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Sächsisches. — Im Befinden Sr. Majestät des Königs, der seit einigen Tagen an seinem alten Leiden erkrankt ist, ist bis jetzt eine wesentliche Besserung nicht eingetreten. — Die Sächsischen und Bayerischen Staatseisenbahn- Verwaltungen beabsichtigen auch in diesem Jahre wieder Mr Erleichterung des Besuchs der Bayrischen sowie der Tiroler und Schweizer Alpen Sonderzüge nach München, Salzburg, Bad Reichcnhall, Kufstein und Lindan abzu lassen. Der erste Sonderzug wird am 30. Juni nur von Leipzig, Bayerischer Bahnhof abgehen, während die weiteren Züge am l4. und 21. Juli, sowie am 14. August je von Dresden, Chemnitz und Leipzig aus Verkehren. Die Ab fahrt erfolgt von Leipzig (Bayer. Bhf.) aus am 30. Juni und 21. Juli 3.30 Uhr Nachm., am 14. Juli aber und am 14. August 5.30 Uhr Nachm.; von Dresden (Hauptbhf.) aus am 14. Juli und 14. August 2.35 Uhr Nachm., am 21. Juli aber Nachm- 1.25 Uhr, und von Chemnitz aus am 14. Juli und am 14 August 4.30 Uhr Nachm. und am 21. Juli 5.25 Uhr Nachm. Zum Besuche Stuttgarts und des Bodensees gelangt diesmal am 20. Juli von Dresden und Leipzig ein Sonderzng zur Ab- lafsung. Derselbe verläßt Leipzig 8 Uhr Nachm., Dresden 6.10 Uhr Nachm., Chemnitz 8.45 Uhr Nachm. und trifft am 21. Juli 3 Uhr 46 Min. Nachm. in Friedrichshafen ein. Auf den Stationen der östlichen preußischen Staats bahnen und zwar in Breslau, Bricg, Dittersbach, Glogau, Hirschberg, Liegnitz, Neiße, Oels und Schweidnitz werden zu den am 14., 20. und 21. Juli und 14. August ver kehrenden Sonderzügen billige Anschlußrückfahrten nach Görlitz in Verbindung mit Sonderfahrkarten von Görlitz ausgegeben. Alles Nähere über die Ankunftszeiten der Sonderzüge in München, und über die Weiterführung dieser Züge nach Salzburg, Lindau usw., sowie die speziellen Angaben über die bedeutend ermäßigten Fahrpreise, über die in Salzburg, Kufstein und Lindau aufliegenden An schlußfahrkarten und Abonnementskarten nach den Alpen, ferner über die sonstigen Bestimmungen sind aus der jetzt erschienenen Uebersicht über die genannten Sonderzüge zu ersehen, welche auf Verlangen bei allen größeren sächsischen Staatsbahnstationen, sowie bei den Ausgabestellen für zusammenstellbare Fahrscheinhefte in Leipzig (Grimmaische Straße 2), in Dresden-Altstadt (Wienerstraße 2) und in Chemnitz (Albertstraße 4) unentgeltlich abgegeben wird. Brieflichen Bestellungen sind zur Frankirung 3 Pfg. in Marke beizulegen. — Wie entstand die Bezeichnung Grenadiere? Jetzt, wo die ehemaligen Angehörigen der beiden sächsischen Grenadier-Regimenter sich rüsten, am 18., 19. und 20. August in der gemeinsamen Garnisonstadt Dresden den ersten Grenadiertag abzuhalten, dürfte es von Interesse sein, zu erfahren, wie der Name „Grenadier" entstanden ist. Granadier ist eine Ableitung von Granate (Granatier). Die Granaticre, wozu die kaltblütigsten und kräftigsten Mannschaften ausgewählt wurden, hatten die Aufgabe, sogenannte Handgranaten in die feindlichen Reihen zu werfen. Diese Handgranaten waren hohle Eisenkugeln, die mit Pulver gefüllt wurden. Durch einen ins Innere dieser Granaten ragenden Zünder wurden dieselben zum Explodiren gebracht. Die Granatiere führten in einer Patronentasche mehrere Handgranaten bei sich. Sobald sie in Action treten mußten erfaßten, sie mit der einen Hand eine Granate, in der andern hielten sie eine brennende Lunte; nun liefen sie im schnellen Tempo so dicht als möglich an den Feind heran, brannten mit der Lunte den Zünder an und schleuderten die Granate gegen den Feind. Diese Aufgabe war nun aber doppelt gefährlich, einmal, weil diese Granatiere dem feindlichen Gewehrfeuer sich aussetzen mußten, ehe sie die Granaten fortwerfen konnten, das andere Mal, weil es öfter vorkam, daß Granaten schon in der Hand explodirten. „So waren denn die alten Grenadiere gar verwegene Gesellen und wegen ihrer Stärke und Größe und der vom Pulverdampf geschwärzten Gesichter gar furchtbar anzuschauen." — Da der Vertrieb von Waaren durch Verkauf von sogenannten Gutscheinen (Gutschein-, Hydra- oder Gellahandel) auch in Sachsen erheblichen Umfang ge nommen hat, hat das Ministerium des Innern eine Ver ordnung an die Kreishauptmannschaften ergehen lassen, in welcher es u. A. heißt, daß ein Verbot dieses Geschäfts verfahrens nach dem jetzigen Stande der Gesetzgebung leider unthunlich sei, daß aber gegenwärtig Erwägungen darüber stattfänden, ob nicht der Erlaß eines solchen Verbotes im Wege der Reichsgesetzgebung anzustreben sei. Inzwischen sollen die Polizeibehörden dem Gutscheinhandel ihre besondere Aufmerksamkeit zuwenden und etwaige Zuwiderhandlungen gegen die bestehenden Gesetze oder gegen die in den Formularen enthaltenen Zusicherungen zur Anzeige bringen. Insbesondere soll gegen Inhaber von Gutscheinen, die, ohne im Besitz eines Wandergewerbe scheines zu sein, außerhalb ihres Wohnortes durch den Absatz von Gutscheinen Waarenbestellungen aufsuchen, eingeschritten werden. — Kornblumen - Iäger seien darauf aufmersam gemacht, daß verschiedene deutsche Gerichte das unbefugte Pflücken dieser Blumen für Diebstahl erklärt haben. — Mit Genehmigung Sr. Majestät des Königs wird vom 1. Juli d. I. ab in Dresden und Leipzig je ein zweites Hauptzollamt und in Pirna unter Aufhebung des dortigen Steueramtes ein Hauptzollamt neu errichtet werden. Das in Dresden bestehende Hauptamt wird künftig die Bezeichnung „Hauptzollamt Dresden I" und das neu errichtete Hauptamt die Bezeichnung „Hauptzollamt Dresden II" führen. Die den neuen Hauptzollämtern zuzuweisenden Bezirke werden in der Weise gebildet, daß umfassen wird das Hauptzollamt Dresden I das Gebiet der Stadt Dresden, das Hauptzoüamt Dresden I I den Landbezirk des jetzigen Hauptsteueramtes Dresden, aus den Hebebezirken Dresden-Land, Dippoldiswalde, Radeberg, Radeburg, Tharaud und Wilsdruff und den neu zu bildenden Hebebezirken Döhlen und Kötzschenbroda be gehend, sowie außerdem den bisher zum Hauptamtsbezirke Bautzen gehörenden Hebebezirk Königsbrück. Das Haupt zollamt Pirna wird umfassen die jetzt dem Hauptamts bezirke Schandau zugehörigen Hebezirke Pirna, Altenberg, Berggießhübel, Dohna, Königstein, Liebstadt, Lohmen und Stolpen. — Nächsten Sonntag hält die Sächsische Fechtschule, Verband Hainsberg, Coßmannsdorf und Um gegend, sein großes Sommerfest im „Restaurant zur Eisenbahn" in Coßmannsdorf ab. Im Mittelpunkte aller Veranstaltungen steht der große Gabentempel, der mit werthvollen Gaben ausgestattet worden ist. Als Haupt gewinne stehen ein prachtvoller altdeutscher Kleidersekretär, Vr Dutzend hochfeine Stühle, 1 Stutzuhr, 1 Waschwanne, 1 großer Spiegel mit geschliffenem Glas und dergleichen andere schöne Sachen mehr zur Schau. Diese Gegenstände werden eine gewaltige Zugnummer sein, sie werden immer wieder erneut dazu reizen, das Geldtäschchen zu öffnen. — Der Kirchcnvorstand zu Hainsberg ersucht uns, mitzutheilen, daß der in der Nummer vom 14. Juni enthaltene Artikel über den Hainsberger Kirchenbau nicht von Seiten des Kirchenvorstandes ausgegangen sei, auch seien die Angaben des Artikels zu einem großen Theile nicht den Thatsachen entsprechend. Da vom Kirchen vorstand die falsch sein sollenden Angaben nicht angeführt werden und uns von anderer Seite versichert wird, daß die Angaben des Artikels richtig seien, so wäre es gewiß erwünscht, wenn der Kirchcnvorstand den thatsächlichen Sachverhalt veröffentlichen wollte. — In dem Produktengcschäft von Peglow in Deuben forderten am 5. Februar die in der Dö h len er Gußstahlfabrik beschäftigten Eisendreher Bruno Paul Hünig, Friedrich Wilhelm Heinze und Johann Carl Malky je eine Flasche Bier, erhielten das Gewünschte, aber auch die Aufforderung, das Bier nicht im Laden zu trinken. Das befolgten die Drei nicht, und als sie noch wider rechtlich einige von P. für einen anderen aufbewahrte Kleidungsstücke forderten, kam es zu Auseinandersetzungen und Handgreiflichkeiten. Der Geschäftsinhaber forderte die Eindringlinge wiederholt zum Gehen auf und steckte sie schließlich mit Gewalt hinaus. Wie auf Kommando warfen die Burschen nun ihre halbgeleerten Bierflaschen durch eine Thürspalte in die Hansflnr. Einer der herum fliegenden Scherben traf den gänzlich unbetheiligten Maurer Suchy und fügte diesem eine stark blutende Verletzung an der Hand bei. Wer die Schuld daran trägt, konnte freilich nicht festgcstellt werden. Vor dem Schöffen gericht Döhlen hatten sich die Thäter wegen Hausfriedens bruchs, Körperverletzung und einer Uebertretung (Werfen mit harten Gegenständen) zn verantworten. Suchy, der zu der Verwundung gekommen ist, wie der Blinde zur Ohrfeige, beantragte als Nebenkläger 51 Mk. Buße. Diese Forderung wurde vom Gericht abgewiesen, die An geklagten von der Beschuldigung, der Körperverletzung sreigesprochen, im klebrigen mit je 8 Tagen Gefängniß und mit 5 Tagen Haft bestraft. Die dagegen eingelegte Berufung war ohne Erfolg. — Großes Unheil konnte inGittersee am Donners tag dadurch passiren, daß die Pferde des Herrn Guts besitzer Pietzsch, von denen eins zu jenem Gespann gehört, das seiner Zeit den Tod des ältesten Sohnes von Herrn P. Verursachte, durchgingen. Die wilden Thicre jagten in rasendem Galopp durch Gitterse hindurch nach der Thal- mühle zu. Durch einen Anprall des Gefährtes an einen Baum vom Wagen gelöst, jagten sie noch weiter, während ihr Führer, der Schweizer des Herrn P., durch die Leitern des Wagens einen kräftigen Stoß erhielt und vom Wagen heruntergeschleudert wurde. Die Gerüchte, daß ihm die Rippen und Beine gebrochen seien, ja daß er sogar tot wäre, bewahrheiten sich also zum Glück nicht. Seine Verletzungen sind nach Aussage des Arztes nur leichter Art. — Sonnabend früh nach 3 Uhr hat sich der 44 Jahre alte Hoflieferant P. in Dresden aus seiner im 3. Obergeschoß eines in der Pirnaischen Vorstadt ge legenen Hauses befindlichen Wohnung auf die Straße gestürzt. Die Verletzungen waren so schwer, daß in kurzer Zeit der Tod erfolgte. — Durch einen Wagen der elektrischen Bahn wurden am Sonnabend auf der Neugasse in Meißcndie Pferde eines Geschirres scheu und überrannten das Kind des Besitzers Herrn Krapf. Dem Kinde wurde der Kopf vollständig zermalmt, sodaß das Gehirn zu Tage trat. — Auf entsetzliche Weise ist in dem Farbenwerk zu Gelen au der Besitzer desselben, der frühere Lohgerber meister Arnold, ums Leben gekommen. Arnold war an dem im Gange befindlichen Wasserrad beschäftigt und wahrscheinlich ausgerutscht, wobei er von dem Rad erfaßt nnd in die Tiefe geschleudert wurde. Der Verunglückte erlitt außer anderen schweren Verletzungen einen Brnch der Hirnschale, so daß der Tod sofort einlrat. — Großes Aufsehen verursacht in Markranstädt ein Selbstmord, den der dort angesehene Steinmetzmeister Schauerhammer begangen hat. Ein unglücklicher Zufall war die Veranlassung zur That. Schauerhammer hatte einen Richtweg, der sein Feldgrundstück durchschneidet, um ackern lassen. Ein mit der Revision der Wege betrauter Beamter machte hiervon Anzeige, worauf Schauerhammer den Weg wiederherstellen mußte und sich obendrein noch eine Anklage zuzog. Da Schauerhammer Zeugen suchte, die bezüglich des Weges ihm günstige Aussagen machen sollten, so wurde er auf Anordnung der Behörde, um nicht die Zeugen zum Meineid zu verleiten, in Untersuchungshaft genommen. Die Haft war jedoch nach Ansicht des Leipziger Untersuchungsrichters als ungerechtfertigt nicht aufrecht zu erhalten. Es wurde ein Telegramm aufge geben, daß Schauerhammer zu entlassen sei. Durch einen mglücklichen Zufall wurde dieses Schreiben als Brief iestellt, traf erst spät Abends in Markranstädt ein und konnte erst am nächsten Morgen dem Verhafteten zugestellt werden. Inzwischen hatte sich dieser schon während der Nacht in seiner Zelle erhängt. TMS-ErcigiHe. — Der Kaiser hat dem Kommandanten des „Iltis", Kapitän Lans, den Orden paun 1s mHnitzs verliehen. — Vierfacher Kindermord wegen einer Ohrfeige hat ich in Berlin ereignet. Die in der Wrangelstraße 126 cm zweiten Stock wohnende Klempnerfrau Sokolewski latte sich Donnerstag Abend geärgert, daß ihr Mann nicht so viel Geld mitbrachte wie sie brauchte um gerade auszukommen, und es gab Streit, der sich am anderen Morgen erneuerte. Im Jähzorn gab der Mann seiner Frau eine Ohrfeige. Die Frau ging, als der Mann fort war, mit ihren vier Kindern, einem 6 jährigen und einem 4 jährigen Knaben, einem 3 jährigen Mädchen und einem 9 Monate alten Knaben, ins Vorderhaus und die Treppe bis zum 4. Stock hinauf. Blitzschnell riß sie das Fenster auf und warf ihre drei ältesten Kinder auf das Pflaster des Hofes hinab. Ein Bäckergeselle hörte zuerst das Aufschlagen der Körper auf das Pflaster, nach ihm auch andere Hausgenossen. Starr vor Entsetzen blickten die Leute noch aus die mit zerbrochenen Gliedmaßen daliegenden Kinder, als ihnen auch schon die Mutter mit dem jüngsten Kinde nachgesprungen kam. Den Knaben unter dem rechten Arm, stürzte sich Frau Sokolewski kopfüber zum Fenster hinaus und fiel neben den Kindern nieder. Hausgenossen eilten zur Polizei, und sofort wurde die Rettungswache von Bethanien und der nächsten Unfall station alarmirt. Aerzte waren bald zur Stelle, konnten aber nicht viel mehr helfen. Das älteste Kind, der Sohn Harry gab noch schwache Lebenszeichen von sich, starb aber bald. Die anderen Kinder waren gleich tot, das jüngste unter der Mutter erdrückt. Der Zustand der Frau ist hoffnungslos. — Ein Verbrechen ist in Gera begangen worden. Der Kaufmann und Droguist Noah in der Altcnburger- straße ist seit Freitag früh verschwunden. Aus Kloster lausnitz ist von ihm eine Postkarte angekommen, auf der er mittheilt, daß er in Geldnoth gerathen sei und daß er sein fünfjähriges Kind, das am Donnerstag Abend ge storben ist. vergiftet habe. Die Untersuchung der Leiche hat die Angaben des Flüchtigen bestätigt. Weiter ist aber festgcstellt worden, daß Noah auch seine beiden anderen Kinder zu vergiften versucht hat. Wo sich Noah aufhält, konnte nicht festgestellt werden. — In Mainz wurde am Sonnabend die Gutenberg- Feier Mittag 12 Uhr mit der Eröffnung der typograph ischen Ausstellung durch den Großherzog eingeleitct. Zu diesem Zwecke hatten sich die Civil-, Militär- und Kirchen behörden in Amtstracht in der Ausstellung cingefunden. Der Großherzog und die Gäste wurden durch Ansprachen begrüßt. Die Stadt ist aus Anlaß der Feier glänzend geschmückt, selbst der Dom trägt Fahnen und Wimpel; die Straßen sind einheitlich im Sinne der historischen Trachten des Festzuges geziert. Ein kunstvoll erbautes Fürstenzelt ist gegenüber dem Gutenberg-Monument er richtet, das Denkmal selbst hat großartigen gärtnerischen Schmuck erhalten. Unter den Gebäuden zeichnet sich das Militärkasino und das Kasino „Hof zum Gutenberg" durch besonders reichen Schmuck aus. Der Fremdcnzufluß ist ganz bedeutend. — Unter sonderbaren Umständen hat, wie aus Paris berichtet wird, die dortige Polizei einen Menschen festgc- nommen, den sie seit längerem vergeblich suchte. Es handelt sich um den Kassirer Ruyffelaere, der vor etwa fünfzehn Monaten flüchtig geworden war und das runde Sümmchen von 200 000 Franks mit sich genommen hatte. Natürlich nahm man zuerst an, daß er sich nach Belgien gewendet hätte, und hat ihn dort besonders gesucht; man batte sein Signalement auch nach allen Himmelsrichtungen geschickt und erwartete ihn selbstverständlich den einen oder anderen Tag auf irgend einem Bahnhof zu finden Inzwischen war er in vonbumsoinm verurthcilt worden. Die Richter hatten ihm zwei Jahre Gefängniß und eine Geldstrafe von 50 000 Francs aufoctroyirt- Die Polizei hatte die Sache zu den Akten genommen und sich im übrigen auf ihren wichtigsten Mitarbeiter, den Zufall, verlassen. Der Zufall hat sie nun auch prompt bedient. Der Mann ist jetzt wirklich verhaftet worden, und zwar an einem Orte, wo ihn niemand gesucht hätte, weder in Belgien noch sonstwo im Auslande, sondern in Paris- Man hat ihn an den Ufern der Seine festgenommen, NW er friedlich — angelte. Das war seit jeher seine Licblings- beschäftMng, und seit seiner Flucht hat er ihr jeden Tag, an dem es nur möglich war, gefrönt. Es war wohl eigentlich nicht nöthig, um eine so unschuldige Neigung zn befriedigen, daß er seinem Herrn 200 000 Francs stahl. Das Angeln scheint aber doch viel Geld zu kosten, denn von den 200 ooo Frs. hatte der Kassirer nicht mehr als >4 000 noch bei sich. Der Rest war jedenfalls für Regen würmer draufgegangen. — Zu dem Tode desrnssischen Grafen Murawjew wird noch mitgetheilt, daß der Minister wahrscheinlich infolge eines Blutergusses ins Gehirn verschieden ist. Seiner Gewohnheit gemäß begab sich der Graf bald, nach dem er früh aufgestanden war, ins Arbeitskabinet und setzte sich bei völligem Wohlbefinden an den Schreibtisch Später nahm der Graf den Kaffee, muß sich jedoch, wie anzunehmcn, bereits unwohl gefühlt haben, da er den Kaffee nicht austrank. Nach kurzer Zeit trat der Diener ein und fand den Minister auf dem Fußboden liegend. Die in aller Eile herbeigerufenen Aerzte konnten nur den eingetretenen Tod feststellen. — Ganz andere Sensation?-