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Uabemuer Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abunnementspreis einschließlich der illustrirten Beilagen „Gute Geister" u. „Zeitbilder" sowie des illustr. Witzblattes „Seifenblasen" 1,S0 Ml. Zeitung für Marand, Seisersdach Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf., für auswärtige Inserenten IS Pf. Tabellarische Inserate werben doppelt berechnet. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Grotz- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Cotzmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 92. Dienstag, den 7. August 1900. 13. Jahrgang. Aus Nah und Fern. — Mit dem August, der seine Herrschaft begann, haben wir bezüglich der Tageslänge schon einen merklichen Schritt wieder rückwärts gethan. Der längste Tag war 16 Stunden 29 Minuten lang, am 1. Angust ist aber der Tag nur noch 15 Stunden 16 Minuten lang, das ist also ein Rückgang "»> 1 Stunde 13 Minuten. Der letzte Tag im August hat ""r noch eine Tageslänge von 13 Stunden 62 Minuten, das ist dann ein Rückgang von 2 Stunden 62 Minuten. — Das Kömgl. Amtsgericht Tharandt macht bekannt: Nachdem feiten eines Gläubigers der Antrag auf Eröffnung ^ Konkurses über das Vermögen des Möbelfabrikanten Gustav Oskar Zimmerma n n in Naben« u gestellt worden ist, wird an diesen Schuldner das allgemeine Ver- »"berungsverbot nach 8 106 K O. unter Androhung der Tüchtigkeit jeder Veräußerung erlassen. — Die im Grundbuche für Rabenau Blatt 215 ww 267 auf den Namen Moritz G u h r, Kaufmann in Dresden, eingetragenen Grundstücke sollen am 29. September 1900, vormittags 10 Uhr, an der Gerichtsstelle im Wege Zwangsvollstreckung versteigert werden. Das Grund- M BfE 215 ist nach dem Flurbuche 6,, Ar groß, ein Auhaus mit Garten und Hofraum, auf 13250 Mark schätzt. Das Feldgrundstück Blatt 267 ist 52,s Ar groß auf 1250 Mark geschätzt. . — Während einer Trauung in der Stadtkirche zu > Uweida wurde die bejahrte Mutter des Bräutigams ^^>ch unwohl und mußte in die Sakristei geführt werden. Daselbst endete ein Herzschlag das Leben des zum Freuden- fch gekommenen Mütterchens. — Hitz s ch l a g- Die tropische Hitze der letzen Tage oat in Braunschweig zwei Menschenleben gefordert. Zwei Leute der sechsten Compagnie des 92. Infanterie-Regiments Blüten auf einem ttebnngsmarsche Hitzschlag. Sie wurden Zwar so schnell wie möglich in entsprechender Weise behandelt L n "E Lazareth geschafft, doch gelang es nicht, die beiden ^wdaten am Leben zu erhalten. — Freiherr v. Münch, der seinen Milchschweizer Friedrich Blatt durch Revolverschüsse schwer verwundete, ist auf seinem Gut Hohenmühringen verhaftet worden. — Ueber einen Raubmord wird aus St. Müb- ringen im Württembergischen unterm 1. August berichtet: Die Bäckerwittwe Schwarzmann wurde gestern Nacht halb verkohlt, den Mund gewaltsam mit einem Strumpfe ver- stoppt, in ihrem brennenden Hause aufgefunden. Die gericht liche Untersuchung des Vorfalls hat eine Reihe von Anzeichen zu Tage gefördert, die auf einen Raubmord schließen lassen. — Durch den Genuß verdorbenen Fleisches ist die ganze Familie des Kaufmanns L. in Berlin auf das Krankenlager geworfen worden. Nach einem Frühstück, bei welchem Fleisch verzehrt wurde, stellten sich bei allen Hausgenossen mehr oder weniger heftig« Magenbeschwerden ein. Der Zustand des Dienstmädchens Ida P. ver schlimmerte sich derartig, daß sie das Bewußtsein verlor und in ein Krankenhaus geschafft werden mußte- — Ein Segler kenterte in Sellin auf Rügen vor der Ausbootung auf dem Stettiner Dampfer „Freya". Rettungsboote nahmen den Verunglückten auf und brachten ihn an den Dampfer. Die Mehrzahl ist gerettet; zwei, darunter Professor Eismann aus Posen, erreichten bewußt los den Dampfer. Vermißt wird der Buchhalter Wolter aus Helmstedt mit Familie. Die Beunruhigung ist allge mein; ein Passagier starb an Bord der „Freya". — Einen gemeinsamen Tod suchten der Kauf mann Lux jr. und ein Fräulein Paula Winter aus Danzig. Ihre Leichen wurden in einein offenen Pavilon, dem Freund schaftstempel, der sich auf einer romantischen Höhe bei Zoppol befindet, erschossen neben einander aufgefunden. Das Motiv des Doppelselbstmordes ist unbekannt. — Deserteur und Mörder. Ein Deserteur des 43. Infanterie-Regiments in Ratibor, Namens Leer, erstach den Gendarmen Grahl aus Ihrhove, der ihn abführte. — Eine Explosion erfolgte Montag Vormittag bei Rheinboellen auf einein dicht besetzten Motorwagen, wo bei 3 Damen und 4 Herren tödtlich verletzt wurden. — Im Wallgraben vor dem Aachener Thore in Köln wurde am Freitag die Leiche eines 22 jährigen Mädchens aufgefunden, die zahlreiche Stiche in Kopf und Hals auf wies. Die näheren Umstände lassen erkennen, daß das Mädchen ermordet worden ist. Ein Sergeant ist als der That verdächtig verhaftet. — Das Geschäft bringt's mal so mit sich. Eine Pilsener Brauerei hat den nach China ausziehenden Truppen 500 Flaschen Bier gespendet. — Man denke 500 Flaschen! — Ein sonderbares Verbot. Gegen die leider immer häufiger sich wiederholenden Selbstmordfälle in Soldatenkreisen hat das Budapester Corpscommando angeblich ein Mittel gefunden. Am Freitag vergangener Woche wurde in der dortigen Artilleriekaserne ein strenger Tagesbefehl des Corpscommandos der Mannschaft dreimal vorgelesen. Der Befehl enthält das Verbot des Selbstmordes und außerdem die Verfügung, daß die Selbstmörder fürder hin thunlichst bei Nacht, ohne Musik und ohne Kanonen donner beerdigt werden sollen. — Hoffentlich hilft's. — GroßeKohlenfunde inRußland. Aus Charkow wird geschrieben: Im Kirchdorf Petrowsk im isjumowschen Kreise sind großartige Kohlenniederlagen ent deckt worden. Der Fundort ist so reich an Kohle, daß jährlich an 40 Millionen Pud gefördert werden können. (1 Pud 40 Pfund.) —' Belohnung. Der König von Schweden ver lieh dem Lootsenchef Jantzen in Warnemünde eine goldene Medaille und zwölf Lootsen ebendaselbst je 25 Reichsmark als Belohnung für die Rettung des Kapitäns und der Mannschaft des schwedischen Schoners „Christiane", welcher am 24. Oktober 1899 bei Warnemünde strandete. — S ch i f f s u n g l tt ck. Aus San Sebastian, 3. August, wird gemeldet: In dem Augenblick, wo das Schiff „Infantin Isabella" nach Arcachon abging, brach der Kessel- raum des Schiffes zusammen. Durch den ausströmenden Dampf wurden ein Heizer getödtet und 21 Personen ver wundet, darunter 6 schwer. öer mysteriöse Reisegefährte. Geheimnißund seine Entdeckung von Rivington Pyke. (Nachdruck verholen.) »Das einzige Mittel, über den Manu irgend etwas zu erfahren, ist, daß wir Dir. Kennet bitten, heraufzukommeu. och werde nach ihr klingeln." . Aach einer Weile trat Mrs. Kennet ein und nahm, aus die freundliche Aufforderung, ihnen ein wenig Gesell schaft zu leisten, wenn sic Zeit hätte, Platz. »Sagen Sie offen, Mrs. Kennet, was halten Sie von Ihrem neue,, Miether? Wissen Sie irgend etwas Näheres über ihn." »Nein, er erzählte inir nur, daß er in Loudon fremd sei, mir keine Empfehlungen zeigen könne und gern so lange hier wohnen bliebe, bis er ein ihm zusagendes Haus zum Kaus gefunden hätie. Seine Sachen waren anständig, und er bezahlte für eine Woche voraus. Nach allem erschien er mir ein „Herr", (jetzt schien sie nicht mehr ganz dieser tumcht zu sein), sodaß kein Grund vorhanden war, ihn ab- zuweisen. Seine Frau ist im Norden bei Freunden und lollle eigentlich erst in einigen Tagen eintreffen, aber eben tagte er mir, sie käme bereits heute Abend." „Heute Abend?" „Ja, und ich werde froh sein, wenn sie glücklich hier >!>, denn ich fürchte, er ist ernstlich krank. Das fehlte mir gerade noch! Nichts kann man ihm recht machen — er rührt die Speisen kaum an, sitzt nur auf einem Fleck, stöhnt uud ,euszt immerzu — manchmal dachte ich schon, er wäre "Hl ganz zurechnungsfähig." „Was fehlt ihm denn?" „Ec sagt nichts! Er behauptet, die Ursache seines Leidens sei ein kleiner Fall; einen Doktor will er nicht Haven, er meint, es würde schon so vorttbergehen, aber ich wü ihm weiter geht, dauert es nicht mehr lange „Du meine Güte! Was ich sagen wollte — wir — o. h-, mein Freund und ich — Maud sagte von einer Ek,,e, die sie geschrieben — wir wunderten uns — kann er nicht allein schreiben?" lichleu^^" wahrscheinlich wieder so eine seiner Wunder st ^"geduldig sagte Bob: „Kann er überhaupt nicht Ichmben, hat er eine verletzte Hand?" „Wenn er will,.kann er es sehr gut, denn er hat sogar gestern, am Lonntag, fast nichts anderes gethan, als geschrieben." Plötzlich hörte mail einen Wagen vorfahren. Bob, der gerade am Fenster stand, sah hinaus und sagte: „Mrs. Kennet, da klingelt eine Dame." „Das wird Mrs. Brand sein!" Mit diesen Worten entfernte sich die Wirthin. Die beiden jungen Leute gingen, von Neugier geplagt, auf den Flur hinaus, um die Dame und deren Begrüßung mit Mrs. Kennet zu sehen. „Wohnt Mr. Braud hier? fragte die Ankommende eilig. „Ja," sagte Mrs. Kennet in dem entgegenkommend sten Tone, der ihr zu Gebote stand. „Ec erwartet mich, bitte, zeigen Sie mir sein Zimmer." „Bitte schön," und sie klopfte an das von Mr. Bent bewohnte Zimmer. Die Thür öffnete sich nur ein wenig, Mrs. Bent eilte hinein und schloß sofort hinter sich, ehe Mrs. Kennet noch ihre weiteren gutgemeinten Dienste anbieten konnte. „Das ist doch zu arg; was muß sich eine arme, alleinstehende Frau gefallen lassen! Es ist ein hartes Loos, sich für fremde Leute zu Plagen, sein Bestes zu thun und nicht einmal ein freundliches oder wenigstens anerkennendes Wort dafür zu erhalten." Charlie tröstete sie, so gut er es vermochte: „Regen Sie sich nicht auf, meine liebe Mrs. Kennet! Es giebt doch auch bessere und dankbarere Miether — sehen Sie auf mich! Ueberdies schien die Daine in verteufelter Eile, wahrscheinlich ist es ein junges Ehepaar, das sich nach seiner ersten Trennung wiedersieht!" In diesem Augenblick klingelte es wieder, und zwar ganz leise — als ob die Glocke von zarter Damenhand gezogen würde. Mrs. Kennet, die ihre Fassung wiederer- langt hatte, ging auf den Flur und rief: „Maud." „Ja, Mama!" „Sieh einmal nach, wer klingelt!" Dann ging sie in das Zimmer zurück, ließ aber die Thür offen stehen, um zu hören, wer es sein könnte. Es wurde indeß so leise gesprochen, daß sie nichts verstand; sie hörte nur die Hausthür schließen und Maud die Treppe Hinausstürzen. „Mama, unten sind zwei Herren, die Dich sprechen wollen, aber Dich ganz allein!" Ihr Gesicht zeigte einen verstörten Ausdruck." „Von unbekannten Herren lasse ich mich spät Abends nicht sprechen; wer sind sie und was wollen sie?" sagte Mrs. Kennet würdevoll. „Sie »vollen ihre Namen nicht nennen und behaupten, Dich in einer sehr wichtigen Angelegenheit allein sprechen zu müssen!" „Nun hilfts schon nicht, gehe voraus, ich komme nach." 19. Nachdem Bent seine Frau hereingelassen, hatte er die Thür sofort hinter ihr verschlossen und ihr ein befehlendes „Still, ganz leise!" zugeflüstert, als sie ihm mit dem Ruf „Oh, George, mein George," leidenschaftlich um den Hals fiel. „Agnes, meine Agnes!" Zärtlich schloß er sie in seine Arme, zog sie neben sich auf das Sopha und legte den Arm um ihre Taille, während sie den Kopf an seiner Schulter barg. „Oh George, daß ich Dich wieder habe; es war zu furchtbar, Dich todt zu wähnen! Ach! laß mich nicht wieder allein!" „Es war nur eine Falle, um die Polizei hinters Licht zu führen. Ich telegraphirte Dir ja, daß die Zeitungen Unrecht hätten." „Ich weiß es ja nun, aber ich war so thöricht, ich verstand die Depesche nicht, sondern dachte, jemand wollte mich hintergehen. Der Schreck und Schmerz über Deinen vermeintlichen Tod ließen mich alles vergessen, ich hatte nur einen Wunsch, noch einmal Dein liebes Gesicht zu sehen, ach, und ich war — in — Gulby." „Was? Du warst in — Gulby ?" „Ja, es war wohl unrecht von mir!" Auf Mr. Bents Lippen schwebte ein unfreundliches Wort — er sprach es jedoch nicht aus. „Nein — Geliebte — Du sagest doch nicht, wer Du seist?" „Doch." Wie ein Hauch kam dieses Wort von ihren Lippen und um Vergebung flehend, sank sie zu seinen Füßen nieder. Bents bleiches Gesicht wurde aschfahl, und alles Blut wich aus seinen Wangen. Seine Züge verzerrten sich krampf haft, die Augen traten aus den Höhlen. „George, was ist Dir, bist Du verletzt?" rief sie in wahnsinniger Angst. „Nein, nein, Du weißt, ich war bei dem Eisenbahn unglück und davon kann ich mich noch immer nicht erholen." „Ach George, geliebter Mann, ich denke, mein Auf enthalt in Gulby wird nichts geschadet haben. Sobald ich entdeckte, daß Du nicht der Tobte warst floh ich und bin auf großen Umwegen über Liverpool, auch in London alle Vorsicht gebrauchend, zu Dir hergelangt. Niemand ist mir gefolgt", — Schluß folgt. —