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LrI<tz«Int Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. AbonnementSpreiS einschließlich zwei illustrierter achtseittgen Beilagen sowie eine« tllustr'ertrn Witzblattes 1,S0 Ml. Zeitung für Unrund, Seisersdurs, Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Ps., sür auSwilrtige I, serent.n lS Pf., Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeige» sür alle Zeitungen. Klein- und Grotzölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re Mit verbindlicher Publikationskrast für amtliche Bekannimachungen. 18. Jahrgang. Donnerstag, den 27. Juli 1905. Nummer 87 Holzverfteigerung, Nsvivn. (Dippoldiswaldaer Heide, Poisen, Buchwald, Leiten u. Vorholz). Gasthof zur Heidemühle in Wendischcars- dorf, Donnerstag, den 3. August 1905, Vorm. 10 Uhr: 17 h. u. 846 w. Stämme, 41 h. u. 2100 w. Klötzer, 2525 w. Derb- u. 300 w. Reisstangen, 14,5 rm Nutzknüppel, 5,5 rm h. u. 76 rm w. Bccnnscheitc, 9,5 rm h. u. 312,5 rm w. Bcennkitüppel, 21,5 rm w. Zacken, 2,5 rm h, u. 380 rm w. Aeste, 152,5 rm w. Stock scheite, 5 rm w. Stockspähne; Abt. 24 bis 26, 29, 33, 34, 38 bis 41, 44, 47, 48, 53, 54, 56, 59, 60, 71, 72, 74, 75, 78, 79, 81, 90 bis 95, 97 bis 100, 105. Kgl. Forftrevierverwaltuug Wendisch- carsdorf n. Kgl. Forstrentamt Tharandt, am 24. Juli 1905. Zwangsversteigerung. Donnerstag, den 27. Juli d. I. nachmittags 3 Uhr, gelangen im Restaurant »um SSngvnkvim 10 Ztiick TWechobeiimcke öffentlich meistbietend gegen Barzahlung zur Versteigerung. Rabenau, am 19. Jnli 1905. Pietzsch, Vollstrcckungsbeamter. Hur Nab unä fern. Rabenau, den 26. Juli. — Am Montag vormittag versammelten sich die Schützen auf der „König Albert-Höhe" Zum üblichen Frühstück, wobei sie die Ehre hatten, die Herren Ehrenmitglieder und noch andere werte Herreil als Gäste begrüßen zu können. Nach vorausgegangener musikalischer Einleitung seitens der Stadtkapelle hieß der Schützenkönig, Herr Höfler, seine Getreuen und Gäste herzlich willkommen. Den ersten Trinksprnch brachte der Vorsteher, Herr Kaufmann Eisler, auf die Schützen-Majestät aus, gedachte seiner Negier ung, mit der wohl alle zufrieden sein dürften, und betonte, daß der Sonntag und Montag es bewiesen, wie namentlich sein Ministerium des Innern vortrefflich im Schliffe sei. Hier auf ergriff Herr Schuldirektor Petzold das Wort zu folgender Ansprache: „Wir feiern heute unsere Schützen und ehren ihre Hebungen. Das Schützenfest verlangt eine Stätte edeler Freude, eine Stätte, von der Segen ausgeht für das bürgerliche Gemeinwesen: denn es war stets ein guter Geist, der bei den deutschen Schützen heimisch war. Das deutsche Volk hat vor Jahr tausenden bereits den Wert des klaren Auges und der festen sicheren Hand erkannt. Es ersah dariil die Vorbedingungen feiner Mannhaftig keit, Wehrfähigkeit und Selbständigkeit. Und wenn rs auch heute im einigen Deutschen R iche nicht mehr nötig ist, durch eine volkstümliche Armee HauS und Hof persönlich zu beschützen, so steht doch nach wie vor die Pflege des Schützen wesens als eine geistig frische und köcper- lich gesunde Uebung in hoher Achtung, der Meisterschuß noch in Ehren, nnd in Krieg und Frieden hat noch dieTnffsicherheit der deutschen Schützen ihren alten Wert, und der frohe lind heitere Sinn der Schützen bildet ein Stück deut schen Volkslebens und Volkstums. Ebenbürtig flehen die Schützen neben den Turnern und Sängern. Daß sie aber auf eine ältere Ge schichte zurückblicken als diese ihre Genoffenkreise, die die deutsche Körperkraft und das deutsche Lied zu so hoher Bedeutung im nationalen Leben erhoben haben, ist wahrlich kein Nachteil. Das Schützenwesen ist durchaus volkstümlich; seine Feste sind Volksfeste. Und in dieser Volks- laimlichkeit wird der Schützengesellschaft als Pflanzschule geübter Schützen immer auch "ne gewiss- politische Bedeutung bleiben. Wir können nur hoffen und wünschen, daß den Schützen immerdar erhalten bleibe ihr kostbares altdent- scheS Erbteil: deutsche Treue und Biederkeit, deutsche Lust am Waffenhandwerk, deutscher Mut, deutscher Frohsinn und deutsche Gemüt lichkeit." Sein Hoch galt Sr. Maj. dem König Friedrich August, worauf die Kapelle die Sachsen- Hymne intonierte. Im Anschluß hieran trug Herr Hauptmann Schwind ein dem Schützen könig huldigendes Gedicht vor, und toastete so dann auf die guten Beziehungen zwischen der städtischen Behörde und der Gesellschaft. Nach dem noch Herr Engel auf die Ehrengäste, Herr Stadtrat Hamann auf das fernere Gedeihen der Schützengesellschast, Herr Kaufmann Schmidt auf die Damen und Herr Direktor Kelling auf die Königstreue, Kameradschaftlichkeit und Ge mütlichkeit unter den Schützenbrüdern getrunken, Herr Engel dein Vorsteher für seine vielen Be mühungen den Dank der Gesellschaft abgcstattet, verlas Herr Direktor Petzold einen den echten Schützenfestbesucher kennzeichnenden Aufsatz, der allgenreine Heiterkeit hervorrief. Ein nettes Tafellied, die schneidige Musik, sowie ein von Herrn Lehrer Schlenkrich unter gesanglicher Beteiligung der Versammlung in Kürze selbst erzeugtes Poem, welches in humorvoller, treffender Weise die Vorkommnisse bei dem gemütlichen Beisammensein am Sonnabend behandelte, wußte die heitere Stimmung in sich zusammenzu fassen und noch zu erhöhen. — Dem zweiten Tage unseres Schützen festes drohte, gleich seinem Vorgänger, der Him mel die ihm bisher unverändert bewahrte Gunst zu entziehen, aber, genau wie am Sonntag, durchbrach kurz vor Abmarsch des Zuges die Sonne siegreich das schwere Regengewölk und warf lächelnd ihren milden Schein auf das lustige Treiben dec Nabenauer Menschheit. Was nun den Glanzpunkt des Festes betrifft, der aus einem Jagdgefolge aus dem 17. Jahr hundert bestand, so zog derselbe mit seinen statt lichen Reitern, Jagdpagen, Piqueuren und aller hand hohen und niederen männlichen wie weib lichen Jagdgenoffen, in deren Mitte Diana, die Göttin der Jagd, tronte, die Aufmerksamkeit der Menge unwiderstehlich auf sich und erweckte die günstigste Beurteilung. Selbst die Musik erinnerte in ihren Weisen an die s. Z. üblichen Jagdfanfaren, so daß die nur leider nicht zu beschaffende Meute fehlte, um dem farbigen Bilde den Steinpel voller Wahrheit aufzudrücken. Nach Ankunft des Zuges auf dem Festplatz, füllte sich bald der weite Raum von teilnehmen dem Publikum und bei dem alsbald beginnen den Damenschießen wurde die Treffsicherheit der Frau Fieischermcister Müller mit der Köiügs- krone belohnt. Der Abend hielt die Kameraden in traulichen' Beisammensein fest, während die jugendlichen Festgäste der Göttin des Tmzes in nnermütlicher Ausdauer de» Tribut zollten, lind siehe da! Als am 3te» Festtage die Nachmittagszeit hecanrückte, zu welcher die Schützen nochmals in eorxors ihrem Schieß platz zuziehen wollten, nahm das bis dahin mürrische Gesicht des ckuxitsr plavin» auf ein mal eine wohlwollende Miene an und bei schönstem Sonnenschein erreichte dec Zug mit klingendem Spiel seinen Bestimmungsort, wo selbst alsbald das heiße Ringen um die Königs- kcone begann, bis endlich ein Kernschuß des Herrn Ectel ihm dieses Symbol königlicher Würde in den Schoß warf, während den Herren Höfler und Morenz das Marschallamt zufiel. Und nachdem am Abend die neue Majestät ihrer Behausung zugeführt worden war, sam melten sich die Kameraden nochmals bei Kunath und formierten einen von der freiwilligen Feuer wehr eskortierten und Hunderten von Lampion- trägern begleiteten Zapfenstreich nach der Höhe, wobei die erleuchteten Straßen durch Buntfeuer, Raketen und Sprühfeuer ein brillantes Relief bildeten. Nachdem auf dem Festplatz dröhnende Kanonenschläge der Stadt und Umgebung den offiziellen Schluß des Prächtig verlaufenen Festes verkündet hatte, begann für die Schützen und ihre Gäste noch ein fröhlicher Ball, zu welchem von Herrn Bürgermeister Wittig ein Begrüß ungstelegramm eingelaufen und bei dem es an mancherlei Ansprachen und dergl. nicht fehlte, bis endlich auch dessen später Schluß den in viertägigem erschöpfenden Dienst stehenden Ka meraden gestaltete, sich der wohlverdienten Ruhe hinzugeben. — Seit einigen Tagen werden in der Nähe der Haltestelle Rabenau Felsen- sprengungen vorgenommen, die wahrscheinlich mit der Einrichtung des Nollblockverkehrs in Verbindung zu bringen sind. — Ein in Obernaundorf beschäftigter, seit längerer Zeit steckbrieflich verfolgter Ar beiter wurde am Montag früh von unserer Gendarmerie verhaftet und dem Amtsgericht Tharandt zugeführt. — Im 2. Vierteljahr 1905 kamen 361 Unfälle beider Sächsischen Holz-Be rufsgenossenschaft znr Anzeige. Todes fälle waren 4 zu verzeichnen; von diesen er eigneten sich 3 in Sägewerken und 1 in einer Stuhl- und Möbelfabrik. — Der Deutschen Müller sch ule in Dippoldiswalde sind für das lanfende Jahr auch seitens der deutschen Reichsregierung wieder 3 000 M. als Beitrag zu den Unter haltungskosten der Schule verwilligt worden. — Geschützte Erfindungen, mitgeteilt von O. Krueger L Co., Dresden. Georg Voß L Co., Deuben: Walze aus Schleifmitteln für Müllereizwecke. (Gebr.-M.) — Ernst Glaser, Hainsberg: Verschließbarer Hut- und Kleider halter mit Schlüssel, dec sich nur bei geschlossenen Kleiderhaken abziehen läßt. (Gebr.-M.) — In der Hainsberg er Papierfabrik geriet Sonnabend nachmittag der verheiratete Arbeiter Grafe beim Riemenauflegen in die Transmission. Es wurde ihm hierbei der Arm mehrere Male gebrochen. Man überführte den Verunglückten in's Dresdner Krankenhaus. — Am Sonnabend abend sprang in Pot- schappel ein größeres Schulmädchen, das von seinem Vater im Beisein eines Geschäftsinhabers wegen Unredlichkeit zur Rede gestellt wurde, zum Fenster eines zweistöckigen Hauses in die vorbeifließende Weißeritz hinab. Es trug aber glücklicher Weise keine nennenswerten Verletz ungen davon. Geising. Als Kuciosum sei milgeteilt, daß noch am Sonnabend vor acht Tagen im Walde rechts von dem nach Fürstenau führen den Fußsteige Schnee zu sehen war und zwar in einem Haufen von ungefähr einem Kubik meter Größe. Es dürften wohl auch an anderen versteckten und sonnengeschützten Orten in den Wäldern unserer Gegend noch hier und da Ueberbleibsel ans dem langen, schweren Winter, der ja besonders im Walde so großen Schaden angerichtet Hal, zu finden sein. Dresden. Se. Majestät der König hat den Oberleutnant des 1. Feldartillerie-Regi ments N>-. 12 Ludwig Anton Heinrich Bcamsch sür die von ihm am 22 März 1905 nicht ohne eigene Lebensgefahr bewickle Errettung zweier Personen aus der Gefahr, infolge Durch gehens der Pferde zu verunglücken, die silberne Lebensrettungsmedaille mit der Befugnis ver liehen, sie am weißen Bande zu tragen. — Auf entschliche W ise verunglückte am Montag nach 9 Uhr abends auf der Hamburger Straße in Dresden eine 55 Jahre alte Witwe dadurch, daß sie kurz vor einer Halte stelle beim Abspringen von dem bereits in langsamer Anfahrt bc fiudlichen'vorderen Straßen bahnwagen zu Fall kam und vom nachfolgen den Anhängewagen überfahren wurde. Sie er litt dabei eine vollständige Zermalmung des linken Fußes und eine schwere Verletzung des linken Oberschenkels und mußte mittels Unfall wagens in das Friedrichstädter Krankenhaus überführt werden. — Von einem f urchtb aren Gewitter wurde am Sonntag fast die ganze Ober- lan sitz heimgesucht. Begleitet war das Un wetter, das sich bis zu einem organartigen Sturme steigerte, von einein wolkenbruchartigen Regen. In kurzer Zeit waren die Straßen der Stadt Zittau überschwemmt. In verschiedenen Häusern wurden durch den Druck des Regen- wasierS, das nicht rasch genug abfließen konnte, die Scheiben der Kellerfenster zerbrochen und die Keller selbst überschwemmt. Im Hotel „Zum schwarzen Adler" in Zittau drang auf diese Weise das Wasser in die Vorratsräume und richtete großen Schaden an- Aeußerst zahlreich waren bei dem Unwetter die Blitzschläge. In Türchau wurden drei Personen vom Blitz ge- troffen. Der 19 Jahre alte Bergarbeiter Max Kühnelt wurde dabei teilweise gelähmt, zwei Arbeitsfrauen verletzt. In Wittgendorf schlug der Blitz in die Wohnstube des Arbeiters Wündrich, wodurch dieser und seine Frau be täubt und verletzt wurden. Der mit in der Stube befindliche Dienstknecht Theodor Anders aus Oberseifersdorf trug eine Lähmung davon. In Oberodecwitz betäubte ein Blitzstrahl die Tochter des verstorbenen Kinderwag-nfabrikanten Wagner. Großen Schaden verursachte der Blitz in Reichenau, Oppelsdorf, FriederSdorf, Seiten dorf, Dittelsdorf usw. Freiberg. Einem äußerst ehrenvollen Rufe hat der Professor vr. Beck von der hiesigen Bergakademie Folge geleistet, indem er eine Reise nach Süoafrika angetreten und sich zunächst nach London begeben hat, um sich dann in Southampton einzuschiffen. Ec ist von der Königlich britischen geologischen Gesellschaft aufgefordert worden, an einer von dieser Kör perschaft veranstalteten wissenschaftlichen Exkur sion teilzunehmen, welche sich über die Gold felder Transvaals, die Diamantenlagerstätten von Kimberley nach Britisch-Betschuanaland und dem Zambesi erstrecken soll. Die Reise wird ca. 2*/, Monate dauern. — Der Geheime Kommerzienrat Viktor Hahn hat in der Bautz» er Gefä»gnisanstalt versucht, durch einen Dritten mit Umgehung der in.Gefäugniffen streng durchgeführten Bcief- zensur ein Schreiben aus der Strafanstalt nach außen zu befördern. Dieses Unterfangen miß lang. Dafür wurden Hahn sämtliche Vergünsti gungen entzogen. Auch erhielt er eine Arrest- stcafe u. wurde in die 3. Disziplinarklaffe versetzt. — Eine als Restverkäuferin bei einer Web- warenficma in Reich enbach i. V. beschäftigte Witwe hat cs im Laufe mehrerer Jahre ver standen, durch falsche Buchungen und umfang reiche Diebstähle ihren Brotherrn ganz er heblich zu schädigen. Die Polizei fand in der Wohnung der Frau veruntreute Waren im Werte von 5000 M irk, ferner mehrere Spar kassenbücher mit 23 000 Mark Einlagen. Diese enorme Summe hat die Frau lediglich durch ihre Betrügereien erübrigt. Alles in allem be ziffern sich die Unterschleife der Frau auf min destens 50 -60000 Mark! Nuüclich wurde sie sofort in Haft geiwnunm. — Der mutmaßliche Mörder der Ella Simon aus Reichenbach, ein mit 4 Jahren Zucht haus bestrafter Arbeiter Müller, ist verhaftet. — Der Deutsche Kaiser und Kaiser Nikolaus trafen sich Montag nachmittag auf See in den Scheeren bei Bjöckö. Abends fand auf dem „Polarsteril" ein Galadiner statt. Dienstag »in 2 Uhr nahm der Kaiser von Ruß land das Frühstück auf dec Jacht „Hohenzollern" ein. Nach dem Frühstück verabschiedete sich der Monarch, worauf der „Polarstern" die „Hohen zollern" eine Strecke Wegs das Geleit gab. — Zur Zusammenkunft des Kaisers mit dem Zaren erfährt die „Franks. Ztg.", der Zar habe über die politische Lage seines Landes eine Aus sprache gewünscht. Es unterliege auf Grund unzweifelhaft beglaubigter Tatsachen keinem Zweifel, daß der Kaiser, wie er es bereits vor einiger Zeit in einem Briefe an den Zaren getan, nun auch bei dieser Begegnung seiner Ueberzeugung Ausdruck gegeben habe, daß es für Rußland notwendig und nützlich sei, in den bevorstehenden Friedensverhandlungen so weit zu gehen, wie es mit dem Ansehen und den Existenzbedingungen des russischen Reiches irgendwie vereinbar sei. Entschieden verfehlt sei die Meinung, der Kaiser werde den Zaren in einem etwaigen Widerstande gegen die Ein führung konstitutioneller Reformen in Ruß land bestärken.