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Memim Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis einschließlich der illustrirten Beilagen „Gute Geister" u. „Zeitbilder" sowie des illustr. Witzblattes „Seisenblasen" 1,50 Mk. Zeitung sm UlMck, Seisersdoes, Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf-, für auswärtige Inserenten 15 Pf. Tabellarische Inserate werden doppelt berechnet. Annahme von Anzeigen sür alle Zeitungen. Groß- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 59. Bekanntmachung. Die Ende April dss. Js. fällig gewesenen, noch rück ständigen Slaaissteuern und Stadtanlagen sind zur Ver meidung von Weiterungen nunmehr sofort und längstens innerhalb 8 Tagen an die Stadlkasse abzuführeu. Rabenau, am 16. Mai 1900. Der Bürgermeister. Wittig. Atts Nal) mld Fertt. — Die am letzten Bußtage im Königreich Sachsen gesammelte Collecte für Innere Mission ist höher gewesen als je zuvor. Es haben 23 500 Mk. an verschiedene Liebeswerke des Landes verlheilt werden können. — Der Gasthof Erblehngericht Somsdorf ist am 15. d. Mts. in de» Besitz des Herrn Bernhard, früher Besitzer des Gasthofes in Saalhausen, für den Preis von 73 000 Mark übergegangen. — Für das Kreischaer Gemeindevorstandsamt haben sich nicht weniger als 64 Bewerber, sämmtlich von auswärts gemeldet. Unter diesen stellt namentlich Leipzig eine große Zahl. — Die Sparkasse zu Dippoldiswalde besteht nm 18. d. Mls. 50 Jahre. Verzinst wurden die bei ihr eingelegten Sparbeträge bis 1869 mit 3»/« v. H., bis 1872 mit 4 v. H., bis 1874 mit 3?/z v. H., bis Ende Juni 1887 mit 4 v. H., bis 1886 mit 3,6 v. H., seit dem 1. Januar 1887 mit 3»/g v. H., ans welcher Höhe der Zinsfuß sich jetzt noch befindet. In den 50 Jahren betrug die Gesammt- einnahme 30 567 316 M. 11 Pf., die Gesammtansgabe 30542 903 M. 50 Pf., der Gesammtnmsatz 61110 219 M. 61 Pf. Als Kassenverwalter wurde bei der Gründung der Sparkasse Herr Gasthvfsbesitzer Karl Friedrich August Theuerkauf gewählt, der dieses Amt bis zu seiner am 30. Der Herkules. Erzählung von L. Maurice. 7- tNachdnnk verboten.) 1. In einem Restaurant der mitteldeutschen Stadl M. saß an einem Tische, auf dem sich die Neste eines Mittags mahles befanden, ein älterer Mann in ländlicher Tracht und schaute finster nach einem etwas entfernt am Fenster stehenden jungen, hübschen, blassen Mädchen, welches eben falls bäurische Kleidung trug und sinnend ans die Straße hinansblickte. Außer den Beiden befand sich noch ein dritter Gast in dem Gemache, ein junger Mann in einem Anznge, der etwas zu auffallend elegant war, um geschmackvoll ge nannt zu werden, und mit einem Gesichte, das zu viele Spuren eines wilden Lebens trug, um noch als einnehmend gelten zu können. Der junge Mann Halle ein Monocle ins Auge geklemmt, rauchte eine Cigarette und trank hin und wieder einen Schluck Wein aus dem vor ihm stehenden Glase. Er schien sich um Niemand zn kümmern; wer ihn aber un ausgesetzt betrachtete, mußte bemerken, daß er zeitweise einen rasche», spähenden Blick auf den alten Landmann und die neben demselben auf einem Stuhle liegende strotzende Geld tasche warf. „Hast Du Dir die Luite draußen bald genug beguckt?" rief der Alte jetzt dem Mädchen zu. Dieses fuhr erschreckt zusammen; seine Gedanken waren anscheinend weit entfnnt von dem bnnten Treiben ans der Straße gewesen. Ehe es aber etwas entgegnen konnte, hielt es der Herr mit dem Monocle sür angebracht, aus seiner reservirten Haltung heranszugehen. „Das Fräulein ist wohl noch nicht hier in M. ge wesen?" meinte er in freundlichem Tone. Der Landmann kehrte sich verwundert nach dem Fragen den um und zuckte nur die Achseln, während es das Mädchen nicht einmal für nöthig hielt, den Kopf vomFenster abzuwenden. Der junge Herr ließ sich aber hierdurch nicht beirre», er ergriff im Gegentheil Flasche und Glas, trat an den Tisch des Bauers und ließ sich hier mit den Worten nieder: „Wir habe», wenn ich auch mehr wie ein Städter aussehe, doch denselben Stand. Ich bin ebenfalls Gutsbesitzer, und zwar ziemlich bedeutender. Mein Name ist Baron Kurt v. Warteusels." Der also Unterrichtete »lachte ein etwas dummes Gesicht; er schien nicht recht zu begreifen, weshalb sich der feine Herr ihm vorstellte. „Ja, ja," fahr dieser lächelnd fort, „wenn man zuver lässige Inspektoren besitzt, darf man es schon wagen, eine Sonnabend, den 19. Mai 1900. September 1874 erfolgten Pcnsionirung bekleidet hat. Seit 1. Oktober 1874 verwaltet dasselbe der vormalige Raths- registrator Herr Karl Kunzmann, während der bisherige Ephoralexpedient nnd Kirchenkassirer Herr Hngo Schubert seit 1. Januar 1895 als Kontroleur thätig ist. — In den Nachmittagsstunden des vergangenen Montags wurde das Anwesen des Wirthschaftsbesttzers und Bergarbeiters Robert Schumann in Oberhermsdorf bis auf die Scheune ein Nanb der Flammen. Einiges Mobiliar nnd das Vieh konnten noch rechtzeitig in Sicher heit gebracht werden. — Bäck er streik in Leipzig. 650 Bäckerge hilfen sind am Donnerstag früh zur Durchführung der von der Bäckerinnnng abgelehnten Forderungen in den Streik eingetreten. Sie verlangen die Abschaffung von Kostund Logis bei den Meistern unter entsprechender Erhöhung der Löhne. — In Wahn bei Hannover sind von 136 Wohn- hänsern 85 abgebrannt. Eine Frau fand den Tod in den Flammen. Viel Vieh ist verbrannt. 450 Personen sind obdachlos. — Attentat in einer oberschlesischen Hütte. Aus Myslowitz wird berichtet: Ein Hüttenarbeiter versuchte, den Schmelzmeistcr in den glühenden Hochofen zu stürzen, erstach ihn dann und verletzte mehrere Arbeiter. — Der Maler Leo von Borowski, welcher am Dienstag Nachmittag im Schloßgarten zu Charlottenburg seine Geliebte Else Feige erschossen und dann die Waffe gegen sich gerichtet hat, war Mittwoch Abend noch am Leben, aber noch nicht vernehmungsfähig. Es ist wenig Hoffnung auf Erhaltung des Lebens vorhanden. — Rache? Der Rittergutsbesitzer Buchholz in Cossrnblatt schoß, wie dem „Berl. Tagebl." aus Breskow mitgetheilt wird, am Mittwoch gegen 7 Uhr Abends zwischen Giesensdorf nnd Cossenblatt ans kurze Distanz ans vier Personen, dieZn einer Gerichtsverhandlung zu Frankfurt a. O. Zeit lang seinem Vergnügen in der Stadt nachzugehen. Dennoch freue ich mich immer, mich mit Leuten vom Lande unterhalten zu können, und erlaube mir deshalb, hier Platz zu nehmen." Der alte Bauer zeigte noch immer keine entgegen kommendere Miene, weshalb der Baron abermals begann: „Wo sind Sie denn eigentlich zu Hause?" „Zwei Stunden von hier, in Beisenheim," versetzte jetzt der Gefragte kurz. „Ah, da giebt's guten Boden und reiche Bauern. Ich war zufällig vor einiger Zeit mit einem Inspektor dort, nm Vich zu kaufen." „So, so?" sagte Jener plötzlich interesstrt. „Und sind der Herr Baron znrechtgekommen?" „O ja, mein Inspektor Weckers hat zehn oder zwölf Kühe nnd Ochsen gekauft. Es war in einem großen Hofe gleich rechts, wenn man in's Dorf kommt." „Gleich rechts? Wer könnte denn das gewesen sein? Irrt sich der Herr Baron auch nicht und meint linker Hand?" „Warten Sie einmal? Richtig, wir mußten ja den Wagen tuenden; es war links." „So, beim Frohberger also! Sieh', sieh', hat der solch' ein Geschäft mit dem Herrn Baron gemacht? Wenn der Herr Baron zu mir gekommen wäre, würde ihm auch schönes Vieh zu billigen Preisen zu Diensten gestanden haben." „Nun, das kann sich ja über kurz oder lang tvieder ereignen, Wie ist doch Ihr Name? Ich will ihn mir gern für die nächste Gelegenheit notiren." Herr v. Wartenfels zog ein elegantes Notizbuch hervor und blickte sein Gegenüber erwartungsvoll an. „Kaspar Braunmeiser, Herr Baron," entgegnete der Alte schmunzelnd. „Sie werden finden, daß ich nicht zu viel gesagt habe; mein Vieh kann sich mit demjenigen Froh- berger's in jeder Hinsicht messen." „Das bezweifle ich gar nicht," lächelte der junge Alan» zuvorkommend. „Wie waren Sie denn mit dem heutigen Geschäft in der Stadt zufrieden?" „O, das ginge schon, wenn man nur nicht sonst seinen Aerger hätte." Der Alte warf dabei wieder einen unfreund lichen Blick nach dem Mädchen am Fenster, welches sich noch immer nicht bewegte und dem ganzen Gespräche der Beiden anscheinend keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte. „Man hat feilt Kreitz mit den Kindern." „Man verheiralhe sie, dann hat der Mann sein Kreuz damit," lachte der Baron. „Jawohl, wenn sie nur wollten, wie man will" „Ach so, darum schmollt das Fräulein Tochter? Nun, das wirs sich schon gebe», mau braucht nur fest zu bleiben." 13. Jahrgang. als belastende Zeugen gegen ihn aufgetreten waren. Zwei Personen, darunter der Gutsgärtner Ponath in Cossenblatt, sind tödtlich, zwei andere sowie der Kutscher leicht ver wundet. Die Untersuchung ist eingeleitet. — Zu vier Jahren Gefängniß wurde in München der Soldat Scheibl vom 16. Infanterieregiment von: Militärbezirksgericht bestraft, weil er den Unteroffizier Liebl, von dem er sich verfolgt glaubte, Nachts mit einer Waschschüssel auf den Kopf schlug. Der Unteroffizier war nach dem Schlage eine Stunde lang bewußtlos und einen Monat krank. — Beim Fest der Santa Lucia, deren Capelle am Ufer des Vico-Sees bei dem römischen Ort Ronciglione liegt, kenterten zwei mit jungen Leuten dicht gefüllte Barken auf dem Rückwege von der Capelle, 300 Meter vom Ufer entfernt. 30 bis 40 Menschen sind ertrunken, nur 15 konnten gerettet werden. — Ueber 20 000 Bauarbeiter ist in Stockholm die Sperre verhängt worden; 5000 waren ausständig. Kirchenuachrichten von Rabenau. Sonntag, dm 20. Mai. Dom. Rogate. Vorm, halb 9 Uhr Gottesdienst. Predigttext: Matth. 7, 7—11. Nachm. 1 Uhr: Katechismusunterredung mit den Jungfrauen. Geboren : Am t t. Mai dem Möbelpolirer August Walther Sebastian hier eine Tochter. — Am 13. Mai dem Stuhlbauer Karl Robert Neubert hier eine Tochter. Getauft: Am 13. Mai: Ernst Martin Uhlig, Sohn des Drechsler meisters Moritz Heinrich Uhlig hier. — Margarete Erna Hünich, Tochter des Stuhlb. Max Gustav Hünich hier. — Werner Oswald Dittrich, Sohn des Materialverwalters Emil Oswald Dittrich hier. — Kurt Wilhelm Sand, Sohn des Fabrikarbeiters Karl August Wilhelm Sand in Obernaundorf. — Bruno Ewald Hornei, Sohn des Stuhlb. Wilhelm Bruns Horuei in Kleinölsa. — Am 14. Mai: Johannes Erich Schreiber, Sohn des Gastwirths Paul Max Schreiber hier. Getraut: Am 13. Mai Wilhelm Bruno Hornei, Stuhlb. in Kleiuölsa uud Anna Marie Wolf in Kleinölsa. „Und mau bleibt fest," knurrte der Bauer. „Dafür ist mau Vater. Ich nahm sie init hierher in dein Glauben, daß sie dadurch etwas andern Sinn bekäme. Aber das muckt und muckt in einem fort." „Ich ließe nur dadurch an ihrer Stelle die Laune nicht verderben. Wann beabsichtigen Sie nach Hause zurückzukehren." „Heute Abend." „Jedenfalls mit dem eigenen Wagen?" „Ei freilich." „Dann sind Sie ja nicht so sehr an die Zeit gebunden nnd können noch das Theater oder die Alhambra besuchen, wo es allerhand Hübsches zu sehen und zu hören giebt. Taschenspieler, Velocipedfahrer, Komiker, Sängerinnen. Vielleicht wird das Fräulein dadurch ebenfalls aufgeheitert. So etwas sieht sie doch nicht jeden Tag." In diesem Moment öffnete sich die Thüre uud ein neuer Gast trat ein, ebenfalls ein älterer Mann in Bauern kleidung. Als er die Beiden am Tische erblickle, schritt er rasch auf sie zu und reichte Braunmeiser mit den Worten die Hand: „Grüß Gott, Kaspar! Na, wie geht's?" „Holland und Türkei!" rief dieser, sich angenehm über rascht erhebend, „der Eclenmüller! Das ist schön, daß wir uns hier treffen! Gut geht's mir, uud Dir gleichfalls?" „Na ja, so ziemlich." „Setz' Dich." Ec klingelte. „He, Wirthschaft! 'ne Flasche von derselben Sorte und »och ein Glas!" Der Kellner beeilte sich, dem Wunsche zu genügen und die Neste der Mittagstafel abznränmen. Braunmeiser bezahlte und fragte den Freund: „Hattest Du auch Geschäfte hier?" „Wenig. Nur mit meinem Advokaten wegen eines Prozesses etwas zu besprechen. Die Sache steht gut." „Das ist ja sehr erfreulich." Den neugierigen Blick gewahrend, welchen der Ankömmling auf Herrn v. Warten fels richtete, stellte er den Letzteren mit den Worten vor: „Ein Herr Baron, der in hiesiger Gegend häufig Vieh einkäufe macht. Ec hat meine Adresse ausgeschrieben; wenn Du gleichfalls Vieh abzugeben, hast, kann er die Deinige ja auch notiren." Auftrieb: Ochse» 372, Kalben u. Kühe 206, Bulle» 173, Kälber 578, Schafe 911, Schweine 2260. Preise wurden für 50 Kilo Lebend gelvicht wie nachstehend gehalten: Ochsen: erste Sorte 35 Mk., zweite Sorte 32 Mk., dritte Sorte 29 Mk. Kalben und Kühe: erste Sorte 34 Mk., zweite Sorte 30 Mk., dritte Sorte 27 Mk. Bullen: erste Sorte 35 Mk., zweite Sorte 31 Mk., dritte Sorte — Mk. Kalber: erste Sorte 45 Mk., zweite Sorte 40 Mk., dritte Sorte — Mk. Schafe: erste Sorte 65 Mk., zweite Sorte 62 Mk., dritte Sorte 57 Mk. Schlachtgew. Schweine: erste Sorte. 37 Mk., zweite Sorte 36 Mk., dritte Sorte 33 Mk.