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Der Krieg I« Südafrika. Eine herbe Enttäuschung haben die vom Kriegsschauplatz eingetroffenen Meldungen denen gebracht, dir nach den be kannten Nachrichten der „Daily Mail" über den Fall von Mafeking gern daran festhielten, daß der b-festigte Ort durch Kapitulation in die Hinde der Boeren gerathen sei. Oberst Baden-Powell mit seiner 900 Mann starken Besatzung ist aber nicht gefangen, sondern am 16. Mai von dem britischen CorpS, daß von Süden heranrückte, aus seiner Cernirung be freit worden. Es hat sich hier dasselbe Spiel wie bei Lady smith, Kimberley und Wepener wiederholt; die Boeren zeigen sich zur Eroberung befestigter Plätze ihrer ganzen Organi sation nach als nicht geeignet, eS fehlt ihnen hierzu an der nbthigen Initiative für den Angriff im rechten Augenblicke, an m'litärtechnisch» Ausbildung und vor allem an genügender Artillerie und an Genietruppen, um den Widerstand des VrrtheidigerS zu brechen. Stehen wir nun nach der Be freiung von Mafeking vor dem Ende deS Krieges? Die Antwort hierauf ist nicht leicht; ungünstig in hohem Grade stellt stch die Lage der Boeren dar, von allen Seiten dringen die Kolonnen der Briten vor, um die sehr geschwächten Streitkräfte der beiden Republiken, von denen die größere jetzt noch am Vaalflusse vereinigt zu sein scheint, zu erdrücken. Der bisherige Muth für die Forsetzung deS Kampfes scheint wenigstens bei den OranjestaatSboeren im Sinken zu sein und eS würde al« ein außerordentliches Vorkommniß zu be trachten sein, wenn das kleine Häuflein der Boeren noch einen größeren Erfolg über die großen Schaaren deS Feindes davon tragen sollte. Jedenfalls werden auch in Pretoria die Ge danken an einen abzuschließenden ehrenvollen Frieden er wogen ; wie er ab» erlangt werden kann, nachdem die beiden Republiken erklärt haben, auf ihre Unabhängigkeit nicht Ver zicht leisten zu wollen, während England gerade die Anektion in den Vordergrund gestellt hat, das ist eine sehr schwer zu lösende Aufgabe. Einzelheiten über den Vormarsch der für Mafeking be stimmten Entsatztruppe besagen, daß fie aus zweitausend Mann der Reiterei bestand. Die Colonne ging am 4. Mai aus Kimberley ab. Eie nahm sünfunddreißig Wagen mit Vorräthen und Munition, vier Feldartillerie-Geschütze, zwei „PompomS" und zwei MaximS mit. Die eingeschlagene Route lag westlich von der Bahn. Die Colonne traf auf keinen Widerstand. Bei Kraaipan wichen die Boeren zurück, sowie der Angriff begann. Nach anderen Meldungen aus Betschuanaland ließ die Colonne Taung» und Viyburg recht- liegen. Die Boeren zogen sich ostwärts zurück, da sie den Vormaisch hier nicht erwartet hatten. Nach einer Rast un weit Viyburg ging die Cvlonne in Märschen von 20 eng lischen Meilen pro Tag weiter. Am 11. erreichte sie den Maritzaui-Fluß, 20 Meilen vor Mafeking. Nachdem die Cvlonne Barkly West passtrt hatte, wurde eine Reiterei wegen Abgebrauchtheit der Pferde detachirt und schloß sich General Barton an, welcher die Boeren au» Rooidam vertrieb. Ueber den Entsatz selbst verlautet, daß sich die Engländer der Stadt von Süden näherten und von den Boeren in großer Stärke angegriffen wurden. Der Angriff wurde zurückgeschlagen, und man drang nochmals vorwärts. Die Boeren hielten alsdann nicht Stand, sondern zogen sich eiligst zurück. Die Nachricht von der Befreiung von Mafeking erregt in England einen Enthusiasmus, der aller, waS bei der Entsetzung von Kimberley und selbst der von Ladysmith an Volksbegeisterung hervorbrach, weit hinter stch läßt. Vor dem Hause der Mutter des Commandanten Oberst Baden- Powell strömte eine unabsehbare Menschenmenge zusammen, um durch Absingen der Nationalhymne und Hurrahrufe dem erfolgreichen Verteidiger der Stadt zu huldigen. Der Lord Mayor hielt mitten in der Nacht eine Ansprache an die vor dem Mansionhause harrenden Tausende. Freudcnfeucr wurden in den Straßen angezündet und Böllerschüsse abgefeuert. Ganz London war festlich beflaggt. Von Lord Robert'- Hauptarmee wird bekannt, daß Rundle» Divison und die Divison der Kolonialtruppen jetzt bei Clocolan lagern. Große Boerenabtheilungen, die in der Richtung nach Bethlehem marschirten, sind wieder umgekehrt, um den Truppen Rundle- Widerstand zu leisten. Die Boeren beabsichtigen zunächst, stch nach einem schwer zugänglichen Gelände zwischen FickSburg und Bethlehem zurückzuziehen, da- stch besonder- für Hinterhalte eignet. Eine amtliche Mitteilung Buller- bemerkt, daß er Newcastle besetzt hat. Von 7000 Mann, wechr vor den englischen Truppen geflohen sind, haben stch etwa 1000 nach Waklerstrom, andere nach dem Freistaate begeben und der Rest, den Buller als eine diSorganistrtr Hordejbezeichnet, hat sich nach LaingSneck zurückbegeben, wo er weiteren Widerstand leisten will. Der „New-Mork Herald" meldet au- Laurenco Marque» unter dem Datum vom Sonntag, die TranSvaalregierung habe beschlossen, an Lord Robert- eine amtliche Mitteilung zu senden, in welcher Beendigung der Feindseligkeiten und Sicherheit dafür verlangt wird, daß die Existenz der auf Seiten der Boeren kämpfenden Leute au- der Kapkolonie und Natal geschont werde. Sollten die Forderungen nicht bewilligt werden, sollen die Minen durch Sprengstoff zerfiökl und Johannesburg vernichtet werden. SaWHes. — Wieviel Eier kann eine Henne legen ? Er herrschen darüber noch ganz falsche Vorstellungen und man glaubt allgemein, je länger man eine Henne halte, umsomehr Eier wüste sie legen. Nach den neuesten Untersuchungen ist der Eierstock der Hühner eine traubenförmige Drüse, an der stch in der WackSthumSzeit sechs- bi- achthundert Zellen bilden, deren Zahl jedoch später weder ergänzt noch erneuert werden kann. Bei einer regelmäßigen Entwickelung kann jede Zelle zur Reife gelangen und em Ei liefern. Darau- folgt nun zweierlei. Ersten- muß man die jungen Hühnchen recht gnt füttern, damit stch recht viele Zellen bilden. Zweiten» muß «an die Legehühner recht gut füttern, damit sie die bestimmte s Zahl der Ei» in möglichst kurzer Zeit legen, wodurch an Futter gespart wird. Legt z. B. ein Huhn bei schlechter I Fütterung jährlich nur 80 bis 100 Eier, so müssen wir 6 bi- 7 Jahre füttern, bis wir die genannte Zahl Ei» gewinnen; »kalten wir durch gute Fütterung und Pflege aber jährlich etwa 150, so gewinnen wir dieselbe Anzahl in vier bi» fünf Jahren, haben somit eine Futterersparni» für zwei Jahre und udem in dem abgängigen Huhn ein wertvollere- Fleisch al» n dem ersten Falle, wo eS alt, trocke.i und zähe geworden ist. — Ein Augenzeuge schreibt unS: Ein heiterer Zufall ereignete stch am Sonntag in HainSberg, indem eine Parthie Deubener und NiederhäSlicher Herren und Damen zu Fuß nach Tharand wanderte, um vou da nach Freiberg zu fahren. In Tharand angekommen, bestieg man in bester Stimmung einen zur Abfahrt bereitstehenden Zug. Wie groß ab» war daS Erstaunen der Gesellschaft, olS gerufen wurde: „HainSberg, auSsteigen!" Jetzt endlich wurde erkannt, daß man im falschen Zuge saß. Nach längerer Debatte mit den Herren StationSbeamten mußle jede Person den einfachen Fahrpreis für die Strecke HainSberg—Tharand entrichten. Die lustige Gesellschaft setzte stch hierauf wieder in Bewegung, um nochmals bis Tharand zu laufen. DaS Verschulden an dies» ZugSverwechselung betrifft die Gesell schaft selbst, denn man hatte sich eigenmächtig, ohne einen der Herren Beamten zu fragen, welches der richtige Hug sei, die Wagenthüren geöffnet. — Wie in Dcuben hat am Freitag in Wilsdruff ein Fremder bei einem Klempnermeister versucht, einen Eimer zu kaufen. Nachdem man ihm einige Eimer vorgelegt hatte, bat der Mann den Eimer mit Wass» auSmessen zu lasten. Später bemerkte man, daß daS Geld au- der Ladenkaste ge stohlen worden war, leid» ist auch diesmal der Eimerkäufer entwischt, der während deS WastermestenS die Gelegenheit benützt hat, die Kaste auSzuleerrn. — Die 5. Strafkammer deS Dresdner Landgerichts verurthcilte Richard Barthel au-Za uker od e und Friedrich Max Brockhaus aus N i ed erh er m S d o r f, die als Wehr pflichtige in der Absicht, sich dem Eintritte in den Dienst de- stehenden Heeres oder der Flotte zu entziehen, ohne Erlaubniß daS Bundesgebiet verlasten oder nach «lichtem militärpflichtigem Alter stch außerhalb des Bundesgebietes aufgehalten haben, wegen Vergehens gegen 8 140 Absatz 1 Nr. 1 des Reichsstrafgesetzbuches je zu 300 Mk. Geld strafe event. 30 Tagen Gefängnis — Um die Stelle eine- Bürgermeisters in Wilsdruff sind im Ganzen 47 Gesuche eingegangen, darunter 10 von Bürgermeistern bez. solchen a. D. Zur engeren Wahl kamen die Herren Bürgermeister Barth in Stolpen, Gemeindevorstand Zimmermann in Copitz bei Piena und Stadtsekretäc Kahlen berger in Geithain. Herr Bürgermeister Barth-Stolpen er klärte in letzter Minute telegraphisch seinen Rücktritt. In einer am Donnerstag Abend stattgefundenen Wahl wurde Herr Kahlenberg» mit 13 Stimmen zum neuen Bürgermeister von Wil-druff gewählt, Herr Zimmermann erhielt 1 Stimme. — Ein furchtbare- Familiend:ama hat sich in den Morgenstunden deS Freitag in Dresden, Stri-senerstr. 30, 2. Stock, zugetragen. Der dort wohnhafte Tischlermeister Karl Goldammer, der stch in letzter Zeit in Zahlung-schwierig- keiten befand und stch wiederholt bemühte, zur Einlösung fälliger Wechsel Geld zu beschaffen, faßt- mit seiner etwa 50 Jahre alten Ehefrau und seiner 18jährigen blühenden Tochter den Entschluß, gemeinsam zu sterben. Er gab stch durch Erhängen in der Wohnstube den Tod und erreichte seine Absicht, während Frau und Tochter stch mittels cineS Rastrmeffcr- die Pulsader öffneten. Als Vormittag» die Wohnung geschloffen blieb und da« Frühflücksäckchen von der Thür nicht entfernt wurde, schöpften die Hausbewohner Verdacht und ließen die Korridorthüc polizeilich öffnen. Der Verdacht war gerechtfertigt. Die beiden Frauen fand man noch lebend, doch ohne Bewußtsein auf den Dielen liegend, in Blutlachen vor, doch hatte der etwa 53 Jahre alte Tischler bereits sein Leben geendet. Ein hinzugekommencr Arzt schloß die klaffenden Wunden an den Handgelenken der beiden Frauen und brachte diese zum Bewußtsein zurück. ES ist Hoffnung vorhanden, die Frauen am Leben zu erhalten. — Der sinnigen, melodiereichen „Geisha" ist im Dresdener Residenz-Theater der „Mikado" gefolgt, di- erste und bekannteste derjenigen Operetten, welche die Sitten und Gebräuche der Japaner in'S Burleske ziehen und routinirten Komikern, wie den Herren Sukfüll und Friese, ausgiebigste Gelegenheit bieten, stch in derben, durchschlagenden Witzen und frappirenden Einfällen ein Gütchen zu thun. Diesem Umstand hat eS in erster Hinsicht da» Stück zu vrrdanken gehabt, daß ihm trotz seiner durch die Geisha zweifellos übertroffenen Handlung derart auf die Beine vrrholfen wurde, um am Sonnabend einen »ollen Erfolg verzeichnen zu können. Nicht wenig trug zugleich die graziöse, von altbewährten Melodien durchzogene Musik Sullivan'» dazu bei. Sie sowohl al» auch die sorgfältige, geschmackvolle Jnscenirung werden voraussichtlich wichtige Factoren sein, die „Ausgrabung" drS Stück-- durch volle Häuser zu belohnen. —hr. — DaS Dresdner Landgericht verhandelte am Freitag gegen die 18 jährige Dienstperson H-dwig Pauline SeliSka wegen gefährlicher Körperverletzung. Um stch wegen eines Verweises an ihr» Herrschaft zu rächen, stieß die An geklagte dem ein Jahr alten Kinde ihrer Dienherrschaft eine Nähnadel bi» an daS Oehr in den Unterleib. Da» Kind schrie vor Schmerz, die verehelichte Hering untersuchte e» deshalb un*> bemerkte hierbei die Nadel in dem Körper de- Kindes stecken. Zum Glück konnte die Nadel noch rechtzeitig entfernt werden, so daß eine L-benSgrsahr für das Kind nich eingetreten ist. Die SeliSka wurde wegen dieser gemeinen und und niederträchtigen That zu 1 Jahr 6 Monate Gefängniß v»mtheilt. — Ein Einbruchsdiebstahl ist am Donnerstag in der Kirche zu Lauterbach bei Stolpen verübt worden. Aller, was erreichbar war, u. a. auch die Fransen dec Altar und Kanzelbekleidungen, hatte der Dieb zum Transport eingepackt und bei Seite geschafft, außerdem die Gold und Silbersachen beschädigt. Der Einbrecher wurde ab», ehe er seine Beut ln Sicherheit bringen konnte, ertappt. Seine Festnahme muß aber als eine schwierige bezeichnet werden, da er sich unter Aufbietung aller Kräfte dagegen wehrte. Daß hierbei nicht zart ang-faßt werden konnte, ist wohl erklärlich, der Ver- »recher soll aber einen Schlag üb» den Kopf erhalten haben und dadurch betäubt worden sein. Wenigstens stellte stch der Mensch wie todt, und erst eine ausgiebige „Wafferkaltkur" brachte wieder Leben in dem KS per. Der Einbrecher, wlcher doppelte Kleidung auf dem Leibe trug, wurde an daS AmtS- gerichtSgefängniß in Stolpen cingeliefert. — In Rosenberg ist Freitag nachmittag daS Jahre alte Töchterchen deS StallschweizerS Bruckmann auf dem dortigen Rittergute in der Wohnung Bruckmanns im Rauche erstickt. Frau Bruckmann hatte Nachmittag- 4 Uhr Hvbrlspäne im Ofen angezündet und ist dann in den Stall gegangen, um ihrem Manne beim Melken der Kühe zu helfen. DaS Kind lag im Kinderwagen und schlief. AIS die Frau nach etwa 10 oder 15 Minuten wieder in die Stube kam, war diese ganz mit Rauch angefüllt. Hobelspine, die noch vor dem Ofen gelegen, hatten geglimmt. Die ge ängstigte Mutter lief sofort nach ihrem Kinde, um eS samt dem Wagen auS der Stube herauSzuholen, daS Kind war aber leider schon erstickt. — Eine Geldsendung von außergewöhnlich-m Werthe traf auf dem Bahnhof in Plauen i. V au» München rin. In einem abgesonderten Wagenabtheil kamen ein Reichs bankbeamter und ein Kaffrnbote daselbst an und überbrachten n vier Lederkoffern zwölf Millionen Mark. — Von einem Personenzugr ist in der Nacht zum Sonnabend in Reichenbach ein bi» jetzt unbekannter Mann überfahren und bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt worden. Tagw-EreWsse. — Am Sonnabend wurde im Reichstag die Be« rathung der L x Heinze fortgesetzt und will der "Präsident «ämmiliche 25 zu § 362 gestellten Anträge zur Abstimmung vie auf Antrag Singer eine namentliche ist. Abg. Singer bringen, führt auS, Abg. Spahn habe am Freitag namens seiner Partei erklärt, eS sei nicht beabsichtigt, die Diskussion über die neu eingeb-achten Anträge zu verhindern. Der Präsident erinnert daran, daß » am Freitag gegen Ende der GeschäftSordnungS« debatte gesagt habe, der Schluß beziehe stch auf sämmtliche zu § 362 eingebrachten Anträge. Widerspruch dagegen wurde nicht erhoben. Ec wolle stch ab» dem Anträge nicht wider setzen und die später eingebrachten Anträge jetzt nicht zur Ab stimmung bringen. Abg. Bassermann spricht stch dahin au», daß man unmöglich über Anträge abstimmen könne, deren Begründung man überhaupt nicht gehört habe. Abg. Sing» beantragt, nach Vorlage der Anträge die Diskussion üb» sie zu eröffnen. Der Präsident entgegnet, er stimme völlig mit dem Vorredner überein. Er habe nur gesagt, daß jetzt, wo man sich mitten in der Abstimmung befinde, ein Antrag auf Eröffnung der Diskussion unzulässig sei. Im weiteren Ver lauf der Debatte beantragt Abg. Singer, die Abstimmung über 8 362 auszusetzen. Der P äsident schlägt vor, zunächst den Antrag Beckh-Coburg, dann drei Anträge Heine zu dem 8 362, den Antrag Albrecht und schließlich über die einzelnen Absätze, dann über den ganzen Paragraphen abstimmen zu laffm. (Gloßer Lärm. Rufe.) Präsident: Also das HavS ist mit dieser Vornahme der Abstimmung einverstanden? (Betäubender Lärm. Rufe: Nein!) Es folgt schließlich die erste namentliche Abstimmung über den Antrag Beckh-Coburg, im Absatz de» 8 362 zu sagen statt der Worte „der Ver- urtheilte" und „derselbe", „die Vermtheiltcn" und „dieselben". Der Antrag wird abgelehnt. Vorher wird durch namentliche Abstimmung der erste Absatz von 8 362 aufrecht erhalten. In der dritten Abstimmung wird der zweite Absatz des 8 362 aufrecht erhalten. Hieran schließt sich die vierte Abstimmung über den Eventualantrag Albrecht und Gen., der dem dritten Absatz deS Paragraphen eine andere Fassung geben will; er wird abgrlehnt. In der fünftin namentlichen Abstimmung wird der Ant ag Albrecht auf Streichung deS Absatzes 3 deS 8 362 abg lehnt. Ek folgt die sechste namentliche Abstimm ung über 8 362 Absatz 4. Der Absatz wird in der Fassung der Beschlüsse der zweiten Lesung angenommen. Nunmehr wird in der siebenten namentlichen Abstimmung der Antrag Heine, wonach sittenpolizeiliche Kontrole nur nach vorher« gegangenem gerichtlichen Urtheil zulässig ist, abgelehnt. In der achten und neunten namentlichen Abstimmung wurden zwei Anträge Heine darunter ein solcher, Glücksspiel« inS Arbeit-« hau» zu bringen, abgelehnt. In der zehnten namentlichen Abstimmung w'rd der ganze § 362 angenommen. DaS HauS vertagt stch aus Montag. Singer bittet, die Inter pellation über den Kontraktbruch der ländlichen Aibeiter auf die Tagesordnung zu setzen. Der Präsident bemerkt, der Reichskanzler erklärte, er werde am Montag die Interpellation noch nicht beantworten können, da er mit den Regierungen erst Rücksprache nehmen müsse. Singer wiederholt seine Bitte. Spahn beantragt, die Interpellation an zweiter Stelle auf die Tagesordnung zu setzen. Der Präsident erklärt, er faffe die Geschäftsordnung nicht nach dem Buchstaben, sondern nach dem Gerste auf. Kime die Interpellation an die zweite Stelle der Tagesordnung, so habe eS die gleiche Bedeutung, als ob sie gar nicht auf der Tagesordnung stände. Die Tagesordnung lautet also: 1) Interpellation, 2) Fortsetzung der Lex Heinze. — Eine große Verkehrsstockung ist seit Sonnabend in Berlin eingetreten. Infolge eine» Streik» der Schaffner und Fahrer der Straßenbahn-Gesellschaft verkehren auf den Straßenbahnlinien nur vereinzelte Wagen, die von dem AuS« Hilfspersonal oder den wenigen Angestellten bedient werden, die stch dem Ausstande nicht angeschloffen haben. Infolge deS Streiks stnd an den HauptverkchrSstellen in allen Theilen der Stadt mehrfach Ausschreitungen vorgekommen. Ebenso kamen infolge der ungenügenden Ücbung der Ersatzleute ver schiedene kleine Unfälle vor. Die Polizei überwacht die Fahrer und läßt ungeübte nicht zu. In ein» Sonnabend