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llbeMim Weiger Erscheint Dienstag, Donnerstag »..Sonnabend. Abonnementsprets einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten , Witzblattes I,SO Mk. Zeitiillg fir Thilmnd) Skiskrsdors^ Inserate kosten die Sp altenzeile oder deren Naum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 1b Ps., Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Mein- nnd Grotzölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Cotzmannsdorf, Lttban, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Pnlikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 43. Fernsprecher: Amt Deuben 114. Donnerstag, den 11. April 1907. Fernsprecher: Amt Deuben 114. 20. Jahrgang. Hur Nad una 7er«. Rabenau, den 10. April. — An die Mütter ergeht die Mahnung, die Kinder vor dem frühzeitigen Sitzen auf der kalten Erde zu hüten. Viele, denen die Wartung und Pflege von kaum des Sitzens und Gehens fähigen Kindern obliegt, glauben den kleinen eine Freude zu bereiten u. sehen ki als eine Abhärtung des Körpers an, wenn !>e die Kinder auf dem an öffentlichen Wegen usw. angesahrenen Sand oder auf Wiesen und in Glitten umhcrfitzen lassen. Das ist ein ge- Arlichez Wagnis, da die bis in den Monat Juni hinein währende Feuchtigkeit der sich eüt allmählich erwärmenden Erde ungemein schädlich auf deil zarten Bau der Kinder kicken muß. — Zwischen Hainsberg-Kipsdorf verläßt der gegenwärtig nur Werktags früh 6,7 Von Dippoldiswalde nach Kipsdorf verkehrende Pecsonenzug Nr. 9242 ab 1. Mai Dippoldis kalde bereils 5,25 früh und kommt 6,12 in Kipsdorf an. In der Richtung Hainsberg- Kipsdorf sind 15 Sonn- und Festtagszüge ^rgesehen, wovon ein Teil auch am Pfingst- dlmsiag verkehrt und wiederum welche nur vom 19. Mai bis mit 15. September. Die Wnwärtig 6,2«) Vorm, und 7,48 Vorm, ab K Psdorf verkehrenden Werktagszüge Nr. 9241 W srn werden im Sommerfahrplan täglich, auch Sonntags, in Verkehr gebracht, desgleichen nur Werktags 6,50 nachm. ab KipL- M laufende Zug Nr. 9253. In der Richtung KiPsdorf-HainSderg werden 14 Sonn- und Etägszüge eingelegt, wovon ein Teil auch °k Pfiugstdienstag und ein Teil nur vom 19. ^«ai bis 15. September abgelassen wird. - Die schaurige Tat des 22 jährigen ^ohneZ des Gutsbesitzers Beruh. Zimmermann k Seifers dorf hat schweren Kummer Ker die Familie gebracht. Der junge Mann unterhielt seit einiger Zeit ein Liebesverhältnis einer hei seinen Eltern bediensteten Magd, n» nicht ohne Folgen geblieben sein soll. Um ?U Vermutlich Verpflichtungen zu entgehen, er einen grausigen Plan ausgedacht haben. ? verabredete mit dem Mädchen zu' Sonntag "knd ein Stelldichein und als beide an dem geschwollenen Feldteiche des Nachbargutes dEutzsch vorüberkamen, stieß der Unhold Mädchen in denselben hinein. Es gelang K sedoch sich wieder herauszuarbeiten. Zim- versetzte hierauf seinem Opfer mehrere 'uge Schläge auf den Kopf und warf es N Zweiten Male in den Teich hinein. Auch Mas gelang es der Aermsten trotz schwerer ^Atzungen sich wieder zu retten und mit fbtung ihrer letzten Kräfte das Gut ihres d^Werru zu erreichen, wo sie kurz darauf ^."esinmmg verlor. Zimmermann ist seit Tat spurlos verschwunden. Man nimmt er sich ein Leid angetan hat- Der Tatbestand dürfte durch die Staats- ^^tschast zu tage gefördert werden. Die Feuerwehr zu Seisersdorf hat am Feld und Wald der Umgegend nach " Verschwundenen resultatlos abgesucht. Das Holländische Bunvesturn- . in Löwen wird, wie das italienische, > Mllz durch offizielle Vertreter der Deutschen tz^rschaft besucht. Abgcordnet wurden voin h?^uß der Deutschen Turuerschaft Kreisver- ^"itätSrat Dr- Toeplitz, Breslau, und b,Asiat Atzrott, Berlin-Steglitz. Seit Jahren tzAn auch turnerische Aborvnungen deutscher 'sjAereme aus Ortschaften an der Grenze Mändischen BMdeStnrnfeste. HA Von dem Vorm. 9 Uhr 30 Min. von in ff nach Nossen verkehrenden Güterzuge /Personenbeförderung entgleiste zwischen A^gswalde und Mohorn ein Güter- KAd Außer etwa halbstündiger Zugver- Vorkommnis keine ernsteren KA verlaufen befindet sich bei dem Anwärter Meyer in Dölzschen, Dresdner Straße 8, ein etwa 2»/, Jahre alter Knabe in Pflege. Der Kleine weiß nichts von seiner elterlichen Wohnung und fand deshalb vorläufig Unterkommen in der Familie des Genannten. Das Kind trägt rotkarriertes Kleid, grauwollene Schürze, graue Strümpfe, Schnürschuhe, hat kurz geschnittene blonde Haare und eine Narbe an der Stirn. — Der 1891 zu Radeberg geborene Bäcker lehrling Friedrich Max Niem; wurde von der 1. Strafkammer des Landgerichts Freiberg zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt. Er hatte seinem Meister in Großvoigtsberg ver gifteten Weizen in den Kaffee geschüttet. — Dem „Frb. Anz." wurde eine Postan weisung über den Betrag von 3 Pf. vorgelegt, der einer Freiberger Firma gemäß einer Kon kursquote von 0,688 Prozent sür eine festge- stellle Forderung von 4 Mk. übermittelt wurde. Für Uebermittlung des horrenden Betrages von ganzen 3 Pf. waren noch 10 Pf. Porto für die Postanweisung und 5 Pf. für das Bestell geld nölig. — Kleine Notizen. — Das bekannte Bautzner Original, der Tanben- und Eierjokel, ist in seinem Heimatsdorfe Cölln gestorben und wurde Montag nachmittag in Groß-Welka beerdigt. Mit Andreas Zieschank, so hieß er, ist eine Persönlichkeit seltener Art heimgegangen. Nur durch seiner Hände Fleiß und durch seine unermüdliche Schaffensfreudigkeit hat er sich ein Vermögen von 29 000 Mark erspart. Anfangs betrieb er einen Handel mit weißem Sand, später mit Kartoffeln; seine Ware brachte er stets auf einem Schubkarren zur Stadt, ein mal ist er sogar mit zwei Karren angefahren gekommen, weche er abwechselnd stückweise sorl- bewegte. Zuletzt handelte er nur noch mit Tau ben und Eier». Bis in sein hohes Alter hinein hat Zleschank den reichlich Istündigen Weg von Cölln nach Bautzen fast täglich gemacht, in den letzten Jahren brauchte er allerdings bis 3 Stunde». In de» 70er Jahre» hatte der Eierjokel seinem in Dresden lebenden Bruder 500 Taler geborgt, die er jedoch schon nach kurzer Zeil zurückverlangte. Darüber aufgebracht, zahlte der Bruder die Summe iu lauter Kup fergeld aus. Dieses Geld holte der Eierjokel in sei nem Schubkarren in Dresden ab und fuhr cs bis Klem-Welka, wo er es auf der dortigen Sparkasse ablud. Hier brauchte man allerdings mehrere Tage zum Durchzählen. Trotz seiner 78 Jahre ist der Verstorbene nicht ein einziges Mal mit der Eisenbahn gefahren. Ec war über haupt kein Freund von Fortschritt und Neu anschaffungen. Auch war er des Schreibens voll ständig unkundig, selbst seinen Namen konnte er nicht schreiben. — In Leip zig. wurde die am 18. März 0. I. abends nach dem Besuch einer Mustkaufführung verschollene Postsckretärs- witwe Gladow in der Elster als Leiche aufge- funden. Das Dunkel über das Verschwinden der Dame ist dadurch jedoch noch nicht ge lichtet. Die eigenartigen Begleitumstände geben vielmehr zn allerlei Vermutungen Raum. — Auf dem Bahnhofe Meuselwitz wurde der Weichenwärter Müller beim Rangieren an bei den Füßen schwer verletzt. Man führte den Ver unglückten dem Leipziger Stadtkrankenhause zu. — Uin nicht mehr in die Acbeitsanstalt Alten salz zu kommen, hat der eist kürzlich aus dein Zuchthaus entlassene 40 Jahre alte Gelegen heitsarbeiter Gitter auf dem nach Bad Elster zu gelegenen Galgenbcrge eine Anzahl Eichcn- bäume angeschnitten. Gitter, der auS der Ar beitsanstalt entsprungen ist, wurde verhaftet. — Gleichfalls entsprungen ist aus genannter Anstalt der von Adorf i. V. stammende Kom munearbeiter Müller, der erst kürzlich eine Freiheitsstrafe wegen Brandstiftung verbüßt hat; er konnte noch nicht festgenommcn werden. — Lohn eines Knechtes nach Gewicht! Ein Landmann in Apenesen bei Buxtehude mietete einen Dienstknecht, der so viel Lohn erhalten sollte, als er wog, und zwar sür das Pfund einen Taler. Da der Knecht 151 Pfund wog, erhält er jetzt einen jährlichen Lohn von 151 Talern, gleich 453 Mark. — InOlbernhau ist der 5jährige Sohn des Dekorateurs Häßler ertrunken. Der Kleine war beim Spiel mit Altersgenossen in der inneren Bahnhofstraße in den Rungstatbach gestürzt und wurde voll den Fluten unter den Häusern weg nach der angeschwollenen Flöha fortgerissen. — Um die Folgen eines Fehltritts zu verbergen, hatte sich die 18 jährige Tochter einer Familie in Stauchitz auf noch nicht aufgeklärte Weise ein Mittel verschafft, das zwar insofern half, als eS eine vorzeitige Entbindung von einem toten Kinde herbeiführte, aber der jugendlichen Mutter das Leben kostete. DaS junge Mädchen starb unter gräßlichen Qualen. — Dresden. Der Streik bei der Fir ma S eid e l L N au mann hat bis jetzt keine größere Ausdehnung angenommen, denn auch am Montag früh stellten sich etwa 800 Arbei ter ein, um ihre Plätze einzunehmeii, während Zweidrittel der Arbeiterschaft nicht erschien. Die Fabrikleilung hält den Betrieb in dem Niesen- etabliffement an der Cottaer Straße aufrecht und hat die Absicht, die leeren Plätze durch andere Arbeiter zu besetzen. — Als am Sonntag in der Johannstadt in Dresden ein Gewerbtreibender, mit seiner Tochter von einem Vergnügen kommend, seine Wohnung betrat, fand er in der Küche seine Ehefrau aus dem Fußboden im Blute liegend ohmnächtig vor. Wie der Augenschein lehrte, hatte sie sich mit einem Küchenhackebeile schwere Fleischwunden am linken äußeren Handgelenke offenbar in der Absicht beigebracht, sich zu löten. Ein sogleich hinzugezogener Arzt stellte fest, daß die Pulsader nicht verletzt, wohl aber mehrere Flechsen zerschnitte» waren. Die Be- dauernswerte, die den Selbstmordversuch zwei fellos in rinem Zustande geistiger Umnachtung unternommen hat, wurde nach Anlegung eines Nolverbandes in die Heil- und Pflegeanstalt überführt- -- Massenhafte Einwand erun gen von böhmischen Arbeitern finden in diesem Jahre statt. Atzt trafen in Plaue n i. V. wieder gegen 600 töhmische Arbeiter ein, UIN nach Kassel weiter zu fahren. Die hiesigen Bahn höfe passierten in diesem Jahre schon über 10 000 solche Arbeiter. — In Losch Witz rettete die Fischermei- stersehefrau Höhle einen 4jährigen Knaben, der in die Elbe gefallen war, vom Tode des Er trinkens. — In Meißenist eine Erweiterung der städtischen Gasanstalt mit einem Kostenaufwand von rund 300000 Mk. von den städtischen Kollegien beschlossen worden. Durch die Erwei terung, die außer der Beschaffung neuer Dampf kessel und eines neuen Nelorleuhauses mit Verti- kulöfen den dringend nötigen Bau eines Ver waltungsgebäudes Vorsicht, soll die Tagespro duktion auf 50 000 Kubikmeter gebracht wer den. Im Dezember 1906 betrug die höchste Tagesproduktion etwa 12000 Kubikmeter. Seit Jahren ist ein rasches Steigen des Gaskonsums zu beobachten. Der Erweiterungsbau wird sich bis 1910 hinziehen. — In Gor » sdorfbei Auerbach ist der 38jährige Fabrikarbeiter Fächer tödlich verun glückt, als ihn sein Freund, Witschaftsgehilfe Linus Thierfelder, von einem Spazierritt heim- kchrend, mit aufs Reitpferd nahm. Letzteres warf Fischer ab, wobei er so unglücklich fiel, daß er infolge des erlittenen Schädelbruches am andern Tag, ohne die Besinnung wieder erlangt zu haben, starb. — Am Montag nachmittag entgleisten auf dem Nangierbahnhofe Krippen 3 Güterwagen und sperrten dadurch das Hauptgleis der Fahrt richtung Bodenbach—Dresden. Der Betrieb wurde während der Störung zwischen Schöna und Schandau eingleisig aufrecht erhalten. — Das stete Fortschreiten der Chirurgie bekundet sich wieder auf dem Chirurgenkongreß in Berlin. Prof. Rehn-Frankfurt a- M- berichtete über das Vernähen von Herzwunden und über die Vervollkommnungen hierbei. Prof. Riedel- ^Jena und Dr. Kümmell-Hamburg teilten ihre !mit Erfolg durchgeführten Versuche mit, das 'in der Chloroformbetäubung gelähmte Herz durch Massage zum Weiterschlagen zu bringen, selbst nach 1^/, stündigem Stillstand. Ver blüffende Ergebnisse sind auch bei Blutgefäß operationen erzielt worden. — Unsere Leser dürften sich noch darauf besinnen, daß vergangene Weihnachten ein 16jährigcS Mädchen von Braunsdorf nach Tharandt im Schnee stecken blieb und sicher erfroren wäre, wenn nicht der Gendarm das selbe aufgefunden und die sofortige Unter bringung in die elterliche Wohnung veranlaßt hätte. Dieses damals von dem Tode des Er frierens errettete Mädchen ist die Frieda Alma Zeunert, welche in Dresden-Plauen den schrecklichen Mord an dem Großmann verübte. — Zu einer exemplarischen Strafe ist von der Strafkammer zn Plauen i. V. der italienische Terrazzo-Arbciter Ottilio Dell'Olio verurteilt worden. Er hatte einem Logiskollegen 1159.40 Mk. gestohlen und war bei dem Diebstahl und der Ableitung des Verdachts der Täterschaft in raffiniert gemeiner Weise vorgegangen. Er leugnete hartnäckig, obwohl seine Wirtin, die als Hehlerin mit angeklagt war, ein unum wundenes Geständnis abgelegt hatte. Das Gericht erkannte ans 2 Jahre Zuchthaus, 10 Jahre Ehrenrechtsverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht. — In Riesa suchte und fand den Tod in der Elbe der Maurerpolier K. Einige Tage vorher hatte er den Schritt schon einmal getan, jedoch wurde er damals noch rechtzeitig aus der Elbe gezogen. Auch diesmal wurde er bald bemerkt, aber das Leben war schon entflohen. — In der Bergstadt Graupenb. Teplitz brannten vier Häuser ab. Das Rathaus und die Stadtkirche waren sehr gefährdet. — Die Leichen des vermißten Liebespaares, das am Freitag inLeipzig nach einer Gondel partie vermißt wurde, sind von Fischern an der Hakenbrücke in der Pleiße zusammengebnuden aufgefunden und nach der Anatomie gebracht worden. — I» Leipzig wurde am Montag die reorganisierte Kleinmeffe zum ersten Male auf dem neuen Meßplatz am Frankfurter Tore eröffnet, nachdem sie bisher auf mehrere Plätze Verteilt und zersplittert gewesen. Nunmehr be findet sich die eigentliche Kleinmcsse mit der Schaumeffe vereinigt auf einem großen Platze, der allen an eine solche Messe zu stellenden Ansprüchen durchaus geuügt. So ist denn die Messe diesmal auch so reich beschickt, wie seit Menschengedeuken nicht, und am Nachmittage bewegte sich durch die anliegenden Straßen eine Volksmasse nach dem Meßplatze, als wenn es irgend einer großen Festlichkeit gelte. Die ganze Einrichtung des Platzes ist sehr zweckmäßig u. praktisch, und die Befürchtungen, die man an fangs gehabt, die Kleinmcsse werde darunter leiden, daß sie nunmehr aus dem Zentrum der Stadt an deren Grenze gerückt worden ist, scheinen glücklicherweise unbegründet, im Gegen teil scheint diese Misse durch ihre nunmehrige Konzentration ganz bedeutend gewonnen zu haben und ihre Neugestaltung sich ebenso nütz lich zu erweise», wie die vor Jahren erfolgte Erneueruiig der Großmeffe. — Zwickau. — Ei» Fall von Genick starre wurde hier an dem 20jährigen Dienst mädchen Wendler konstatiert. Die Genickstarre im Infanterie-Regiment zu Döbeln ist erloschen. — Eine Versammlung der Arbeiter- und Gesellen-Ausschüsse der Chemnitzer Fabriken und Gewerbe nahm eine Resolution an, in der den Arbeitern empfohlen wird, sich bei dem bevorstehenden Königsbesuche passiv zu verhalten. — Der des Mordes an dem Könitzer Gymnasiasten Winter bisher verdächtige Schläch ter Liberka hat nach amtlicher Feststellung während des Monats, in dem der Mord begangen wurde, auf einer Grube bei Laurahütte gearbeitet. Ec kommt also als Täter für die Könitzer Mordaffäre nicht in Frage.