Abfallspinnerei beschäftigte Arbeiter Heinrich Müller von Bernstadt geriet mit der rechten Hand in den im Gange befindlichen Wolf. Dem Unglücklichen wurde dadurch die Hand buchstäblich abgerissen und diese voll ständig in der Maschine zermalmt. Die Frau des Verunglückten ist infolge einer Krankheit zum Teil gelähmt. — Bei Annaberg i. Erzgeb. verunglückte an einer längst als ge fährlich bekannten Kurve der Straße von Weipert wieder ein Radfahrer tödlich. Er ist in der Nacht, wie schon mehrere Leute im Laufe der letzten Jahre, auf der dort sehr steilen Straße hinuntergesaust und an einem an der Außenseite der unvermutet entsetzende» Biegung stehenden Baum geschleudert worden, sodaß ihm der Schädel zerschmettert wurde. Dresden. In der Pirnaischen Vorstadt wurden in der Wohnung eines geschäftlich verreisten Schlossers dessen Ehefrau und Stief tochter bewußtlos, den Mund mit Schaumbe deckt, vorgefunden. Einem sogleich hinzuge zogenen Arzt gelang cs, beide wieder zur Be sinnung zu bringen, worauf man sie mittelst Unfallwagens in das Friedrichstädler Kranken haus überführte. Wie die weiteren Erörterungen ergaben, ist die Erkrankung auf den Genuß einer größeren Menge gekochter Kastanien zurückzuführen. — Eine „Aus ste ll ung f ür d eu t s ch e Kochkunst undverwandteGe werbe" wird von der Köche-Jnnung zu Dresden veranstaltet. , — Eine K a r pfe np r a h me hat dieser Läge den Ankerplatz unterhalb der Brücke in Pirna verlassen und hat mit ihrer kostbaren Ladung die Reise stromabwärts angetreten. Ein Teil wurde vorige Woche nach Torgau abgelassen, wo er mit anderen Kästen vereint wurde und ebenfalls die Reise nach Hamburg antrat. In der zuletzt abgelassenen Prahme befanden sich mehr als 1300 Zentner Karpfen. — Das Allgemeine Ehrenzeichen erhält von jetzt an die Bezeichnung „Ehrcnkceuz". — Die in diesem Herbste außergewöhnlich lange andauernde freundliche Witterung ist der Bevölkerung, die unter den hohen Fleischpreise» leidet, nicht günstig. Im Vogtlande trifft man nämlich in jedem Herbste, so lange die Wit terung es nur irgendwie erlaubt, auf Feldern und Wiesen vielköpfige Schafherde», die von de» Fleischern auf den bayrischen Schafmärkten cingekauft und so lange auf die Weide ge ¬ trieben werden, bis Regen, Schnee und Kälte dies verbiete». Tritt dieser Fall frühzeitig ein, so müssen die Fleischer, um Futter zu sparen, die weidefetten Schafe schnell weg schlachte», und dadurch wird dec Preis des Schöpsenfleisches, imd mehr oder weniger auch der anderen Fleischforten, die seltener gekauft werden, wen» man billiges und gutes Schöp- senfleifch haben kau», heruntergedcückt. In den letzten Jahren konnte man um diese Zeit in Adorf, Oelsnitz, Schöneck usw. das Pfund Schöpsenfleisch sür 30 bis 40 Pfg. kaufen, in diesem Jahre, wo man zu Anfang November Rinder, Ziegen und Schafe noch in großen Herde» auf der Weide sieht, beträgt der Preis für Schöpsenfleisch immer noch 60 bis 80 Pf. das Pfund. — Ein ergötzlicher Vorfall ereignete sich dieser Tage mitten in der Vorstellung „Flotte Weiber" im Carolatheater zu Aue. Eine sehr erheiternde Coupletnummer übte auf eine Be sucherin des zweiten Platzes eine derartige Wirkung aus, daß diese plötzlich mit dem Stuhle hintenüberkollerte und, sich vor Lachen schüttelnd, alle viere in die Höhe streckte. Das ganze Theater lachte natürlich mit, selbst der Sänger des Couplets stimmte mit in den Chorus ein, so daß die Vorstellung fast eine Unterbrechung erlitt. Glücklicherweise hat der „Fall" für die Besucherin keine ernsten Folgen gehabt. — In Leipzig spielte sich im Hause Elisciistraße 70 eine Fa mi li en t ra gö d i e ab. Dort wohnt der dem Trünke ergebene Markthelfer Gutte, eiu 42jährigcr Mann, mit seiner Ehefrau und acht Kindern, deren ältestes der Bahnarbeitec Robert Oskar Gutte ist. Der Vater kam vorgestern betrunken nach Hause und mißhandelte in gewohnter Weise seine Ehefrau. Der älteste Sohn kam der Mutter zu Hilfe und schoß aus einem Revolver seinen Vater schnell hintereinander in die Brust und den Rücken. Dann stellte er sich selbst der Polizei. Die Verletzungen des Gutte sen. scheinen nicht lebensgefährlich zu sei». — Der vor zwei Tage» in Hamburg zu- gereiste angebliche Schauspieler Max Krause aus Chemnitz wurde nachts bei dem Versuche, in einem öffentlichen Hause in Altona eine Protestuierte zu erschießen, verhaftet. — Ein schwerer Raubanfall wurde dieser Tage auf den Fabrikarbeiter Hans Mädler nnlernommen. Auf der Landstraße nach Lich- tenau überfiel ihn ein Strolch, verlangte 50 Pfg. Von ihm und versetzte ihm, als er Geld nicht erhielt, einen Messerstich in die Brust. — Auf dem Bahnhofe Reitzenhain geriet abends gegen 8 Uhr der Hilfsweichensteller Albrecht beim Anhänge» einer Lokomotive zwischen die Puffer und wurde dabei löblich verletzt. — Am Pulverturm Straßburg-Neuhof wurde nachts ein Militärposte» von mehreren Individuen überfallen und niedergeschossen. Eine Patrouille nahm sofort die Verfolgung auf, jedoch ohne Resultat. — Auf der Erzbergbahn i» Steiermark stürzte ein Erzzug über die hohe Böschung in die Tiefe. Der Heizer wurde getötet, der Maschiuenführer schwer verletzt. — Im Toulouser MiÜtärgcfängni- brach eine Meuterei aus. — Eisenbahureisende in Nichtraucher- Abteilen habe» selbstverständlich Anspruch darauf, daß in diesen Abteilen nicht geraucht wird. Neuerdings ist Klage geführt worden, daß bei starkem Personenverkehr Reisende rauchend in Nichtraucher-Abteilen Platz ge nommen und das Rauchen auch dann fort gesetzt haben, als sie darauf aufmerksam ge macht wurden, daß dies unzulässig sei. Die StaatsbahnverwaltunghatdeShalbdasStations- und Fahrpersonal erneut angewiesen, gegen derartige Zuwiderhandlungen einzuschreile». Es liegt nun im Interesse der Reisenden, sich den getroffenen Anordnungen zu fügen, wenn sie sich nicht der Bestrafung auSsetze» wollen