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UllbmlMkk Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis einschließlich zwei illustrierter achise tilgen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Ml. Zeitung für Unrund, MerstMl, Inserate kosten die Sp altenzeile oder deren Naum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 15 Pf., Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Mem- mW Grotzölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Cokmanns-orf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher PMikatiouskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 84. Fernsprecher: Amt Deuben 114. Donnerstag, den 18. Juli 1907. Fernsprecher: Amt Denbe« 114, 20. Jahrgang. Hur Nsd una fern. Rabenau, den 17. Juli. — Das gesamte Königreich Sachsen weist 143 Städte aus, darunter 63 mit über 5000 Einwohnern, ferner 3034 Landgemeinden, darunter 47 mit über 5000 Einwohnern und 1232 selbständige Gutsbezirke. Die Bewohner schaft betrug in den Städten mit Gemeinde- Verfassung 2255 778, in den übrigen Städten 186443, während die Landgemeinden 2 086 380 Bewohner aufwiesen. Rabenau. Ueberaus rege Tätigkeit herrscht seit Beginn dieser Woche in den Räu men des hiesigen Amtshofes und der angebauten Turnhalle, wo am 20. Juli die Gew erbe nd Industrie-Ausstellung unserer Stadt ihre Pforten öffnen wird. Sie dürfte an Reichhaltigkeit und Mannichfaltigkeit die bor 15 Jahren staltgefundene Ausstellung weit übertreffen, da sie die großen Fortschritte nicht >Mr in der Stuhl- und Möbelbranche, sondern mich in den verwandten Gebieten dem Be sucher in fesselnder Weise vor Augen führen wird. Die mit der Ausstellung verbundene Lotterie bringt eine große Anzahl wertvoller, hier gefertigter Möbelstücke zur Verlosung und kird der Anblick dieser Gewinne eine rege Kauslust der Lose bei den Besuchern erwecken. Es sind 350 Gewinne vorgesehen, von denen ber Hauptgewinn, eine Schlafzimmer-Einrich- lung, einen Wert von 550 Mark repräsentiert, ^ährend der niedrigste Gewinn 3 Mark be lügt. Hoffentlich wird die unter vielen Opfern an Zeit ins Leben gerufene Veranstaltung durch einen recht zahlreichen Besuch die wohl verdiente Anerkennung finden, wie ebenso die hier einkehrenden Fremden sicherlich nicht un befriedigt scheiden werden. — Schützenfest — Negenwettcr, doch bei den Rabenauer Schützen darf letzteres sich nicht eiubürgern. Es ist schon sprichwörtlich, ivenn die hiesigen Schützen ihre Feste feiern herrscht Kaiserwetter. Hoffen wir, daß dies mich dem diesjährigen Schützenfeste bescheert Ü>>rd. Das Komitee ist eifrig bemüht eine Altstadt erstehen zu lassen, wo Jung und Alt, H.wß und Klein bei allerlei Schaustellungen üsw. sich amüsieren kann. Für einen ange- Uehmen Aufenthalt sind die Schützen und deren Herbergsvater — Baarmanns Ernst — be- iorgt. Der Festplatz ist bedeutend geebnet und eine vor allem Unwetter Schutz bietende Veranda üfebt zahlreichen Besuchern Unterkunft. Hoffent lich wird die Mühe und Arbeit durch rege Be- kiiigung der Bevölkerung belohnt. — Der WirtschaflSbesitzer Tittel von Sei- lmsdorf begab sich, um wegen eines Umvohl- hins einen Arzt aufzusuchen, nach Rabenau. Ai der Behausung des Arztes «»gekommen, üt der schon bejahrte Mann umgefallen und mn Herzschlag Verschieden, noch ehe er den Arzt sprechen konnte. — In Seifersdorf ereignete sich ein lehr bedauerlicher Unglücksfall. Dec Knecht bes Gutsbesitzers Pfützner wollte einen leeren Tagen talwärts lenken und hatte dazu die Hagd an das Schleifzeug gestellt. Anstatt aber anzuschleife», dreht selbige ab, wodurch der Unecht die Gewalt über den Wagen verloren hat und dieser ist ihm über die Brust gefahren. Die Verletzungen waren so schwer, baß er dem Krankenhaus übergeben wurde. — Der Schulvorstand in Börnchen hat beschlossen, am Schnlhause einen paffenden Turnplatz anlegen zu lassen, der zugleich eine Zierde des Schulgrundstückes sein wird. . — Im Tharander Stadtgemeinderat wurde dsnem Nachtrag zum Ortsgesetz über die Dieiist- °wkonunens- und Penstonsverhäitnisse der städt. "eamten zugestimmt. Die einzelnen Bestimm ungen sind nach dem Gesetze über das Ein- °"'Men der sächsischen Staatsdiener ausge- nrbeitet. Ferner debattierte man über das Zufall' und Fürsorgegesetz" für die städtischen samten. Stadtral Vogel bemerkte hierbei, ^erkenn für denHandwerker undGe- werb treib enden sorge; um diese küm mere sich niemand. Bisher wäre es ohne letzteres Gesetz auch gegangen und würde wohl auch künftig gehen. — Die Arbeiter Earl Hermann Weißbach aus Possendorf, Adolf Robert Pöhler aus Dresden und Otto Richard Büttner aus Niedergorbitz befanden sich am 21. April im Gasthof zu Pennrich zur Tanzmusik. Vor übertanzende junge Mädchen wurden von ihnen belästigt, um sie zu Falle zu bringen. Darüber kam es zwischen den Genannten und anderen Gästen zu Differenzen, in deren Verlauf die ersteren tätlich wurden. Einige junge Männer legten sich für die belästigten Mädchen ins Mittel, wurden dafür aber mit dem Stocke bearbeitet. Für diese Roheit werden Weißbach, Pöhler und Büttner zu je 2 Monaten Ge fängnis und 20 Mark Geldstrafe verurteilt. — In Potschappel gelang es Ein wohnern der Tharandter Straße, in der Per son eines 11 jährigen Schulmädchens einen Frühstücksmarder zu ertappen, die schon längere Zeit ihr unsauberes Handwerk getrieben hat. — Eine» bedauerliche» Unfall erlitt Tischler GlaS von Potschappel i» Dresden. GlaS sprang während der Fahrt von der elektrischen Straßenbahn und stürzte hierbei so unglücklich, daß er bewußtlos liegen blieb und dem Kran kenhaus Friedrichstadt zugesührt werden mußte. Der Bedauernswerte hat schwere innere Ver letzungen erlitten. — Der DippoldiSwalder Bezirksausschuß genehmigte ein Gesuch Kunzes in Kreischa um Kaffeeschank. eine Dismembration bei Blatt 171 des Grundbuches für Oberpretzschendorf, sowie die Verträge hinsichtlich der Erwerbung Von Areal zu Zwecke» des Bahnbaues Gitter see-Hänichen ; abgelehut wurde ein Gesuch Hungers um Uebertraguug der Genehmigung zum Bier- und Brantweinschank in Kataster- Nummer 38 B zu BortaS (mangcs Be dürfnisses). Zur Aufnahme eines Darlehns dec Gemeinde Kreischa erteilte man bedingungs weise Zustimmung. Der L-Weg im Höckendor fer Staalsforstrevier wurde als öffentlicher Weg anerkannt und zwar von Paulshain bis zum sogenannten Wettinplatz an der Höckeu- dorf-Somsdocfer Straße als Fahrweg und von da bis zum Punkte, an dem der Weg auf den öffentlichen Fußweg Höckendorf-Dippol diswalde auflriffl, als Fußweg. — Ei» schreckliches Unglück, wodurch eine russische Glasmacherfamilie in Deuben in schwere Betrübnis versetzt wurde, trug sich Sonntag mittag an der Südstraße zu. An dem eisernen Hoftor eines den sächsischen Glas werken gehörenden Wohnhauses spielte ein der Familie gehörender siebenjähriger Knabe, als plötzlich die Sandsteiusäule mit dem Tor um fiel und dem bedauernswerten Kinde den Kopf zertrümmerte, sodaß es bald darauf seinen Geist anfgab. Der schnellstens herbeigeeilte Arzt konnte nur noch den Tod des verun glückten Kindes feststellen. Man vermutet, daß die Säule nicht mehr ganz fest gewesen ist, sie dürfte aber auch durch den am Sonntag herrschenden Sturm mit gelockert worden sein. — Dadie wesentliche Erhöhungder Schüler zahl an der Eisenbahnschule und der Städt. höheren Lehranstalt inAltenberg (auf 230) eine Erweiterung der Schulräume nötig macht, so wird in den nächsten Tagen mit dem Aufbau eines Stockwerkes auf das Schulgebäude in der Bossestraße begonnen werden. Infolgedessen ist es nötig, daß die Sommerferien unter Weg fall der Michaelis- und Abkürzung der Weih nachtsferien diesmal auf sechs Wochen ausge dehnt werden, um die Vollendung dieses Er weiterungsbaues zu ermöglichen. — Bn Coschütz wurde wieder ein Ein bruch verübt, und zwar in die zu dem Slei»- bruch der Frau vcrw. Maul gehörige Aufent halts- und Frühstücksbude, welche direkt neben der Heidenschanze steht. Der Dieb scheint eine ausgetrockuete Kehle gehabt zu haben, denn er eignete sich 24 Flaschen Bier an. Außerdem nahm er verschiedenes Schuhwerk, sowie mehrere Paar Hosen mit fort. Bis jetzt hat man von dem Diebe, welcher wahrscheinlich mit dem vor einigen Tagen in eine Coschützer Baubude Eingebrochenen identisch ist, noch keine Spur. — Der König weilte am Sonnabend u. a. in Sayda, wo man aus diesem Anlaß eine Stiftung von 3000 Mark für die Gemeinde- diakoiiie errichtete, sowie in Großhartmannsdorf, wo 500 Mark für eine Stiftung zur Unter stützung verschämter Armer ausgeworfen wur den. In Frauenstein wurden 5000 M. aus geworfen, mit deren Zinsen bedürftige würdige Einwohner unterstützt werden sollen. I» Brand sollen 3000 M. Zwecken der Gemcindediakonie dienen. Ferner haben die Fabrik der Aktien gesellschaft „Erzgeb. Holzindustrie" und die Fabrik Zeller u. Hirsch gemeinnützige Stiftungen errichtet, deren Höhe aber noch nicht bekannt geworden ist. — I» Anbetracht dessen, daß in Ober lungwitz zurzeit drei Konsumvereine mit* rund 1200 Mitgliedern bestehen, wurde in einer Versammlung sämtlicher Mitglieder in Hohe»- stein-Ernsttha l beschlösse», den Vorsitzenden des dortigen Gewerkschaftskartells zu beauftragen, die Vereinigung der drei Konsumvereine in nächster Zeit einzuleiten. — Kleine Notizen. Ein betrübender Unglücksfall, der einen tödlichen Verlauf nahm, hat sich in Leipzig-Lindenau ereignet. Der 10 Jahre alte Tischlerssohn Arthur Kurt Scheibig wurde von einem Straßenbahnwagen erfaßt und überfahren. Der Tod war gleich danach eingetreten. — In Lichtenberg bei Freiberg ertrank in der hochangeschwollenen Mulde der Holzschleifer Keßler. Ec befand sich auf einem Wehrsteg, als dieser von den hochgehenden Ftuten fortgerissen wurde. — Der pensionierte Chausseewärtcr Montz Ferdinand Martin in Zwönitz hat sich in seiner Wohnung erhängt. — Der Zigarremnachcr und Hausbesitzer E. Sieber aus Thiemendorf bei Oederan stürzte kurz vor seiner Wohnung in Bach und ertrank. — In Mosel bei Zwickau stürzten zwei Mädchen von 8 und 11 Jahren beim Spielen in die angeschwollene Mnlde und ertranken. Dresden. Am Sonntag wurde hier ein reicher Amerikaner, der seine in einem benachbarten Sanatorium weilende Mutter be suchen wollte, auf Antrag einer auswärtigen Staatsanwaltschaft mit seinem Automobil auf gehalte». Der Amerikaner hat bei Finsterwalde einen Mann überfahren, der ziemlich schwere Verletzungen erlitten hat. Bis zur Feststellung des genauen Sachverhalts, insbesondere des Schuldverhältnisses an dem Automobilunsall, bleibt der Amerikaner in Verwahrungshaft. Nach dieser Prüfung wird sich erst entscheiden, ob der Internierte gegen die von ihm gebotene hohe Kaution entlassen werden kann. — Bein, 48. Feldartillerie-Regiment in Dresden erkrankte am 12. d. Mts. ein Artillerist a» Genickstarre, an deren Folgen er am 14. d. Nits, im Garnisonlazarett gestor- ben ist. In große Besorgnis ist eine angesehene Familie in Miltitz durch das spurlose Ver schwinden ihrer Tochter versetzt worden. Die junge Dame, welche Braut ist und in gutem Einvernehmen mit ihrem Bräutigam steht, hatte sich am 26. v. M. nach Meißen begeben, von wo aus sie nicht wieder zurückgekehrt ist. Jede Spur fehlt. Daß das Fräulein sich ein Leid zugefügt haben könnte, erscheint ausgeschlossen; eher kann angenommen werden, daß das Mäd chen einem Unglück zum Opfer gesallen ist. — Glück im Unglück hatte eine Butter händlerin aus Oderwitz, die in Zittau einen Fünfzigmarkschein verlor. Der glückliche Finder war das 2>/, Jahre alte Söhnchen eines an der Wesistraße wohnenden Buchhalters, das den Fünfzigmarkschein den Eltern überbrachte mit dem Bemerken: „Ein Bild gefunden!" Der Verlustträgerin konnte das Fundobjekt unbeschädigt ansgehändigt werden. — In ernster Gefahr befand sich die Ehe ¬ frau eines Milchhändlers in Merbitz. Beim Eiersuchen auf den Scheunenbalken rutschte diese durch aufgestapeltes Stroh aus, konnte sich aber im letzten Augenblicke an einem Balken festhalten und schwebte so etwa vier Meter hoch über darunter befindlichen spitzen Ackergeräten. Die Hilferufe der Frau wurden von dem Kirschenpächter Brendel gehört, der der Er matteten dadurch half, daß er sie beim Fallen mit seinen, Körper auffing und auf diese Weise vor schweren Verletzungen schützte. — Zu einem bewegten Zwischenfall kam es in der Sitzung der Freiberger Stadt verordneten. Zwischen dem Vorstand der Orts gruppe Freiberg deS Verbandes Sächsischer Industrieller und der Vereinigung zur Hebung der Industrie sind in letzter Zeit Reibereien entstanden die in mehreren Artikeln und Ein gesandts in, Amtsblatte zum Ausdruck kamen. Freitag abend erschien nun in dieser Zeitung ein auffällig gesetztes Inserat, in dem ein Stadtverordneter, der Lehrer Steiger, als ver mutlicher Verfasser eines Eingesandts bloßge stellt wird. In der Stadtverordnetensitzung »ahn, Herr Steiger nun das Wort und er klärte, daß bedauerlicherweise der Verfasser des anonymen Schmähinserats ein Mitglied des Kollegiums sei. Er forderte ihn auf, sich selbst zu nennen, widrigenfalls er ihn als einen gro ßen Feigling bezeichnen müsse. Zudem Einge sandtstehe er, Steiger in keiner Beziehung. ES meldete sich niemand- Der Vorsitzende, Rechtsanwalt Leonhard, lehnte cs trotz erregter Zwischenrufe ab, auf diese Sache einzugehe», da sie nicht auf der Tagesordnung stehe. Als aber die Sitzung nach dreistündiger Dauer be endet werde» sollte, ging ein schriftlicher An trag, von fast allen Stadtverordneten unter zeichnet, ein, in dem verlangt wurde, daß hier Steier den Namen des Verfassers nennen sollte, weil das Kollegium den Vorwurf nicht auf sich sitzen lasse» könne. St. leistete der Aufforderung Folge und nannte als Verfasser den Stadt verordneten Bergamtssekretär Schönherr. Die- ser antwortete auf die Anschuldigung nur mit der Ausflucht, daß das Kollegium nicht zustän dig srl, diese Sache zu erörtern, bekannte sich aber nicht als Verfasser. Der Stadtver ordnete Steiger blieb bei seiner Behauptung und gab dem Angeschuldigten anheim, weitere Schritte zu tun. Die Angelegenheit dürfte jedenfalls weitere Kreise ziehen. — Eine Mordtat vesetzte die Bewohner schaft des kleinen nur 200 Einwohner zählen den Dörfchens Pharenz bei Riesa in nicht geringe Aufregung. Früh in der 5. Stunde wurde im Hausflur des Gemeindeamtes, wo die Schuhmacher Schmeißkeschen Eheleute wohne», die »ur notdürftig bekleidete, 50jährige Ehefrau Schmeißke mit durchschnittener Kehle aufgefunden. Mit einem neben der Schwerver letzten liegenden Rasiermesser war ihr die Ver letzung beigebracht worden. Als Täter kam nach allen Umständen ihr Mann in Frage, der geflüchtet war. Die Frau die »och Lebens zeichen von sich gab, wurde nach dem Riesaer Krankenhause gebracht, doch ist sie abends ihren Verletzungen erlegen. Zu ungefähr derselben Zeit wurde man des GattenmörderS in Nieder muschütz habhaft, er gab die Tat zu und wurde in das Riesaer Amtsgericht eingeliefert. — In voriger Woche leisteten sich in Annaberg mehrere Schulknaben ein kost spieliges Vergnügen. Sie hatten auf der Straße drei Einhundertmarkscheine und einen „Fünf- zigmäcker" gefunden. In ihrer kindlichen Un wissenheit glaubten sie jedoch, sog. „Blüten" vor sich zu haben. Sie machten sich daher daran, das Papiergeld zu zerrißen und auf der Straße umher zu streuen; nur der Fünfzigmarkschein entging dieser Vernichtung. Als Verlustträger stellte sich alsbald ei» Lehrer heraus, der dann die aufgefundenen Papierstücke wieder zusam- mensetzte, um sie bei der Reichsbank einzutauschen. — 56 Offiziere vom großen Generalstab aus Berlin weilen zurzeit behufs Geländebe sichtigung in Bautzen.