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dann die Vertheidiger weiter keine unangenehmen Fragen an mich richten. Dafür sollten aber gleich im Anfang 30 000 Mark gezahlt werden, wovon ich 15 000 und er 15000 Mark erhalten sollte. Aus Gefälligkeit sollte ich dann aber Mittheilungen über ein neues Verfahren, welches gegen Sternberg eingeleitet worden sei, machen. Im Falle einer Freisprechung sollte ich 75000 bis 125000 Mark erhalten. Ich gab ausweichende Antworten, worauf er sagte: Wenn Sie mich verrathen, dann fahre ich nach Hause und schieße mich tot! Dann sind wir in ein Restaurant gegangen und dort noch einige Zeit zusammen geblieben. — Präs.: Und Sie meinen, Sie sind vollständig nüchtern gewesen? — Zeuge: Ja! — Präs.: War die Sache damit zu Ende? — Zeuge: Zwei Tage später' kain Commissar Thiel auf das Präsidium und fragte mich: Na, wie ist es denn? — Der Zeuge Stierstaedter erklärt schließlich, daß er noch weitere Mittheilungen würde machen können, wenn er nicht durch die Pflicht der Amtsver schwiegenheit daran verhindert wäre. — Der Generalsekretär des Zentralverbandes deutscher Industrieller, Herr Bueck, der an das Reichsamt zwecks Agitation für die Zuchthausvorlage 12 000 Mark über mittelt haben soll, giebt eine Erklärung ab und behauptet, daß die Angelegenheit, auf welche sich die bekannten An griffe der Leipziger Volkszeitung beziehen, sich im August 1899 zugetragen hat und daß alle anderen mit dieser Sache in Verbindung gebrachten Behauptungen, insbeson dere in Bezug auf einen angeblich ähnlichen Vorgang aus dem Jahre 1898, unwahr sind. Hier redet Herr Bueck nur ganz im allgemeinen von der Angelegenheit, eine andere Erklärung ist deutlicher. Sie lautet: „Der sozialdemokrati schen Presse genügt meine Erklärung nicht. Ich bin gern bereit, sie dahin zu ergänzen, daß der von der Leipziger Volkszeitung veröffentlichte Brief das Datum „3. August 1899" trägt. Ein Brief von mir gleichen oder ähnlichen Inhalts aus dem Jahre 1898 existirt nicht. Berlin, den 31. Oktober 1900. H. A. Bueck, Generalsekretär des Zentralverbandes deutscher Industrieller." — Unter den Geschäftsleuten der Alten Jakobstraße in Berlin hat ein unliebsamer Vorfall, der sich vor lvenigen Tagen ereignete, peinliches Aufsehen erregt. Ein in dieser Straße seit vielen Jahren ansässig gewesener Kaufmann, der seit fünfzehn Jahren anscheinend glücklich verheirathet und Vater von acht Kindern ist, hat vor einigen Tagen sein Geschäft geschlossen und sich in Gemein schaft mit seinem sechzehnjährigen Kindermädchen aus Berlin entfernt. Wohin sich das ungleiche Paar begeben hat, ist unbekannt. Für die augenblicklich verlassene Frau, die mit ihren Kindern vollständig mittellos dasteht, wurde von den Geschäftsfreunden des Flüchtigen eine Sammlung eingeleitet. — Der Berliner nennt die „Linden" wegen der vielen offiziellen Sehenswürdigkeiten und weil dort die Meisten Fremden umherlaufen, die „Lauf-Straße", die Friedrichstraße wegen der großen Bierpaläste die „Sauf- Straße" und die Leipzigerstraße wegen der großen Ge schäftsläden die „Kauf-Straße". — Bei der jetzt vorgenommenen Neuwahl des Ver- >valtungsrathes des Bürgerlichen Brauhauses in Pilsen wurden 10 Tschechen und 3 Deutsche gewählt, also zwei Deutsche weniger als früher. Ferner ist auch der bisherige deutsche Kassenarzt durch einen Tschechen ersetzt worden. Die seiner Zeit so krampfhaft betriebenen Bemühungen, die Bürgerliche Brauerei als ein hauptsächlich deutsches Unternehmen hinzustellen, erscheinen hierdurch in seltsamer Beleuchtung. — Zwei halbwüchsige Burschen der 14 jährige Me- chanikerlehrlina Louis Müller und der ' 3 jährige George Bremond in Paris machten einer Plätterin mit 15 Lenzen ernstlich den Hof. Diese flirtete gleicherweise mit dcm einen wie mit dem anderen, was in den Herzen der beiden Rivalen einen heftigen Haß entfachte. Nun be schlossen die Bürschchen, durch einen Messcrzweikampf ent scheiden zu lassen, wer von ihnen zurücktreten müsse. Dem Sieger allein sollte das Recht znstehen, der Be- üehrenswerthen ferner seine Huldigungen darzubringen. In Begleitung von 19 bis 12 Altersgenoffen, die als „Secundanten" fuugiren sollten, beaaben sich die beiden Verliebten, jeder mit einem langen Messer bewaffnet, gegen Abend zu einem einsamen Ort außerhalb der Stadt. Der Platz für das Recontrc wurde regelrecht abgemessen und mit Wuth stürzten die Nebenbuhler auf einander los. Schon hatten sie sich mit den Messern ziemlich schwere Verletzungen beiaebracht, als Polizeibeamte auf dem Sckau- platz des sonderbaren Kampfes erschienen. Blutüberströmt wurden die Knaben zur Wache geführt, und hinter Schloß und Riegel können sie nun in Muße an ihre das Plätt eisen schwingende Angebetete denken. — Der englische Kriegsminister Lord Lausdowne scheint als Nachfolger des Marquis von Salisbury in der Leitung des Auswärtigen Ministeriums ausersehen zu sein. — In Catalonien (Spanien) sind Unruhen revolutionären, gefährlichen Charakters ausgebrochen, die auf andere Provinzen überzugreifen drohen. Die spanische Regierung glaubt es handle sich nicht um Anhänger des Don Charlos, ist aber doch wegen ungünstigen Ausganges des Aufstandes besorgt. — Das Bild, das die chinesische Frage heute zeigt, ist verworrener und widersprechender als je. Das eine Blatt meldet Erfolge der Friedensverhandlungen, das andere dementirt sie. Es liegt dies an der Unzuver lässigkeit der ganz in der Hand der Börsenmächte befind lichen englischen Berichterstattung. Englische Sensations blätter überbieten sich' förmlich im Erfinden von Nach- < richte«, ganz unbekümmert darum, ob dadurch nicht die Sache selbst in hohem Maaße geschädigt wird. — Eine'Kätastrophe, schlimmer als jene in Galveston, wird aus Hongkong gemeldet. Dort ist die Nachricht nngetroffen, daß Anam am 23. Oktober von einem Taifun heimgesucht wurde, wie er züden schrecklichsten zu» zählen ist. 1600 Menschen sind dem Sturme zum Opfer gefallen. 5000 ist Haus und Hof vollkommen zerstört worden. Der Telegraph Saigon - Tonking ist inIFolge von Leitungsschäden durch den Taifun unterbrochen wor den, weshalb nähere, bestätigende Nachrichten fehlen. — Vom Boerenkrieg sind neue englische Verluste an Mannschaften zu melden. Bei Johannesburg wurde eine starke Stellung der Boeren von einem halben Bataillon Grenadiere mit Artillerie unter Verlust von 3 Todten und Verwundeten zwar genommen, die Boeren aber hatten nicht einen einzigen Blessirten. Bei Kronstadt umzingelten 150 Boeren einen englischen Außenposten von 90 Mann und nahm ihn gefangen. Dann griffen sie den von Kapstadt kommenden Postzug an, raubten ihn aus und steckten ihn in Brand. Durch einen Panzerzug wurden sie verscheucht; 12 Boeren wurden gefangen. Der Zug ist stark beschossen, aber wenig beschädigt worden. Die gefangene englische Feldwache wurde von den Boeren nach Abnahme der Gewehre und Abschneiden der Hosenknöpfe freigelassen. Bei Odendalsstroom an der Südgrenze des Oranjefreistaates wurde ein Boerenkommando von 200 Mann gesehen. Daraufhin gingen 40 Mann zur Ver stärkung der Polizeitruppe ab, ohne bis jetzt etwas aus zurichten. Im nördlichen Oranjefreistaat führen die Boeren zahlreiche Angriffe auf die Eisenbahn in der Nähe von Ventersburg aus. Sie wurden verscheucht, es ist aber dadurch bekannt geworden, daß sie die wichtige Station Ventersburg inne batten. Sogar auf englischem Gebiete, westlich von der Grenze Transvaals, um Vryburg haben sich die Engländer vor den Boeren zu fürchten. Die B oeren werden dort immer kühner, anscheinend beabsichtigen sie die Stadt einzuschließen. Da keine Polizeimannschaften zur Verfügung stehen, sind die von der Verbindungslinie entfernter wohnenden Farmer ohne Schutz. Vier stark verschanzte Boerenlager sind zwanzig Meilen östlich von Vryburg errichtet. — Zur Explosionskatastrophe in New-Jork liegen nähere Meldungen vor. Das in die Luft geflogene Ge bäude war siebenstöckig und stürzte wie ein Kartenhaus zusammen, ebenso eine nahe gelegene Kaffeerösterei. Die Polizei schätzt die Zahl der Toten auf 100 und die Zahl der Verletzten auf 200. Die Schätzung der Zahl der Toten ist sehr verschieden, ein Blatt berichtet von 100, ein anderes von 150 oder 180, ein anderes gar von 250. Eik ganzer mitten in der Geschäftsgegend belegener Häuserblock wurde durch die Explosionen und den darauf folgenden Brand zerstört. Die Erschütterung war so groß, daß Menschen und Pferde in den angrenzenden Straßen sofort getötet wurden. Die zuerst ankommende Feuerwehr kam gerade rechtzeitig, um die Gewalt einer zweiten Ex plosion zu empfinden. Viele Feuerwehrleute wurden schwer verletzt ; 60 Mädchen und 100 Burschen aßen im obersten Stock des Gebäudes zu Mittag und man fürchtet, daß sie umgekommen sind. Die Hitze in den Ruinen ist so groß, daß es lange dauern wird, bis die Feuerwehr und die Polizei zu den Leichen gelangen können. Ein Feuer wehrmann, der Augenzeuge beider Explosionen war, aber gerettet wurde, erzählt: „Das Gebäude schien vor meinen Augen in die Luft gehoben zu werden, dann fiel es nieder mit einem Krach und das Ganze schien sich in einen Vulkan zu verwandeln. Das war die erste Explosion. Die Front stürzte zusainmen und zerdrückte die Hochbahn- Station an der Ecke. Dann gewahrte die Volksmenge die Gefahr. Glas, Steine und alle Arten anderer Stoff kamen nieder wie ein Regen. Frauen und Männer schrieen und jeder suchte zu entkommen. Dutzende von Leuten liefen davon, denen das Blut vom Gesichte und von den Händen floß. Andere lagen halb verbrannt aus der Straße. Ich lief mit anderen die Street hinauf. Wir waren eine halbe Minute gelaufen, als die zweite Explosion erfolgte, die aus einer Reihe von Knallen bestand. Jeder war ärger als der vorhergehende. Als ich mich umwendete, sah ich, daß etwas Schreckliches passirt war. Glas, Holz- und Zinnstücke fielen dichter als je. Die Gebäude auf der anderen Seite der Straße waren demolirt. Der ganze Block brannte und das Feuer hatte auf die andere Seite der Straße übergegriffen." Das Feuer soll im dritten Stock des Tarrantschen Gebäudes entstanden sein. Nur wenige Angestellte hatten die Gebäude verlassen, die meisten befanden sich darinnen. Tarrant u. Co. fabrizirten neuerdings Parfümerien, wozu Alkohol und Aether ver wendet werden. Als Ursache des Unglückes nimmt man eine Alkoholexplosion an. Neuester Meldung nach sind erst 17 Leichen geborgen worden. Kitchennachrichte« für Somsdorf. Am 21. Sonntag nach Trinitatis Vorm. 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt über Matth. 12, 46—so. Montag, 5. Nov. Kirchweihfest. Vorm. 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt über Pred. Sal- 4, 17. An beiden Tagen Collecte für das Lutherdenkmal in Speier. Nachm. 2 Uhr Kindergottesdienst. Kirchennachrichte« für die Parochie Hainsberg. 21. Sonntag nach Trinitatis: Vorm. 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt. Mitfeier des Kirchweihfestes- Katholischer Gottesdienst in Deuben. Sonntag: Halb 9 Uhr Vorm. Beichte und Communion- S Uhr Vorm. Predigt und Hochamt, halb 3 Uhr Nachm. Vesper. 8LÄ-MeI VdLmnSt. So nn t'ag, den 4. und Montag, den 5. November, Lur Lirm68k6i6r von Nachmittags 4 Uhr bis Nachts 1 Uhr: Weiner öffentlicher SaU, Blas- und Streichmusik, ansgeführt von der so beliebten Wilsdruffer Stadtkapelle des Herrn Musikdirektor Römisch. Eintritt frei 1 Eintritt frei r Zu recht zahlreichem Besuch ladet freundlichst ein Franz Kranz, Bad-Hotel-Besitzer. Telephon Nr. 27 Amt Deuben. Boston üinoptli für Auswärtige und Einheimische ^lhlliNldrtin ist mein neudecorirter, lauschiger lVivtvrAÄrtvll. LriMMM,vküdkn, MtMrMü.MüdkMklnz rur kost. Empfehle Mittel- für sofort und zu und Grotz- Neujahr. Fr. Naumann, Deuben, „Wettinburg" Mehrere tüchtige UmNem werden sofort gesucht auf Lichtanlagen. Ellinger «L Geitzler, Tharandt. Mg. »SellkiWUlIe Suche sofort 3—4 Ligllmn-Meiter. 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