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KONGRESS-SAAL DEUTSCHES HYGIENE-MUSEUM Freitag, den 17. Februar 1967, 19.30 Uhr Sonnabend, den 18. Februar 1967, 19.30 Uhr Sonntag, den 19. Februar 1967, 19.30 Uhr 7 Philharmonisches Konzert Dirigent: Mircea Basarab, SR Rumänien Solistin: Regina Smendzianka, VR Polen Ludwig van Beethoven 1770 - 1827 Sinfonie Nr. 8 F-Dur op. 93 Allegro vivace e con brio Allegretto scherzando Tempo di Menuetto Finale (Allegro vivace) Wolfgang Amadeus Mozart Konzert für Klavier und Orchester Es-Dur KV 449 1756 - 1791 Allegro vivace Andantino Allegro non troppo PAUSE George Enescu 1881 - 1955 Sinfonie Nr. 1 Es-Dur op. 13 Ziemlich lebhaft und rhythmisch Langsam Lebhaft und kraftvoll Erstaufführung REGINA SMENDZIANKA, Schülerin von Henryk Sztompka und Zbigniew Drzewiecki, ist Preisträgerin des IV. Inter nationalen Chopin-Wettbewerbes 1959. Bereits als achtjähriges Wunderkind in ihrer Heimat hervorgetreten, beendete sie 1948 ihr Musikstudium in Krakau mit ausgezeichneten Ergebnissen. Nach dem Examen begann für sie eine umfangreiche Konzerttätigkeit. Sehr erfolgreiche Aus- landstourncen führten die Pianistin in die meisten Länder Europas sowie nach den USA, nach Kanada, China und in die Mongolei. Seit 1960 gastierte Regina Smendzianka auch wiederholt in der DDR. Die Künstlerin wurde für ihre hervorra genden Leistungen bei der Interpretation moderner Musik im Jahre 1955 mit einem Preis der Warschauer Festspiele zeitge nössischer Musik und 1961 mit dem Kunstpreis der Stadt Krakau ausgezeich net. Zahlreiche Rundfunk- und Fernseh aufnahmen trugen zur Popularität der pol nischen Künstlerin bei, die bereits 1965 mit der Dresdner Philharmonie konzer tierte. MIRCEA BASARAB wurde 1921 in Buka rest geboren. Seine Musikstudien absol vierte er am Konservatorium seiner Hei matstadt in den Fächern Komposition und Dirigieren. 1947 trat er erstmalig als Dirigent in Erscheinung. Seine Kenntnisse auf dem Gebiet der Instrumentation ver tiefte er sodann bei Prof. Theodor Ro- galski, als dessen Assistent und Amts nachfolger er schließlich zum Professor für Instrumentation und Leiter der Orchesterklasse am Konservatorium „Cip- rian Porumbescu“ in Bukarest ernannt wurde. Gleichzeitig begann er eine rege kompositorische Tätigkeit zu entfalten, vor allem auf dem Gebiet der sinfonischen Musik. 1954 wurde Basarab ständiger Dirigent der Staatsphilharmonie „George Enescu“ Bukarest, als deren Direktor und Chefdirigent er seit September 1964 wirkt. Für seine künstlerischen Verdienste er hielt er 1962 den Titel „Verdienter Künstler der Rumänischen Volksrepublik“ und 1963 den rumänischen Staatspreis. Konzertreisen führten den prominenten rumänischen Dirigenten u. a. in die So wjetunion, nach Frankreich, Polen, Finn land, Ungarn, Jugoslawien, in die DDR, nach Bulgarien, Griechenland, in die CSSR, nach Österreich, Italien, Belgien. ZUR EINFÜHRUNG Ludwig van Beethovens Sinfonie Nr. 8 F-Dur op. 93 folgte unmittelbar auf die sie bente Sinfonie. Das Werk entstand während eines Kuraufenthaltes in den böhmischen Bädern im Sommer 1812 und wurde nach einer handschriftlichen Bemerkung des Mei sters auf der Partitur („Sinfonia Lintz im Monath October 1812“) in Linz, wo er nach der Kur für einige Wochen seinen Bruder Johann besuchte, vollendet. Die erste Auf führung fand in einem eigenen Konzert Beethovens am 27. Februar 1814 in Wien statt, zusammen mit der „Siebenten“ und der Programmsinfonie „Wellingtons Sieg oder die Schlacht bei Vittoria“. Bei den Zeitgenossen fand die „Achte“ zunächst wenig Anklang. „Das Werk machte keine Furore“, hieß es in einer kritischen Stimme nach der Urauf führung. Beethoven zeigte sich darüber recht verärgert, er meinte, seine „Kleine Sinfo nie“ (so nannte er sie im Vergleich mit der „Großen“ A-Dur-Sinfonie) habe den Hörern wohl deshalb nicht gefallen, „eben weil sie viel besser ist“. Der Grund für diesen Mangel an Verständnis (genaugenommen steht ja die achte, ebenso wie die vierte Sin fonie, auch heute noch ein wenig im Schatten ihrer berühmten Geschwisterwerke) lag nicht etwa in der besonderen Schwierigkeit des Werkes. Im Gegenteil, man hatte wohl nach den vergangenen Schöpfungen neue Steigerungen erwartet und war nun enttäuscht durch eine scheinbare Zurückwendung auf Vergangenes (Anklänge an frühere Werke, Anwendung von sinfonischen Prinzipien Haydns), die aber hier durchaus keinen Rück schritt, sondern eher einen Rückblick von einer höheren Stufe aus darstellte. Heitere Scherzhaftigkeit, beschauliche Behaglichkeit, launiger Humor, kraftvolle Lebens bejahung und ausgelassene Freude charakterisieren das formal bemerkenswert geschlos sene Werk, in dem, wie auch schon in der siebenten Sinfonie, wieder dem rhythmischen Element eine große Bedeutung zukommt. Der ohne Einleitung sogleich mit dem frischen, klar gegliederten Hauptthema be ginnende erste Satz (Allegro vivace e con brio) ist voller schalkhafter Einfälle und kontrapunktischer Neckereien. Er steigert sich nach fröhlich-tumultuarischen Kämpfen bis zum gewaltigen Freudenausbruch der Coda, endet dann aber sehr graziös mit dem noch einmal leise aufklingenden Kopfmotiv des fröhlichen, tänzerischen Anfangsthemas. Auf einen langsamen Satz verzichtend, schrieb Beethoven als zweiten Satz ein bezaubernd anmutiges, leicht dahintändelndes Allegretto scherzando. Als Thema liegt diesem Satz ein Kanon zugrunde, den der Meister in heiterer Laune dem Erfinder des Metronoms, Johann Nepomuk Mälzel, gewidmet hatte; die Sechzehntelakkorde der Bläser zu Be ginn, die gleichsam das Ticken des mechanischen Zeitmessers nachahmen, bestimmen die Bewegung des reizenden, scherzhaften Satzes. Der dritte Satz (Tempo di Menuetto) erinnert an einen derb-kräftigen Volkstanz, im Trio erklingt über Stakkato-Triolen der Violoncelli in Hörnern und Klarinetten eine einschmeichelnde, ländlerartige Melodie. Das Finale, der weitaus umfangreichste Satz, in freier Rondoform gehalten, stellt den eigentlichen Höhepunkt des Werkes dar. Übermütige Laune, „grimmiger“ Humor äußern sich hier in mancherlei drastischen Einfällen - so gleich zu Anfang in dem (auch später wiederkehrenden) überraschenden, dynamisch stark betonten tonart fremden Cis, nach dem zuerst im Pianissimo in schnellstem Zeitmaß vorüberhuschenden F-Dur-Rondothema, das dann im Fortissimo-Tutti gebracht wird. Das kontrastierende zweite Thema erklingt als lyrische Kantilcne der Violinen. Mit größter kontrapunk tischer Meisterschaft und bewundernswerter Erfindungsgabe, mit immer neuen geist vollen Wendungen und Kombinationen bei der Wiederholung der Themen ist dieser Satz, der trotz des dominierenden Humors auch ernstere Gegenströmungen, schroffe Einwürfe aufweist, gestaltet. Durch einen jubelnden, wirbelnden Freudentanz wird das Finale abgeschlossen. Wolfgang Amadeus Mozarts Klavierkonzert Es-Dur KV 449 ist das erste in einer Reihe von zwölf großen Klavierkonzerten, die der Komponist als Höhepunkt seines Schaffens auf diesem Gebiete in den Jahren 1784 bis 1786 komponierte und selbst in einigen Kon zerten, sogenannten „Akademien“, zur Aufführung brachte. In einem Taschenbuch, in das Mozart seit 1784 alle seine vollendeten Werke eintrug und das er bis auf einige Wochen vor seinem Tode fortgeführt hat, steht das Es-Dur-Konzert an erster Stelle, und zwar