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Rabenauer Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementsprels einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Mk. Zeitung fir Thurand, Skitersdurt. Inserate kosten die Sp altenzeile oder deren Raum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 15 Ps., Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Mein- nnd Grobölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Cokmaunsdorf, Lübau, Borlas, Spechtriy rc. Mit verbindlicher Pulikatwuskraft für amtliche BekantttmachniMv. diummer 2. Fernsprecher: Amt Deuben 114. Donnerstag, den 3. Januar 1907. Fernsprecher: Amt Deuben 114. 20. Jahrgang. Svlrsnntmsvkung. Die Besitzer der in hiesiger Slavtgeimindc gelegenen Grundstücke werden hierdurch an die Eesüllung der ihnen obliegenden Pflicht, die längs ihrer Grundstücke führenden Futzwege bei eintretender Glätte rechtzeitig und gehörig zu bestreuen, erinnert mit dem Bemerken, daß die Unter lassung des Streuens nicht nur Haftpflicht für etwa dadurch entstehende Unfälle, sondern auch Ordnungsstrafe bis zu 30 Mk. nach sich zieht. Die mit Bordkante versehenen Fußwege dürfen zu ihrer besseren Erhaltung nicht mit Asche, sondern nur mit Sand bestreut werden, welcher an verschiedenen Stellen des Ortes angejahren ist und von dort zum Bestreuen der Fußwege entnommen werden kann. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, daß der von der Stadtgcmeinde zum Bestreuen der öffentlichen Fußwege angefahrene Sand nur hierzu zu entnehmen ist, nicht aber ent nommen werden darf zum Bestreuen dec Privatwege in den Höfen etc. Rabenau, am 12. Dezember 1906. Der Bürgermeister. W l l t i g. Vvlesnntmsokung Trotz schon wiederholt erfolgten Verbots werde» im hiesigen Orte nach eingetretenem Schneefalle die öffentlichen Fahr- und Fußwege außerordentlich häufigvon Kindecn zum Schlitten fahren benützt. So gern man nun auch den Kindern Ver gnügungen dieser Art gönnt, so sind doch die öffentlichen, im hiesigen Orte meist ab schüssigen Straßen und Wege die unge eignetesten Plätze hierzu, da hier nicht nur die Kinder durch die verkehrenden Geschirre und letztere selbst, sondern auch die Futzpas- santen durch die entstehende Glätte auße, ordentlich gefährdet werben. Es wird daher auf Grund der Mmisterial- verordnung vom 9. Juli 1872 das Schlitten fahren der Kinder auf den öffentlichen Fahr- und Fußwegen zur Vermeidung von Unglücks- sällen undVerkehrsstörungen verboten, dergestalt, daß d ejemgen Eltern, welche es unterlassen ihre Kinder von diesem Gebühren abzuhallen, mit Geldstrafe oder entsprechender Haft belegt werden, Ani Grund eines mit dem Wirtschaftsbesitzer Herrn Paul Wünschmann hier getroffenen Abkommens können die Kinder auf der Herrn Wünschmann gehörigen, hinter stimm Haus- gruudstück gelegenen Wiese ungestört Schlitten fahren, und auch das hinter dem Rathaus garten gelegene Grundstück, der frühere Turn platz, kann benützt werden. Außerdem werden die Hausbesitzer gebeten, ihre Gürte» zu diesem Zwecke, soweit dies möglich ist, den Kindern zur Verfügung stellen zu wollen. Rabenau, am 12. Dezember 1906. Der Bürgermeister. Wittig. Hur Nab una fern. Rabenau, den 2. Januar. — Feierlich erklangen die ernsten Weisen unseres KirchenchoreS in der Sylvesternacht. Am Anfang sang der Knabenchor das Nieder ländische Dankgebet. An zweiter Stelle folgte die vierstimmige Motette: „Mit der Freude zieht dec Schmerz" von Mendelssohn-Bartholdy. Zum Schluß wurde „Ich bete an die Macht der Liebe" geboten. Auf jeden der zahlreichen Zuhörer machte in des Jahres letzter Stunde der herrliche Gesang den tiefsten Eindruck. — Um die Schwelle, welche das alte Jahr vom neuen trennt, in festlicher Stimmung zu überschreiten, beging der Turnverein I nach altem Herkommen zu gegebener Zeil im Amts- hos eine Shlvesterfeier, der ein Tänzchen vor- angirig, welchem, als die Glocken vom Beginn des neuen Zeitabschnittes Kunde gaben, ein Sammeln der Teilnehmer um den leuchtenden Christbaum und der Gesang eines schwungvollen Sylvesterliedes folgte. Hierauf fand ein all gemeines gegenseitiges Gratulieren statt, wobei eine, von Herrn Frenzel gestiftete Bowle die Runde machte. Sodann wurde die Verlosung der eingelieferten Geschenke vorgenommen, wo bei manch' komischer Gegenstand aus seiner Umhüllung zum Vorschein kam. Alsbald trennten sich die Versammelten, um in ihrer Häuslichkeit dem weiteren Teil des begonnenen Jahres entgegen zu leben. — Vor dem Schöffengericht Tharandt hatten sich der im väterlichen Geschäft tätige Sohn des Holzhändlers Großmann sowie dessen Knecht Schmidt zu verantworten. Beide sind angeklagt 1 Fichtenstamm und 2 Schleifhölzer im Werte von 3,90 Mk. auf Grillenburger Revier widerrechtlich aus ihrem Wagen, auf dem sie felbstgekauftes Holz geladen hatten, mitgenommen zu haben. Die Angeklagten behaupteten, daß dies nur irrtümlich geschehen sei, weil betr. Hölzer nicht gezeichnet gewesen seien und sie dieselben auch später wieder an Oct und Stelle geschafft habe». Der als Zeuge vernommene Förster Kummer, Grillcnburg, sagt jedoch unter Eid aus, daß das Holz ge stempelt gewesen sei Das Gericht mußte sonach Forstdiebstahl annehmen und verurteilte beide Angeklagte zu je 28 Tage» Gefängnis sowie zu den Kosten. — Bei der in Hainsberg stattgesun- denen Gemeinderatswahl wurden Fleischermstr. Lotze mit 28 Stimmen, Kommerzienrat Römer mit 25 Stimmen und Hausbesitzer M. Richter mit 19 Stimmen neu gewählt. Die Wahlbe teiligung betrug 50 Prozent. — Die ersten Frühlingsboten sind eingetioffeu. Im Grund stücke Fleischermstr. Lotze in Hainsberg haben sich 2 Starpaare niedergelassen. — Die Unsitte, zum Schaden ganzer Ju- dustrieen auf das Senden von Neujahrs karten zu verzichte», geht evident aus dem Verhalten zahlreicher Bürger Freibergs hervor. Sie entledigten sich der Neujahrsglückwünsche dadurch, daß sie je. 5 Mark bis herab zu dem minimalen Betrag von 1 Mack zu Gunsten Armer an die Kaffe des Vereins gegen Haus bettelei gezahlt haben. Es sind dies in Frei berg mehr als 500 Einwohner, die ihrer so zialen Stellung nach beides, Armenunterstütz- ung und Neujahrskartenversandt, sehr wohl miteinander verknüpfen könnten. — Geh. Oekonomierat v. LangSdvrff in Tharandt ist auf die Dauer von 5 Jahren zum Mitglied des Verstcherungsbeirats beim Kaiserlichen Aufsichtsamte für Privatversiche rungen ernannt worden. — Wi n ter sp o r t f e st. Der Deutsche und Oesterr. Touristen-Klub veranstaltet sei» zweites großes Wiiitersportfest in Geising- Altenberg am 20. Januar 1907. Da die Teilnehmer bereits am Vortage in großer Zahl eintreffen werden, sind bei genügender Betei ligung eine Schnitzeljagd auf Skiern, sowie auf dem Festplatze rn Geising großes Eis schießen in Aussicht genommen. Die Wett läufe am 20. Januar eröffnet Punkt 10 Uhr der Seniorenlauf über 12 Kilometer, sodaß die mit den Sportzügen eintreffenben Besucher des Festes beim Betrete» des F^stplatzes, der Start und Ziel zugleich ist, das sportliche Treiben in voller Entfaltung finden werden, zumal auch die ersten Wettläufer der Gebirgs jugend das Ziel passieren. Die unmittelbar hinter einander folgenden Rodelrennen werden das Bild vervollständigen, das von der Tri büne in seinem ganzen Umfange überschaut werden kann. Am Nachmittag bilden der Ju niorenlauf, sowie das Wettspringen auf Schnee schuhen, ganz besonders daS Schauspcinge» Norweger Herren den Mittelpunkt der sport lichen Veranstaltung, während ei» Preis-Eis schießen und der Eislauf zu genügender Unter haltung und Betätigung der Festleilnehmer Veranlassung geben werden. Der Eintritt zum Festplatze ist Nlchtteilnehmecn nur gegen Lösung einer Karte für 50 Pfg. gestattet. — In Glashütte vrach im Hause des Baugewerken Kloß ein Brand aus, durch den dieses Gebäude und zwei weitere fast vollständig eingeäschert wurden. — In Lockwitz wurde am Weihuachts- heiligenabeud eine in dürftigen Verhältnissen lebende, zwar nicht mit Glücksgütern, Wohl aber mit reichem Kindersegen bedachte Familie in große Freude verfitzt. Vor einiger Zeit, gelegentlich einer großen Felddienstübung, traten zwei hohe Offiziere bei gedachter Familie ein, um' sich -für einige Minuten zu erwärmen. Die Frau bot den Herren eine Tasse Kaffee an, für welche sie schon damals reich entschädigt wurde, da sich die hohen Herren von der Be dürftigkeit der Familie überzeugt hatten. Am heiligen Abend traf nun ganz unerwartet eine große Kiste ein, die alle nur erdenklichen Sachen für den Weihnachtstisch enthielt. — Kleine Noti zen. — Auf dem Frie densschachte inOelsnitz stürzten zwei Förder leute mit dem Bremsgestell 28 Meter tief in den Bcemsschacht hinab. Bride waren sofort tot. Die Verunglückten tragen selbst die Schuld, da sie die Sichecheilsvorrichtungen nicht be achteten. — Der Luxuszug 53, Frankfurt-Köln, fuhr in der Nacht zum Sonntag früh 4 Uhr rn einen Güterzug. Ein Bremser wurde getötet. Einige Reisende sollen verletzt, der Sachschaden bedeutend sein. Die Uufallstelle war vormittags 10 Uhr für den Verkehr wieder frei. — I» Freiberg wurde eine arge Enttäuschung den Mitgliedern eines Sparklubs zuteil, als der Kassierer nur etwa 50 Prozent dec eingezahlten Summen auszahlen konute. Den Nest hat er in seinem Nutzen verwandt. — In Räcknitz ist ein vierjähriges Mädchen aus bisher unauf geklärter Ursache verstorben. Am Körper des Kindes wur den Spuren erlittener Mißhandlungen entdeckt. Inwieweit der Tod auf Mißhandlungen, die das Kind von seiner Stiefmutter erlitte» habeir soll, zurückzusühreu ist, dürste die gericht liche Sektion des Leichnams ergeben. — In Goppel» fuhr beim Rodelschiiltenfahren auf der Straße »ach Kauscha ein Herr aus Dresden derart an einen Baum an, daß er einen Bein bruch erlitt. — In Ulbersdorf beiSebnitz wurde ein Hundertjähriger unter Teil nahme aller Volkskreise dem Schoße dec Ecde übergeben; eS war der Gutsauszüglec Carl Gotthelf Rache aus Lohsdorf. — Einer Wirt schafterin aus Leipzig wurde während der Eiscnbahiifahrt von Leipzig nach Dresden ein Betrag von 5500 Mk. gestohlen, bestehend in vier Eintausend- und fünfzehn Einhundert- markscheinen. — Die Strecke Ilmenau—Bad- Jtmenau ist bei Km. 20,2 der Linie Plaue— Themar seit Sylvester abends 7 Uhr 10 Min. infolge Schneeverwehung gesperrt. Der Verkehr wird durch Umsteigen aufrecht erhalten. — Zwischen Ruppertsgrün undHerlasgrün ist am Sylvesterabend durch den nachmittags gegen »/i5 Uhr in Hof abführenden Schnellzug Hof—Leipzig der Hiifsbahnwäcter Jnget tödlich überfahren worden. — Infolge des heftige» Schneetreibens mußte der Verkehr auf der Schmalspurbahn Friedland-Hermsdorf i. B. eingestellt werden. Dresden. Am Sonnabend verabschiedete sich Herr Gemeiudevorstand Paulus in« Beisein sämtlicher Beamten und in Gegenwart von Regierungsverlreter» und des Gemeinderates von seiner Gemeinde Blasewitz. Der König verlieh aus diesen: Anlaß Herrn Paulus den Titel und Rang eines Königl. Kammerrates. — Der Neujahrstag wurde am Kgl. Hofe wie in den früheren Jahren festlich durch Giückwunschscoureu und eine glänzende Abend gefellschaft begangen. Den Festltag leitete eine Morgenmusik ein, die Sr. Majestät dem Könige vor den Gemächern in der ersten Etage des Residenzschlosses von den Königl. Hoflrompetern dargebracht wurde. In der 10. Vonnittags- stuude »ahm König Friedrich August die Neu jahrsglückwünsche der Oberhofmeisterin am Kgl. Hofe Frau v. d. Gabeleiitz-Linsingen und der Herren des früheren Dienstes, sowie der kath. Geistlichkeit und deS Königl. Leibarztes entgegen und wohnte alsdann dem Gottesdienste in der katholischen Hofkirche bei. Mittags 12 Uhr 45 Mi», erfolgten in den Paradesälen des Königl. Schlosses die Glückwünschungscouren. — I» der Wilsdruffer Vorstadt wurde eine Logisvermieterin in ihrer Wohnung be sinnungslos und am Kopfe und an den Armen mit schweren Brandwunden bedeckt vorgefun den. So weit sich hat feststellen lassen, scheint die Frau in einem Ohnmachtsanfalle eine auf einem Tisch stehende Lampe nmgesallen zu sein, wobei sich das brennende Oel auf die au: Bo de» liegende besinnungslose Frau ergossen hat. — Auf dem Wege vom Bahnhof Kohl mühle nach Schandau wurde am Sonntag abend zwischen 7 und 8 Uhr der Geldbrief trägec Kohler aus Schandau räuberisch ange- fallen. Der Attentäter würgte den Geldbrief- träger längere Zeit, bis ein Mann und eine Frau aus Allendorf dazukamen. Der Ver brecher entfloh und verlor einen falschen Bart. Der Täter ist noch nicht ausfindig gemacht. — Der Gärtner Carl Richard Hochtritt knüpfte im abgelaufenen Jahre verschiedentlich Verhältnisse mit Witwen an, denen er die Hei rat in Aussicht stellte. Dabei ging er nur darauf auS, sich Geld zu verschaff n. In Cos wig bei Meißen hatte sich eine 59jährige Frau durch Hochtritts schöne Rede» beschwatzen lassen, mit ihm in nähere Beziehungen zu treten. Bis zum September hatte H. die Frau um 200 Mark gebracht. Sein Vermögen bezifferte er auf 17 000 Mark. Obwohl er mit dieser Frau bis in den September verkehrte, begann er im Juli mit einer anderen Witwe in Dresden ein ueues Verhältnis, die er auf ein Heiralsgesuch kennen gelernt hatte. Dieser gab er sich als ein Manu mit 42 000 Mk. Vermögen aus. Nach einem Schaden von 150 Mk. wurde auch die zweite Frau klug. An deren Stelle trat eine m Löberitz wohnende Witwe, der der An geklagte, der in Untersuchungshaft genommen worden ist, verspricht treu bleiben zu wollen. Zunächst muß er aber noch 3 Monate Gefäng nis verbüßen wegen der den beiden ersten Frauen zugefügten Vermögens-Schädigungen. — Von schwerem Herzeleid betroffen wurde die Familie des Markthelfers Bürger in Leip zig. Am Montag nachmittag nahm die Haus mannsfrau wahr, daß Rauch aus der Bürger- schen Wohnung, welche verschlossen war, drang. Die Frau setzte sofort zwei Männer in Kennt nis, die in die Wohnung einstiegen. Diese rettete» den in: 5. Lebensjahre stehenden Erich Bürger, welcher in der an die Stube angren zenden Kammer im Bette lag. Das einjährige Töchterchen der Familie Bürger wurde unter den verkohlten Resten des Kinderkorbes als Leiche aufgefunden. Die Mutter hatte gegen 4 Uhr, um Zeitungen auszutragen, die Woh nung verlassen und vorher einen heißen Zie gelstein in den Korb, in dem das Kind ruhte, zu dessen Füßen niedergelegl. Tetschen. Aut der Fahrt von Leipzig nach Dresden lernte ein Reisender einen jungen Mann kennen, der sich als der bekannte I. Bernardo ausgab und sich ihm anschloß. Der angebliche Bernardo war sehr liebenswürdig und widmelete in Dresden seine Zeit dem neuen Bekannten. Als der Reisende den Wunsch aus sprach, ein Automaten-Nestaurant zu besuchen, bot er sich ihm sofort als Führer an. Im Restaurant machte er sich crbötig, den Winter rock des Reifenden in die Garderobe zu bringen. Mit dem Rock des Reisenden verschwand er alsbald. Auf Grund der Personalbeschreibung, die der Betrogene do» „Bernardo" gab, wurde sofort vermutet, daß der Betrüger mit dein ehemaligen Kontoristen Robert Hampe aus Pfaffendorf identisch ist. Der Reisende erkannte auch in einer vom Bodenbacher Polizeiamte der Dresdner Polizei übermittelten Photographie Hampes den betrügerischen „Bernardo" wieder. Hampe, der zurzeit wegen verschiedener Schwin deleien in Böhmisch-Kamnitz in Haft sitzt, wird sich nunmehr auch wegeu der an den Reisenden verübten Betrügereien zu verantworte» haben.