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Uabemim Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abunnementspreis einschließlich der illustrirten Beilagen „Gute Geister" u. „Zeitbilder" sowie des illustr. Witzblattes „Seisenblasen" 1,50 Mk. Zeitung sne Unrund, Seisersdüks, Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf-, für auswärtige Inserenten 15 Pf. Tabellarische Inserate werden doppelt berechnet. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Grotz- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Brit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Bummer 84. Donnerstag, den 19. Juli 1900. 13. Jahrgang. Gekanntmachung. Als Fundgegenstand ist ein LsMtLsvkvken mit Inhalt abgegeben worden, was in Gemäßheit H 973 des bürgerlichen Gesetzbuches hiermit bekannt gemacht wird. Rabenau, am 18. Juli 1900. Der Bürgermeister. Wittig. Atts Nah ttttd Fern. , — Schulferien. Au hiesiger Schule ist der Begin» Sommerferien auf Sonnabend, den 21. Juli, festgesetzt. Dieselben werden eine vierwöchige Dauer haben und demnach mit Sonnabend, den 18. August, ihr Ende erreichen. — Man braucht nicht gerade Vegetarianer zu sein, um zu finden, daß frisches Obst ganz vorzüglich schmeckt. Die Kirschenernte in diesem Jahre ist besonders lohnend, so daß die kleinen, rothwangigen Früchte zu billigen Preisen zu haben sind. Und gerade die Kirsche ist es, die sich einer großen Beliebtheit bei der vbstessenden Welt erfreut, schon die Bequemlichkeit trägt viel dazu bei. Selbst auf der Straße kann man eine ungesehen in den Mund practiciren und dann geht cs pt — schwupp liegt der Kern auf der Straße. Denkt denn der, der Kirschsteine auf den Weg wirst, so daß ein Anderer darüber fallen und Schaden nehme» kann, nicht daran, daß er sich, wenn es gerade klappt, wegen fahrlässiger Körperverletzung vor Gericht zu verantworten haben kann? Also Vorsicht in Zukunst, die Nachläsfigkcit kann sonst recht ernste Folgen haben! — Unsere Bauern klagen oftmals darüber, daß die Lage der Landwirlhschast sich stetig verschlechtere. Dies mag wahr sein, jedenfalls ist sie aber bei Weitem noch nicht so schlimm, wie beispielsweise in Bulgarie n. Dort muß dar geschnittene und in Garben gebundene Getreide so lange auf dem Acker bleiben, bis die Zehnt- kontrole kommt und die Garben abzählt. Wenn aber in zwischen schlechtes Wetter herrscht, so verfällt das Getreide der Vernichtung und daun hat weder der Bauer etwas vom Erträgnisse des Ackers, noch bekommt der Staat seinen Zehnt. Diesmal hat die Negierung nach jahrelanger Agitation endlich das Kontrolpersonal vergrößert. — Ein Akt unglaublicher Gemeinheit ist auf einem Maisfelde in K l ei n k a r s d o r f insofern ausgeführt wordeu, als auf dasselbe irgend eine ätzende Flüssigkeit ge gossen und dieses dadurch zerstört wurde. — Beim Bau der Schwebebahn wurde in Losch- witz ein Skelett gefunden, in dessen Kopf ein Nagel ein getrieben war. — Die König!. Kreishauptmannschaft Dresdenhat Fräulein Cäcilie Dohse in Dresden, Winkelmannstr. 1, II, als weibliche Vertrauensperson für die Gewerbeaufsicht im Regierungsbezirke Dresden bestellt und am 9. d. M. in Pflicht genommen. — Am Sonnabend platzte mit gewaltigem Knall auf Bahnhof Meitzendorf bei Magdeburg der Kessel einer Locomotive. Locomotivführer und Heizer erhielten am Kopfe und Halse Verletzungen. Die Stücke flogen 150 bis 200 Meter weit. — Im Meuselwitz-Rositzer Kohlenrevier haben in verflossener Woche zwei Bergleute ihre» Tod gefunden. In der Schädegrube bei Zipsendorf wurde der Bergarbeiter Palm aus Brossen unter einer niedergehenden Kohlenwand begraben und erlitt so schwere Verletzungen, daß er ihnen bald darauf erlag. Auf dem Rositzer Kohlen werke dagegen wurde der Bergarbeiter Lober aus Nositz von einbrechendeu Kohlenmassen im Bruche verschüttet und konnte nach vielstündiger, angestrengter Rettungsarbeit mir als Leiche hervorgezogen werden. — Aus Eifersucht. Der Oberleutnant Schum ¬ peter in Wien erschoß seine Verlobte, die Operettensängerin Paula Köhler vom Berliner Centraltheater, sodann jagte er sich selbst eine Kugel durch den Kopf. Das Motiv der That ist Eifersucht. — Von einerLawine verschüttet wurden am Kesselkopf des Großvenediger in den Hohen Tauern 2 Berliner Damen, Helene Witte und Martha Rademacher. Die Tante der letzteren und die Führer entkamen unver sehrt. Die Leichen wurden nach Windischmatrei gebracht. — Suez. Als der deutsche Transport- dampfer „Wittekind" bei der Abfahrt sich dem französischen Kriegsschiffe „Aquitaine" näherte, spielte die Musik die Marseillaise. Die französischen Truppen, mit den unsrigen in gleicher Stärke, waren wie wir an der Bordseite angetreten, die Officiere vor der Front; auf beiden Seiten traten die Wachen unter Gewehr und salutirten. Plötzlich kam Leben in die Reihen der Franzosen, ein immer stärker anschwellendes, wahrhaft frenetisches Hurrah dröhnte aus tausend Kehlen herüber, die Mannschaften schwenkten ihre Mützen, die Offiziere ihre Tropenhelme, dazu bliesen die Hornisten auf schrill klingenden Hörnern den Präsentir- marsch. Das Ganze war eine aufrichtige, enthusiastische Begrüßung, wie sie seit 1870 nicht vorgekommen ist- Interessant ist übrigens, daß die Khaki-Uniform bei Franzosen, Deutschen und Portugiesen ganz die gleiche ist. — Eine elektrische Kraftanlage von 600000 Pferdestärken soll durch die Ausnutzung eines 300 Fuß hohen Gefälles im Flusse Kaministiquia in Kanada geschaffen werden. Dieser Fluß mündet bei Port Arthur in den Oberen See, und die Kraftstation soll zwischen diesem Hafen und dem Fort William zu liegen kommen. Zu diesem Zwecke wird ein Kanal von 25 Kilometer Länge gegraben, wofür sich eine Gesellschaft mit einem Kapital von 20 Millionen Mark gebildet hat. Das dortige Elektrizitätswerk wird nach seiner Vollendung eines der größten der Welt sein. der mysteriöse Reisegefährte. Ein Geheimniß und seine Entdeckung von Rivington Pyke. ——" tNachönM verböte».) Glücklicherweise kannte der Portier den Droschken kutscher, der Bent gefahren Halle, auch dessen Beschreibung stimmle mit der des Portiers genau überein. Jetzt kam die Verwicklung; Bent hatte Bahnhof Euston kurz vor I Uhr 30 erreicht, in Charing Croß war er ungefähr 12 Uhr 40 gewesen, es war möglich, in dieser Zwischenzeit von einer Station zur anderen zu kommen. Welche Ab sicht hatte er dabei verfolgt? Sein Verbrechen war in England noch nicht bekannt, Verfolger hatte er also nicht zu fürchten. „Sie brachten ihn also wirklich nach Charing-Croß; er änderte unterwegs nicht seine Absicht?" fragte der Polizist den Kutscher. „Nein." „Seine Koffer wurden auf den Bahuhof gebracht?" „Em Gepäckträger nahm sie iu Empfang." „Folgte er den Koffern?" „Ob er voran oder nachging, weiß ich nicht mehr." „Sahen Sie später noch etwas von ihm, oder seinem Gepäck?" „Nein." „Sah oder sprach ihn jemand?" „Keiner außer dem Gepäckträger!" „Stand er lange vor dem Bahnhof?" „Kaum eiue Minute." „So, nun fahren Sie mich nach Charing-Croß!" In 10 Minuten waren sie an Ort und Stelle, und mm sollte der Kutscher den betreffenden Gepäckträger wieder herausfinden. Nach einigem Suchen glaubte er, ihn wieder erkannt zu haben, wenn er auch nicht darauf schwöre» wollte. Ec hatte sich nicht geirrt; der intelligente Mann erinnerte sich noch aller Einzelheiten. „Gewiß," sagte er, „ich erinnere mich des Herrn noch sehr gut; er war allein und sagte, er wolle um I Uhr 5 Minuten nach Dover fahren, um das Schiff uach Ostende zu erreichen. Ich erbot mich, seine Koffer sofort nach dem Bahnhof zu bringen, er meinte aber, ich solle sie nur stehen lassen, denn er erwarte noch einen Freund und würde dann möglicherweise noch seinen Plan ändern. Ich nahm mir vor, die Koffer, die ich in jene Ecke gestellt hatte, im Auge zu behalte», wurde aber fortgerufm. Das letzte, was ich von dem Herrn sah, war, daß er in das Wartezimmer erster Klaffe ging." „Was geschah weiter?" , „Das weiß ich nicht," sagte der Gepäckträger. „Als ich nach 10 Minuten wiederkam, waren die Koffer fort — ob ein anderer Gepäckträger oder sonst jemand sie genommen, kann ich nicht sagen — jedenfalls habe ich von Passagier und Gepäck nichts mehr gesehen." Der Detektiv sah sich zwei Möglichkeiten gegenüber: Entweder waren die Kösser in die Gepäckkammer gekommen, oder der erwartete Freund war mit ihnen nach dem Kontinent abgereist. Das erstere erschien leichter herauszufiude», deshalb beschloß der Beamte, dort zuerst nachzuforsche». Mittelst der Bücher, wurde schnell bewiesen, daß das beschriebene Gepäck dort nicht aufbewahrt worden war, auch hatte es niemand gesehen. Alle Gepäckträger wurde» vernommen, doch keiner konnte das Geringste aussagen. Bis 12 Uhr 40 vermochte man den Amerikaner genau zu verfolgen, 10 Minuten später war jede Spur verwischt. Die Aufklärung schien ferner den» je. Der Polizist begann von neuem ein genaues Verhör mit allen Beamten und Droschkenkutschern; die Antworten ergaben, wie vorauszu sehen war, nichts neues, aber daß der räthselhafte Passagier der Flüchtling Bent war, schien gewiß, denn alles stimmte überein: die Beschreibung seiner Person, sein amerikanischer Dialekt, die beiden großen Schiffskoffer mit den aufgeklebten Hotelmarken aus Southampton, und die Gladstone-Reise tasche. Trotz der scheinbaren Mißerfolge ermüdete der Detektiv nicht; sein Hauptaugenmerk war nun darauf ge richtet, herauszusiuden, auf welche Weise George Bent von hier nach Bahnhof Euston gelangt war. Hatte er eine Droschke oder einen durch seinen Freund besorgten Privat wagen benutzt? Daß er den betreffenden Kutscher finden würde und müßte, stand bei ihm fest, und sollte er bei allen Kutschern Loudons Nachfrage halten. Das fehlende Glied in der Kette würde sich finden, und fest nahm der pflichttreue Man» sich vor, nicht eher zu ruhe», bis der Verbrecher entdeckt sei. 12. Kehren wir nun wieder zu Mrs. Broadhurst zurück und sehen wir, wie sich die Dinge an dem bewußten Sonn abend Nachmittag in Widdon entwickelt haben. Wir ver ließen die Frauen, als sie sehnsüchtig des Postbote» harrten, der ihnen den verheißene», erklärenden Brief von Walter bringen sollte. Noch wußten sie ja nichts von Bent, von dem sonderbaren Fremden, ahnten nicht das dunkle Ver- häugniß, das, sich über ihrem Haupte zusammenziehend, den guten Namen des so heißgeliebten Mannes und Bruders zu zerstören drohte. Endlich, gegen 4 Uhr sahen sie den Postboten langsam die Straße heraufkommen. Kaum daß er das Haus betreten, stürzte Nellie ihn: entgegen, den ihr gereichten Brief ihm fast aus der Hand reißend. Doch wer beschreibt die Enttäuschung — nicht Walters Handschrift war es — sondern Bobs. Nellie riß de» Brief auf; sie wußte, die Telegramme waren später aufgegeben, aber sie hoffte, es könnte eine Erklärung für Walters Abwesenheit darin enthalten sein. Vergebens. Die beiden Frauen warm rathlos. Da erschien Mr. Snape; er hatte gleichfalls gedacht die Nachmittagspost würde eine Erklärung für die verzögerte Rückkehr seines Angestellten bringen, denn auf seiue tele graphische Anfrage bei Cooks hatte er den Bescheid erhalten, das Geschäft sei schon am Freitag Vormittag mit Broadhurst erledigt worden. „Haben Sie Nachricht von Ihrem Mann, Mrs. Broadhurst?" „Nein." „Hm, die Sache fängt an, ernst auszusehen, haben Sie denn wirklich keinerlei Erklärung für seine Abwesenheit?" „Nein, nicht die geringste, ich tappe im Dunkeln, und bin der Verzweiflung nahe." Mr. Snape fühlte Mitleid mit der jungen Frau, so daß er seinen Verdruß bekämpfte und tröstend sagte: „Nun, dazu ist ja noch kein Grund. Ich dächte freilich, er hätte wenigstens Ihnen einige Zeilen senden können; aber wir wollen ihn nicht verurtheilen, ehe wir ihn gehört haben." „Ich weiß nichts weiter zu sagen." „Die Papiere, die sich in Ihres Mannes Händen be finden, sind von größter Wichtigkeit, glücklicherweise ist ja morgen Sonntag, da ruht jedes Geschäft, und bis Mon tag ist hoffentlich alles in schönster Ordnung. Allerdings, wenn Ihr Mann bis dahin nicht zurück wäre — dann — dann — dann müßte ich andere Schritte thun," — voll endete er. Eigentlich hatte er ganz etwas anderes, sehr Unangenehmes sagen wollen, aber bei dem Jammer, der sich seinen Blicken darbot, gewann sein gutes Herz die Oberhand — was konnte auch die Frau für das Fern bleiben ihres Mannes? Mit einigen ermuthigenden Worten verabschiedete er sich. Mr. Broadhurst gestattete sich nicht den Luxus einer Zeitung, nur hin und wieder kaufte er ein Exemplar der Morgenzeitung. Sein Nachbar hielt es ebenso, nur mit dem Unterschiede, daß der die Abendzeitung kaufte. Fanden sie nun etwas ihnen interess mt Erscheinendes, so tauschten sie die Blätter gegenseitig aus. — Fortsetzung folgt, —