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Der Herr von Neurode. Von Josephine Gräfin Schwerin. iNnchdnw »erböte».) „Aber sagen Sie mir nur um's Himmelswille», was dem lieben Kinde fehlt!" drang Frau von Meinhardt in ihn, „ich hatte ja keine Ahnung! Haben Sie denn mit dem Arzt gesprochen?" „Nein bewahre." „Aber das sollten Sie doch." „Nun, wissen Sie, liebe Freundin, ich denke, der Aizt Hilst da nichts, Luftveränderung, andere Umgebung werden das Beste thun. Sehen Sie/- er stockte und 'fuhr mit einem Seufzer fort: „das ist nun einmal so." Elisabeth erhob sich und ging ins Haus; sie hatte das Gefühl zu störe». Herr von Linden sah ihr i^-, daun athmete er tief auf sichr svrr: ,Da-'"^"'"un allem sind, lassen Sie mich mi ehrliches Won mit Ihnen reden. Wir beide hab»» seit Jahren unsere Kinder für einander la, ich hielt sie so gut wie verlobt; wäre das nicht so gewesen, ich hätte doch den Verkehr zwischen ihnen, seit Annemarie erwachsen ist, auf einen andern Ton ge stimmt, so ließ ichs aber hingehen. Daß Gert zögerte Ernst zu machen, wunderte mich nicht, es gefiel mir eigeut- ^ch an dein Jungen, sie waren ja beide noch halbe Kinder, konnten doch fi tzt unmöglich heirathen, nnd lange Verlobungen, bei denen der Herr Schwiegersohn immer auf die Tasche des Schwiegervaters sieht, sind mir ein Greuel. Nun aber scheint der junge Herr abzuschnappen, behandelt die Anne marie sn Vit^tsUs, kommt nicht nach Waßlinken, u. s. w." „Aber bester Herr von Linden," fiel ihm Frau von Meinhardt ins Wort, „das kann ja doch gar nicht sein, Sie tänschen sich gewiß." Herr von Linden schüttelte energisch den Kopf. „Ich täusche mich nicht, meine verehrte Frau, so etwas bemerkt ein. Vater schon, und bemerkte ich es nicht, so würden Annemaries Gesicht und verändertes Wesen genug reden; ich kann das nicht ändern, kann sie nicht einmal darum tadeln, aber es gefällt mir nicht, sie hier so als quasi ver lassene Brant herumgehen zu lassen, deshalb habe ich die Reise beschlossen, nnd als ich davon zu sprechen anfing, griff sie mit beiden Händen zu und hats nun sehr eilig fortzukommen. Ich hoffe, es soll dem Kinde gnt thun." „Ich begreife nicht, lieber Freund — ich bleibe dabei, Sie müssen sich täuschen," beharrte Frau von Meinhardt, „was könnte denn der Grund sein?" „Weiß ich nicht, will dem auch nicht nachspüren, interessier mich offen gestanden auch nicht," entgegnete Herr ^von Linden, „ich habe es nur mit der Thatsache zu thun, lM«eine Tochter betrifft, und diese, so weit das in meiner ^,,M^ieht, vor den Folgen dieser Thatsache zu schützen. meine liebe gnädige Frau, grämen Sie sich nicht, Sie sind nicht verantwortlich für Ihren Sohn. Ich empfehle mich Ihnen zn Gnaden, glaube kaum, daß ich vor der Abreise noch herüberkommen kann; Werner suche ich wir noch draußen auf dem Felde auf. Annemarie kommt jedenfalls noch, nm Ihnen die Hand zu küssen." In diesem Augenblick kam Elisabeth wieder heraus. „Sie wollen schon fort, Herr von Linden," sagte sie, „ich habe eben einen kleinen Imbiß im Zimmer aufstellen lassen, ich glaube, draußen wird es kühl." „Danke gehorsamst," lehnte Herr von Linden ab, „ich muß fort." Dann verabschiedete er sich rasch. Frau von Meinhardt fühlte sich von dem eben Gehörten so bedrückt, daß sie mit Sehnsucht Werners Heimkehr er wartete, um sich mit ihm aussprechen zu können; so nahe ihr Elisabeth stand, über diese intimsten Angelegenheiten ihres Sohnes mochte sie doch nicht mit ihr reden- es sich doch. Sie hörte fortwährend des alten FWWW seltsam scharf klingende Stimme, es war ihr eilt unendlich schmerzlicher Gedanke, daß ihm, der durch so viele schwere Jahre ihr und den Ihren mit Nath und Hilfe treu zur Seite gestanden hatte, nnn durch ihren Sohn ein bitteres Herzensweh bereitet werden sollte.' Sie klammerte sich eigen sinnig an die Vorstellung, daß es sich um ein Mißver- ständniß handeln könne, daß es nur eines Wortes zn Gert bedüifte, um alles auszugleichen. Elisabeth bemerkte wohl Frau von Meinhardts er regte Stimmung, doch fragte sie nicht, sie mochte sich nicht in ein Vertrauen drängen, das ihr nicht freiwillig gewährt wurde. So ließ sie denn auch, als Werner endlich kam, Mutter und Soh» allein. Frau von Meinhardt begann denn auch gleich: „Lieber Werner, ich bin sehr in Sorge, laß Dir erzählen." „Ich weiß alles, liebe Mutter," unterbrach sie Werner, „Herr von Linden hat mir wahrscheinlich so ziemlich dasselbe wie Dir gesagt, und mir damit nichts Neues. Es ist jeden falls gut, daß er mit Annemarie fortgeht, vielleicht hilft es nicht nur ihr, sondern auch Gert." „So glaubst Du also, daß Liuden recht hat?" fragte die Mutter erschrocken. „Gewiß, darüber ist kein Zweifel." „So müsse» wir doch mit Gert reden." Werner zuckte die Achseln. „Ich habe längst daran gedacht, doch ich sehe keinen Nutzen davon. Gegen kommende und gehende Gefühle sind Worte machtlos, vielleicht findet Gert sich wieder zu Annemarie zurück; ich will es für beide hoffen." „Glaubst Du denn, daß er eine andere Neigung hat?" forschte Frau von Meinhardt ängstlich. Werner sprang auf. „Liebste Mutter, ich weiß es nicht, und alles Glauben und Rathen hilft da doch nichts." Er hatte sehr ernst gesprochen, und so war Frau von Meinhardts etwas gekränktes: „Aber Werner!" wohl am Platz. Kirchennachrichten von Rabenau. Freitag, den 7. Dezember, nachm. 6 Uhr Beichte^ heiligen Abendmahls. Sonntag, den 9. Dezember. Dom 2. Gottesdienst. Predigttext: Luc. 2l, 29—36. Geboren: Am 2. Dezember dem in Kleinölsa ein Sohn. — Am .9. Dezember Bruno Walbert hier ein Zwillingspaar. Getauft: Am 2. Dezember: Frida^lM,-. des Gutsbesitzers Emil Lslar Wols^W - .8- PmU Herbert Ghrli-u. Sohn »MW r-wliG Her. -.er in- er -ee ' f äcktmue 13. Jahrgang Sonnabend, den 8. Dezember 1900. Nummer 145. Mtmig str Wrack) Seiserckarf. ins, dm! mimen. 0 V S'adtverordneten und zwei ansässigen Ersatzmänner Montsg, ilen 17. Vs-vmken rl». , VIsvkm van 2 Kia 8 Ukn und für die Wahl eines unansässigen Stadtverordneten und eines unansässigen Ersatzmaniles Vivnatag, rlsn 18 veLamban «I». Vlavkm van 2 bi» 8 Ukn cmbcraumt worden. ' Es haben also die hiesigen stimmberechtigte» an- sässigen Bürger ihre Stimmzettel, auf welchen vier ansässige wählbare Bürger zu verzeichnen sind, am 17. Dezember von 2 bis 6 Uhr Nachm. und die stimmberechtigten unan- sässigen Bürger ihre Stimmzettel, auf welchen zlvei un ansässige wählbare Bürger zu verzeichnen sind,am 18.Dezember vou 2 bis 6 Uhr Nachm. im Rathhause hicrselbst, 1 Treppe, persönlich abzugeben. Die zu Wählenden sind so zu bezeichne», daß über deren Person kein Zweifel übrig bleibt. Als Stadtverordnete gewählt sind Diejenigen, welche die meisten Stimmen erhalten, als Ersatzmänner die, welche nächst den zu Stadtverordneten Gewählten die meisten Stimmen erhalten. Rabenau, ain 6. Dezember 1900. ' Der Stadtgemeinderath. Wittig. ein. Februar Vereil j Um? >r abends Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 16 Pf., für auswärtige Inserenten 15 Pf., Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis einschließlich zwei illustrirter achiseitigen Beilagen sowie eines illusinrten Witzblattes 1,50 Mk. zeitige Bekämpfung bleibenden Schäden vorzubeugen. Erfahrungsgemäß werden solche Ohreneiterungen in den meisten Fällen von den Kindern bereits in noch nicht schnlpflichtigem Alter, namentlich im Anschluß an Masern, Scharlach und Diphtherie erworben. Die Eltern und Pflegeeltern wollen daher dem Gehör organe erkrankter Kinder die größte Aufmerksamkeit zuweudeu und, sobald es in Mitleidenschaft gezogen wird, besonders bei Ohrenschmerz, sofort einen Arzt — am besten einen Spccialarzt für.Ohrenleiden — hinzuziehen, um chronischen Ohrenleiden und namentlich künftiger Schwerhörigkeit vor zubeugen. Ist solche Fürsorge in den ersten Lebensjahren der Kinder versäumt worden, so sind häufig schon bei ihrem Eintritt in die Schule unheilbare Schäden entstanden. Rabenau, am 6. Dezember 1900. Der Bürgermeister. Wittig. — In der Generalversammlung des Gebirgs vereins am Mittwoch wurden sämmtliche Mitglieder, des Gesammtvorstandes wiedergewählt. — Die Kapelle der reitenden Artillerie in Königsbrück die von früher her hier und in der Umgebung einen guten Ruf genießt, wird am Sonntag Abend im Gasthof zu Großölsa ein Concert veranstalten. Hoffentlich ändert der Wettergott bis dahin seine jetzige Laune, soda^ es den Nachbargemeinden ebenfalls möglich ist^Iuk-MW . zu dieser Veranstaltung einzusinden. Dem Come« — Wie die vorläufige Aufstellung eWH/ Dippoldiswalde am 1. Dezember 3516 EinwoW im Jahre 1895 3363; Kreischa 1806 (1816); R i p jE. 877; Heidenau 4113 (1155); Glashütte 22^ (2117); Geising 1240 (1271); Lauenstein 833 (837); Leipzig 455089 (3S9S69); München 498503; Magdeburg 229732. — Vom Schnellzuge überfahren wurde bei Essen (Ruhr) am Dienstag gegen Abend in Folge nicht rechtzeitigen Schließens der Wegeschranken ein den Ueber- gang an der Westseite des Bahnhofs Langendreer passirendeS, mit 2 Pferden bespanntes Lastfuhrwerk. Die Pferde wurden getödtet, das Fuhrwerk zertrümmert, der Locomotivführer des Schnellzuges leicht verletzt. Der Zug erlitt eine ein stündige Verspätung. — MacKinleh hat seineFrau ermordet! So verkündeten, wie von Newhork gemeldet wird, vor acht Tagen einige Sensationsblätter in schamlosester Radausucht, die mit solchen faulen Scherzen in Amerika bekanntlich ganz und garnicht etwa vor dem Ttaatsoberhaupte Halt macht. Diese blutige Meldung war allerdings buchstäblich wahr, nur betraf sie nicht etwa den Präsidenten der Ver einigten Staaten, sondern einen verkommenen Trunkenbold Namens Mac Kinley in Jndianopolis, der im Säuferwahn sinn seiner ebenfalls betrunkenen Frau die Kehle abschnitt. Bekanntmachung. Mit Ende dieses Jahres scheiden aus dem hiesigen Stadtgcmeinderathe vou den ansässigen Stadtverordneten die Herren Baumeister Ant. Wünschmann und Wirthschafts- besitzer Robert Faust und von den unansässigen Stadtver ordneten Herr Stuhlbauermeister Oswald Einert aus. Zum Zwecke der hiernach nöthigen Ergänzung des Stadtgemeüiderathes ist für die Wahl der zwei ansässigen OekainltmaäMg. In Gemäßheit einer Verfügung der Königlichen Amts- hauplmannschast Dresden-Altstadt wird hiermit auf Folgen des hingewiesen: Das in neuerer Zeit beobachtete Ueberhandnehmen von chronischen Ohreneiterungen läßt es geboten erscheinen, den Mund-, Nasen-, Ohren- und Rachen-Erkrankmigen der lerz. M icnau Kinder erhöhte Aufmerksamkeit zu schenke» und durch recht- Ans Nah und Fern. — Wir machen hierdurch darauf aufmerksam, daß am nächsten Synntag, wie überhaupt an allen 4 Advents sonntagen, die offenen Ve r k a u f s l ä d e n bis abends 9 Uhr geöffnet bleiben dürfen. — Den eifrigen Recherchen der Polizeibehörde und Gendarmerie ist es gelungen, die Thäter des Bubenstreiches an der Straße bei Obernaundorf zu ermitteln. Wie wir hören, sind es drei hiesige Lehrlinge, Welchs^ unmehr eine nicht unbedeutende Strafe treffen dürfte. ng a. v. Sache !e Hilst de - und heiter Meinhardt und Werner mit einem fröhucyelW „Wo ist Frau von Stern?" fragte er sc „Sie ist in der Küche beschäftigt," erD von Meinhardt, „es wird heute gebacken, und Wirthschafterin ein wenig." „Ach Unsinn," rief Gert, „das ist doch nicht ihres Amtes, will sie gleich einmal holen." „Nein," bat die Mutter, „laß sie nur." „Ich habe ein Buch mitgebracht, von dem wir neu lich sprachen," erklärte Gert, „sie wünschte es kennen zu lernen, und ich will es ihr vorlesen, die Bäckers wirdZa ohne sie fertig werden." * Er wollte hinausgehen, als Werner plötzlich neben ihm stand und die Hand auf seinen Arm legte. „Laß das," sagte er ruhig, „Frau von Stern würde auch nicht kommen, denn Pflichten, die sie einmal übernommen hat, führt sie auch aus." „Ach bah, Pflichten! Sie ist hier doch nicht Köchin!" rief Gert ärgerlich. „Lieber Gert, ihre Pflichten im Hause hat sie mit Mama ausgemacht, und daß Du ihr in die Küche gingst, würde sich einfach nicht schicken." — Forts, f- Ec wandte sich ihr wieder zu und küßte ihre Hand- „Sei nicht böse, Mama, mich hat die Geschichte nervös gemacht. Wir müssen sie aber gehen lassen; sprechen, fragen und zureden kann nur verschlimme,z»vMMizWMM^LlA spricht — selbstverständlich auch, Wenn es Dir recht ist, so spiele»,,»,^, besser. Frau von Meinhardt merkte,^ das Gespräch beenden wollte, do4e ?'4e Weise unaufmerksam, und auch ass slisaLbeide gesellte, wollte kein rechtes Gespräch ^nen Obgleich Mutte, und Sohn nic^"6 kommen, zurückkamen, so beschäftigte sie ihre? ^ au^le Sache während, und beide erwogen, ob mit Gerl richtig sein möchte.