Suche löschen...
Rabenauer Anzeiger : 01.06.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-06-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-190506013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19050601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19050601
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-06
- Tag 1905-06-01
-
Monat
1905-06
-
Jahr
1905
- Links
-
Downloads
- Einzelseite herunterladen (PDF)
- Ganzes Werk herunterladen (PDF)
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
WWMnchr Kundschlm. Deutschland. Aus guttnformierter Quelle wird ge meldet, daß begründete Aussicht auf den Abschluß des deutsch-bulgarischen Handels vertrages noch vor Pfingsten vorhanden ist. Die erste Lesung des Vertragstextes hat vor kurzem bereits stattgefunden; es erfolgt dem nächst der Beginn der zweiten Lesung, die mit einer eingehenderen Beratung verbunden sein wird. Eine Verzögerung in den Unter handlungen, deren Ende man eher erwartete als es bevorsteht, wurde durch die Erkran kung eines bulgarischen Abgesandten, der aber demnächst wieder völlig genesen sein wird, bewirkt. Abgesehen vom Handelsver trag erstreben beide Regierungen eine Ver einbarung über eine Konsularkonvention und einen Auslieferungsvertrag. Voraussichtlich werden die diesbezüglichen Unterhandlungen nicht im Anschluß an die Besprechungen über den Handelsvertrag gepflogen, sondern erst später in Gong gebracht werden. Der Versuch des Kultusministeriums, die Hochschulen mit Regierungsvertretern zu be glücken, stößt auf Widerstand. Wie aus Aachen gemeldet wird, lehnte die dortige Technische Hochschule die Bestellung eines Regierungsjuristen als Syndikus ab. Prinz Heinrich von Preußen hat die von der Vereinigung alter deutscher Studenten in Neuyork ihm angebotene Stelle als Ehren mitglied angenommen. Die 14. Hauptversammlung des Allge meinen Deutschen Sprachvereins tagt vom 12.—14. Juni in Duisburg. In der öffent lichen Festsitzung hält nach der Begrüßung durch die Behörden Geh. Reg.-Rat Prost Dr. WUmanns-Bonn den Festvortrag über Mundart und Schriftsprache. Dann wird der Richterspruch über das 11. Preisaus schreiben verkündet: „Wie ist die Sprach verderbnis der deutschen Sprache im Han delsstande zu bekämpfend" 40 Unteroffiziere und 400 Mann werden von Hamburg aus mit einem Wörmann- Dampfer die Reise nach Südwestafrika an treten. Die 40 Unteroffiziere sind speziell für den Telegraphendienst bestimmt; zurzeit machen sie einen Telegraphenkursus auf der Telegraphenschule in Tempelhof durch. Diese Unteroffiziere sind auch sämtlich auf An ordnung des Kriegsministeriums versuchs weise gegen Typhus geimpft worden. Der Großherzog und die Großherzogin von Hessen, welche zur Teilnahme an den Hochzeitsfeierlichkeiten in Berlin cintreffen, werden im Anschluß hieran einige Tage bei denVerwandten der Großherzogin, demGrafen Zu Dohna-Schlobitten in Potsdam zubringen und sich alsdann nach Hemmelmark begeben, wo sie zum Besuche beim Prinzen und der Prinzessin Heinrich von Preußen mehrere Wochen Aufenthalt zu nehmen gedenken. Die Sonneberger Handelskammer beab- sichtigt im Verein mit der Koburger und anderen Handelskammern, bei den thürin gischen Regierungen dahin vorstellig zu werden, daß Thüringen im preußischen Landeseisen bahnrat Vertretung erhält. Die Forderung ist zweifellos berechtigt, denn in Thüringen liegen zirka 2100 Kilometer Eisenbahnen, wovon auf Preußen nur 491 Kilometer und ,die übrigen Kilometer auf die thüringischen Staaten entfallen. Eine Verlegung der Reserveoffizierübun- gen soll an maßgebender Stelle erwogen werden. In Zukunft sollen Reserveoffiziere nicht mehr zu einer achtwöchigen Hebung im März und April einberufen werden. Die Uebungen sollen erst im Mai bis September abgeleistet werden. Diese etwaige Aeuderung soll geschehen, weil sich der Dienst im März bis April, abgesehen vom Schießen, Haupt- sächlich noch auf die Einzelausbildung der Mannschaften erstreckt. Dieser Dienst fällt in erster Linie den aktiven Offizieren zu; die Reserveoffiziere sollen dagegen größten teils Dienst mit ausgebildeten Mann schaften tun. Gesterreich-Ungarn. Bezüglich des Antrags Simonyi-Semadam auf Beschränkung der Auswanderung stimmte Ministerpräsident Graf Tisza der Verweisung an einen Ausschuß zu. Er wies auf den Konkurrenzkampf zwischen den transatlan tischen Schiffahrtsgesellschaften hin und be merkte, daß die ungarischen behördlichen Agenten keine Provision erhalten, also an der Vermehrung der Auswanderung nicht interessiert seien. Die Regierung habe diese Bevollmächtigten konzessioniert, um den privaten Agenten ein Gegengewicht zu bieten und um jede Verlockung zur Auswanderung hintanzuhalten, ferner, damit die Auswan derung auf diejenigen beschränkt werde, die durch kein Zureden von ihrer Absicht abzu bringen seien. Der Antrag ward dann an einen Ausschuß verwiesen. Ruhland Aus Petersburg wird gemeldet: Die vor einigen Tagen an den in London in Ver bannung lebenden Freund Tolstois, Wladi mir Tschertkow, ergangene Mitteilung, der Zar erlaube ihm ungehindert nach Rußland zu kommen, um Tolstoi in Jasnaja Poljana zu besuchen, hängt damit zusammen, Tol stois Ansicht zu hören, wie er auf Grund des jüngsten Toleleranzediktes über die Auf- Hebung feiner Exkommunifikation denkt, da ein derartiger Wunsch von zahlreichen Russen, darunter hohe Vertreter der Kirche, kundge geben wird. Nach einer Meldung finden in Nachit- schwewsn im Gouvernement Erivan seit dem 23. Mai fortwährend blutige Zusammenstöße zwischen Mohammedanern statt, welche neue stens einen besonderen heftigen Charakter annahmen. Seit dem frühen Morgen ist in den Straßen geschossen worden. Die Bevölkerung versagt jeden Gehorsam. Ganze Reihen von Buden stehen in Flammen. Aus Erivan sind Truppen herbeigerufen worden. In den Wandelgängen des englischen Parlaments zirkuliert das Gerücht, der Zar sei schwer erkrankt infolge der fortwährenden Aufregungen, in denen er sich seit Beginn des Krieges befindet. Gerüchtweise verlautet in Petersburg, Graf Lamsdorff habe erneut seine Demission angeboten, dieselbe sei jedoch vom Zaren zurückgewiesen worden. In dem Antwort schreiben soll der Zar dem Grafen Lams dorff bemerkt haben, er möge, bevor er sich zmückziehe, das begonnene Werk vollenden. DaS Krakauer Sozialistenblatt „Naprzod" veröffentlicht einen schwarz umränderten Nachruf für den justifizierten Mörder des Großfürsten Sergius Der Nachruf hat folgenden Wortlaut: „Am Galgen ist am 23. Mat 1905 Genosse Iwan Kalajew für die Freiheit gestorben. Ehre seinem An gedenken !" Die Unruhen in Warschau dauern fort. Wüste Banden durchziehen die Straßen. Eine große Zahl verrufener Häuser wurde demo liert und zirka 50 Personen, die sich zur Wehr setzten, wurden verwundet. Man schreibt, daß die Ausschreitungen eine Folge der Er- bitterung über den schamlosen Handel mit jungen Mädchen an öffentliche Häuser seien, welcher die Bevölkerung zur Selbsthilfe auf stachelte. Frankreich. Der König von Spanien trifft am 30. Mai in Paris ein und begibt sich vom Bahnhofe zum Ministerium des Aeußeren, wo er wohnen wird. Abends findet ein Galadiner statt. Die französische Gesandtschaft zur Hochzeit des Kronprinzen wird am 1. Juni abreisen. Auf Befehl des Kaisers wird der dortige Militärattache v. Hugo die Gesandtschaft nach Berlin geleiten. Ein Salonwagen wird sie an der deutschen Grenz« erwarten. In dem in Paris abgehollenen Minister rat gab der Marineminister Thomson be kannt, daß ein zweites Geschwader für den Schutz von Indochina in Vorbereitung ist; dieses Geschwader soll im August an seinen Bestimmungsort abgehen. Es hat dieselbe Zusammensetzung wie die erste Staffel, die im letzten Jahre ausgeschickt wurde, das heißt, es besteht aus zwei Unterseebooten, vier Torpedowachtbooten, die in der Mündung des Saigonfluffes nützlich zu verwenden sind, und sechs Torpedobooten erster Klasse. Man berechnet die Ankunftszeit dieser Schiffe in Saigon auf Anfang November. PrinzArisugava vonJapan wohnte einem Empfang bei, den die französisch-japanische Gesellschaft ihm zu Ehren gab. In Er widerung aus einen Trinkspruch sagte der Prinz, Japan sei seinen Freundschaften treu und wisse die wahren Sympathien, die man ihm bezeuge, anzuerkennen. Er sei überzeugt, daß die bestehenden so engen Beziehungen zwischen Japan und Frankreich sich durch immer zahlreichere Bande des Interesses und der Gesinnung fortwährend enger knüpsen werden. Spanien. Unter den Vorlagen, die mit Genehmigung des Königs von Spanien den Cortes unter breitet werden sollen, befindet sich eine solche betreffend Neubildung der Flotte. Es sollen acht Panzerschiffe von je 14 000 Tonnen, fünf gepanzerte Kreuzer und eine Anzahl anderer Schiffe gebaut werden. In Andalusien mehren sich die durch die herrschende Hungersnot veranlaßten Unruhen. Ueber 3000 Personen aus den umliegenden Ortschaften haben sich nach Malaga begeben, wo sie Arbeit verlangten Sie wurden vom Präfekten ersucht, die Stadt wieder zu ver lassen, waS jedoch verweigert wurde. Die Demonstranten belagern das Präfekturge- bäude; ihre Haltung ist zwar noch friedlich, aber die Anwesenheit so vieler Notleidenden gibt Anlaß zu ernsten Befürchtungen. Unter den Leuten befinden sich nicht nur Land arbeiter, sondern auch viele ruinierte Grund besitzer ; ste verlangen, daß die Regierung unverzüglich öffentliche Arbeiten ausführen läßt, wie dies in der Provinz Sevilla ge schehen ist. Afrika. Die Burenauswanderung ist der engli schen Regierung ein Dorn im Auge. Wie wenig freundlich sie dieser AuswanderungS- Inst gegenüber steht, zeigt ein dringlicher Aufruf der Hauptverwaltung an d>e Trans- vaaler, doch ja imLande zu bleiben. Weder Ost- noch Westafrika sei für eine größere Nieder lassung geeignet, heißt es darin. Man ver fehlt dabet nicht, zu versichern, in Transvaal würden die Verhältnisse noch besser werden. Die Regierung hat jetzt auch versprochen, die berühmten drei Millionen schleunigst aus zuzahlen. Wesentlich ändern wird das an der Tatsache nichts, daß eS in Südafrika in Wirklichkeit so schlimm als je aussteht. Die Auswanderungsbewegung dauert denn auch ruhig fort. Zeugnis davon gibt eine in der „Siem" veröffentlichte Ankündigung von Andreas Coetsu, in der es hieß : „Es freut mich, melden zu können, daß es der Kom mission, die tätig war, um die Auswande rung nach Argentinien zu regeln, gelungen ist, eine Zusage vom argentinischen Konsul in Kapstadt zu erhalten, daß, falls nicht weniger als 50 Familien gehen, von der argentinischen Regierung ein besonderes Schiff für diese zur Verfügung gestellt wer den soll." Im Anschluß daran meldet die „Volsstem", daß eine Kommission nach Deutsch-Ostafrika gegangen ist, um das Land im Hinblick auf eine etwaige Niederlassung zu prüfen. Also glaubt man sich in den Kreisen der Buren nicht so ohne weiteres auf die Darstellungen der englischen Regie rung verlassen zu sollen. WissriufchaftlichrO- Um die Physikalischen Verhältnisse der Lust in den höheren Regionen zu untersuchen, unternahm Gay Lassac in Paris die ersten wissenschaftlichen Luft fahrten. Am 23. August 1804 war er mit Biot zusammen erstmals aufgestiegen und hatte eine Höhr Von 3977 Metern erreicht und dabet mit Aufwendung aller Willenskraft Beobachtungen gemacht, während Biot ohnmächtig wurde. Damit noch nicht zufried n, stieg Gay Lussac am 9. September 1804 abermals und zwar allein aus und erreichte nun eine Höhe von 7016 Metern. DaS Resultat dieser Ausfahrt war in wissenschaftlicher Hinsicht bedeutend. Gay Lussac stellte ein« Temperatur-Abnahme der Luft von einem Grad für je 174 Meter Höhe fest, 'erner. da ß die Schwingungen der Magnetnadel in der Höh« die selben find, wie auf der Erde selbst. Die in einer Höhe von 6300 Metern aufgefangene Luft untersuchte er nach seiner Landung und fand die wichtige Tat sache, daß sie ganz genau so zusammengesetzt war, wie auf der Erd«: damit z«rstörtr er die Theorie BertholletS, de, behauptet hatte, daß die Lust in jener Höhe Knalga» enthalt«, durch d«ssen Explosionen die Gewitter entständen! Gay Lussac machte außer dem an sich selbst eine Reihe physiologischer Unter suchungen und man kann wohl sagen, daß der kühne Forscher bei jene« nur sechs Stunden währenden Luftfahrt bas Menschenmöglichste geleistet hat, um in dieser kurzen Spanne Zett die Wissenschaft so be deutsam bereichern zu können. A-lonial«. Aus Madagaskar wird berichtet, daß die Aufstandsbewegung der Eingeborenen in ein zelnen Gebieten neuerdings zugenomme» hat. Gerüchtweise wird gemeldet, daß in Tullear bei Tamatave eine Anzahl Europäer nieder gemetzelt seien. Die Ernennung des Generalkonsuls von id«HU stafti rrvo l der S küi er d »rderr Aus der! l St i Kat ön, d gt- < MNg eneral antsck gen r Ueb> ste de sehen rufst Von hten I teilt den k cherha kert, ie Al -berra oße l >on se der legen« sstsche rprov eutral iS ai nnten. Wie iotte, rten 8 üseln. nomw erden. Dre ongkoi egieru In DO T re Ar Ißt, d unbel .steiget it der e chil rgekau Die rldrt i der rzige stn ü mera! i. A Ar tdrs -luv t Abs !«gUN Ham lesen Friels«. Erzählung au? dem deutsch-französischen Krieg» 187Ü/71, »»» Gustav Lang«. d Schon war er im Begriff, da» Zimmer zu verlassen, al» von draußen hastige Schritt« die Treppe heraus hörbar wurden und im nächsten Augenblick heftiges Klopsen an die Zimmer tür ertönte. Etwa» erstaunt über den Vorgang und wohl auch neugierig, zu erfahren, wer ihm heute abend noch einen Besuch abstatten könne, öffnete Gebhard selbst die Tür und schien enttäuscht, als ein Postbote mit vom fchnellen Lausen «rbitzten Gesicht keuchend vor ihm stand und nach kurzem Gruß ihm ein Expreßschreiben überreichte. „Nun so eilig?" fragte Gebhard, indem er sich anschickte, die für den Brief fälligen Gebühren zu entrichten. „Als ob unsereins es nicht immer so eilig hätte," entgeg- »ete zungenfertig der Postbote, „Jahraus, jahrein treppauf, treppab, so hat das Schicksal es bestimmt für die Klasse von Menschen, welcher leider auch ich angehöre; doch nichts für »ngut, Herr Schwaller, ich will nicht über mein Schicksal murren, bin zufrieden; würde Ihnen zwar gerne noch etwas -der die Leiden und Freuden eines Postboten erzählen, wenn er Sie interessierte, aber meine Zeit ist heute außerordent lich kurz bemessen, weiß der Kuckuck, was wieder einmal in der Luft lieg«, hab« da noch eine ganze Menge solcher Schreiben M bestellen." Mit wichtigtuender Miene klopfte nach den letzten Worten der Postbote auf seine umfangreiche Ledermappe und stürmte dann nach kurzem Grnß wieder die Treppe hinab, ohne dem Kabnkherrn Zeit zu einer Entgegnung oder Frage zu lasse». Prüfend hielt jetzt Gebhard das Schreiben in der Hand. Die Schriftzüge der Aufschrift waren ihm sehr bekannt, rührten sie doch von seiner in Köln am Rhein wohnenden Mutter her. Eine leise Bangigkeit beschlich ihn, was mochte daheim vorge fallen sein, daß man ihm einen Expreßbrief sandte, war etwa» passiert? Er fürchtete sich fast den Brief zu öffnen, aber sich dann seiner unmännlichen Schwäche schämend, entfernte er die Hülle von dem Brief und hielt nun ein Schreiben in seiner Hand, auf welchem nur wenige, von Frauenhand flüchtig hin geworfene Zeilen geschrieben standen. Aber kaum hatte er einen Blick darauf geworfen, da entfiel seinen Händen das Blatt Papier und mit einem leichten Aufschrei sank er in den Arm sessel, den er noch vor wenigen Augenblicken innegehabt. Wäre ein Blitz neben ihm niedergefahren, der Schrecken und das Entsetzen hätte nicht größer sein können, als »i» er jetzt beim Lesen de» Brieses es empfunden hatte. Eine geraunte Weile verharrte Gebhard in dumpfem Brüten, den Blick starr vor sich auf den Boden gerichtet, wo der onimche Brief weiß schimmernd sich vom Fußboden abhob; alle Lebensgeister schienen aus ihm gewichen zu sein; doch nach und nach kehrten sie wieder zurück, die dumpfe Lethargie, in welche er nach dem ersten Schreck verfallen, schwand mehr und mehr. Noch einmal nahm er das Blatt vom Boden auf, um ruhiger, gefaßter den Inhalt durcbzulesen, doch gab es keinen Zweifel mehr, die wenigen Worte besagte» genug. Frankreich hatte an Preußen den Krieg erklärt und die übrigen deutschen Staaten erklärten sich solidarisch mit Preußen, um mit ihin gemeinsam den Kampf mit dem alten Erbfeind aufzuuehmen. Er warsonst über die Tagesereignisse nicht schnell genug unter richtet, besonder» über die Vorgänge in der hohen Politik, daher kam ihm die Mitteilung seiner Mutter so überraschend. Wie sollte er aber auch bester unterrichtet sein; in Dieuzheim selbst erschien keine Zeitung, die lieben Dieuzheimer trugen auch keiu Verlangen danach, sie bekundeten im allgemeinen wenig Interesse für das, was über ihre Gemarkung draußen vorging; hanvelte es sich nm was ganz Besonderes, nun, so ernchren es die Männer drunten im Kruge, wo der Herr Pfarrer, der Herr Bürgermeister und noch einige andere Notab len von Dieuzheim, die natürlich verschiedene tm Lande er scheinend« Zeitungen, wohl auch Pariser Zeitungen lajeu, das Wort in der Unterhaltung führten. Gebhard verkehrt« wenig dort, er batte sich trotz der zwei Jahre welche er hier weilte, noch nicht recht ein leben können, es kam ihm trotz aller Freund lichkeit, mit welcher man ihn behandelte, so vor, al» betracht« man ihn als einen Eindringling, den seine deutsche Herkunst von der gut französisch gesinnten Dieuzheimer Bevölkerung unterschiedlich erscheinen lasse. Dagegen war er in regem Verkehr mit seinen Angehörigen in seiner Vaterstadt geblieben, doch ehe er den großen rhein ischen Moniteur seiner Vaterstadt erhielt vergingen messt einig« Tage, sodaß Gebhard noch gar nichts von einem gespannten Verhältnis zwischen Frankreich und Preußen wußte, nachdem er aus den letzten Zeitungsnachrichten ersehen, daß dieTlwFn- kandidatur de» Hohenzoilerschen Prinzen durch Verzicht des selben auf gütlichem Wege beigelegt worden war^ Wie ein Blitz aus heiterm Himmel traf ihn die Kunde der Kriegser klärung. Aber während dieselbe in allen deutschen Gauen den Patriotisums mächtig entflammte, und von Vaterlands liebe erfüllt, Jünglinge und Männer herbeieilten, um die heilige Landesmark zu beschützen, entfachte die Kunde in Gebhard Schwallers Herzen einen heftigen Kampf, den Kampf zwischen Pflichtgefühl und Selbsterhaltungstrieb. Die 'Nachricht v»n dem Ausbruch des Kriege» und der da mit verbundenen Mobilmachung traf Gebhard um deffentwillen wie ein harter Schlag, weil darin für ihn die heilige Pflicht lag, sofort in die Heimat abzureisen und dort dem mobilen Heere sich anzuschließen, und die» konnte unter den Verhält nisse», i» welchen er sich befand, d«n Ruin seiner Existenz be deuten. Wer sollte während seiner Abwesenheit ihn vertreten, wie er auch gezwungeu war, gegen diejenigen zu kämpfe», in deren Mitte er bisher «ine zweite Heimat gefunden. Würden die Dieuzheimer ihm dies vergeben, würden sie fernerhin in seiner Fabrik arbeiten? und wer konnte auch wissen, ob der Schanplaß de» Kriege» nicht hi«r in dtrs« L«g«nd «rlegt werden würde- 4 Di mächti, ausbest trübe ich wen -7 Mühest -nnt« -«in ' ssalt st in der Schw« ihnen Trau« noch r Hand W er ww hatte 1 geholt; lru« 0 sai» p, de» ; welch« stolze, der Ki schwun das scs . sticht» gcw,«i Kluft
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder