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— In dem kleinen italienischen Dorfe Berbenno (450 Meter hoch im Veltin gelegen) wird seit Jahren ein Phänomen beobachtet, welches die abergläubischen Bewohner fiir übernatürlich halten. Erst jetzt ist cs von einem Gelehr ten gesehen und beschrieben worden, von Professor Fabani, der es an Ort und Stelle studirte. Fast jede Nacht erhebt sich an einer bestimmten Stelle außerhalb des Dorfes eine Flamme aus dem Boden. Gewöhnlich zeigt sie weißes Licht, manchmal auch röthliches oder gelbliches. Ihre Höhe wechselt. Zuweilen beträgt sie nur einige Centimeter, hie und da schießt sie bis acht Meter empor. Eine Weile steht sie still, dann beginnt sie zu wandeln, bald langsam, bald schnell, bald aufrecht, bald in Schlangenwindungen. Meistens bewegt sie sich ein iveites Stück Weges bis zum Pfarrhause, dort erlischt sic. Ihre Farbe wechselt während der Wanderung. Ab und zu steigen zwei oder drei kleinere Flammen an verschiedenen Stellen aus der Erde und huschen über die Weinberge hin, um sich später zu vereinigen. Die Form der Flammen ist fast jedesmal eine andere. Dem Menschen weicht sie aus; der Wind hat keinen Einfluß auf ihre Richtung, denn sie wandert ihm oft entgegen. Regen und Schnee verlöschen sic nicht. Die merkwürdige Erscheinung dauert oft mehrere Stunden. Professor Fabani giebt keine Erklärung, er erwähnt nur, daß bei Berbenno 4624 ein blutiges Treffen stattfand, daß man in der Umgebung noch jetzt häufig menschliche Gebeine ausgräbt, sowie daß in der Nähe des Pfarrhauses sich wahrscheinlich der Pestfriedhof von l557 befand, auf dem zahlreiche Opfer der Seuche perscharrt wurden. — Wie jetzt bekannt wird, haben die Engländer während des südafrikanischen Krieges nicht weniger als 40 000 Maulesel in Spanien angekauft und nach dem Kriegsschauplätze befördert. Der spanische Landwirt!) be ginnt nun die Folgen ernstlich zu spüren, da die als Zug- thicrc und Lastthiere benutzten Maulesel ganz ungeheuer im Preise gestiegen sind und für den kleinen Mann un erschwinglich theuer werden. Jetzt beginnen die englischen Agenten auch Schlachtvieh in Spanien für den Kriegs schauplatz anfzukaufen. In den letzten Tagen wurden U ooo Stück Hornvieh in Gibraltar eingeschifft; wenn das so weiter geht, so werden auch die Fleischprcise un erschwinglich werden und das große Publikum wird da runter zu leiden haben. — In China nehmen die dort ausgebrochenen Un ruhen fortdauernd einen Verlauf, der zu dcn ernstesten Besorgnissen Anlaß giebt. Nach der Meldung eines Telc- Mphm-Bureaus ist außer dem japanischen Gesandten in Peking auch derjenige Deutschlands der Mörderhand der Borer zum Opfer gefallen; ferner sollen sämmtlichc Ge sandtschaften der Mächte zerstört worden sein. Bei der Unterbrechung der Telcgraphenliuieu nach Peking (es sind jetzt auch die Linien Tientsin-Schanghai und Tientsin-Takn zerstört) dürfte es einige Zeit dauern, ehe man hierüber authentische Nachrichten erhält, jedenfalls aber thut man gut, sich auf derartige Grcuclthaten zu rechter Zeit vorzu- bcrcitcn. Japan gedenkt die ihm angethanc Schmach in gebührender Art zu rächen und hat bereits 8 Kriegsschiffe in See gehen lassen, die in Taku landen und ein größeres Truppencontingent nach China bringen werden. Außer dieser Hccrcsmacht wird in Bälde die von Rußland ent sandte 1700 Mann betragende Truppe Peking bedrohen und hoffentlich in Gemeinschaft mit dcn 2000 bei Lang fang stehenden Mann der Mächte dcn Einzug nach Peking erzwingen. Die Letzteren haben Hülfe äußerst nöthig; sie sind bereits in ein Scharmützel mit dem chinesischen Heer vor Peking nnter Führung von Tungsuhsiango verwickelt worden und haben höchstwahrscheinlich keinerlei Erfolg ge- babt; wenigstens stehen sie nach wie vor an der gleichen Stelle und leiden jetzt an Proviantmangel. Es ist den Boxern gelungen, 2 soeben wieder hergestcllte Eisenbahn- brückcn im Rücken der internationalen Streitkräfte zn zer stören, während gleichzeitig der chinesische General Tung auf Schanghai kwang aus Peking zurückt und die dort stehenden >0 000 Mann verstärken wird. — Das Be nehmen der chinesischen Negierung ist nach all diesem dcn Ausländern gegenüber ein feindliches; dies äußert sich am besten darin, daß die Gesandten am Montag vor. Woche ein Ultimatum übersandten und darin mittheilten, die Pekinger Thore müßten geöffnet werden, widrigenfalls die Eutsatzcolonnen den Eingang erzwängen. Eine Antwort traf nicht ein, ebenso wurde ein 2. Ultimatum mit Ver achtung behandelt. Erst am Freitag ist die Zusage gemacht worden, daß >200 Mann der Mächte einrücken dürfen, wan weiß aber genau, was man von solchen Zusagen zu erwarten hat. Jedenfalls kann es nicht mehr lange dauern, bis sich Herausstellen wird, ob China den Krieg wagen oder den fremden Truppen seine Hauptstadt öffnen wird, selbst im letzteren Falle ist natürlich kaum daran zu denken, daß die fremdenfeindlichcn Excesse aufhören werden; wmmt es aber zum Kampfe zwischen chinesischen und europäischen Truppen, so sind die schwerwiegendsten Folgen M erwarten — einerlei, welcher Seite der Sieg zufällt. Bei der großen Ueberzahl der Chinesen wäre es nicht un denkbar, daß die europäischen Truppen in die Pfanne ge hauen würden, aber für China würde das doch einen Phrrhussieg bedeuten, denn dann wäre die Ehre der europäischen Großnichte engagirt und sie müßten in diesem Falle erst recht Alles anwcnden, um China zu unterwerfen. — Auch in Tientsin, von wo die europäische Entsatzkolonne ausrückte, sind die Niederlassungen der Ausländer ernstlich gefährdet; das kann aber jeden Augenblick eintreten, denn auch dort sind die Behörden bereits schweren Aus schreitungen der Ausrührer gegenüber machtlos. Der von dem gefährlichsten, Theile der Bevölkerung bewohnte Ost- thcil der Stadt Tientsin war am Freitag der Schauplatz furchtbarer Grenelthaten. Bei Morgengrauen wurden die ^elegraphendrähte Zerstört, und schon nach 7 Uhr standen zwanzig von Ausländern bewohnte Häuser und (mehrere Magazine in Flammen. Der Mob wurde mit dem Hetz rufe „Zn den Gotteshäusern der fremden Hunde!" aufge reizt, die Kirchen der Engländer und Amerikaner cmzn- zündcn. Darauf wurden Pcchfackeln gegen drei Kirchen geschleudert, die diese alsbald in Schutthaufen verwandelten. Ferner scheinen zwischen Tientsin und der Küstenstadt Taku Zusammenstöße zwischen europäischen und chinesischen Truppen bevorzustehen. Es geht das Gerücht um, daß die Truppen der fremden Mächte am Freitag Abend ver sucht haben, sich der Forts bei Taku zu bemächtigen. — In russischen Kreisen wird der Aufstand aufmerksam und genau verfolgt. Man steht keinen Moment an, die Lage als äußerst ernst zu betrachten, ja die Frage dürfte nach der in Petersburger maßgebenden Kreisen verbreiteten Ansicht auf längere Zeit hin die ganze civilisirte Welt be schäftigen. Rußland als nächster und am stärksten be- th.siligter Nachbar dürfte das hervorragendste Interesse an dcn Tag legen, obgleich es nicht allein aktiv eingreifen, sondern besonders mit Deutschland engste Fühlung darin behalten will. Wie verlautet, soll demnächst eine wichtige politische russische Persönlichkeit sich ins Ausland begeben, um für eventuelle Fälle persönlich in Berlin Bcrathung zu pflegen. — Trotz dieser von Rußland mit Fleiß ver breiteten Nachricht scheint es doch gesondert von den übrigen Mächten vorgehen zu »vollen; die von ihm nach China entsandten >700 Mann wenigstens ziehen für sich ihre Straße auf Peking los. Rußland hat in Folge dessen sicherlich eigene Pläne, dasselbe ist aber mit Amerika, das 25oo Mann entsandt hat und mit Japan der Fall, dem schon längst das chinesische Reich ein Dorn im Auge ist. Es machen sich also bereits Sonderinteressen geltend, die im Laufe der Zeit bei den übrigen Mächten gleichfalls Platz greifen können. — Freiherr Clemens von Ketteler, der angeblich in Peking ermordete Kaiserlich deutsche Gesandte und be vollmächtigte Minister in Peking, Königlich preußischer Kammerherr und Leutnant der Landwehr, ist am 22. November >852 als Sohn des Freiherrn Slugust von Ketteler, Majors im I. Garde-Ulanen - Regiment, zu Potsdam geboren. Die Familie gehört dem westfälischen Uradcl an. Freiherr von Ketteler gilt als ein Staats mann von bedeutender diplomatischer Befähigung; schon in den Vereinigten Staaten war er — besonders bei den Deutschen - außerordentlich beliebt, und in der Presse wurde er hoch gefeiert. Allseitig prophezeite man ihm eine große Carriere. — Neuere Meldungen aus China besagen, daß nach einer infolge amtlicher Anfrage von Berlin aus von dem Kaiserlichen Konsul in Tschifu aufgegebenen Depesche am Sonnabend Nachmittag dort nach den letzten einge- troffenen Dampfernachrichten von Zerstörung der Gesandt schaften und Ermordung des deutschen Gesandten nichts bekannt sei. Leider ist diese Nachricht nicht geeignet, Klarheit zu verschaffen, doch darf man vielleicht noch immer hoffen, daß die Nachricht auf irgend welchem Mißverständ nisse beruht. In diesem Sinne wenigstens äußert sich ein Pariser Blatt, wonach in einem Sonnabend Abend eingetroffenen Telegramm des französischen Konsuls in Hongkong keinerlei Erwähnung gethan werde von der Er mordung des deutschen Gesandten und der Zerstörung der Gesandtschaftsgebäude in Peking. Ferner verlautet aus angeblich glaubwürdiger Quelle, aus Tientsin sei in London die Nachricht eingetroffcn, daß die Boxer zwar in Peking einmarschirt, verschiedene Missionsstationen zerstört und einen Angriff auf die Gesandtschaften unternommen hätten, jedoch mit Hilfe eines Maximgeschützes abgeschlagen worden seien. Die ersterwähnte nach Paris dirigirte Meldung sagt des ferneren, daß die auf Peking zu marschirenden euro päischen Truppen sehr langsam vorrücken. Die Rebellen hätten die protestantischen Niederlassungen in der Chinesen stadt in Brand gesteckt. Von Tonkin seien französische Truppen auf Tientsin zu entsandt worden, Ivo dieselben am 25. d. M. eintreffen. Weitere Truppen aus Frankreich kommen Anfangs Juli dort an. Stuf Verlangen des französischen Ministers Oes Auswärtigen ist die sofortige Ausrüstung einer Kreuzer-Division und eines Transport schiffes befohlen worden. — Ein Versuch der chinesischen Regierung, sich als unschuldig an den-Wirren hinzustellen, ist die Erklärung derselben, daß die vor Peking stehenden 10000 chinesischen Soldaten die Fahnen verlassen und den Boxern sich angeschlossen hätten. Die chinesische Regierung will dadurch ein Eingreifen des chinesischen. Heeres in die allgemeinen Wirren bemänteln und sich für einen etwaigen Zusammenstoß mit den europäischen Truppen nicht für verantwortlich betrachtet wissen. Dies wird dadurch er klärlicher, daß bereits uach Meldung eines Kuriers des amerikanischen Gesandten chinesische Truppen zusammen- gezogcn würden, um den Vormarsch der Entsatztruppen mit Gewalt aufzuhalten. Neue 1000 Mann mit Ein- verständniß der Mächte in Taku gelandeter Truppen aus .Japan werden den 2000 Mann der Mächte sicherlich willkommen sein, die gegenwärtig durch Zerstörung der Bahn im Rücken regelrecht abgeschnitten sind. — In den bei Hongkong liegenden Provinzen haben, nachdem dort bis jetzt Ruhe herrschte, nunmehr gleichfalls Unruhen be gonnen, doch geben dieselben bis jetzt zu keinen Besorg nissen Anlaß. Anders ist es in Tschinkiang (Provinz Shanghai), wo die Banken ihre Bureaux geschlossen haben und in Shanghai selbst alle Anzeichen dafür sprechen, daß das Volk dem Beispiele der Boxer in Peking und Tientsin folgen wird. Bei HMMtn und nrrvöscu Kinder» erzielt man durch Aichieimadtl-Extraet-Bäder sehr oft Heilung der Schwächezustände. 1 Flasche für 20 Bäder 3 Mark 50 Pfg. franko durch ktülixx Olüntkvr, Kreischa. Wochenplan der Dresdener Theater. Opernhaus. (Altstadt.) Dienstag: Tannhäuser. (Ans. 7 Uhr.) Mittwoch: Der Barbier von Sevilla. Donnerstag: Die Meistersinger von Nürnberg. (Ans. 6 Uhr.) Freitag: Margarethe (Ans. 7 Uhr.) Sonnabend: Fidelio. Sonntag: Oberon (Ans. 7 Uhr.) Schauspielhaus. (Neustadt.) Dienstag: Johannes (Ans. 7 Uhr.) Mittwoch: Die Kinder der Excellenz. Donnerstag: Romeo und Julia. (Ans. 7 Uhr.) Freitag: Die versunkene Glocke. Letzte Schnuspiclvorstellung vor dcn Ferien Sonnabend den 23. Juni: Demetrius-Fragment. Das Lied von der Glocke. Epilog von Goethe. Das Schauspielhaus bleibt bis mit 8. September geschlossen. Residenztheater. „Die Goldgrube" und „Monster Herkules". Von Donnerstag ab: „Die Badesaison". Wetterbericht. 19. Juni. Zeitweise heiteres, meist wolkiges bis trübes, warmes Wetter mit Ncgenfällcn, stellenweise Ge witter. 20. Juni. Wechselnd bewölktes Wetter mit zeitweisem Regenfall bei etwas sinkender Temperatur. HaufteUettUerkauf. Die zur F. W. Dtahr'schen KoakurSmaffe gehörige, an der Bismarckstraße gelegene Baustelle Flurstück Nr. 115 Blatt 374 des Grundbuchs für Rabenau, mit genehmigter Zeichnung, soll freihändig verkauft werden. Darauf Reflcktireude wollen ihre Gebote bis 23. Juni bei Unterzeichnetem abgeben. Rabenau, am 14. Juni 1900. I!. LiinrM, XMiii'srsrmItei'. r lirchiekgehilten," '" Louis Schwarze, Hintcrgersdorf. Gesucht wird auf ein Gut in der Nähe Dresdens eine kleine Gutsbesitzers- Tochter als Stütze der Hausfrau. Offerten unter M. P. befördert die Exoedition des „Boten vom Willsch" in Kreischa. kigen guten koehsciineiller Eine» Xneciit oder Kbeitec zur Landwirthschafl bei hohem Lohn sofort gesucht von Gutsbesitzer Bernhardt, Quohren. MS5« IM. Mil L SS " " b-»- " Offerten unter T. M. an die Exp. des „Boten vom Willsch." >r Ltiici» leine^gnü-keuiegux mit eisernen Rahmen sind ganz billig zu verkaufen bei Max Kaden, Tharaud. Von Freitag, den 22. d. 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