Volltext Seite (XML)
abenauer Anzeiger Zeitung für WM) SeiMnes, Trlchelnt Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eine« illnstrecten Witzblatie« l,bv Ml. Inserate kosten die Spaltenzelle oder deren Raum 10 Ps., siir auSwiirtig« J> serent-n IS Ps., Reklamen 20 Ps. Annahme von Anzeigen sür alle Zeitungen. Mein- und Grotzölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Coßmaunsdorf, Liiban, Borlas, Spechtritz re Mit verbindlicher Publikationskrast für amtliche Bekanntmachungen. 18. Jahrgang Nummer 94. Sonnabend, den 12. August 1905. > Nacht zum Montag hier verübt wurde, hält noch immer an. Man ist empört über den jugendlichen Verbrecher, unter dessen Händen ein blühendes Menschenleben vernichtet wurde- Leider ist es bisher nicht gelungen, den Leich nam der Tochter des Herrn Privatus Neu meier aufzufinden, bisher fand man nur den Ballshawl, den Regenschirm und den Haarkamm des Mädchens. Der Verbrecher war erst wenige Tage auf dem Erbgericht Herzogswalde als Schweizer beschäftigt; vorher hatte er kurze Zeit in Hühndorf gearbeitet. Ec ist bereits zweimal wegen Sittlichkeitsvergehens vorbestraft und soll von häßlichem Charakter sein. Man nimmt an, daß Seltmann an dem Mädchen ein Verbrechen begangen hat, ehe er es in die Triebisch warf. Für die Berechtigung dieser Annahme spricht der Umstand, daß Seltmann auch den von ihm bis zur Bewußtlosigkeit geschlagenen Herrn Neumeier in den Bereich des Wassers geschleppt hatte. Der Verbrecher hat die Spuren seiner Tat eben verwischen wollen; das glaubte er zu erreichen, wenn beide Opfer in der Triebisch ertranken. Völlige Klarheit wird erst zu schaffen sein, wenn der Leichnam des unglücklichen Kindes vorgefunden ist. Nach Vollendung der Tat ist Seltmann an seine Dienststelle gegangen. Dort hatte er, ohne äußerlich irgend welche Aufregung an den Tag zu legen, seine Arbeit verrichtet. Der Gendarm, Herr Ebert-Wilsdruff, fand ihn melkend im Stalle vor. — Die Arbeiters-Ehefrau Anna Therese Kubitschke geb. Fleischer aus Obercarsdorf er hält wegen Rückfallbetrugs 3 Monate Gefängnis. Sie hat sich von einer Bekannten unter falschen Vorspiegelungen ein kleines Darlehen verschafft. — Der Arbeitsburjche Ernst Gustav Kaden aus Gittersee war eines Sittlichkeitsvergehens nach 8 176,3 des Strafgesetzbuches angekagt. Er wird nach geheimer Beweisaufnahme frcige- sprochen und sofort aus der Haft entlassen. — Ein neuer eigenartiger Geschäftsbetrieb tauchte in diesen Tagen in der Lößnitz auf — „ein reisender Nechlsgelehrtcr." Den verschie denen Ladenbesitzern und sonstigen Gewerbtrei- benden stellte sich ein gutgekleideter Mann, mit goldener Brille, Aktenmappe unter dem Arme, im mittleren Alter, mit der Anfrage vor, ob man Nechtsangelegenheiten irgendwelcher Art -kur Nab unü fern. Rabenau, den 11. August. — Am Donnerstag nachmittag gegen 4 "hr trat in unserer Gegend ein heftiges Gewitter auf, das von einem außerordentlich starken Regenguß begleitet war, der im Nu alles »»weichte und namentlich größeren Schaden an de» Straßen verursachte. In der sechsten Stunde »ahm der Himmel wieder ein so bedrohliches Aussehen an, als ob jeden Augenblick ein Wolken bruch niedergehen müßte, dazwischen zuckten ab and zu Blitze und rollte der Donner, und bald drosselte von neuem ein heftiger Regen nieder, der alles lebende Wesen unter Dach und Fach 'rieb. Rabenau ist von Blitzschäden verschont geblieben. In Klein-Naundorf bei Gittersee wurde das Schulhaus vom Blitz getroffen und teilweise eingeäschert. Nach 6 Uhr hatten die Zemente wieder ausgetobt. — In der hier zugeschwommenen Leiche wurde die seither in Dresden in Stellung ge wesene 18jährige Tochter der Witwe Flechsig aus Dippoldiswalde erkannt. Nach Aussage ihrer am Donnerstag hier weilenden Mutter, war das Mädchen am Sonntag zu Besuch in Dippoldiswalde und ist wegen ihres Verhallens getadelt worden. Dieses dürfte wohl der Grund zu der traurigen Tat gewesen sei». Uebrigens toll das Mädchen öfters Selbstmordgedanken geäußert haben. — Bei der jetzigen Ziehung der Sächs. Candee-Lotterie fiel in die Filiale des Herrn Paul Morgenstern auf die Nr. 57 267 ei» Gewinn von 2000 Mark- — Der Gesamtbetrag der Stif tungen, die im zweiten Vierteljahre 1905 in Sachsen bekannt geworden sind, beziffert sich nach den Aufzeichnungen des „Sächsischen Kirchen-und Schulblattes" auf 1090 850 Mk. Davon sind 23 900 Mk. für kirchliche Zwecke, 40 000 Mk. für Schulzwccke, namentlich für Schülerprämien, 20 500 Mk. für kirchliche Liebes werke, 689 700 Mk. für Zwecke des Volks- Wohls, davon ein großer Teil aus Anlaß eines königlichen Besuchs zu gunsten von Beamten und Arbeitern gespendet, 316 750 Mk. für sonstige Zwecke, davon 300 000 Mk. für das Chemnitzer Stadttheater bestimmt. — Die Magd des Gutsbesitzers Spieß in Näußlitz wurde als Brandstifterin ermittelt und verhaftet. Sie hatte in voriger Woche bei ihrem Arbeitgeber die Scheune in Brand gesteckt, welche mit dem Seitengebäude niederbrannte. — Ein fetter Konkurs ist der des Ziegeleibesitzers Julius Adolf Mattick in Leub- nitz-Neuostra. Bei ca- 110 000 Mk. Forde rungen ist eine Teilungsmaffe von 4856,22 Mk. vorhanden, wovon noch das Honorar des Gläubigerausschusses zu kürzen ist. Tharandt. Der Oberforstmeister des Forstbezlrks Grillenburg, Herr Geheimer Forst rat Karl Oswald Tittmann, ist am Dienstag abend infolge eines Herzschlages plötz lich im Älter von 67 Jahren verschieden. Er befand sich in Grillenburg im Kreise einiger Forstbeamter, als er sich plötzlich unwohl fühlte. Bald darnach verschied er. Herr Geheimer Forstrat Tittmann war eine in den weitesten Kreisen bekannte Persönlichkeit, hochangesehen als tüchtiger Beamter, der sich um das sächsische Forstwesen manches Verdienst erworben hat. Herzogswalde. Die Aufregung über das furchtbare Verbrechen, das in der . Kirchennachrichten von Somsdorf. Am 8. Sonntag nach Trin. Vorm, halb 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt über Matth. 7, 15 — 23. (Herr k. 6M. Dillner aus Dresden ) Witz Quartier genommen. — Das Oschatzer Ulanen-Negiment trifft am 26. August in Dresden ein, um mit dem Gardereiter-Regiment in der Brigade zu exerzieren. Das Regiinent wird in den Ka- serncmentS der beiden Artillerie-Regimenter Nr. 12 und 48 verquartiert werden. Am 8. Sep tember rücken die ersten drei Eskadrons von dort mittels Landmarsches in das Manöverge lände, wohin die beiden andern d. 11. Sept, folgen. — In Frankenthal bei Großharthau Schornsteine und Dächer beschädigt worden. Kirchennachrichten von Rabenau. Sonntag, den 13. August vorm. 8 Uhr Beichte u. Feier des heil. Abendmahls. Vorm, halb 9 Uhr Gottesdienst. Predigttext: Matth. 7, 15 — 23. Geboren: Am 4. August dem Tischler Karl Max Keller hier eine Tochter. — Am5. Aug. dem Postbote» Paul Max Richter hier ein Soh». — Am 8. Aug. dem Stuhlb. Ernst Emil Rehn hier eine Tochter. Getauft: Am 6. Aug. Gertrud Frieda Käst ner, Tochter des Stuhlb. Rich. Paul Kästner in Großölsa. — Am 10. Aug. Margarethe Frida Ranisch, uneheliche Tochter der Fabrik arbeiterin Ida Frida Ranisch hier- Gestorben: Am 8. Aug. Elsa Margarethe Gliemann,uneheliche Tochter der Fabrikarbeiterin Lina Hedwig Gliemann hier, 5 Mon. 3 Tage alt, am 11. Aug. beerdigt. zu erledigen habe, er sei erbötig, diese zu über nehmen und sofort auszuftthren. — Als unterhalb der Walzmühle Ber thelsdorf mehrere Knaben in der Freiberger Mulde badeten, wurde der 10jährige Sohn des Schuhmachermeisters Rast von der Strömung mit fortgerissen. Er wurde in der Nähe der Weißenborner Papierfabrik tot herausgezogen. — König Friedrich Äugust hat, wie das „Glauchauer Tageblatt" aus amtlicher Quelle erfährt, den für den 25. August geplanten Besuch von Glauchau und Meerane bis auf weiteres verschoben, gedenkt ihn aber sobald als möglich nachzuholen. Da sich in den letzten Tagen starke Anzeichen bemerkbar gemacht haben, die auf eine baldige Einigung schließen lassen, so ist die Hoffnung wohl noch nicht abzuweisen, daß die Reise vielleicht doch noch wie ursprünglich geplant stattfindcn werde. — Von einem Güterzuge, der von Schandau nach Dresden verkehrt, ließ sich der Schreiber Paul Ersmann aus Chemnitz unweit der Bahn station Rathen in selbmörderischer Absicht ü b e r f a h r e n. — Prinz Max ist in Dresden einge troffen und hat in der König!. Villa Hoster- verwendete die zehnjährige Tochter des Vieh händlers Berge Petroleum zum Feueranzünden, während die Mutter krank zu Bette lag. Die zurückschlagenden Flammen ergriffen die Kleider des Mädchens, das einer Feuersäule gleich zum Nachbarhause lief, wo es am ganzen Körper verbrannt, zusammenbrach. Nach etwa Mün digen fürchterlichen Qualen wurde das Mäd chen durch den Tod erlöst. — Ueber das freche und unbotmäßige Benehmen der polnischen Landar beiter wird in diesem Jahre in der Leipziger Gegend sehr viel geklagt. Unter diesen Land arbeitern sollen sich Elemente befinden, die vor nichts zurückschrecken. Erst vor kurzem wurde in Dölitz ein Hofverwaltcr von den Polen aus geringfüger Ursache schwer mißhandelt und fast gesteinigt, auch sonstige Unruhen sind an der Tagesordnung. Einen sehr schweren Stand punkt haben auch die Sicherheitsorgane, die die Mägdekammern der Polen zu revidieren haben. Kürzlich mußten die Schutzleute den Landarbeiter Bonislaw Malkowsky mit Gewalt aus der Mädchenkammer entfernen. Der Mann gebärdete sich wie rasend, würgte einen der Schutzleute, schlug den andern usw. Malkowsky erhielt dafür 30 Tage Gefängnis. — JmKcankenhause in Leipzig gestorben ist der 40 Jahre alte Fleischer Otto Franz Karl Reichardt aus Leipzig-Eutritzsch, der, wie ge meldet, am 3. August, als er mit seinem Ge schirre durch die Hauptstraße in Mockau fuhr, von drei polnischen Arbeitern vom Wagen hinabgeworfen und mehrfach in den Kopf und in die Brust gestochen worden war. Die be hördliche Untersuchung gegen die Messerhelden ist im Gange. — Die Unterschlagungen des städti schen Buchhalters Max Neustadt als Verwalter der der Stadt Zittau gehörenden Mühlstein- brüche in Johnsdorf sind, wie die „Zittauer Morgenztg." mitteilt, weit beträchtlicher, als sie der Defraudant bei seiner freiwilligen Gestellung zuerst angab. Neustadt wollte bekanntlich zu nächst nur 26 000 Mark veruntreut haben; jetzt nennt er die Summe von 38000 bis 39000 Mk. Ostrau i. S. Von einem Geschirr über fahren und getötet wurde der 19 jähr. Dienst knecht Werner, als er mit dem beladenen Wagen des Ziegeleibesttzers Grohmann im nahen Clanz- schwitz den Clanzschwitzer Berg herabfuhr. Wahrscheinlich hat der Verunglückte von der Schoßkelle aus den Wagen anschleifen wollen und ist herabgestürzt. — Ueber Plauen und Umgegend ging am Donnerstag ein furchtbares Gewitter nieder, das an Fluren und Gärten großen Schaden angerichtet hat. Durch eine Windhose wurden zahlreiche starke Bäume entwurzelt oder umgelegt und Felder und Wälder stellenweise arg verwüstet. An den Häusern sind nament lich viele Fenster zertrümmert und zahlreiche — Bei den Ausgrabungen gelegentlich des Umlegens der Wasserleitung am Kirchplatz in Dippoldiswalde fand man an der Nat hausecke wieder steinerne Röhren. Die selben haben äußerlich die Form schwacher Garten säulen, sind etwa 1 m lang und mit Muffen versehen, so daß genau ein Stück in das andere paßt. Die Bohrung ist eine so saubere, daß sich Fachleute heute darüber wundern. Nach dem Fundorte der Röhren, auch früher wurden bereits solche gefunden, handelt es sich wahr scheinlich um eine frühere Wasserleitung nach dem Schloß. Nach fast einjähriger Vorarbeit gründete die Schneider-Innung zu Tharandt in einer am 8. Mai dieses Jahres abgehaltenen Jimungsversammlung die geplante Einkaufs genossenschaft. Dieselbe bezweckt den gemein samen Einkauf sämtlicher Bedarfsartikel zur Herrenschneiderei und führt den Namen „Ein kaufsgenossenschaft vereinigter Schneidermeister von Tharandt u. Umgegend eingetragene Genossen schaft mit beschränkter Haftpflicht zu Tharandt". — Auf dem Carolaschachte ist der Berg arbeiter Bruno Binnewerg aus Weißig töd lich verunglückt durch Absturz von der achten zur zehnten Sohle. B. hinterläßt Frau und fünf Kinder. — Infolge Pilzvergiftung verstarb in Wurgwitz das 8 Jahre alte Söhnchen des Bergarbeiters E. N. Hennersdorf, obgleich ärzt liche Hilfeleistung sofort zur Hand gewesen. Die gesamte Familie ist an dem Genuß der giftigen Pilze erkrankt, die übrigen Glieder sind aber außer Lebensgefahr. An Pilzvergif tung erkrankt ist hier ferner eine Frau namens Siegert. Sie befindet sich in ärztlicher Behandlung. — Mittwoch abend wurde auf der Co- schntzerstraßein P ot s cha p p el vor dem Laden des Barbiers Gnauck von einem unbekannten ca. 28 jährigen Arbeiter ein dem Kolonial- warenhändler Pietsch gehöriges Fahrrad von der Firma Seidel und Naumann gestohlen. Ein an das Rad angeschnallter Gummimantel, den Herr Pietsch des Wetters wegen mitge nommen hat, ist dem frechen Dieb ebenfalls in die Hände gefallen. Städtische Ireiöank. Am 1t. August, nachmittags 6 Uhr, Berkaus von Schweinefleisch. Grund der Nichtbankwürdigkeit Rotlauf. Preis pro Kilo 1 Mk. llvn StsNKi'sK. — Der Fabrikarbeiter Gustav Robert Sobe, geboren 1877 zu Lübau, zuletzt in Rabenau Wohnhaft, wurde vom Landgericht Freiberg wegen schweren Diebstahls in 2 und einfachen in 3 Allen zu 10 Monaten Gefängnis und 2 Jahren Ehrenrechlsverlust verurteilt. — Bei dem am Mittwoch im schönen Gar- 'm des Gasthofes zu Großölsa gegebenen Konzert bewies die Jahn'sche Kapelle ihre schon oft anerkannte Leistungsfähigkeit. Unter der Albewußten Leitung des Herrn Direktors Jahn Machte die Kapelle ein treffliches Programm Ar Ausführung, dessen einzelne Piecen bei den Erschienenen lebhafte Anerkennung fanden. Der schlich gespendete Beifall veranlaßte die Kapelle Mehreren Zugaben. , — Am 15. August wird in Quohren bst Kreischa eine mit der Posthilfsstelle Verei ne Telegraphenanstalt und öffentliche L""sprechstelle in Wirksamkeit treten. Die neue ^sigraphenanstalt, die im Telegrammverkehr ^ Bezeichnung Quohren führen wird, ist zu- Unfallmeldestelle. , - Der 17. Sächsische Feuerwehr- !? g wird nächsten Sonntag Abgeordnete und Mcilnehmer aus Teilen Sachsens aufweisen. Urzeit bestehen in Sachsen 1904 uniformierte, «^organisierte und zweckentsprechend ausge- .Me Feuerwehren mit rund 93 000 Mit- sAbtrn. Diese Feuerlöschinstitute besitzen 2550 Abbare Spritzen mit reichlich 557 000 Metern buch'chläuchen, ohne die sonstigen Feuerlösch- Mchtungen, wie Hochdruckwasserleitungen,' Oranten usw. Angemeldet zum Feuerwehr-! ol>> and bisher gegen 2300 Feuerwehrleute, i w die Wehren in der Nähe der Feststadt, s b geschlossen antreten werden. ! kalT^ An zwölfte deutsche Orts kranken-! Orr. >1ag beschloß, in Sachsen der Reichs- . beu w k* eine abwartende Haltung anzunehmen; > Antrag Hamburgs auf Ausdehnung der Ver- s ^/Migspflicht der Heimarbeiter und Hausge- bvetreibenden nahm er mit knapper Mehrheit an. i