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Nabemuer Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abunnementspreis einschließlich zwei illustrirter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrirten Witzblattes 1,50 Mt. Zeitung für Tharauds Seisersduch Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 1S Pf., Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeigen sür alle Zeitungen. Grotz- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Nummer 109. Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Sonnabend, den 15. September 1900. 13. Jahrgang. Aus Nah und Fern. — Die Zähl n ng der Obstbä u m e in der Flur hiesiger Stadtgemeinde hat folgendes Ergebnis geliefert: In Obstgärten stehend: 1511 Apfelbäume, 1233 Birnen- bäume, 2618 Pflaumenbäume und 830 Kirschbäume. In offener Flur stehend: 386 Apfelbäume, 624 Birnenbäume, 180 Pflaumenbäume und 748 Kirschbäume. Jnsgesammt also 8130 Bäume. — Zit den mannigfachen Vorzügen, die derHerbst ausweist, zählt der reiche Obstsege». In großen Mengen erscheinen Aepfel, Birnen, Pflaumen u. s. w. jetzt auf dem Markt und der rege Handel, der damit getrieben wird, bildet eine Erwerbsquelle von nicht zu unterschätzender Be deutung für weite Kreise des Volkes. Es giebt auch kaum etwas Gesünderes als den Genuß guten Obstes von gehöriger Reife, das namentlich Kindern als Beigabe zum Brot zu empfehlen ist. Ergeben sich bei besonders schwachen Magen Unzuträglichkeiten, so steht seiner Verwendung in gekochtem Zustande nichts entgegen, da gekochtes Obst sehr leicht ver daulich ist. Bei rohem Obst ist außer seiner Reife auch noch die Vorsichtsmaßregel zu beobachten, daß es von dem anhaftenden Staub und den etwa vorhandenen Flecken ge reinigt resp. geschält genossen wird. Die schwarzen Flecke, die sich auf der Schale zuweilen befinden, werden von Pilz ansammlungen gebildet und sind geeignet, unter Umständen der Gesundheit schädliche Einwirkungen hervorzurufen. — In dem Stahr'schen Konkurse soll eine zweite Abschlagsvertheilung von 10»/o erfolgen. Dazu sind 10583 Mk. verfügbar. Zu berücksichtigen sind 105,830 Mk. nicht bevorrechtigte Forderungen. — Üeber das N oor'sche Legat der Stadt Rabenau schreibt Herr Leßke wie folgt: Der königlich-polnische und kurf.-sächsische Spiegelfaktvr und Erb- und Gerichts herr des Freigutes Rabenau und der dazu gehörigen Wasser- gemcinde (so in 24 Häusern), Erich Nikolaus Noor Gva's Wache. Historische Erzählung von A. Berthold. lRachdrmk verbalen.) Zander versprach, den Auftrag gut ausführen zu wollen. Ec war wie betäubt und wußte gar nicht, wie er ans dem Zimmer kam. Eine Kompagnie sollte er erhalten! Wenn man heute einem Unteroffizier in Aussicht stellte, daß er binnen wenigen Tagen kommandirender General sein würde, so entspräche das ungefähr der Belohnung, die dem Unter offizier Zander in Aussicht stand. Eiu Hauptmann damaliger Zeit hatte nicht nur eine außerordentlich angesehene gesell schaftliche Stellung, sondern mich die ganze Oekonvmie der Kompagnie und stellte sich auf fünf- bis sechstausend Thaler jährliche Einnahme in Kriegszeiten, für damalige Zeit eine kolossale Summe. Der Auftrag des Königs war allerdings sehr gefähr lich. Der Tod am Galgen harrte seiner, sowie man in Brieg nur den geringsten Verdacht gegen ihn bekam. Andererseits aber war die Belohnung für den Fall des Gelingens eine so große, daß Zander kaum den Augenblick erwarten konnte, in dem er seine Sendung antreten durfte. Ec ließ sich das Gesicht rastren, das Haar schneiden, wie es Mönche trugen, und eine Tonsur scheeren. Das Ordenskleid eines Cffterziensers hatte er von dem Pfarrer von Mollwitz entliehen, und als der Abend hereinbrach, schlich er sich an die Festung heran und versuchte, über den noch gefrorenen Wallgraben zu kommen. Ein Schuß wurde auf ihn abgegeben, der nicht traf. Er rief dem Posten zu: „Gut Oesterreich! Ich bringe eine wichtige Rachricht." Durch den Schuß des Soldaten war die Wache alar- mirt worden, und eine Patrouille kam auf das Glacis der Festung, um sich den Einlaß Begehrenden näher an zusehen. Der Korporal prüfte den Brief, der für den Kommandanten bestimmt war, und führte dann den Mönch in die Festung. Noch in später Abendstunde wurde der Spion vor den Kommandanten von Brieg, den Fürsten Piccolomini, gebracht, der ein außerordentlich liebens würdiger und harmloser Herr gewesen sein muß. Zander that sehr erschöpft; war er doch nach seiner Angabe mehrere Tage mit dem Briefe unterwegs gewesen und nur unter den größten Gefahren durch die Linie der Preußen gekommen. Er konnte aber doch erzählen, wie es im Lager der Preußen aussah, wo er sich angeblich einige Tage aufgehalten hatte, und der Kommandant war außer ordentlich begierig, Neuigkeiten von dem Belagerungsheere in Dresden, vermachte in seinem Testamente unterm 28. Juni 1746, welch letzteres nach seinem am 4. Juni 1749 erfolgten Ableben veröffentlicht wurde, den Armen zu Rabenau ein Legat von 1000 Thalern, wovon die Zinsen an 50 Thlr. alljährlich an seinem Sterbetage ver theilt werden sollten. Dieselben wurden zum Schulgelde für (6) arme Kinder, sowie zum ehrbaren Begräbnisse armer Leute der Wafsergemeinde Rabenau verwendet. Noor hinter ließ eine Enkelin, die kurz vor ihrem Tode von ihrem Manne geschiedene Frau Hauptmann Christiane Dorethea ä'^uselms, welche 1780 starb. — Wie wir erfahren, soll es der Gendarmerie gelungen sein, den seit einigen Wochen diehiesige Gegend unsicher machenden Lohse am Mittwoch Abend in Kreischa zu verhaften, nachdem er sich am Nachmittage auf dem dortigen Jahrmärkte vergnügt gemacht hatte. Seine Ver haftung gelang in dem Augenblicke, als er im Begriffe war, es sich in einer von ihm zum Nachtquartier ausersehenen Gartenlaube bequem zu machen. Mit Stricken gefesselt wurde er dem Gefängniß in Dippoldiswalde zugeführt und sieht nunmehr seiner Bestrafung entgegen. — Der Sonntag, den 23. September, ist für die Gemeinde Großölsa ein Festtag ganz besonderer Art: die Gruppe Dippoldiswalde des sächsischen Elbgau-Sänger- bundes, welche gegen 200 aktive Sänger aufweist, hält an genanntem Tage in dem neuerbauten Gasthofssaale daselbst ein Gruppen-Sängerfest ab. Die Vorbereitungen für diesen Festtag sind schon seit einiger Zeit im Gange und auch die betheiligten Vereine ließen es an Rührigkeit und an sorgfältiger Einstudiruug der geplanten Gesangs aufführungen nicht mangeln. — Mit dem am Dienstag vormittags kurz vor 11 Uhr von Chemnitz in Tharandt eintreffenden Zuge, wurden einem durchreisenden Herrn zwei Finger der linken Hand durch die Wagenthür, die ein Mitsahrender nach dem Aus zu erfahren. Um den geistlichen Herrn zu Kräften kommen zu lassen, befahl er, rasch Essen aufzutragen, und bis dieses erschien, trank er dem Mönche wacker zu. Fürst Piccolo mini rieb sich vor Freude immer wieder die Hände, als er von den schlechten Verhältnissen im preußischen Lager erfuhr. „Sie werden es nicht wagen, die Festung anzugreifen," erklärte er. „Sie sind muthlos und haben kein schweres Geschütz. Wollen sie aber stürme», so sollen sie nur kommen! Ich werde Ihnen, ehrwürdiger Vater, morgen zeigen, welche Vorkehrungen ich gegen einen Sturm getroffen habe. Ueberall auf den Wällen hängen Walzen an Stricken; diese kann man durchhauen und die Walzen aus die Stürmen den herunterrolleu lassen. Sie sollen nur kommen! An der Festung Brieg soll sich der junge Preußenkönig den Schädel einrennen! Wenn das Entsatzheer naht, mache ich einen Ausfall aus der Festung, und der Feind kommt zwischen zwei Feuer. Doch nun, ehrwürdiger Vater, wollen wir an das Essen gehen. Da kommt Erquickung für Euch." Die Thüre öffnete sich, und zwei weibliche Personen brachten eine große Anzahl von Gerichten herein. Der verkleidete Mönch erschrak nicht wenig, als er in einer der Dienerinnen Eva Kühling erkannte. Auch das Mädchen erkannte trotz der Verkleidung den treulosen Geliebten sofort, denn sie stieß einen leisen Schrei aus und ließ fast die Schüssel, die sie in den Händen trug, zu Boden fallen. Im nächsten Augenblick aber faßte sie sich, und Zander sah den Blick des Zornes und des Hasses sehr wohl in ihren Augen. Er las eine stumme, aber um so fürchterlichere Drohung aus diesem Blick, denn Eva Köhling vermuthete ohne Zweifel sofort, daß er seine Ver kleidung nur angelegt hatte, um den Spion zu machen. In der Hand des Weibes, das er auf das Tiefste ge kränkt und beleidigt hatte, lag also jetzt sein Schicksal! Dieser Gedanke fuhr Zander blitzschnell durch den Kopf. Noch einmal suchte er einen Blick Eva's zu erhaschen, als sie das Zimmer verließ, und wieder sah er den zornigen, drohenden Ausdruck in ihren Augen. Kein Zweifel, er war verloren! „Nun, greift zu, ehrwürdiger Vater!" bat Fürst Piccolomini. „Begnüget Euch mit dem geringen Mahle, das ich Euch hier bieten kann. Aber meine Nichte, Frau v. Schulenburg, ist schon zur Ruhe gegangen, und so haben wir nicht mehr, als was die Dienerinnen Herstellen konnten. Dafür sollt Ihr morgen entschädigt werden!" „Ich hatte eigentlich die Absicht, sofort wieder auf zubrechen," versetzte Zander, „ich wollte noch heute durch die preußischen Vorposten zu kommen suchen. Mein Auf trag an Eure Durchlaucht ist erfüllt, ich möchte dem Grafen steigen zuschlagen wollte, arg zerquetscht. Der Beschädigte, ein älterer Herr, mußte in Tharandt die Fahrt unterbrechen und ärztliche Hilfe aufsuchen. — Auf dem Neubau des Herrn Zeh in Nieder sedlitz wurde in der Nacht zum Dienstag der Kupferdraht zu vier Blitzableitungen im Werthe von 60 Mk. gestohlen. — Auf dem Braunkohlenwerk Welschen bei Weißen fels wurden durch den Einbruch eines Schornsteins 5 Ar- beit er verschüttet; 2 sind getödtet, die übrigen S schwer verletzt. — Zum 2. Male silberne Hochzeit gefeiert hat der Besitzer des Gasthofes „Deutscher Kaiser" in Güsten, Christian Gönnert. Nachdem er mit seiner ersten Gattin 28 Jahre verheirathet gewesen war, starb ihm diese und aus Geschäftsrücksichten ging G. eine zweite Ehe ein. Diese hat jetzt 25 Jahre bestanden, sodaß der 78 Jahre alte Herr zum zweiten Male seine silberne Hochzeit feiern konnte. — Der ehemalige soz. Reichstagsabgeordnete Bueb ist, wie aus Mülhausen (Elsaß) berichtet wird, von einem Schwein so gefährlich in ein Bein gebissen worden, daß er in ein Krankenhaus ausgenommen werden mußte. — Der König und der Bürgermeister. Der „Jmparcial" erzählt einen hübschen Vorfall, der sich vor einigen Tagen, gelegentlich der Meerfahrt der spanischen Königsfamilie, in dem Fischerstädtchen Estaca de Bares zu trug. Der Alcalde von Estaca de VareS, dem der Besuch der königlichen Familie ganz unerwartet kam, ging an Bord der Pacht „Giralda", um die Königin-Regentin und den jungen König zu begrüßen. Als er aber der königlichen Familie gegenüber stand, konnte der brave Bürgermeister keine Worte zu einer Ansprache finden; er legte daher ganz einfach seine Hand auf die Schulter des Königs, be trachtete ihn bewundernd vom Kopf bis zu den Füßen und sagte mit ländlicher Treuherzigkeit: „Donnerwetter, Donner wetter, ist das aber ein niedlicher König!" Neipperg die Nachricht davon bringen. Ich glaube, er er wartet sie sehnlichst." „Nichts davon, ehrwürdiger Vater! Ich wäre ja ein Barbar, wollte ich dulden, daß Ihr in diesem Zustande der Erschöpfung sofort den gefährlichen Rückweg antretet. Nein, Ihr bleibt bis morgen Abend. Schlaft aus und sammelt erst Kräfte für die Beschwerden, die Euch bevor stehen. Ihr habt mir den Brief des Grafen Neipperg ge bracht, und das ist die Hauptsache! Morgen will ich Euch noch die Festungswerke zeigen, damit Ihr dem Grafen von meinen Vertheidigungsmaßregeln Mittheilung machen könnt. — Jetzt aber greift zu! Ihr seid mein Gast bis morgen Abend." Es gab also kein Entrinnen! Zander saß in der Falle und war seiner ehemaligen Geliebten und jetzigen Todfeindin auf Gnade und Ungnade ausgeliefert. 3. Eine böse, schlaflose Nacht verbrachte der angebliche Mönch als Gast im Hause des Kommandanten von Brieg. Ruhelos ging er im Zimmer auf und ab, und das Lager, das man für ihn bereitet, ließ er unberührt. Sein erster Gedanke war die Flucht, aber er sah bald ein, daß ihm die Möglichkeit dazu vollständig abgeschnitten war. — Fortsetzung folgt. — Kirchennachrichten von Rabenau. Sonntag, den 16. September. Dom. 14 p. Trin. Vorm, halb 9 Uhr Gottesdienst. Montag, den 17. September. Kirchweihfest. Vorm. 9 Uhr Gottesdienst. Sonnabend, den 22. Sept., nachm. halb 2 Uhr Wochenkommunion — Vom 17. September an beginnt der Bormittagsgottesdienst wieder, um 9 Uhr. Geboren: Dem Stuhlbauer Emst Richard Kröher hier am 10. Sept, ein Sohn. — Dem Schneidermeister Max Anton Menzer hier am 8. Sept, eine Tochter. — Dem ansiiss. Stuhlbauer Emst Bruno Zimmermann hier am 9. Sept, eine Tochter. — Dem ansiiss. Stuhl- vauer Karl Eduard Aehlig hier am 8. Sept, ein Sohn. Getauft: Am 9. Sept.: Karl Erwin Gärtner, Sohn des Maschinenarbeiters Eduard Hermann Gärtner hier. — Arno Emil Rasche, Sohn des Stuhlbauers Gustav Emil Rasche hier. Aufgeboten: Bruno Paul Ulbricht, Stellmacher hier und Marie Martha Knäbel hier. — Paul Friedrich Richard Ullrich, Möbelpolirer hier und Marie Martha Dietrich hier. Gestorben: Am 7. Sept. Frau Wilhelmine Emilie verw. Mescher geb. Goldmann hier, 80 I. 5 M. 27 T. alt, welche am 10. Sept, beerdigt worden ist. — Am 8. Sept. Johanne Elisabeth Heinemann z. Z. hier, Tochter des Trompeters August Franz Heine mann in Leipzig, 8 M. 10 T. alt, welche am 12. Sept, beerdigt wurde. — Am 13. Sept. Frau Emma Marie Leichsenring geb. Kästner, Ehesr. des Holzbildhauers Karl Emil Leichsenring hier, 29 I. 2 M. 27 T. alt, welche am 16. Sept, beerdigt werden soll.