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Rabenauer Anzeiger : 16.06.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-190006163
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19000616
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19000616
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-06
- Tag 1900-06-16
-
Monat
1900-06
-
Jahr
1900
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Dtt Weg in Südafrika. Der von den Boeren nördlich von Kroonstadt auf 100 Kilometer unterbrochene Telegraph nebst unterbrochener Eisenbahnlinie nach Pretoria ist nach mehrtägigen Be mühungen der Engländer wiederhergestellt und Roberts somit in die Möglichkeit versetzt, sein Vaterland von der Lage bei Pretoria in Kenntniß zu setzen. Erfreulich sind seine Nachrichten für die Engländer gerade nicht. Es geht aus den Meldungen hervor, daß im Transvaalgebiete östlich von Pretoria am Montag gekämpft worden ist. Doch ist die Fassung der Depesche so unklar und unbestimmt, daß man fast daraus schließen kann, der Vorthcil in den er wähnten Gefechten, die sich um die Sperrung der Straße nach Middelburg durch die Boeren unter Kommandant Botha drehten, sei auf Seite der Boeren geblieben, jeden falls haben die britischen Truppen bei ihrem Versuche, auf Middelburg vorzudringen, kein Terrain gewonnen. Auf fällig erscheint auch eine Privat-Meldung vom Mittwoch. Danach haben sich in der Nähe von Eerste Fabriken und Donkersock Kämpfe abgespielt. Die britische Linie hatte eine Länge von 25 englischen Meilen. Die Engländer wurden zurückgeworfen. Das Kommando von Ermelo that sich dabei besonders hervor. Die Verluste auf beiden Seiten sind noch nicht bekannt. Eerste Fabriken liegt 15 englische Meilen östlich von Pretoria, Donkersock fünf Meilen weiter östlich und südlich von der Eisenbahn. Der Tag, an dem sich diese Kämpfe zutrugcn, ist nicht angegeben, daher liegt die Wahrscheinlichkeit nahe, daß sic insoweit identisch sind mit denen, über welche Feld marschall Roberts berichtet, als der Beginn des Engagements sich am 11. Juni zutrug und die Entscheidung erst tags darauf eintrat, die nach dem „Daily Expreß" nicht zum Vortheile der britischen Truppen ausgefallen ist. Einen Tag vor dem Angriffe der Engländer auf die Stellungen der Boeren zwischen Pretoria und Middelburg sah sich Fcldmarschall Roberts auch genöthigt, zahlreiche Truppen unter General Kitchener wieder nach Süden zu senden, um die Gefahr der längeren Unterbrechung der Eisenbahn nach Kroonstadt abzuwenden und dem jedenfalls von den Boeren bedrängten General Methuen bei Heilbronn Hilfe zu bringen. Dort will Methuen dem Boeren- kommandanten Dewet eine entscheidende Niederlage bei gebracht haben, dann sei er mit Kitchener nach Kroonstadt weitermarschirt. Hierauf wirft jedoch ein trübes Licht die Nachricht daß nach Roberts eigener Meldung die Verluste Methuens in dem auf Dienstag zurückreichenden Kampfe: 1 Mann tot, 18 verwundet seien. Ferner wirft ein eigen- thümliches Licht auf die damalige Lage Methuens die Meldung, daß in einem am 7. Juni stattgehabten Kampf zwischen Methuen und Dewet 3000 Stück Bckleidungs- ausrüstungen und Decken, sowie 1000 Lydditgranaten, zusammen im Werthe von 2 Millionen Mark in die Hände der Boeren fielen und die Verluste nach Roberts eigenem Einverständniß 36 Tote und 104 Verwundete betrugen. Zur Aufklärung über diese etwas verzwickte Lage sei folgender Spezialbericht zur Kenntniß gebracht: „In vier zehn Tagen haben die Boeren drei kräftige Hiebe ansge- thcilt, die alle gesessen haben. Am letzten Tage des Mai nahmen sie Oberst Spragge und ein ganzes Bataillon in Lindley gefangen. Nachdem sie darauf General Methuen von dem Schutz der Bahnlinie abgezogen hatten, schlüpften sie durch und unterbrachen Lord Roberts' Verbindungs linien. Am folgenden Tage profitirten sie von der Jso- lirung der britischen Garnison in Nodcwal, griffen sie, zweifellos ohne Artillerie, an und nahmen nach heftigem Kampf, in dem die Briten schwere Verluste erlitten, ein anderes Bataillon gefangen. Das alles wurde von wahr scheinlich weniger als 5000 Mann geleistet, während innerhalb eines Radius von 50 Meilen 50 000 britische Soldaten standen. Die Minderzahl der Boeren wird durch ihre außerordentliche Beweglichkeit und ihre Kenntniß des Landes völlig wieder wett gemacht. Auch ihr Nachrichten dienst ist viel besser als der unserige, da sie sich auf die Sympathie der ganzen Landbevölkerung verlassen können. Lord Methuen schien eine gewisse Ahnung zu haben, daß man gegen seine Bahnlinie etwas im Schilde führe, denn sobald er von Lindley aufbrechen konnte, ginger mit seiner ganzen Division nordwärts, um sich mit General Colvile in Heilbronn zu vereinigen. Bevor er daselbst ankommen konnte, war die Zerstörung der Bahnlinien unglücklicher weise schon vollendet und die Sache bei Nodewal hatte sich bereits ereignet. Die Lage ist für die Boeren gegen wärtig jedoch keineswegs günstig. Wenn General Kelly- Kenny (in Bloemfontein) mit Lord Methuen in Verbindung steht, sollte sich durch eine gemeinsame Bewegung von Kroonstad und Heilbronn aus die kühne^Boerenschaar ab fangen lassen können." „Abfangen" lassen sich nun zwar die Boeren nicht so leicht, allein der Uebermacht weichen sie. Uebrigens scheint das Verhalten der Boeren Methnen gegenüber ein solches zu sein, das darauf schließen läßt, daß sie sich nach Vorgehen ähnlicher Art wie vorstehehend angeführt zer streuen, nach einiger Zeit ganz wo anders auftauchen und den Engländern von Neuem Schlappen beibringen. Dies ist eine Art Kleinkrieg, die den Engländern sehr gefährlich zu werden verspricht. Es ist infolgedessen kein Wunder, daß Methuen nach den erlittenen Schlappen weiter mar- schiren konnte. Eine Meldung darüber vom Mittwoch be sagt, daß General Methuen am Dienstag nach Honing- spruit marschirte und alles ruhig fand. Es ist kaum zu bezweifeln, daß er schließlich bis Pretoria kommen wird; dann beginnt aber sicherlich abermals ein gleiches Spiel. Buller, der in Natal steht, scheint vorzudringen, nach dem er nicht mehr den Feind in der Front angreift, sondern im großen Bogen umgeht. Trotzdem betrugen nach einer Meldung Roberts seine Verluste i» Kämpfen am Sonntag und Montag 2 Offiziere und 26 Mann tot, 6 Offiziere, 121 Mann verwundet, 2 Mann vermißt. Demnckch hat er bis Donnerstag noch bis Volksrust Vor dringen können, zog dann weiter nach Charlestown und agert jetzt in der Nähe von Laingsnek, einem Gebirgspaß. Vielleicht erwarten ihn aber in den Schluchten des Ge birges Ueberfälle der Boeren. Sächsisches. — Zu den mancherlei Anstalten, die im Dienste der inneren Mission segensreich in Sachsen wirken, gehören die 35 Erz i e h u ng s - A nsta lte n für sittlich gefährdete Kinder, wovon 8 in der Dresdner Kreishauptmannschaft liegen. In diesen Rettungshäusern, Stiften, Bezirks anstalten sind gegenwärtig ca. 1146 Kinder untergebracht, die von 101 Lehrern, bez. Helfern und Pflegern, unter richtet und erzogen werden. Den stärksten Bestand hat die 1832 gegründete Landes-Erziehungsanstalt in Bräuns- dorf aufzuweisen, in der sich z. Z. 234 Knaben und 46 Mädchen befinden. Sieben dieser Anstalten, Berthels dorf bei Herrnhur, Bräunsdorf, Trachenberge, Strömthal, Rebesgrün bei Auerbach, Chemnitz und Waldkirchen haben eine eigene Schule, während die Kinder der übrigen Anstalten die betreffenden Ortsschulen besuchen. Der jährliche Verpflegungsbcitrag für ein Kind ist in den einzelnen Anstalten ein sehr verschiedener, er schwankt zwischen 60—275 Mark. Unter diesen Anstalten befindet sich übrigens auch eine fürstliche Stiftung; es ist dies die Städtische Kinderbcsserungsanstalt Maricnhof zu Trachen berge bei Dresden, welche durch König Friedrich August den Gerechten gestiftet wurde, die Eröffnung fand 1828 statt; die Anstalt entstand aus dem bereits im Jahre 1685 daselbst errichteten Waiscnhause. Die Unterhaltung dieser Anstalten geschieht theils durch den Staat, theils durch Gemeinden, Stiftungen und freie Vereine. — Neuerdings hat die Postverwaltung zugestanden, daß — entgegen den bisher bestandenen Verboten — Rasuren, und Änderungen in den Adressen von Post karten vorgenommen werden dürfen. Hat man z. B. den Namen, die Firma oder den Bestimmungsort auf einer Postkarte falsch ausgefüllt, so kann man ihn wegradiren oder dnrchstrcichen und darüber die richtigen Namen schreiben. Es ist sogar zulässig, die falsche Adresse zu überkleben. Ans diese Weise erspart man sich das Um tauschen verschriebener Postkarten. Oft kommt es vor, daß man die Adressen auf Postkarten bereits geschrieben hat und dann die Textansfüllung aus irgend welchen; Grunde unterläßt. Da ist nun die zulässige Adressenänderung sehr zweckmäßig. — Die Flugzeit derVlutlaus tritt in den nächsten Tagen wieder ein. Besitzer von Obstbäumen und Obst- plantagcn werden daher im eigenen Interesse wie in dem ihrer Gemcindegenoffcn gut thun, ihre Bäume auf das Vorhandensein jener schädlichen Insekten zu untersuchen und die Blutlaus zu vertilgen. In dem soeben erschienenen Junihefte der Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie wird eine Vergleichung der Falb scheu Wetterprognosen mit dem in Deutschland eingetrctencn Wetter im Jahre 1898/99 veröffentlicht. Es hat sich danach ergeben, daß Von den 68 Prognosen Falbs mehr als die Hälfte, nämlich 35 verfehlt waren, 19 cintrafen und 14 halb eintrafcn. Als verfehlte Prognosen wurden solche gezählt, die den Charakter des in der Periode eingetretenen Wetters ganz unrichtig bezeichnen; als halb getroffene Prognosen solche, die in Bezug auf Niederschlag, aber nicht in Bezug auf Temperatur oder umgekehrt eingetroffen sind; als ein getroffene Prognosen solche, die den Charakter des ein- getretcnen Wetters richtig bezeichnen. Von den 24 „kritischen Tagen" des Jahres trafen nur 7 ein, >0 waren verfehlt und 7 trafen halb ein. Als verfehlt wurde der kritische Tag gezählt, wenn sowohl an dem Tage selbst, als auch etwas früher oder später das Wetter ruhig war und keine oder geringe Niederschläge stattfanden; als halb eingetroffen, wenn Niederschläge cintraten oder Windstärke 6 notirt wurde oder die Seewarte eine Sturmwarnung erlassen hatte; als eingetroffen, wenn das Wetter unruhig war oder Windstärken Pon 7 und mehr notirt wurden oder beträchtliche Niederschläge stattfanden oder ausgebreitete Gewitter gemeldet wurden. Interessant ist das Resultat, das sich ergeben haben würde wenn man ganz willkürlich den 1. und 15. eines jeden Monats als kritische Tage prognostizirt hätte. Dann wären nur 9 kritische Tage ver fehlt gewesen, ebensoviel wären eingetroffen und 6 halb eingetroffen. — Der für Mittwoch angesagt gewesene kritische Termin 2. Ordnung mit zwei Begleiterscheinungen — einer theilweisen Mondfinsterniß und dem Vorübergang des Mondes vor dem Planeten Saturn — ist erst am Donnerstag eingetreten und hat eine gründliche Anfeuchtung der dürstenden Erde verursacht. Als sich gegen 11 Uhr das Wetter zusammenballte, nahm der Himmel am Horizont eine ganz eigenthümliche Färbung an, so daß man all gemein ein Hagelwetter befürchtete. Glücklicherweise zer- theilte sich die schwarze Wand mit dem gelben Untergrund wieder und sendete unter einigen elektrischen Entladungen und einigem Winde nur einen dauerhaften Regen, der den Feldflüchtcn recht förderlich sein wird. — Kann der Mensch an Bienenstichen sterben? Gegenwärtig läuft durch die Zeitungen die Nachricht, daß der Arzt Dr. Rösgen in Helmershausen bei Meiningen infolge von Bienenstichen gestorben sei. Ein Bienenschwarm sollte eingcfangen werden, ein hilfsbereiter Nachbar bestieg die Leiter, um den Schwarm von einem Baume herunter zuholen, während Dr. Rösgen die Leiter hielt. Plötzlich sank dieser mit den Worten um: „Mir wird schlecht." Kurze Zeit danach war er tot. Etwa 6—8 Bienen sollten den starken, in der Vollkraft des Lebens stehenden Mann l zu töten vermocht haben. Hierzu schreibt ein Bienenzüchter',: „Im vorliegenden Falle wird der Tod des Mannes durch Schlaganfall erfolgt sein. Daß das Unglück durch 6—8 Bienenstiche entstanden, ist kaum anzunehmen. An schwülen Tagen, wenn Gewitter im Anzuge, sind die Bienen be sonders sehr stichlustig und cs kommt bei Hantirungen am - Bienenstöcke oft vor, daß man 20 und mehr Stiche erhält, ohne daß nachtheilige Folgen entstehen. Wohl niemand wird indeß gehört haben, daß ein Bienenzüchter an Bienen stichen erkrankt oder gar gestorben sei." — Schon wieder wird ein Feuer aus Mohorn gemeldet. Seit heute Freitag früh 8 Uhr steht das Gut des Herrn Braumeister Rothe daselbst in Flammen. — Am Mittwoch Abend gegen 10 Uhr bemerkten Passanten, wie am Dresdner Elbufer eine Dame unterhalb Antons in die Elbe ging. Zwei Fährleuten der Firma Krögis gelang es, die Lebensmüde noch recht zeitig dem nassen Element zu entreißen, während der zur Rettung nöthigen Thätigkeit zeigte sich jedoch, daß die Be- daucrnswerthe inzwischen einem Kinde das Leben gegeben hatte. Ein in der Nähe im eigenen Fuhrwerk spazieren fahrendes Ehepaar ließ sofort nach einem Arzt suchen, fand jedoch keinen. Der gleichzeitig telephonisch herbci- gerufcne Krankenwagen beförderte Mutter und Kind in die Entbindungsanstalt. Die bedauernswertste Mutter, sowie das Kind befinden sich am Leben und soll die Mutter die Tochter eines Schmiedemeisters aus der Johannstadt sein, während der Vater der Sohn eines Dresdner Restaurateurs ist. — Verhaftet und der Staatsanwaltschaft Dresden zugeführt wurde Mittwoch früh der in Mügeln wohn hafte etwa 4E Jahre alte Zimmermann Leupert, dessen Ehefrau vor etlichen Tagen auf Veranlassung der Polizei dem Dresdner Entbindungs-Institut zugeführt wurde und am folgenden Tage daselbst an den Folgen der Entbindung verstarb. Es hieß, der Ehemann habe seine Frau fort während trotz ihres Zustandes schwer mißhandelt, und es müssen wohl gravirende Beweise seiner Schuld ermittelt sein. — Der Lilienstein soll einen bequemen schattigen Aufstieg erhalten. Er wird auf dcrNordscite des Berges angelegt. Da der interessante Berg stets viel Zuspruch hat, dürfte ein zweiter bequemerer Zugang sehr will kommen sein. — Ein in Freiberg ausgetretener, der Tollwnth verdächtiger Hund hat einen Schutzmann, sowie 2 Knaben von 10 und 12i/z Jahren gebissen. Die drei Verletzten wurden dem Kgl. Institute für Infektionskrankheiten in Berlin zur Behandlung überwiesen. — Aus dem in belebtester Straße gelegenen Gehöfte der Fran vcrw. Gasthofsbesitzer Dietzsch in Colditz wurden in dcr Nacht zum Montag zwei werthvolle Pferde gestohlen. Die Spuren verriethen, daß die Diebe ihren Weg nach Leipzig zu genommen hatten. Dort gelang es den poli zeilichen Nachforschungen, die drei Diebe in einem Gasthailse in Lindenau festzunchmen. Um bequemer reiten zu können, hatten die Diebe beim Durchpassiren mit ihrer Beute in Borna zwei Offizierssättcl gestohlen. — Am Donnerstag wurde in Klingenthal der erste Spatenstich zum Wiederbeginn des lange Zeit brach gelegenen Knpferbcrgbaucs gethan. — In Schladitz erhängte sich dcr 9^/z jährige Sohn des Stellmachers N., weil ihm nicht gestattet wurde, wic Anderen Kindern, durch Rübenhackcn einige Groschen zu verdienen. TWö-Erchnifle. — In dcr Nähe des Bahnhofes in Fi n kc n wa ldc (Pommern) geriethen am Sonntag Abend die Fleischcr- meister Paul Berg und Richard Dallmann mit mehreren Offizieren in Konflikt. Einer dcr Offiziere zog seinen Degen und drang damit auf die Fleischcrmeistcr cin. Berg entriß ihm jedoch die Waffe und gab sie an Dall mann, worauf beide davon liefen. Dcr Offizier gab dann einigen gerade des Weges kommenden Trainsoldatcn den Auftrag, die beiden Fleischcr zu verfolgen und ihm seinen Degen zurückzubringen. Die Soldaten führten diesen Auftrag in dcr Weise aus, daß sie Dallmann mit ihren Seiten gewehren nicdcrschlugen und ihm die Waffe wieder ab nahmen. Dallmann, ein 31 jähriger, erst vor kurzem vcrhcirathcter Mann, hatte so schwere Verletzungen davon getragen, daß er ihnen am Mittwoch erlegen ist. — In Nawitsch (Posen) hat der Handschuhmacher Junker seinen 18 jährigen Sohn erschossen. Letzterer hat seinen Eltern schon großen Kummer bereitet, was den alten Vater schließlich zur Verzweiflung gebracht haben mag, in der er dann die grauenvolle That beging. Der Thäter stellte sich selbst dcr Behörde. — In Leitmeritz ist der Theologe Herr Böhm gelegentlich des Badens der ihm anvcrtrauten Gymnasial schüler dcr Präparandie in dcr Elbe ertrunken. Die Knaben hatten ihn gedrängt, in freier Elbe baden zu dürfen, wobei einer derselben zu weit in den Strom gerieth und in Lebensgefahr schwebte. Sobald dies dcr die Aufsicht führende und am Ufer auf- und abgehende Präfekt be merkte, sprang cr, wie er war, in der Clcrik sofort in die Elbe, um ihn zu retten. Dieses gelang ihm auch mit Hilfe der Anderen, cr selbst aber verlor die Kraft und versank mit einem Hilferufe. Da er als guter Schwimmer bekannt ist, hinderte ihn offenbar die Kleidung, sich zu retten. Der junge Mann wurde ein Opfer seines Pflicht eifers, aber zugleich auch des Ungehorsams seitens eines der Knaben. — Die Lage der Europäer in der Hauptstadt China's, in Peking, hat sich ernstlich verschlimmert. Fortgesetzt finden thätliche Angriffe auf Mitglieder auswärtiger Ge sandtschaften statt, deren Gebäude zum Theil von chinesischen Geschützen bedroht werden. Der eine der Gesandten, der Kanzler der japanischen Gesandtschaft, ist sogar ermordet worden. Die Aufständischen haben außerhalb dcr Mauern von Peking Schanzwerke errichtet und Kanonen aufge fahren, beabsichtigen.also den anrückenden europäischen
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