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Die Lex Heime im Reichst««. ; Wie eS sich erwarten ließ, waren im Reichstag diei Tribünen am Donnerstag gleich bei Beginn der Sitzung stark besucht. Mit großem Interesse wenden sich vieler Blick« auf Hermann Sudermann, der in der linken Ecke der großen Mittellogc, allen sichtbar, Platz genommen hat. Boller noch als die Tribünen präsentirte sich der Sitzungssaal, zumal die Reihen des CentrumS zeigten kaum eine Lück-. Präsident Graf Ballestrem zählt kurz noch einmal auf, welche Theile der Lex Heinze bereit« erledigt sind, und theilt mit, daß noch einige handschriftliche Anträge zu dem Gesetze soeben einge- gangen sind, die er sogleich zum Druck gegeben habe und, sobald sie gedruckt sind, dem Hause zur Kenntniß bringen werde. Darauf wird die namentliche Abstimmung über den Antrag Heine vorgenommen, noch dem der § 360, 11 deS Strafgesetzbuches (Grober UnfugS-Paragraph) auf Erzeugnisse der Kunst und Literatur keine Anwendung finden soll. Die Abstimmung ergiebt die Anwesenheit von 290 Abgeordneten, von denen 80 mit „Ja* und 210 mit „Nein* stimmen. Der Antrag ist also abgelehnt. Nach der Verkündung deS Abstimmungsergebnisses verliest der Präsident einen von den freisinnigen Abgg. Munckel und Müller-Meiningen eingebrachten Antrag, der inhaftirte jugend liche Personen weiblichen Geschlechts vor dem Zusammensein mit gleichfalls verhafteten Dirnen zu schützen bezweckt. Darauf begründet Abg. Bebel mehrere Anträge der Sozialdemokraten, die prinzipiell die stttenpolizeiliche Kontrole der Dirnen über haupt aufheben, falls dies nicht durchgeht, wenigstens mildern respektive rechtliche Garantieen gegen ihren Mißbrauch schaffen wollen. Er führt zum Beweise dec Nothwendigkeit, diese Verhältnisse zu ändern, Fälle von polizeilichen Mißgriffen vor, die in der Presse schon vielfach besprochen worden sind; die Zahl der alljährlich fistüten Frauen und Mädchen sei außcrgewihnlich groß und wachse noch an, die wenigsten aber hätten gerichtlich zur Verantwortung gezogen werden linnen. Habe die Polizei doch gelegentlich sogar Mädchen wegen gewerbsmäßiger Unzucht verhaftet und der sittenpolizeilichen Aussicht unterstellt, von denen sich alsbald herausgestellt habe, daß sic Jungfrauen seien. In England wäre so etwas un- möglich, dort würde die Entrüstung der ganzen Frauenwelt die Antwort auf solche Hebelgriffe sein. Al« Redner gegen 3 Uhr schließt, theilt der Präsident Graf Ballestrem mit, daß inzwischen ein Antrag Singer eingegangen sei auf namentliche Abstimmung sowohl über den Prinzipalantrag, wie über die Eventualanträge. Abg. Stadthagen (Soz.), der sodann das Wort erhält, wird rechts mit Gelächter empfangen, welches sich zu so lebhaften Lärm mit Halloh-Rufen steigert, daß P.ästdent Gras Ballestrem mit den Worten um Ruhe bittet: Je bester das HauS erfreulicher Weise besetzt sei, (Heiterkeit.) um so mehr sei Ruhe nithig, eS könne sonst ein Ton zur Herrschaft kommen, der bisher hier nicht üblich und der nicht erwünscht sei. Abg. Stadthagen (sehr leise sprechend) tritt in längeren Ausführungen für den Eventualantrag Heinze ein. Auch er schildert an langen Beispielen polizeiliche Mißgriffe gegenüber anständigen Mädchen und Frauen. Die Pol'zei glaube, an ständige Frauen und Mädchen behandeln zu können, als ob sie Bestien wären, denen gegenüber Alles erlaubt sei. Er schließt um 4^ Uhr seine 1^ stündige Rede damit, er freue sich, daß dem Antrag seiner Partei bisher noch nicht widersprochen worden sei. Er ziehe daraus den Schluß, daß das Haus von Anfang bis zu Ende mit seinen Ausführungen einverstanden sei und den Antrag einmüthig annnehmen werde. (Große Heiterkeit.) Während der Rede deS Abg. Stadthagen sind 6 Eventual anträge von Haußmann-Böblingen betr. Abänderungen des 5 361 des Strafgesetzbuches eingegangen, ferner ein Antrag Beck-Koburg zu dem Anträge Müller-Fulda, statt deS Wortes „Weibspersonen* „Frauenspersonen" zu setzen, sowie 6 An träge von Frohme, der die Bestimmungen der Strafgesetz buches betr. den Zweikampf aufheben will und dafür die Bestimmungen betr. Verbrechen und Vergehen wider das Leben in der Weise erweitern will, daß der Zw-ikampf Mord resp. Körperverletzung gleichgestellt wird. Beckh (freis. VolkSp.) spricht sich gegen den sozial demokratischen Hauptantrag au«. In den WohnungSbe- schränkungen für die der gewerblichen Unzucht ergebenen Personen liege ein richtiger Gedanke, freilich etwas Anderes sei eS mit der Ausführung des Gedankens, wie überhaupt der polizeilichen Aufsicht über jene Personen. Deshalb sei er auch durchaus einverstanden mit den Forderungen zum Schutze gegen polizeiliche Mißgriffe, die in den Eventual anträgen verlangt würden. Gebe e» doch sogar Staaten, welche Vordelle duldeten und auf diese eine Steuer erhöhen unter dem Titel „Steuer auf Lande-produkte*. (Große Heiterkeit.) So, wie die Eventualanträge eingebracht seien, könne er allerdings für dieselben nicht stimmen, aber der Gedanke der Anträge sei gut. Nunmehr, 10 Minuten vor 5 Uhr, wird von den Abgg. Spahn und Levetzow Debatteschluß beantragt. Ueber diesrn Antrag fordert Abg. Singer namentliche ^Abstimmung. Seinem Verlangen muß, da die Freisinnigen den Antrag unterstützen, stattgegeben werden. Die namentliche Abstimm ung ergiebt Annahme des DebatteschlusscS mit 213 gegen 92 Stimmen bei 1 Stimmenthaltung. Mit der Minorität stimmen diesmal auch die Polen. Die Debatte ist hiermit geschloffen. Um 5 Uhr 20 Minuten beginnt die namentlich- Abstimmung über den sozialdemokratischen Hauptantrag auf Streichung der Nr. 5 deS 8 361, sowie über die Eventual anträge auf Hinzufügung von Zusätzen. Alle Anträge werden abgelehnt Bei der letzten Abstimmung, bei der iS sich um Streichung des 8 361 Nr. 6 handelt, stimmten die Freisinnigen mit der Mehrheit. Der Krieg in Südchika. Die Boeren behaupten, Mafeking, daS lange belagerte, nunmehr erobert zu haben. Die Engländer in London ver sichern, ihnen sei davon nichts bekannt. Beides ist möglich. Die Nachricht über den Fall Mafeking» gründet sich auf eine Depesche, welche da« Londoner Blatt Daily Mail,! da« sich freilich nicht immer durch besondere Zuverlässigkeit auSzeichnet, vom 15. Mai aus Laurenzo Marques empfangen hat. Diese D.prsche lautet vollständig: Am Sonnabend fand in Mafeking ein verzweifelter Kampf statt, man glaubt aber, daß er zu Gunsten der Garnison geendet. Die Boeren griffen die Stadt mit Artillerie an. DaS Kaffernviertel stand bald in Flammen. Während der hierdurch hervorge- lufenen Verwirrung bemächtigten sich die Boeren der Kaffern- stadt und richteten von dort aus kurzer Entfernung die Ge schütze auf die Stadt selbst. Durch geschicktes Manövriren gelang eS der Garnison trotz ihrer zusammengeschmolzenen Zahl, die Abtheilung der Boeren, welche daS Kaffernviertel genommen, zu umringen. ES folgte ein heißer Kampf, eS scheint aber nach den letzten Meldungen, daß die Boeren die Kaffernstadt noch besetzt halten, wahrscheinlich noch um ringt von den englischen Truppen. — Die bocrenfreundliche Partei in Laurenzo MarqueS verbreitete folgende Meldung: Im Kaffernviertel MafekingS brach am letzten Sonnabend während eines Angriffs der Boeren Feuer aus. Ein Straßen kampf folgte. Oberst Baden-Powell erbat Waffenstillstand und kapitultrtc am Sonntag früh um 7 Uhr. Boeren, die aus Pretoria in Laurenzo MarqueS eintrafen, zeigten folgendes Telegramm vor, das „Snymann* unterzeichnet ist und be- sagt: »Ich "ar so glücklich, heute früh Baden-Powell mit 900 Mann gefangen zu nehmen.* Der Berichterstatter der „Daily Mail* setzt hinzu, eS sei kein Zweifel, daß ein heftiges Gefecht stattgefunden, und eS sei kaum zweifelhaft, daß das Kaffernviertel besetzt sei; aber ähnliche Telegramme seien in Pretoria bezüglich Ladysmith und Wepener ver öffentlicht worden und st- werden lediglich betrachtet als ein verzweifelter Versuch der Boeren - Regierung, die Bürger zu sammenzuhalten. In militärischer Bedeutung wäre die Elobcrung Mafc- kingS durch die Boeren nicht besonders wichtig, außer daß dadurch ein paar tausend BurgherS frei werden, die aus einem anderen Kriegsschauplätze verwendet werden können. Wäre Mafeking vor einigen Monaten von den Engländern entsetzt worden, so hätten diese von dort her den Marsch auf daS 260 Kilometer entfernte Petoria unternehmen können, allein da Lord Roberts jetzt bereits von Süden he« näher an die Hauptstadt von Transvaal herangekommen ist, so wird ein Angriff von Westen her überflüssig. In moralischer Beziehung mag dagegen der Fall MafekingS ermuthigend aus die Boeren wirken und den Engländern klar machen, daß sie noch nicht am Ende der Krieges sind. In London hat die Meldung über die Einnahme von Mafeking durch den Kommandanten Snyman und über d'e Gefangennahme des Obersten Baden-Powell mit seinen 900 Mann begreiflicherweise die größte Erregung hervorgcrufen. Man meldet von dort: Tausende von Personen belagern das KriegSamt, welches indessen bis jetzt weder eine Bestätigung der Meldung, noch eine Widerlegung derselben veröffentlicht Hot. Obwohl die Richtigk.it der Nachricht allgemein geglaubt wird, stellen doch einige Blätter dieselbe in Zweifel, erklären aber, falls die Meldung sich bestätigt, verdiene trotzdem Baden-Powell mit seinen Truppen das größte Lob für die heldenhafte Ausdauer, die er bewiesen. Allgemrin wird in dessen die Befürchtung ausgesprochen, daß die Boeren nun mehr mit erneuter Energie den Kamps fortsetzen werden. Ueber die Operationen Roberts wird bekannt, daß General Hunter den Vaalfluß überschritt und somit in Transvaal eingedrungen ist. Er hat im Nordwesten von Heilbronn Christianis besetzt, die Boeren haben sich auf KlerkSdorp zurückgezogen. Ferner ist nunmehr besetzt worden Ladybrand, daS die OranjestaatSboeren bis vor Kurzem hielten, wie ferner Buller melden kann, daß seine vorgeschobenen Posten in N-w-Castl- eingetroffen sein dürften. Die 5. Division steht in Staffeln auf dem Wege von Eiandslaagtc bis Glencoe und sei mit der Ausbesserung der Eisenbahn beschäftigt. Alle Berichte brr Kundschafter stimmten darin überein, daß 7000 Boeren am 14. und 15. Mai in großer Eile nordwärts gezogen sind. SälysWes. — Ein Unternehm« aus dem Plauenschen G run d e hat in DippoldiSwalde in der Nähe des HuthauS-RestauranIS Grund und Boden angekauft, um noch in diesem Jahre zwei Häuser mit je 9 Arbeiterwohnungen zu erlichten. — Das JahreSfest deSGustav-Adolf-VercinS wird in der Kirche zu Deuben gefeiert werden am Sonntag nach Pfingsten, den 10. Juni. Nachmittag- ^3 Uhr wird FestgotteSdienst und unmittelbar darnach Fcflver- sammlung im oberen Gasthofe stattfinden. Eine zahlreiche Bethciligung von auswärts steht zu erwarten. Die Deubener Gemeinde aber wird sicherlich den Gästen einen freudigen Willkommen bieten. — Der wegen Diebstahls berreit« vorbestrafte 35 Jahre alte Dekorationsmaler Richard Max Israel, aus Deuben gebürtig und jetzt in Naußlitz wohnhaft, lockte einen kleinen Hund an sich und verkaufte ihn kurz darauf für 2 Mark. Am 28. Februar stahl er Abends in der 10. Stunde aus dem Hofraum eines in Naußlitz belegenen Grundstücks einen Handwagen. Unter Berücksichtigung, daß Israel sich nahezu 10 Jahre straffrei gehalten, werden ihm vom Dresdner Landgericht mildernde Umstände zugebilligt; demgemäß wird auf 6 Monate erkannt, von denen ein Monat Untersuchungs haft für verbüßt gilt. — Einen fürchterlichen Schreck erlitt am Mittwoch Vormittag in der zehnten Stunde in Deuben eine Mutter, die sich zum Wäsche aufhängen aus der Wohnung in den Garten begeben hatte, al- ihr 2*/, Jahr altes Kind aus dem Fenster der Wohnung in der zweiten Etage herabgestürzt kam. Trotz der beträchtlichen Höhr hat das Kind außer einer Verwundung am Kopf, die ärztliche Hilfe nöthig machte, keinen weiteren Schaden davongetragen, denn eS lief am Donnerstag zur Freude der Eltern bereits wieder frisch und munter umher. — In seiner auf der RathhauSstraße in Plauen gelegenen Wohnung machte am Mittwoch ein 48 jähriger Zimmermann Namens Loew durch Erhängen seinem Leben freiwillig ein Ende. Lebensüberdruß dürfte den BemitleidenS- werthen zu diesem unseligen Entschlusse veranlaßt haben. — Der Mikado, die reizende Sullivanische Operette, geht am Sonnabend nach 7 jähriger Pause neu einstudirt im Dresdner Restdenztheater in Scene. Die Partie Uum Dum wird am Sonnabend Fräulein Marie Erich vom Lindentheater in Berlin singen. — Ein mysteriöses, höchst interessante- Ei hat die Henne deS GutSb.sitzerS E. B in Hennersdorf gelegt. Dasselbe scheint leer zu sein, denn eS ist sehr leicht und stellt sich von s-lbst, wie man eS auch legen mag, auf seine Spitze. Mit dem Hühnerprodukt haben demnach einst jene Herren, denen Kolumbus bei Tafel daS schwiecige Kunststück aufgab, ein Et auf die Spitze zu stellen, dies am leichtesten fertig gebracht. Ein in Hennersdorf anwesender Schauspieler bot bereit- 3 Mark dafür. — Wechselfälschungen von üb« 70 000 M. ließ sich der bei dem RathSbauamte in Leip zig angestellte Ingenieur Richard Blum zu Schulden kommen und dürfte sich auch eines betrügerischen Bankrotts schuldig gemacht haben. Die Fälschungen liegen dem Vernehmen nach einige Zeit zurück, alte Fälschungen wurden regelmäßig durch neue ver deckt. Als die Geschichte nicht mehr weiter ging, stellte sich Blum freiwillig der Staatsanwaltschaft. Die letztere behielt ihn in Haft. Der Wechselfälscher lebte anscheinend in guten Verhältnissen und war auch Hausbesitzer. Im Ge- sängniß wollt- Blum Selbstmord begehen, eS ist aber nur beim Versuch geblieben. Die Ausführung ist rechtzeitig ver hindert worden. Blum ist der zweite Sohn deS bekannten VoikSmanneS Robert Blum und der jüngere Bruder deS früheren Leipziger Rechtsanwalts HanS Blum. TWü-EreWfle. — Im Reichstag wurden am Mittwoch die auS Anlaß der Kaiserreise nach Jerusalem entstandenen Etat- Ueberschreitungkn genehmigt. Abg. Singer (Soz.) spricht sich gegen di- Bewilligung auS. Es habe sich um eine Piivatrcise gehandelt, deren Kosten au- der Schatulle de- Kaisers zu decken gewesen wären. Staatssekretär Graf PosadowSky führt auS, daß d-r Kaiser auch unterwegs die wichtigsten Geschäfte besorge und dazu der Civil- und mili tärischen Begleitung bedürfe. Deshalb handle eS sich um ReichSauSgaben. — Bei der zweiten Berathung deS ange nommenen Nachtragsetats, bei dem es sich hauptsächlich um Au-gabrn für die Vermehrung der Schutztruppe in Kamerun, sowie für strategische Bahnen handelt, bemerkt Abg. Bebel (Soz ), dir Verhältnisse in Kamerun hätten sich in den letzten Jahren zusehends verschlechtert. Die Aufstände der Ein geborenen hätten zugenommen, die Arbeiterfrage sei immer schwieriger geworden. Bei der Strafixpedition scheine zu rücksichtslos vrrfahren worden zu sein. Wolle unsere Kolonial politik Erfolge erzielen, so müsse sie ganz anders Vorgehen. Kolonialdirektor v. Buchka erwiderte, die Aufstände seien nur entstanden, weil eben die Schutztrupp- zu klein war. Von rücksichtslosem Vorgehen sei nicht die Rede. WaS die Arbeiterfrage anlange, so habe er auf die Arbeitgeber ein wirken lassen, daS die Neger gut behandelt würden. Straf- expeditioncn seien nothwcndig, um die Autorität aufrecht zu erhalten. — Im Mittelpunkt der gegenwärtig stattfindenden Er hebungen betr. de- Konitzer Mordes steht die Peffönlichkeit deS Schneiderm-ist«- und Hausbesitzer- P. Er ist Jung geselle und gut beleumdet. Er wie sein Bruder waren mit Winter befreundet. Winter war zwei Häuser von dem P.'S entfernt in Pension. P. hat die Aussage gemacht, daß er Winter an d>ss-n Todestage in Gesellschaft zweier bisher trotz aller Bemühungen nicht ermittelter junger Leute gesehen habe, was die letzte Kunde ist, die man vom Verbleib- Winters bis zur Auffindung seiner Leiche hat. AuS P.'S Geschäft stammen da- Packpapier und der Sack, in welchem die L.ichentheile gefunden wurden. Unter diesen Umständen ist eS nicht verwunderlich, daß der Name P.'S im gejammten bisherigen Verlauf der Untersuchung eine gewisse Rolle g-- spieit hat und sich immer wieder in den Vordergrund drängt. Ohne jeden Anhalt ist man übrigens nach wie vor gegenüber der Frage, wer die Zertheilunz Winters nach dessen Er mordung vorgenommen haben kann. Auch di- Berliner GerichtSphysiker sind der Ansicht, daß unbedingt eine sach verständige Hand, wahrscheinlich die einer Schlächters, Messer und Säge gesührt haben muß. Unaufgeklärt ist nach wie vor die Auffindung dcS Rhodrschen TaschentuchcS bei dem Kopf Winters. Frau KreiSschulinspektor Rhode, die sich nebst ihrem beurlaubten Gatten auf einer Erholungsreise befindet, hat, als sic als Besitzerin de- Taschentuchs entdeckt wurde, erklärt, ste habe sich trotz der öffentlichen Aufforderung nicht gemeldet, weil sie dem Taschentuchfund gar keine Brdeutung beimeffe. — Sie sei der festen Ueberzeugung, daß ein Ritual mord vorliege, und da sei eS gleichgiltig, daß daS Taschentuch au- ihrem Hause sich in die Nähe deS Fundorts verirrt habe. — Die „Drutschc Wacht* weiß zu melden, daß der G-- fangnenaussih-r sah, wie der verhaftete JSraelSki aus rituell geliefertem Mittagessen einer Kartoffel einen Zettel entnahm auf dem geschrieben stand, JSraelSki solle sagen, er habe den Kopf de» Gymnasiasten Winter von einer Person in Konitz, deren Nome genannt war, erhalten. — Bescheidene Leute wohnen am Mettenberg zu Biberach. Der Anz. v. Oberland schreibt: „Wohl noch selten gab sich bei Ausstellung einer Straßenlaterne eine solche Freude kund, als gestern bei derjenigen, welche auf eine Eingabe der um den Mettenbergwerk wohnenden Nachbarschaft in unserer Vorstadt Birkendorf gestellt wurde. Kaum errichtet, wurde die Laterne sammt Träger mit Guirlanden b>k«änzt, beim Anzünden am Abend versammelte sich eine über hundert Theilnchmcr zählende Menge. Musik ertönte, Feuerwerk wurde abgebrannt und schnell h-rbeigeschafftcr Gerstensaft kreiste in der Runde. In einer Ansprache wurde dem Dank an dre bürgerlichen Kollegien durch ein begeistert auf genommener Hoch Ausdruck verliehen, während durch das