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Rabenauer Anzeiger : 01.06.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-06-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-190506013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19050601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19050601
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-06
- Tag 1905-06-01
-
Monat
1905-06
-
Jahr
1905
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idequist zum Souvemeur für Deutsch-Süd« I stafrtka hat sich bisher verzögert, weil rr vonLindequist die Annahme deS Postens i der Bedingung abhängig machte, daß ihm s künftigen Gouverneur die Verfügung er die Schutztruppe zustehe. Mit dieser »rderung scheint er durchgedrungen zu sein. Ruhland und Japan Aus der Mandschurei wird gemeldet, daß der Vorwärtsbewegung der Armee Kurokis l Stillstand eingetreten sei. Dabet wird i Kavalleriegefecht berichtet aus Hailungt- ön, das 150 Kilometer südlich von Kirin gt. Erheblich ist also die „Vorwärtsbe- :gung" überhaupt noch nicht gewesen, eneral Lenewitsch meldet ein Gefecht aus antschendzy am Kaohe; Ort und Fluß gen nördlich von Kayuen. Ueber 50 Kriegsschiffe sind an der Ost- ste der Batan-Jnseln nordöstlich steuernd sehen worden; es wird angenommen, daß russische gewesen seien. Von der russischen Flotte liegen Nach- htm vor, aus denen sich ergibt, daß ste sich teilt hat. AuS Schanghai wird gemeldet, den Kreuzer der Freiwilligen Flotte hätten ißerhalb Wusung nach Dunkelwerden ge- kert, ohne die üblichen Signale zu geben. >e Ankunft der Schiffe habe beträchtliche iberraschung hervorgerufen, obgleich sehr oße Vorräte für die russische Flotte hier >on seit langer Zeit gelagert seien. Wusung der an der Mündung des Wusungflufses legene Hafen von Schanghai. Würden die sstschen Schiffe sich im chinesischen Hafen rproviantieren, so wäre das ein neuer eutralitätsbruch; eS ist aber nicht erkennbar, rs anderes sie in Wusung beabsichtigen nnten. Wie es scheint, hat Roschdjestwensky seine lotte geteilt; siebzehn russische Schiffe an- rten Freitag nacht auf derHöhe der Saddle- aseln. Man glaubt, daß ste dort Kohlen nommen haben und nordwärts weiterfahren erden. Drei englische Dampfer, mit Kohlen für ongkong bestimmt, wurden auf Befehl der egierung in Most angehalten. In den letzten Tagen sind von Sebastepol !00 Seeleute und außerdem noch eine grö- re Anzahl von Kronstadt abgegangen. Es ißt, daß diese Mannschaften ohne Schiffe unbekannten Meeren geheimnisvolle Schiffe isteigen sollen. Man bringt die Nachrichten it den Gerüchten zusammen, Rußland habe e chilenische oder die argentinische Flotte ,gekauft. Die Petersburger Telegraphen-Agentur rldrt aus Godstadian: Prinzessin Reuß ist i der Armee eingetroffen, um als barm- czige Schwester tätig zu sein. Die Prin- stn wurde in längerer Audienz von den neralen Ltnewitsch und Kuropatkin empfan- i. Allgemein wird der Dankbarkeit für Ankunft der Prinzessin und die Tätig- j des deutschen Lazaretts Aufdruck gegeben. Aentscher Reichstag. 192. Sitzung- . >ul!» äws eins Imo» — kein Tag ohne nament- ! Abstimmung, die man jetzt, nach der sinnigen Regung des Herrn Paasche, mit dem ebenso heiteren harmlosen Sport verbindet, die Namen derjenigen lesen zu lasten, die diese namentliche Abstimmung beantragen Herr Singer wiederholte den Scherz, daß e« nur von sachlicher Austastung und unpar teiischer Begründung zeugt, wenn nach den National- liberalen und Sozialdemokraten auch das Zentrum die Vorlesung wünscht. Am zweckmäßigsten wäre es überhaupl, meinte der ZentrumSsührer, wenn die Anträge auf namentliche Abstimmung in Zukunft, wie alle materiellen Anträge, m Druck gelegt und vor der Abstimmung verteilt würden Die Debatte über die Kamerunbahn selbst war breitspurig und ausgedehnt, ohne indes neue Gesichtspunkte zutage zu fördern; bemerkenswert war lediglich die Tatsache, daß der Bolkspartetler Stoerz sein Herz für die Kolonien entdeckte, während Herr Erzberger,der jüngste Kolontalfreund d«S Zentrums, mit einer Begeiste rung, die man sonst in dieser Partei aus solchen An lässen wohl selten zu finden Pflegt, den General von Trotha und die Ehre der opferfreudigen deutschen Soldaten gegen die gewissenlosen, scharfen Angriff« des Her-n Ledebour verteidigte. Herr Ledebour besaß sogar den eigenartigen Geschmack, dem Mörder des Großfürsten Sergius ein Loblied zu fingen, natür lich mit den üblichen rauhbeinigen Ausfällen gegen den Ermordeten, die ihm den strengen Ordnungs ruf des Präsidenten eintrugen Die Mehrheit steht der Vorlage trotz der vielfachen Bedenken gegen die Landkonzesstonen freundlich gegenüber- Nachdem die Kommtsston den Laudkonzesstonen die Gtstzähne ausgezogen, treten diese Bedenken gegen den wirt schaftlichen militärischen und nationalen Wert deS Bahnbaues in den Hintergrund. In diesem Sinne bewegte sich die Diskussion. Die Abstimmung über den ersten Paragraphen der Vorlage war nament lich, ste ergab — unter lebhafter, heiterer Bewe gung — die Anwesenheit von 199 Mitgliedern, als o genau der beschlußfähigen Zahl. Aber die Freude war nur kurz, denn eine Viertelstunde später, nach der zweiten namentlichen Abstimmung, konstatierte Graf Ballestrem mit „lebhafter Betrübnis", daß die erste Abstimmung ungültig ist, da ein Abgeordneter zwei Stimmzettel abgegeben hatte — natürlich „aus Versehen", wie der Präsident wohlmeinend htnzu- fügte. Das Haus war also schon bet der ersten Abstimmung beschlußunfähig, bei der zweiten waren ein paar Gegner der Bahn geräuschlos „verduftet", und die Sitzung mußte nun abgebrochen werden Da auf die Dauer kein beschlußfähiges Haus mehr zu erzielen ist, schlug der Präsident die Vertagung gleich bis Dienstag, den SO. Mat, vor. Da sollen denn in 2 Tagen die Kamerunbahn un, ein paar Kleinigkeiten erledigt werden und dann die große Pause bis zum Herbst etntreten. vsrmlfrtztrs. Line grotze versammlnng von Her ren der verschiedensten Berufsstände in Stral sund beschloß fast einstimmig für Ferdinand von Schill in Stralsund, als der Stätte, wo der Vorkämpfer für Preußens Befreiung von der Fremdherrschaft seinen Heldentod fand, ein ehrwürdiges Standbild zu errichten In einem Städtchen Westfalens wurde ein neues Warenhaus eröffnet. Lange vor Eröffnung, die um 6 Uhr vor sich gehen sollte, belagerte eine dichte Menge das Haus; Kinder, Weiber, und Männer harrten geduldig auf den Eröffnungsaugenblick. Der Andrang war so stark, daß die Polizei Mühe hatte, von Zeit zu Zeit für Fuhrwerke und Straßen- bahn eine kleine Gaffe zu bahnen. Dem staunenden Fremdling offenbarten große Tafeln des Rätsels Lösung: „Der erste Käufer erhält eine Nähmaschine." Es ist kurz vor 6 Uhr. Schon hebt die Glocke des nahen Kirchturmes an, die sechste Stunde zu ver künden, die Erregung der Menge steigt ins Ungeahnte. Plötzlich drängt sich ein kleiner, barhäuptiger, feingekleideter Mann durch die Menge: „Bitte Platz machen, es geht gleich los!" Willig läßt man ihn durch und drängt ihm dann nach, denn man vermutet in ihm einen Angestellten des Warenhauses, der be auftragt ist, das Gatter zu öffnen, zumal er einen großen Schlüssel in der Hand hält. Just in dem Augenblick, wo der Herr an der Pforte anlangt, tut sich diese von innen auf, und triumphierend schreitet der Herr als erster hinein, zieht einen bis dahin vorbor- genen Hut aus der Tasche und nimmt dann strahlenden Antlitzes die heißersehnte Näh maschine in Besitz. Der im Walde am Tegeler See bei Berlin lustwandelnde Militärarzt Dr. Otto, der zurzeit beim Schießplatzkommando am Spandauer Weg Dienst tut, hörte laute Hilferufe. Er eilte an das Seeufer und sah, daß etwa 80 Meter vom Ufer entfernt ein umgestürztes Boot schwamm. Eine Dame versuchte, die Planken des Bootes zu er fassen, sank aber bald unter. Sofort stürzte sich der Militärarzt, nachdem er sich seines Rockes entledigt hatte, ins Wasser und reitete die Verunglückte mit eigener Lebensgefahr Sie hatte sich abends 8 Uhr in Tegel einen Kahn gemietet, um eine Bootfahrt nach dem anderen Ufer zu unternehmen. Unweit der Insel Scharfenberg war der Kahn infolge Wellenschlages eines Dampfers ge kentert. Gorlcytrhalle. Münster. In d«m aussehenerregenden Prozeß gegen den Dtvistonspsarrer Bachstein in Münster wegen Beschimpfung von Einrichtungen der katho lischen Kirche ist vom Divisionskommandeur Revision gegen das sreisprechende Urteil eingelegt worden. Berlin. Ungewöhnliche Menschenschicksale müssen den beiden Angeklagten beschicken gewesen sein, die unter der Anklage des Betruges sich vor der vierten Strafkammer des Landgerichts zu verantworten hatten. ES waren die Baronesse Btktorine Wolff von Todenward und deren Dohn, der „Theologe" Erwin Date. Beiden leuchtete das flackernde Feuer des Irrsinns aus den Augen. Die Angeklagte, die einem alten Adelsgeschlecht entstammt, war mit dem Rittergutsbesitzer Date verheiratet, ist von diesem geschieden und hat seitdem ihren Mädchennamen wieder angenommen. Ihr Rittergut Todenwart lag in Sachsen Meiningen. Welche Schicksalsschläge ste betroffen und in welcher Weise ste immer tiefer und tiefer gesunken ist, ist leider im Termin nicht zur Sprache gekommen Ste scheint mit ihrem Sohne ziel- und planlos in der Welt nmherzuziehen, denn ihr Strafregister wetst zwei Vorstrafen wegen Bettels auf, außerdem ist ste wegen Betruges in Passau, Ingolstadt, Glauchau, Chemnitz, Zwickau, Salzungeu verurteilt worden Zuletzt hat ste tn Innsbruck im Tirol gewohnt Ihr Sohn Erwin behauptet, The ologie studiert zu haben. Er erläuterte dies aus eingehenderes Befragen dahin, daß er „Privatim bei sich selbst" studiert, indem er die heilige Schrift immer wieder gelesen habe Er ist auch einmal bei einem Stubenmaler in der Lehre gewesen, nachdem er mit 14 Jahren aus der vierten Klaffe der Volks schule abgegangen war Nach seiner Angabe habe er dis Ma erei aufgegeben, weil in der Bibel stehe: „Du sollst dir kein Bild oder Gleichnis machen", und so habe er keine Sünde begehen wollen. Beide An geklagte logierten sich am 7. März er. bet dem Re staurateur Großkopf in Groß-Lichte selbe ein und empfahlen sich von dort ohne Abschied, dem Wirt die unbeglichene Rechnung für Kost unb Logis im Betrage von 44 Mark zurücklaffend. Bet einem Gastwirt tn Großbeeren ist sie S,50 Mark für Rum schuldig geblieben. In Altenburg halte ste durch ihren Sohn einem tn demselben Hotel wohnenden Hauptmann v. Gemmingen einen Brief zugeschickt, tn welchem st« erklärte, ste befinde fich auf der Rück reise von Tirol, ihr erwartetes Geld sei ausgebieben und ste sei in momentaner Verlegenheit. Der Sohn soll stch dabei als „Standesgenofse Studiosus von Wolff" vorgestellt haben und erhielt denn auch 20 Mark, welche ste aber ketneSwegs zur Begleichung ihrer Schuld beim Wirt benutzten. — Das Bild, welches GerichtSarzt Dr. Hoffmann von der Geistes verfassung der Angeklagten entwarf, war grau tn grau gehalten. Er erklärte die Frau für schwach sinnig auf hysterischer und alkoholischer Basts, den Sohn für einen ausgesprochenen Schwachkopf, beide aber auch für gemeingefährlich und der Unterbrin gung in eine Anstalt bedürftig — Auf Grund Gutachtens erkannte der Gerichtshof auf Freisprechung der beiden Angeklagten. Au» aller Welt, In Gffenbach brannten die Gebäude eines Fuhrgeschäfts in der Mühlgasse nieder; dabei kamen zwei Frauen und drei Kinder um; ein Feuerwehrmann erlitt schwere Ver letzungen. Bet Aars im Arsatal sind infolge der schweren Regengüsse große Bergstürze und Erdrutschungen vorgekommen. Viele Häuser sind schwer beschädigt und mußten auf poli zeiliche Anordnung sofort geräumt werden. Der ganze Ort droht, in die Erdriffe zu stürzen und verschüttet zu werden. Ja -er Strafanstalt zu Wolfenbüttel erhängte stch mit einem Handtuche ein zu mehrjährigemZuchthausverurteilterSträfling, dessen Strafzeit bald zu Ende gewesen wäre. Furcht, in seinem weiteren Fortkommen ge hindert zu sein und wieder auf die Verbrecher laufbahn getrieben zu werden, haben den Bedauernswerten zum Selbstmord veranlaßt. Der früher* Hausdiener Otto Lutz in Berlin aus der Stralsunderstraße, ein Mann von 45 Jahren, verunglückte vor sechs Jahren in einer Seidenspinnerei und behielt davon einen dauernden Schaden an der rechten Hand. Die Verminderung seiner Erwerbsfähigkeit führte nach und nach dahin, daß er fast garnichts mehr tat und stch dem Trunk er gab. Die 10 Mark Rente, die er den Monat erhielt, vertrank er in der Regel. Seine Frau und seine 78 Jahre alte Mutter mußten für fich, Lutz und seinen 11 Jahre alten Sohn durch einen Hausierhandel mit Bleistiften den Lebensunterhalt erwerben. Kürzlich besuchte Frau Lutz mit ihrer Schwieger mutter und ihrem Sohne das Grab ihres Schwiegervaters. Zum Abschied sagte Lutz zu seinen Angehörigen, ihn würden ste auch nicht Wiedersehen. Als sie zurückkehrten, fanden ste ihn in der Stube als Leiche an der Türklinke hängen. Al» -rr junge Töpfermeister Sievert in Neu-Lewin auf seinem Rade die Kundschaft besuchen wollte, fuhr er auf der Chaussee in der Nähe von Neu-Trebbin dicht an einem dahertrabenden Reiter vorbei Das Pferd schlug aus und traf den Radler so Unglück- lich, daß er sofort tot zu Boden stürzte- Eme Witwe mit 2 kleinen Kindern betrauern den frühzeitigen Tod ihres Ernährers. Vie ISjährlg* Tochter des Landwirts Stefan in Oberentersbach bet Offenburg wurde ermordet abseits der Landstraße auf gefunden. Anscheinend liegt ein Lustmord vor. Lür Seist un- Gemüt, itebenswerte. Kem vollen Rosenbaume Sprach der nahe Leichenstein: „Ist es recht, in meinem Raume Großzutun und zu verhüllen Meiner Sprüche goldnen Schein, Die allein mit Trost erfüllen?" „Auch aus Grüften," sagt' die Blüte, „Ruft mich Gottes Macht und Güte, Neben euch, ihr hetl'gen Schriften, Gein Gedächtnis hier zu stiften. Ich auch blühe tröstend fort, Ein lebendig Gotteswort." A. E. Fröhlich. Berlinerisch. A: „Jestern habe ich meine Olle Verkloppt" B: „So, wat hast'n vor ihr jekrtejt?" Frulle. Erzählung au« dem deutsch-französischen Kriege 1870/17, von Gustav Lange. 4 Diese »ud ähnliche Gedanken waren e«, welche Gebhard mächtig bewegten und ein Gefühl der Bitterkeit in ihm her ausbeschworen. Trotz seiner Jugend hatte er im Leben bereits trübe Erfahrungen gemacht und viel Herzeleid erfahren, schwere SchicksalsschU^e empfangen. Wohl hatte er in seiner ühefte» Jugend, in der Kinderzeit, so iveit er sich erinnern mitte, nur die angenehmen Seiten des Lebens erfahren. Lein Vater, Mitinhaber einer bedeutenden Kompaniefirma, - g«lt für einen reichen Diann, besaß eines der schönsten Häuser in der rheinischen Metropole, und Gebhard mit seinen beiden Schwestern waren der Abgott der Eltern, jeder Wunsch wurde ihnen erfüllt, sie waren ja reicher Leute Kinder. Wie im Traume schwebten diese schönen Kindertage ihm sreilich nur noch vor, bis eines Tages des Schicksals Tücke »it rauher Hand diese« glückliche Leben zerstörte. Wie alles so gekommen, wußte Gebhard selbst nicht mehr, er war ja damals erst acht Jahre alt gewesen. Den Vater hatte man eines Tages al« Leich« au« dem Rheine heraus- geholt; a» der Stelle, wo ai« Statue des heiligen St. Pe tru« am altersgrauen Gemäuer träumerisch in die sich lang sam dahinwälzenden Fluten niederschaut, hatten Hafenarbeiter den Leichnam gesunde«. Dies war der Anfang des Elend«, welche« nun über di« Familie Schwaller herinbrach; über die stolze Handlungsfirma wurde d« Konkurs verhängt, nachdem der Koinpagnon de« Verewigte» eines Tages spurlos ver schwunden. Gebhard« Mutter mit ihren drei Kindern «rußte das schön« große Hau« verlassen und ihr Asyl in einem ärm lichen Dachstübchen Aufschlägen. Der Wechsel war ein jäher spwien und wenn er tn seinem vollen Umfang von den Kinern auch noch richt ersaßt werden könnt«, so hatte er doch seinen Eindruck auf Gebhard bi« auf den heutigen Tag hinterlassen. Die Mutter über die Vorgänge zu fragen, war ihm da mals unmöglich; während bet ihr in den ersten Tagen der Tränenstrom nicht wieder zu versiegen schien, trat dann, als sie begann, sich in das Unabänderliche zu fügen, eine völlige Aenderung ihres AemütSleben« ein. Nie hatte er seine Mutter, die er über alles liebte und hoch verehrte, wieder vollkommen heiter und fröhlich gesehen, nur selten erheiterte Un Lächeln ihre Gesichtszüge, und dies hatte auch Gebhard stets abge halten, setire Mutter über die näheren Umstände von des Va ter« Tod und den Vermögensverfall zu fragen, selbst dann nicht, als er bereit« gelernt, selbständig zu deinen und den Ernst de« Leben« zu begreife»; nur soviel hatte er einmal au« einer Aeußerung seiner Mutter vernehmen können, daß der Koinpagnon seine« Vater« d« bös« Dämon de« Hauses gewesen sein «rußte. Nichts, rein gar nicht« blieb der Familt« Schwaller von ihrem einstigen Reichtum, doch zu stolz selbst in ihrem Elend, verschmähte e« Krau Schwaller, Unterstützung für sich und ihre Kinder anzunehmen; mit ihrer Hände Arbeit verdiente sie tbren Unterhalt, so schwer e« lhr auch zuweilen fiel. Es waren schwere, sehr schwere Zeiten, die auf die guten Zeiten folgten, und nicht selten fehltet« am Notwendigsten; aber trotz dem verzagte die brave Frau nicht und versäumte auch nicht, ihre Kino«r auf den rechten Weg de« Leben» hinzuweifen, daß auch der ärmste Mensch den Pfad der Tugend wandeln müsse, wenn Gotter Fügung ihm selbst alle» genommen. Al« Gebhard rndUch die Schule verlassen, nahm sich einer der Verwandten seiner an und «r kam fauf dessen Kontor; doch auch hier buchten ihm keine Rosen; hart und streng war jein Prinzipal und tn de« Worte» wahrster Bedeutung mußte er erfahren: „Lehrzeit ist keine Herrenzeit." Gebhard Schwaller welcher endlich froh, al» auch diese schwer« Zeit zu Ende, konnte nun daran denken, seinen eigenen Lebensweg zu gehen und dabet sein« Mutt«r, soweit e» seine Kräfte erlaubten, zu unterstützen, ebenso seine beiden jüngeren Schwestern, bis dann die Zeit herangekommen, wo er dem Vaterlande seine Dienste zu widmen hatte und er in da» Heer eintrat. Drei Jahre angestrengter Dienst und eisern« Manneszucht hatten sein Selbstbewußtiein, sein Wollen und Können noch gestärkt, als Unteroffizier wurde er entlasse», nachdem er aus den: österreichischen Feldzuge glücklich wird« heinlgekehrt war zu seiner Mutter, zu seinen Geschwistern. Als er nach langer Trennung zum ersten Male wieder am treuen Herzen seiner Mutter ruhte, die Sorgen und Kummer vor der Zeit gebleicht hatte» da schwur er hoch und heilig, sie nie wieder zu verlassen, denn zuversichtlich hoffte er, daß es ihm gelingen werde, in seiner Vaterstadt eine aus kömmliche Stelle zu erhalten und daß nun auch für ihn und fein liebes Mütterchen, das so viel Herzeleid im Leben er fahren, das Morgenrot einer besseren Zeit leuchten Ent behrungen und Sorge» deu vier Mensche» «eiter, entrückt würden Glücklich und zufrieden war Gebhard gewese», nachdem er eine bescheidene Stelle al» Kommis gefunden, als schneller wie, er geahnt, übermal» die Scheidestunde herankam, obwohl durch eine Veranlassung, wie er sich selbst v» seine» kühnste» Phantasien nie hatte träumen lassen. Eines Tages überraschte ihn die Mitteilung, baß «i» Bruder jeines Vaters, von dessen Existenz niemand mehr recht eine Ahnung hatte, ohne Leibeserben gestorben war und ihn al« Universalerben eingesetzt Habe. Groß war die Freude, wenngleich der Unistand, daß Gebhard sich nun wieder von seiner Mutter und den Geschwistern trennen mußte, um die Fabrik seines Onkels drunten iin Elsaß zu übernehmen, eine» bittere« Tropfen in den Freudenbecher träufelte. Doch war er nun wenigstens einer schweren Sorge um die Zukunst über hoben, er hatte eine gesicherte Existenz, alle Not bei ihm und den lieben Seinen hatte mit dieser unverhoffte» Erbschaft «i» Ende genommen. — —
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