KONGRESS-SAAL DEUTSCHES H YGI E N E - M U S E U M Freitag, 10. April 1964, 19.30 Uhr Sonnabend, 11. April 1964, 19.30 Uhr Sonntag, 12. April 1964, 19.30 Uhr 9. PHILHARMONISCHES KONZERT Dirigent: Gerhard Rolf Bauer Solisten: Peter Wallfisch, London, Klavier Helmut Rucker, Dresden, Flöte Herbert Schneider, Dresden, Viola Otto Reinhold geb. 1899 Konzertante Musik für Flöte, Bratsche und Orchester (Uraufführung) Animato Tranquillo Vivace Bela Bartök 1881-1945 Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 Allegretto Adagio religioso Allegro vivace — Pause — Alexander Glasunow 1865-1936 8. Sinfonie (Erstaufführung) Allegro moderato Mesto Allegro Finale ZUR EINFÜHRUNG Der in Thum (Erzgebirge) geborene, seit 1929 in Dresden wirkende Kom ponist Otto Reinhold, Schüler von Hermann Grabner in Leipzig, hat bisher ein zwar nicht quantitiv, jedoch qualitativ sehr gewichtiges Oeuvre vorgelegt und kann auf eine stattliche Aufführungszahl nament lich seiner Orchester-, Chor-, Kammermusik- und Liedkompositionen in der DDR, CSSR, in Westdeutschland, Polen, China, den USA, Italien, Belgien und Finnland zurückblicken. Von der heimatlichen Landschaft, der Herbheit, Kargheit des Erzgebirges, wurde schon frühzeitig das Wesen dieses Künstlers, der heute zu den profiliertesten Komponisten unserer Republik gehört, geprägt, das sich später in der typischen Spröde, Herbe, Klangunsinnlichkeit und Gradlinigkeit seiner musikalischen Sprache so überzeugend ausdrücken sollte. Otto Reinhold schreibt eine eigenwillige, immer saubere und ehrliche Handschrift, die sich einordnen läßt in die neuklassizistische, neobarocke Musikentwicklung unserer Zeit. Immer will der Komponist seine Musik vor allem als Ausdruck, als Ablauf seelischer, geistiger Vorgänge verstanden wissen, ohne den Hörer von vornherein in eine bestimmte Richtung lenken zu wollen, etwa durch programma tische Angaben, die nur höchst selten in seinen Werken begegnen. Zur formalen Anlage der in unserem Konzert als Uraufführung erklingenden „Konzertanten Musik für Flöte, Bratsche und Orchester“, einer als Auf tragswerk der Dresdner Philharmonie im Jahre 1963 entstandenen, eben falls äußerst konzentrierten und in ihrer inhaltlichen Aussage wesent lichen, niemals äußerliche Effekte suchenden Komposition, äußerte Rein hold folgendes: „Zwei bewegliche Ecksätze kristallisieren sich um einen verhalteneren Mittelteil. Der erste Satz beginnt sogleich mit dem zügigen Hauptthema. Im weiteren Verlauf gewinnt ein beschwingtes Seitenthema wiederholt Bedeutung, ebenfalls ein klopfendes Motiv. Diese Dreiheit bildet die tra gende Substanz, mit der Flöte, Bratsche und Orchester „konzertieren“, d. h. in spielerische Wechselbeziehung zueinander treten. Im zweiten Satz antwortet die Soloflöte auf zögernden Beginn der Strei cher, desgleichen die Solobratsche auf nochmaligen Orchestereinwurf, um sich sodann mit der Soloflöte zu gemeinsamem Spiel über einem Orgel punkt zu vereinen und hernach dem Orchester Raum zu freier melodischer Entfaltung zu geben. Unter Verarbeitung des thematischen Materials wird der Satz konzertant zu Ende geführt. Mit einem Sechzehntelanlauf hebt der dritte Satz an. Leichtfüßige Achtel setzen sich in einem kantablen Gang der Soloflöte fort, den die Solobrat sche weiterträgt und dem Orchester übergibt. Er gewinnt auch später noch mehrfach Bedeutung, sowohl in den Solostimmen wie auch im Orchester. Zunächst aber setzt sehr bald wieder das leichte Spiel des Anfangs ein, das durch wiederholt auftretende Oktav- oder Quartsprünge in die Tiefe besondere Akzente erhält. Ein solcher schließt das Stück auch nach voran gegangener Steigerung und darauffolgender Zäsur — durch einen Sech zehntellauf vorbereitet — ab.“ Zwei Komponisten von Weltgeltung prägen das Gesicht der ungarischen Gegenwartsmusik: Bela Bartök und Zoltän Kodäly. Beider Schaffen wur zelt zutiefst in der Volksmusik, ganz besonders in den urtümlichen Bauern liedern ihres Heimatlandes, die sie systematisch, mit wissenschaftlicher Genauigkeit sammelten und zur Grundlage ihrer eigenen künstlerischen Aussagen machten. Vor allem Bela Bartök, eine überragende schöpfe rische Persönlichkeit, kam zu einer neuartigen, faszinierenden Tonsprache,