Volltext Seite (XML)
Uabemuer Anzeiger Zeitung M Wnkand)Seifersdvch Donnerstag, den 1. Juni 1905. 18. Jahrgang Nummer 64 Schule benutzte, war am Sonnabend früh nicht genau an der betreffenden Haltestelle zum Stillstände gekommen, sondern etwas darüber hinaus gefahren. Der Knabe, welcher befürchtete, daß der Wagen darüber hinaus fahren würde und er alsdann zu spät zur Schule kommen könnte, sprang von dem noch in langsamer Fahrt befindlichen Wagen ab und stürzte auf das Straßenpflaster. Ec erhob sich aber wieder und wurde von einem Be amten der Wohlfahrlspolizei nach Hause ge leitet. Aeußere Verletzungen waren nicht wahr nehmbar. Der Knabe war bei vollem Bewußtsein und konnte den Hergang des Unfalles und den Grund für sein vorzeitiges Abspringen genau angeben. Ec klagte aber fortwährend über heftige Schmerzen. Nachmittags trat Plötzlich Bewußtlosigkeit und gegen 7 Uhr abends der Tod ein. — In Dresden sprang eine Frauens person von der Augustusbrücke in die Elbe und konnte trotz sofort vocgeuommener Ret tungsversuche nicht aufgefunden werden. Wahr scheinlich ist die Selbstmörderin unter die Rad schaufeln eines unmittelbar nach dem Sprunge die Brücke passierenden Dampfers geraten. — Ueber 2000 D res d ner Z'garetten- arbeiter und Arbeiterinnen haben am Sonn abend in den Fabriken die Arbeit niedergelegt, da sie dem Verlangen des Arbeitgeberverbandes, bis zu diesem Tage aus dem deutschen Tabak- arbeiterverbande auszutceteu, nicht entsprechen wollten. Kirchennachrichten von Somsdorf. Am Himmelfahrtsfest früh 8 Uhr Beichte und Kommunion. Halb 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt über Marc. 16, 14—20. Nachm. '2 Uhr kirchliche Unterredung. Mutter, welche in einem Zimmer der Wohnung mit Reinemachen beschäftigt war, retten konnte. — In Mittweida wurde der seit 14 Tagen vermißte 70 Jahre alte Zigarettenarbeiter Hermsdorf als Leiche aus der Zschopau gezogen. Dresden, Der Straßenbahnwagen, den der die Katholische Bürgerschule in der Schieß gaffe besuchende 6 jährige Sohn des Tischler meisters M- in Striesen auf seinem Wege zur — Geschützte Erfindungen, mitgeteilt vom Patentbureau O. Krueger L Co., Dresden. Rud. Friedrich, Deuben: Nöhrenverschluß, bestehend aus einer Haube, einem Einsatzstück und einem Halter. (Gin.) — Oswald Kluge, Rabenau: Spule für Spülmaschinen mit Scheiben aus Preßspahn. (Gebrauchsmuster). — Au Stelle des verstorbenen Brand direktors Oeser-Meißm ist Herr Brandmeister Herma n n-DreSdeu als Kr eisvertret er in den Landesansschuß sächsischer Feuerwehren gewählt worden. — Beschädigte oder zerrissene Kirchennachrichten von Rabenau. Donnerstag, den 1. Juni Himmelfahrt Christi. Vorm. 8 Uhr Beichte und Feier des heiligen Abendmahls. Vorm, halb 9 Uhr Gottes dienst. Predigttext: Marc. 16, 14—20. er an der Insel vocbeigesegelt war, sah er die Ruffen, die in zwei Kolonnen herannahten. Er ließ auf die Flanke der Backbordkolonne sowie auf die Spitze der Steuerbordkolonne ein heftiges Feuer eröffnen. Als unter den russischen Schiffen Unordnung einzutreten begann, drängte sie Togo gegen die japanische Küste, wo sie von allen unter japanischer Flagge kämpfenden Schiffen angegriffen wurden- Mehrere Torpedoboots angriffe auf die russische Flotte waren von dem größten Erfolge begleitet. Es ist wahrscheinlich, daß die Schiffe, die entkommen sind, Wladi wostok erreichen werden. Die Verluste der Russen sind wie folgt: Zwei Küstenpanzer, fünf Kreuzer, zwei Schiffe vom Spezialdienst und drei Tor pedoboote sind gesunken, zwei Panzer, zwei Küstenpanzer, ein Schiff vom Spezialdienst und ein Torpedojäger sind genommen. Nach Meld ungen aus Wladiwostok sind dort vier Fahr zeuge des russischen Geschwaders sowie der Tocpedojäger „Bcowi" eingetroffen. Auf diesem soll sich angeblich RoschdjestwenSkh befinden, der durch Granatsplitter verwundet worden war, und dessen Zustand sehr bedenklich sein soll. — Die Mannschaften der gesunkenen russischen Schiffe haben sämtlich den Tod iu den Wellen gefunden. An Bocd der „Borodino" waren 780 Offiziere und Matrosen, an Bord des „Imperator Alexander IU." fast die gleiche Zahl, denn diese beiden waren Schwesterschiffe. An Bord der „Adin ral Uschakow" waren 400 Offiziere und Matrosen. An Bord der „Admiral , werke, Aktiengesellschaft, Vorm. August Ebner". > Er besaß auch wertvolle Steinbrüche und ein großes Fuhrunternehmen. — Eine Tragödie eigener Art entrollte die Verhandlung des Schwurgerichts zu Chemnitz gegen die geschiedene Martha Reimann aus Oberfrohna wegen Kindesmordes. Bis zum Herbst 1904 lebte die Angeklagte mit ihrem Manne, einem Geschäftsreisenden, in glücklicher Ehe, der auch ein Töchterchen entsproß. Um diese Zeit erhielt sie Einquartierung und trat, da ihr Gatte gerade verreist war, mit einem Unteroffiziere in ein ehebrecherisches Verhältnis. Ais der Mann hiervon erfuhr, ließ er die Ehe scheiden. Die Frau, die schon lange an Krämpfen litt, wurde durch diese harte Strafe tiefsinnig. Ihr geistiger Zustand wurde außerdem durch den gegen die Krämpfe angewandten jahrelangen Morphiumgenuß dermaßen getrübt, daß sie be schloß, mit ihrem Kinde aus dem Leben zu scheiden. Sie fälschte Rezepte und beschaffte sich so 25 Morphiumpulver, die sie in eine Schachtel schüttete und in die Nähe ihrer Tochter stellte, in der Absicht, daß diese davon naschen werde, was dann auch geschah. Das Kind war einige Stunden darauf eine Leiche. Die unselige Mutter nahm nun den Nest dcS Morphiums zu sich, ohne aber ihren selbstmörderischen Zweck zu Nur Nab uns fern. Rabenau, den 31. Mai. — Der 16. und 17. Juli sind für unser Städtchen Festtage ganz besonderer Art: der Gesangverein „Apollo", welcher über 50 aktive Mitglieder aufweist, hält an ge nannten Tagen sein 60 jähriges Jubelfest ab. Die Vorbereitungen für diese Festtage sind schon im Gange und dürfte voraussichtlich zahlreicher Besuch auswärtiger Gesangvereine zu erwarten sein. — Das An schießen der hiesigen Schützen gesellschaft findet um Himmelfahrtstage statt. Der Auszug mit Musik wird in diesem Jahre unterbleiben. — Aus Anlaß der Sonnabend vormittag stattgefundencn Emweihungsseier der neuen In stitute an der Technischen Hochschule zu Dresden überbrachte eine Abordnung sächsischer Industri eller, bestehend aus Geh. Finanzrat Dr.-Jng. Jencke, sowie den Kommerzienräten Dietel-Coß- mannsdorf und Bienert-Plauen eine Stift ungsurkunde über eine Schenkung von 130000 Mark, die zu Slipendienzwecken bestimmt sind und vornehmlich der Förderung selbständiger Forschung nach beendigtem Studiengang die nen sollen. — In dem Freitag abend König Friedrich August dargebrachlen Fackelzug hatte Geheimer Kommerzienrat Lingner eine effektvolle Gruppe gestellt. Die Gruppe führte zwei Lokomobilen von 60 Pferdekräften mit; eine jede war mit einer Dynamomaschine montiert, die den Strom für 800 elektrische Lampen erzeugte. Um Ruß belästigung zu vermeiden, wurde mit Koks ge feuert. Zur Sicherheit gingen 25 Elektrotech niker und Maschinenleute in der Gruppe mit, die aus dem Trompeterkorps des Gardereiter regiments und 150 Angestellten der Firma be stand. Sie alle und die gewaltige Königskrone, die weithin strahlte, waren durch Drähte ver bunden. Es war der erste Versuch in Europa, in einem Festzuge die Elektrizität in dieser Art zu verwenden. — Die „Dresdn. Nachr." schreiben: Verschiedene Blätter wissen, aus eurer gemein samen Quelle schöpfend, zu erzählen, daß ein Dresdner, unlängst verstorbener Großindustrieller die Stadt Dresden zur Erbin seines großen Vermögens eingesetzt habe. Nach den von uns an durchaus kompetenter Stelle eingezogenen Erkundigungen ist diese Nachricht durchaus falsch. Nur unter Voraussetzungen, die im vorliegenden Falle ganz in der Ferne liegen und deren Eintreffen nicht zu erwarten ist, könnte die Stadt Dresden einmal als Nach erbin in Frage kommen. Plauen i. V. Großes Aufsehen dürfte in den industriellen und geschäftlichen Kreisen des Vogtlandes die erfolgte Zahlungs einstellung der Stickereisabrik August Ebner in Oelsnitz Hervorrufen. Ebner war Begründer und langjähriger Besitzer des jetzigen umfäng lichen Aktienunternehmens „Kalk- und Ziegel- — Die Vernichtung der russischen Flotte ist nun auch in Petersburg bekannt geworden, und sie wird von der russischen Re gierung zugegeben; ein Petersburger Telegramm meldet: Trotz strengster Censur sind hier Nach richten eingelaufen, die die vollständige Vernicht ung der Flotte NoschdjestwenskyS verzeichnen. Die Aufregung in der Stadt ist unbeschreiblich. Es stehen Manifestationen der Bevölkerung zu Guusten eines sofortigen Friedensschlusses bevor- Nachdem auf der Admiralität Einzelheiten über den Seekampf eingetroffen waren, gibt man nunmehr dort zu, daß es sich tatsächlich um eine schwere Niederlage handele. Man veran schlagt die außer Gefecht gesetzten Mannschaften auf 7000. Ueber deu Verlauf der Schlacht ist man vor der Hand noch ausschließlich auf japanische Quellen angewiesen. Die Londoner „Daily Mail" meldet aus Söul: Admiral Togo weilte am Morgen des Sonnabend mit säst allen großen japanischen Schiffen auf der Höhe von Masampo. Die Russen waren durch den östlichen Kanal, das heißt zwischen Tsuschima und Japan, in die Korea-Straße eingedrung en. Admiral Togo fuhr unverzüglich mit größter Schnelligkeit um die Nordspitze von Tsuschima herum, und als Reichskasseuscheine und Banknoten. Aus Anlaß eines bestimmten Falles hat die Reichsschuldenverwaltung neuerdings über die staatliche Ersatzleistung für beschädigte und für den Verkehr unbrauchbar gewordene Reichs kassenscheine und Banknoten bestimmte Grund sätze aufgestellt. Beim großen Publikmn be gegnet man fast durchweg der Meinung, daß für zerrissene, zum Teil verbrannte oder sonst beschädigte Reichskassenscheine zu 5, 20 und 50 Mark von den Staatskassen Ersatz geleistet verde, falls noch die Nummer des betreffenden Scheines auf einem Stück erhalten ist. Diese Ansicht ist jedoch irrig ; nach den Bestimmungen )er Reichsschuldenverwaltuug wird nämlich ür solche beschädigte oder unbrauchbar ge- vordene Exemplare nur dann Ersatz geleistet, venu das vorgelegte Slück zu einem echte» steichskassenschein gehört und mehr als die zälfte eines solchen beträgt. Also nicht dem Besitzer der etwa auf einem Stücke noch er- mltencn Nummer, sondern lediglich dem Ein eicher der größeren Hälfte des beschädigten Stückes wird Ersatz geleistet. — Am 24. ds- Mts. ist beim Räumen iner Abortgrube im Hause Wittenbergerstr. 3 in Dresden ein Kindesleich nam männlichen Geschlechts ausgefunden worden, er offenbar schon lange in der Grube gelegen at, da er Anzeichen von Verwesung zeigt. Die Hutter des Kindes ist in der Person einer us Dippoldiswalde gebürtigen Arbeiterin rmillelt und fcstgenommen worden. — Unfälle. — Selbstmorde. In kchltroff wurde einem zehnjährigen Knaben, er siH^barfuß auf ein im Gang befindliches fahrrad gestellt hatte, von der Kette die große i fußzehe glatt abgerissen. Die zweite Fußzehe mußte vom Arzte ^abgeschnilten werden. — fn Offenbach wurde die 17 jährige Rosa i lueckert, die gleichzeitig mit ihrem Onkel Bei- i rüge für den Kohlen-Einkaufs-Verein einkas- ! erte, von der Frau des Glasers Lotz in Ge- > reinschaft mit ihrem Bruder erdrosseltl md beraubt. Man fand nach langem Suchen ! ie Leiche des Kindes abends auf dem Dach- l ande des Hauses. Die Mörderin wurde sofort ! erhaftet und ist geständig. Der Bruder ist t och nicht ergriffen. — Der Buchhalter Ernst l llfred Becker aus Kö tzschenbrod a, der i um Schaden der Sektkellerei „Bussard" er- ! ebliche Unterschlagungen verüble und dannl purlos verschwand, ist am letzten Donnerstagl rbend als Leiche bei Königstein aus der Elbe zezogen worden. — Das 9 jährige Töchterchen .'ines Einwohners in Niedersedlitz ver- chluckte vor ungefähr 14 Tagen eine Blei gel, ohne davon etwas zu sagen, bis nach einigen Tagen Erbrechen und vollständige Ver dauungsstörung eintrat, infolgedessen an dem Kinde im Dresdner Carolahause eine schwere, sehr lange dauernde Operation — seitlicher Bauchschnitt — vorgenommen werden mußte, die aber einen guten Verlauf genommen hat. — Ein beklagenswerter Unglücksfall ereignete sich in der Behausung eines Arbeiters in Leipzig- Sellerhausen. Das im dritten Lebens jahre stehende Töchterchen der betreffenden Fainilie fiel in einem unbewachten Augenblick in einen mit Wasser gefüllten Eimer, der auf dem Vorsaal stand, und ertrank, bevor es die erreichen. Auch der Versuch, sich die Pulsadern aufzuschueiden, mißlang. Sie wurde jetzt vom Schwurgericht wegen vorsätzlicher Kindestötung zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt. — Das Bautzner Schwurgericht verhandelte gegen den 28 Jahre alten B.ätter- arbeiter Adolf Gürth aus Kaiserswalde bei Schluckenau wegen Mordes und Tötung einer Einwilligenden. Gürth lebte seit Anfang 1902 mit seiner späteren Ehefrau Selma Martha geb. Küchler zusammen und heiratete sie im Sommer 1904. Dem Verhältnis waren zwei Mädchen entsprossen. Die Frau war immw kränklich und litt zuletzt an einer äuß'rst schmerzhaften tuberkulösenKniegelenkentzündung, so daß sie immer schwermütiger wurde. Gürth mußte nun selbst zum Teil das Hauswesen versorgen, erlitt dadurch Vsrdienstausfälle, und die Familie geriet in Schulden und ernste Not. Die Frau nahm sich die trübe Lage sehr zu Herzen, sprach oft Zeugen gegenüber vom Sterben und drückte immer häufiger und dring ender den Wunsch aus, Gürth möge sie und die Kindec umbringcn, ein Ansinnen, das an fangs vom Manne energisch zurttckgcwiesen wurde. Am 27. März befanden sich beide Ehe leute im Zustande der Verzweiflung, die Frau drang immer mehr in ihren Mann, sie und die Kinder umzubringen, bis er völlig kopflos wurde. Ec holte, nachdem er nach dem Diktate seiner Frau einen Abschiedsbrief geschrieben hatte, das älteste Kind aus der Kammer, er schlug erst die beiden Kinder und hierauf seine Frau. Nach einem vergeblichen Selbstmordver such floh er und wurde nach drei Tagen in Gersdorf bei Schandau ergriffen. Ec legte in der Verhandlung ein offenes Geständnis ab und wird unter Annahme milderner Umstände wegen Totschlags und Tötung einer Einwilli genden zu 5 Jahren Gefängnis und 5 Jahren Ehrverlust verurteilt. Ein Monat der Strafe gilt als verbüßt. Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustr e ien Witzblattes l,L0 M>. Inserate kosten die Svattenzrüe ober deren Raum 10 Ps. sür auSwbrügr I, serent n 1S Pf., Reklamen 20 Ps. Annahme von Anzeigen sür all« Zeitungen. Nachimow", der „Dmitri-Donskoi" und der „Wladimir Moitomach" waren je 500 Mann. Au Bord der „Schemtschug" und dec „Swjet- laua" waren je 400 Mann. An Bocd der beiden gesunkenen Transportschiffe waren je 100 Mann. Im ganzen gingen also ungefähr 4700 russische Offizier und Matrosen mit den Kriegsschiffen unter. — Tokio, 30. Mai: Amtlich wird bekannt gegeben, daß alle russi schen Schlachtschiffe, mit Ausnahme des „Orel" und des „Nikolaus I-, die genommen wurden, untergegangen und daß RoschdjestwenSkh, Fölkersahm und Nebogatoff gefangen ge- uommen sind. — Angeblich sollen Waffen stillstands-Verhandlungen zwischen Rußland und Japan durch Vermittlung Englands und Frank reichs unmittelbar bevorstehen. Klein- und Grotzölfa, Obernanndorf, Hainsberg, Somsdorf, Cokmannsdorf, Lüban, Borlas, Spechtritz re Mit verbindlicher Publikationskrast sür amtliche Bekannimachungeu