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Das Flötenkonzert D-Dur KV 314 entstammt vermutlich Wolfgang Amadeus Mozarts Mannheimer Zeit (1778) und wurde neben einem weiteren Flötenkonzert (G-Dur, KV 313), dem Andante für Flöte und Orchester, KV 315, und drei Quar tetten für Flöte und Streicher (KV 285, 285 b und 298) für den vermögenden Holländer De Jean komponiert. Alle diese Werke beweisen, wie sehr Mozart das ganz eigene Wesen der Flöte erfaßte, ihren technischen Forderungen gerecht wurde, obwohl er eigentlich dieses Instrument niemals recht leiden mochte. Die beiden in ihrem Charakter einander ziemlich nahestehenden Flötenkonzerte zeigen in forma ler Hinsicht wie auch in der Gesamthaltung manche Gemeinsamkeiten mit Mozarts Violinkonzerten aus dem Jahre 1775, sogar in thematischer Beziehung lassen sich ähnliche Wendungen in diesen Konzerten nachweisen. Aber trotz dieser Anleh nungen, und obwohl das D-Dur-Konzert möglicherweise nur eine Umarbeitung eines Oboenkonzertes darstellt, das Mozart im Jahre 1777 für den Salzburger Oboi sten Giuseppe Ferlendis gechrieben hatte, kommt in den Flötenkonzerten, die vor allem in der Behandlung des Orchesters und in der Verbindung der einzelnen thema tischen Gedanken bereits von der frühen Meisterschaft des 22jährigen Komponi sten zeugen, die besondere Eigenart der Technik dieses Instrumentes und der da mit zu erreichenden Wirkungen voll und ganz zur Geltung. - Gerade im D-Dur-Kon- zert ist der Flötenpart, der in den Soli nach altitalienischer Art häufig nur von den beiden Violinen begleitet wird, mit außerordentlich reichen Einfällen bedacht. Be sonderes Interesse verdient hier der auch in der Instrumentierung durch die reizvolle Verwendung von Oboen und Hörnern wirkungsvolle dritte Satz, ein Rondo, dessen Hauptthema Mozart übrigens später nur wenig verändert wieder für Blondchens Arie „Welche Wonne, welche Lust“ in seiner Oper „Die Entführung aus dem Serail“ benutzt hat. Robert Schumanns Sinfonie Nr. 4 d-Moll op. 120 ist sein sinfonisches Hauptwerk. Sie entstand in seiner glücklichsten Zeit, im „Sinfoniejahr“ 1841, kurz nach der „Frühlings sinfonie“. Ungeachtet ihres großen Reichtums an lyrischen Gedanken, fand sie bei der Uraufführung am 6. Dezember 1841 im Leipziger Gewandhaus unter dem Konzert meister David nicht den verdienten Erfolg. Doch der Komponist war von dem Werte seiner Schöpfung durchaus überzeugt, schrieb er doch 1842: „ . . . ich weiß, die Stücke stehen gegen die erste (Sinfonie) keineswegs zurück und werden sich früher oder später in ihrer Weise auch glänzend machen.“ Zehn Jahre später nahm er die Partitur noch einmal vor. Kurz vor der Uraufführung der zweiten Fassung am 3. März 1853 in Düsseldorf schrieb Schumann dem holländischen Dirigenten: „Ich habe die Sinfonie übrigens ganz neu instrumentiert, und freilich besser und wirkungsvoller, als sie früher war.“ Das Werk wird im chronologischen Verzeichnis als vierte Sinfonie gezählt. Die Grundstimmung ist ernster, gedankenschwerer als die der „Frühlingssinfonie“, doch ge währt das fast Beethovenschc Pathos einiger Abschnitte auch idyllisch-humorigen Par tien Raum. Inhaltlich spiegelt sie Schumanns Kampf, gegen alles Philisterhaft-Hohle in der Kunst wie im Leben seiner Zeit wider. Dem Untertitel „Introduktion, Allegro, Romanze, Scherzo und Finale in einem Satz“ entsprechend sind die vier Teile des Werkes ohne Pausen miteinander verbunden — typischer Ausdruck der Neigung der Romantiker zur Verwischung und Auflösung der klassischen Sonatenform. Die einzelnen Sätze sind nicht nur äußerlich, sondern auch ideell-thematisch eng miteinander verknüpft, wodurch das Ganze den Charakter einer sinfonischen Fantasie erhält und eine Vorstufe zur sinfonischen Dichtung, wie sie später üblich werden sollte, bildet. Dunkle, ernste Kampfstimmung waltet in der langsamen Einleitung des ersten Satzes. Eine auf- und absteigende Achtelfigur wird ausdrucksmäßig ausgeschöpft. Stürmisch, in erregten Sechzehnteln setzt das Hauptthema des lebhaften Hauptteiles ein. Es be stimmt mit seinem drängenden Charakter eigentlich das ganze musikalische Geschehen des Satzes, erst in der Durchführung gesellen sich ihm neue Gedanken hinzu, in den Posaunen, in den Holzbläsern (ein Marschmotiv), in den ersten Violinen (eine zarte Melodie, welche die Bedeutung des zweiten Themas erhält). Wie die Gedanken wech seln die Stimmungen. Doch der Schwung des Ganzen führt zu einem jubelnd-hymnischen Ausklang. Nach einem unerwarteten, schroffen d-Moll-Akkord wird man von einem volkslied haften Thema der Solo-Oboen und Violoncelli in die schwermütige Welt des zweiten Satzes, einer Romanze in a-Moll, eingeführt. Dieser klagenden Weise folgt unmittelbar in den Streichern die Achtelfigur der langsamen Einleitung, aus der vom Komponisten der etwas tröstlichere Mittelteil der Romanze entwickelt wird. Der klanglich fein aus gewogene Satz schließt wieder in der Anfangsstimmung. Energisch-freudig hebt das Scherzo an, ja sogar der Humor stellt sich wieder ein. Aber die straffe Haltung entspannt sich im Trio mehr und mehr und geht fast ins Träumeri sche über. Beim zweiten Erscheinen des Trios löst sich das Thema förmlich auf, wodurch ein Übergang zur langsamen Einleitung des Schlußsatzes geschaffen wird. Hier erklingt zunächst das Kopfmotiv des Hauptthemas aus dem ersten Satz, das den Hörer in die düstere Anfangsstimmung zurückversetzt. Jedoch schlagartig bricht strahlender D-Dur- Jubel mit dem Allegrotcil herein. Das vor Kraft, Optimismus und Lebenslust über schäumende Hauptthema, dessen siegesgewisse Impulse vom Seitenthema weiterge tragen werden, vermag sich gegen düstere Gedanken durchzusetzen. In der Durchführung kommt es zu einem Fugato über das Hauptthema, grell-dramatische Einwürfe erzeugen vorübergehende Ungewißheit. Doch der glückliche Ausgang ist eigentlich schon ent schieden. Im hinreißenden Presto bricht heller eindeutiger Jubel aus, herrscht ungebro chene Freude über den endlich errungenen Sieg über die Philister. Dr. Dieter Härtwig VORANKÜNDIGUNG : 17., 18. und 19. Februar 1967, jeweils 19.30 Uhr, Kongreßsaal Einführungsvorträge jeweils 18.30 Uhr, Dr. Dieter Härtwig 7. PHILHARMONISCHES KONZERT Dirigent: Mircea Basarab, SR Rumänien Solistin: Regina Smendzianka, VR Polen, Klavier Werke von Ludwig van Beethoven, Wolfgang Amadeus Mozart und George Encscu Anrecht A 22. und 23. Februar 1967, jeweils 19.30 Uhr, Kongreßsaal 11. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Dr. Heinz Röttger, Dessau Solist: Theo Adam, Dresden-Berlin Verdi-Wagner-Abend Freier Kartenverkauf 11. und 12. März 1967, jeweils 19.30 Uhr, Kongreßsaal 12. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Ude Nissen, Erfurt Solist: Helmut Roloff, Berlin, Klavier Werke von Siegfried Matthus, Robert Schumann und Johannes Brahms Freier Kartenverkauf 17., 18. und 19. März 1967, jeweils 19.30 Uhr, Kongreßsaal Einführungsvorträge jeweils 18.30 Uhr, Dr. Dieter Härtwig 8. PHILHARMONISCHES KONZERT Solist: Timofei Dokschizcr, Sowjetunion, Trompete Werke von Luigi Chcrubini, Joseph Haydn, Alexander Arutjunjan und Franz Schubert Anrecht A Programmblätter der Dresdner Philharmonie - Spielzeit 1966/67 - Künstlerischer Leiter: Pr< f. Horst Förster Redaktion: Dr. Dieter Härtwig Druck: Grafischer Großbetrieb Völkerfreundschaft Dresden, Zentrale Ausbildungsstätte 40109 III 9 5 1,8 167 It G 009/85/66 6. PHILHARMONISCHES KONZERT 1966/67