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tendsten Schöpfungen dieser Gattung überhaupt. Zu einer Zeit geschrieben, als die von Mozart und Beethoven geprägte klassische Form des Klavierkonzertes viele Kompo nisten dazu verführte, unselbständig diese großen Vorbilder nachzuahmen, brachte Schu mann in seinem Konzert in schöpferischer Weiterentwicklung, dem neuen romantischen Geist seiner Epoche entsprechend, formal wie inhaltlich ganz Neues und Eigenes und prägte so den Typus des romantischen Klavierkonzertes, zu dessen Inbegriff sein Werk wurde. Das Klavier steht bei ihm, dem Klavierkomponisten von stärkster Eigenart, mit neuen, kühnen Klangkombinationen und Wendungen zwar unbedingt im Mittelpunkt des Geschehens, ist dabei aber ganz in den Dienst der Kompositionsidee gestellt und ver zichtet - trotz schwierigster Aufgaben für den Solisten - vollkommen auf jede äußer liche Virtuosität und leere technische Brillanz. Gleichzeitig jedoch gelingt Schumann in seinem Klavierkonzert (im Gegensatz zu Chopin, dem einzigen Meister der Zeit, der ihm in der Gestaltung des Klavierparts seiner beiden Konzerte kongenial ist) auch eine großartige Verschmelzung von Klavier- und Orchesterklang, die Schaffung einer Ein heit zwischen solistischem und sinfonischem Element. Soloinstrument und Orchester die nen in schönster gegenseitiger Durchdringung gemeinsam dem musikalischen Ausdruck, der Darlegung einer unermeßlich reichen Fülle von Gedanken, Gefühlen und poetischen Stimmungen, in herrliche Melodien und edle Formen gefaßt. nis zu schreiben, denn auch kein Wörtchen hat mir noch jemand über das Werk gesagt! Dieser Durchfall machte mir übrigens durchaus keinen Eindruck ... Ich glaube, es ist das beste, was einem passieren kann: das zwingt die Gedanken, sich ordentlich zusam menzunehmen, und steigert den Mut. Ich versuche ja erst und schaffe noch. Aber das Zischen war doch zuviel . . .“ Die Gründe für diese überaus schlechte Aufnahme der ersten bedeutenden Orchester- DRESDNER. Schöpfung des jungen Brahms bei seinen Zeitgenossen mögen besonders darin zu suchen f sein, daß es sich hier nicht um eines der üblichen Virtuosenkonzerte, sondern um ein rein / sinfonisch angelegtes Werk handelte, bei dem das Klavier - kein virtuos konzertieren- / * des Soloinstrument mehr - ebenso wie die anderen Orchesterinstrumente der sinfoni- 1 / S • J f sehen Entwicklung nutzbar gemacht wird. Daneben mögen auch die Monumentalität und 4'n. z~*s die dramatische Schroffheit besonders des ersten Satzes, der unter dem Eindruck des Selbstmordversuches des verehrten Robert Schumann geschrieben sein soll, zunächst be fremdet haben. Und doch müssen wir in diesem Werk, bei dessen Entstehung wohl persönliches Erleben des jungen Komponisten eine wichtige Rolle spielte, eines der großartigsten Beispiele seiner Gattung erblicken, das uns durch seine Einheitlichkeit und Intensität, durch seine düstere Größe und seinen starken Gefühlsreichtum aufs tiefste Zu fesseln vermag. Drängende Leidenschaft und Sehnsucht bestimmen den Charakter des ersten Satzes (Allegro affettuoso). Nach einer kraftvoll-energischen Einleitung durch das Klavier ertönt zuerst in den Bläsern, dann vom Solisten wiederholt, das schwärmerische Haupt thema, das in seinen Motiven als Leitgedanke des Werkes in allen Sätzen wiederkehrt. Darauf entwickeln sich im reizvollen Wechsel zwischen Orchester und Solisten nachein ander eine Reihe der verschiedenartigsten Bilder und Stimmungen, wobei das Haupt thema mit seinen einzelnen Teilen, dem hier kein eigentliches zweites Thema entgegen gestellt wird, in wechselnder Beleuchtung, der Phantasie breiten Spielraum gebend, den Verlauf des Satzes beherrscht. Die Reprise hat ihren Abschluß und Höhepunkt in der breit angelegten, verinnerlichten Kadenz des Soloinstrumentes. Kraftvoll vorwärtsstür- tnend wird der Satz danach abgeschlossen. Der erste Satz (Maestoso) wird mit dem großartigen Hauptthema des Orchesters er öffnet. Nach einem Zwischenspiel und einer kontrapunktischen Steigerung setzt das Klavier piano espressivo mit klagenden Terzen- und Sextengängen ein. Sparsam beglei tet das Orchester. Die ernste, schmerzliche Stimmung konzentriert sich. Dann erklingt - im Klavier allein - das edle zweite Thema, das zu Brahms’ schönsten Einfällen gehört. Das Orchester greift die Melodie auf, das Klavier umspielt sie figurativ. Die Durch führung bemächtigt sich dieses Materials und mündet in einer Verarbeitung des Haupt themas. Düster klingt- die Reprise aus. Wie faszinierend die melodischen Entfaltungen, der großflächige Aufbau, der herbe Mollklang des Satzes wirken, läßt sich kaum mit Worten sagen. Der Einsatz des Soloklavieres erfolgt sinfonisch-konzertant und stellt an den Solisten höchste physische Anforderungen. Völlig entgegengesetzt erscheint der kurze zweite Satz (Intermezzo - Andantino gra ziöse), der durch die überaus poetische, graziöse Wiedergabe ruhiger, gelöster Empfin dungen gekennzeichnet wird. In feinem Dialogisieren zwischen Klavier und Orchester über ein Thema, das dem Hauptthema des ersten Satzes entstammt, entfaltet sich ein an mutiges, subtiles Spiel. Der kantable Mittelteil des Intermezzos bringt ein ausdrucks- und gefühlvolles Thema, das zuerst von den Violoncelli vorgetragen wird, während sich das Klavier in zarten Arabesken ergeht. Andere Gefühlsbereiche eröffnen sich schon mit dem zweiten Satz (Adagio), den Brahms ursprünglich - wohl im Gedenken an Schumann - mit „Benedictus, qui venit in nomine Domini“ überschrieben hat. Ein innig-gesangvolles Geigenthema steht im Vordergrund des Satzes. Einen weiteren edlen Gedanken bringt das Klavier. Die Anlage des Adagios ist dreiteilig. Der mittlere Teil wird von elegischen und schmerzlich-trotzigen Stim mungen beherrscht. Die variierte Wiederholung des ersten Teiles - mit einer Kadenz des Klavieres - schließt im Pianissimo. Auch das schwungvolle, frische Hauptthema des unmittelbar anschließenden Finalsatzes (Allegro vivace) wurde aus dem Hauptthema des ersten Satzes gewonnen, und zwar diesmal durch eine rhythmische Verschiebung. Das sprühende, fast tänzerisch anmutende Finale nimmt einen leidenschaftlich-bewegten, farbigen Verlauf und endet auch nach einer im wesentlichen vom Soloinstrument getragenen Schlußsteigerung in lebensbe jahender, freudig-weltzugewandter Haltung. Das Klavierkonzert Nr. 1 d-Moll op. 15 von Johannes Brahms gehört zu den Jugend werken des Meisters. Es wurde in seiner Urform als Sonate für zwei Klaviere entworfen (1854), auch Pläne für eine Sinfonie hatte der Komponist ursprünglich damit verbunden. Die ersten Aufführungen des dann endgültig zum Klavierkonzert umgestalteten Werkes fanden mit Brahms als Solisten kurz nacheinander Anfang 1859 in Hannover und im Leipziger Gewandhaus statt, wobei es allerdings besonders in Leipzig zu einem völligen Durchfall des Konzertes kam. Der Komponist äußerte sich darüber in einem Brief an seinen Freund, den berühmten Geiger Josef Joachim, recht sarkastisch: „Ohne irgend eine Regung wurden der erste Satz und der zweite angehört. Zum Schluß versuchten drei Hände, langsam ineinanderzufallen, worauf aber von allen Seiten ein ganz klares Zischen solche Demonstrationen verbot. Weiter gibt’s nun gar nichts über dieses Ereig- Das Rondo-Finale (Allegro non troppo) steht inhaltlich im Gegensatz zu den vorange gangenen Sätzen. Rhythmisch und melodisch begegnet fast ungarischer Schwung. Kraftvoll, stürmisch setzt das rhythmisch pointierte Hauptthema ein. Welch ein Kon trast schafft dazu das wunderschöne zweite Thema in F-Dur, das besonders wirkungsvoll in einer fugierten Episode mit Klavier und Horn zum Ausdruck kommt. Die Gestaltung des Rondos meidet insgesamt belastende Problematik. Nach einer konzertanten Kadenz verklingt das Werk mit hellem Dur-Klang. Dr. Dieter Hartwig VORANKÜNDIGUNG 26. und 27. März 1967, jeweils 19.30 Uhr, Kongreßsaal 13. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Gerhard Rolf Bauer, Karl-Marx-Stadt Solistin: Annerosc Schmidt, Leipzig, Klavier Werke von Peter Tschaikowski Freier Kartenverkauf Programmblättcc der Dresdner Philharmonie - Spielzeit 1966/67 - Künstlerischer Leiter: Prof. Horst Förster Redaktion: Dr. Dieter Härtwig Druck: Grafischer Großbetrieb Völkerfreundschaft Dresden, Zentrale Ausbildungsstätte 40469 III 9 5 1,5 267 It G 009/9/67 12. AUSSERORDENTLICHES KONZERT 1966/67