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Rabenauer Anzeiger : 10.05.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-190005106
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19000510
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19000510
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-05
- Tag 1900-05-10
-
Monat
1900-05
-
Jahr
1900
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SWWs. — Anläßlich du Echlußberathung über die Petition Emil FangbähnelS in Dresden und Genossen, die Abänder ung des Gesetzes, die Wahlen für den sächsischen Landtag betr., nahm am Dienstag im Landtage u. a. Abg. Frißdorf- Mickten (Coz.) daS Wort und führt in fast einstündiger Rede die von den Führern der sozialdemokratischen Partei gegen dar jetzt bestehende sächsische Landtag-Wahlrecht geltend gemachten Einwände ins Feld, proteflirt gegen den Ausschluß der Sozialdemokraten von der Volksvertretung wegen ihrer politischen Gesinnung und fordert nach wie vor die Ein führung des allgemeinen gleichen und direkten Wahlrechtes. Redner zieht sich am Schluss- seiner Ausführungen durch den P ästdenten Dr. Mehnert einen Ordnungsruf zu. Abg. Gräsi-Annaberg (wtld.) spricht sich gleichfalls gegen daS jetzige Wahlsystem auS. Abg. Enke-Leipzig (deutsch-soc.) ist nicht für die Einführung des allgemeinen, gleichen, geheimen, direkten Wahlrechtes. Er benützt aber die Gelegenheit zu erklären, daß er daS jetzige sächsische Wahlgesetz für ab änderungsbedürftig halte. Abg. Rüder-Roßwein (kons.) ist der Ansicht, daß der Ausschluß der Sozialdemokraten auS den Deputationen berechtigt sei. Wie schwer eS dem Abg. Fräß- dorf geworden sei, Interesse für den zur Berathung stehenden Gegenstand bei der Allgemeinheit zu erwecken, bewiesen die leeren Tribünen. Wenn der angekündigte Ansturm gegen daS Wahlgesetz von sozialdemokratischer Seite komme, so komme er nicht auS der freien Ueberzeugung deS Volkes, sondern er sei dann durch Anreiz hervorgebracht worden. Abg. Hofmann- Chemitz (Eoz.) entgegnet den Vorrednern und schließt: Gehen Sie so schnell wie möglich daran, eine solche Unge rechtigkeit zu beseitigen, wie sie das Dreiklassenwahlrecht ist. Nach weiteren Bemerkungen einzelner Abgeordneter wendet sich Abg. Niethommer-Kriebstein (nat.-lib.) des längeren gegen den Abg. Fräßdorf, wobei er unter anderem bemerkt, daß eS einen widerwärtigen Eindruck gemacht habe, als er die Sozialdemokraten den in der Verfassung vorgeschriebenen Eid habe leisten sehen und hören. Präsident Dr. Mehnert bemerkt darauf, daß er ein? derartige verletzende Aeußerung für unzulässig erklären müsse. Man beschloß dem Deputations antrag gemäß. — Der Gutsch einHandel kam in denletzten Tagen in der ersten Etändekammer zur Debatte. Der Berichter statter Oberbürgermeister Dr. Kaeubler bemerkte: Der sogen. Gutscheinvertrieb ähnele sehr der allerdings nur sür wohl- thätige Zwecke beliebten Echneeballkollekte. Besonders im Uhrmachergewerbe sei derselbe nach Angabe der Petenten ge radezu zu einem Unwesen geworden, dar besonders in der Umgebung von Dresden sich breit mache. Thatsächlich würden auf diese Weise eine Anzahl Uhren — meist mindrrwerthige —, namentlich in Arbeitelkreisen, auf den Markt geworfen, so daß das Uhrmacherwesen sehr geschädigt und die Käufer selbst nur benachthctligt würden. Nicht nur Uhren, sondern auch Nähmaschinen, Fahrräder, Anzüge, Schuhwaaren, photo graphische Apparate und Cigarren würden auf diese Weise vertrieben. Unbestreitbar gebe die Art des Vertriebes zu den größten Bedenken Anlaß. DaS System laufe für den Ver käufer darauf hinaus, Vertreter zu sparen und die Käufer selbst als Agenten für sein Geschäft zu benutzen; dar Gc- schäftSgcbahren sei ein durchaus unredliches und weit entfernt von Treu und Glauben. Je weiter die Gutscheine gewandert seien, desto schwerer sei eS, sie an den Mann zu bringen, besonders da sie meistens nur ein Jahr Gültigkeit hätten. DaS Ministerium deS Innern habe erklärt, daß daS Gutschkin wesen allerdings besonders die unbemittelten Käufer der Gefahr einer Uebervortheilung auSsetze, daß aber die geltende Gesetz gebung keine Handhabe darbiete, um dieses Treiben zu hindern; von einer öffentlichen Warnung verspreche man sich keinen Erfolg. Mithin seien gesetzliche Maßnahmen erforderlich, diese könnten aber nur im Wtge der Reichsgesetzgebung geschaffen werden. Die Deputation habe sich damit beschicken, habe aber daS Vertrauen zur Staatsregierung, daß sie dem Gutscheinwesen fortgesetzt ihre Aufmerksamkeit zuwenden, und etwaige Aus wüchse mit aller Strenge bekämpfen, sowie im BundcSrathc für die Schaffung einer reichsgesetzlichen Handhabe wirken werde. In diesem Sinne beantrage sie, die vorliegende Petition der König!. StaatSregierung zur Kenntnißnahme zu überweisen. Geh. Kommerzienrath Naumann führte aus, er bedauere lebhaft, daß die Regierung nicht in der Lage sei, im Wege der Gesetzgebung diesem Unwesen zu steuern, hoffe aber, daß sie Mittel und Wege finden werde, den reellen Handwerker- und HandelSstand vor weiterem Schaden zu bewahren. Vielleicht könne die Regierung ähnlich wie be den Abzahlungsbazaren Vorgehen, wo denjenigen, die nicht alle Raten bezahlen könnten, ein Theil davon wieder zurückbezahlt werden müßte. Um Garantie dafür zu bieten, daß die Käufer auch wirklich ihre Ware erhalten, müßten die Ver käufer auf Gutschein bei der Behörde ein ihrem Geschäft entsprechendes Depot hinterlegen, oder sie müßten nachweisen, daß sie die Waare auch thatsächlich besitzen. Jetzt hätten sie die Waare bei Ausgabe deS Gutscheins wahrscheinlich gar nicht und schafften sie sich erst an, wenn sie fällig werde so daß der Käufer im Falle eines vorherigen Konkurse- deS Geschäfts daS Nachsehen habe. Die Kammer beschloß den Gegenstand der Verhandlung der Regierung zur Kenntniß nahme zu überweisen. — In einer am Dienstag abgehaltenen Sitzung deS Bezirksausschusses der Amtshauptmannschaft DreSden-A. wurde, nachdrm Herr AmtShauptmann Dr. Schmidt des verstorbenen Mitglieds deS Ausschusses, Herrn Gemeindevorstands Groß mann in Plauen, in ehrender Weise gedacht hatte, die Dis pensation zu Grundstücksabtrennungen bei Folium 2 für Hintergersdorf bedingungslos ertheilt. Abweisung be schloß der Bezirksausschuß auf die EchankkonzessionSgefuche Wilhelm Walthers in Wurgwitz (Wetnschank), Kar BehrlaS in Deuben um Genehmigung zum Liquerschank Hermann Hennersdorf- dafelbst um Erlaubniß zum Brannt- «einkleinhandel und Oswald Kießling- daselbst um Ge» iattung des Dierschanke-, und zwar in allen diesen Fällen um deswillen, weil man ein Bedürfniß nicht anerkannte. Bedingungsweise wurde der Wittwe Krumbiegel inBraunS - darf die Errichtung eine- neuen Kalkbrennofens an Stelle deS abgebrochenen genehmigt. Im Mangel Bedürfnisses bez. wegen lokal- und verkehr-polizeilicher Bedenken wurden ab- gelehnt die SchankkonzesstonSgesuche Gustav Gebauer- in hain-berg und Wilhelm Reichels in Lockwitz. Dem Gesuche de- EchinkwirthS Schuschwary in Deuben soll Tanzkonzesston bedingungsweise gegeben werden. Auch daS Gesuch deS Hotelbesitzers Krantz in Thar and um Tanz- onzesston für einen neu projektirten Tanzsaal fand Ge nehmigung. Zu der von der Gemeinde Klingenberg beantragten Einziehung deS Fußweges von da nach dem Klin»enberg-D o r f h a i n e r Kommunikationswege gab der Ausschuß seine Genehmigung. BedingSweisc erhielt Ge nehmigung die Firma F. G. Sohre in Deuben zu ver ändertem Wiederaufbau der abgebrannten Gerberei. — Die 500 000, daS große LooS, die Hoffnung aller Lotteriespreler, fiel am Dienstag, dem zweiten ZiehungS- tag und zwar gleich zu Anfang der Ziehung auf die Nummer 20 299 in die Kollektion von C. H. Gotthardt in Freiberg. In Freiberg selbst werden dem Vernehmen nach nur zwei Zehntel der Gewinnnummer gespielt, und zwar je ein Zehntel von einem Geschäftsmann und einem Berginvaliden, die wiederum Antheile ihres Zehntels an Bekannte abtraten. Auf diese Weise sind an dem Gewinn eine große Anzahl Leute betheiligt, welche die Spende Fortunas sehr wohl ge brauchen können. Ein Zehntel fiel nach Oederan, woselbst ebenfalls »kleine Leute" Gewinner sind. Die übrigen Zehntel werden in Deuben, Berlin usw. gespielt. — In einer am Sonntag in Pirna abgehaltenen Delegirten-Bersammlung deS GebirgSvereinS tür die Sächsische Schweiz erhielt die Sektion Rabenau zur nothwendigen Reparatur der Holzbarrieren am dortigen »BiSmarck-Platz" 47 Mk. zugesprochen, während die von der Section gewünschte Anbringung eines EisengeländerS später ins Auge gefaßt werden soll; die Section Dohna-Weesenstein erhielt als Beitrag zur Beseitigung von Hochwasserschäden 75 Mk Die Frage der Unterhaltung deS im Besitze deS Gcbirg«- vereinS befindlichen AuSstchtSthurmeS aus dem Kienberg bei Tharand soll nach Auflösung der Tharandcr Section derart gelöst werden, daß für den Fall deS NichtwiedererstehcnS einer Tharandcr Section der Thurm einer anderen Section über lassen werden soll. Gemeldet hat sich hierfür bereits die Sektion Sebnitz, welche den Thurm für den zu erschließenden »Finkenberg" haben will. Ein Verlangen nach dem Thurm regt sich auch in HinterhermSdorf; die dortige Section will aber hinter Sebnitz zurücktreten. — Ein wohlschmeckende- und bekömmliche- Getränk wird seit kurzer Zeit von der Dampfbrauerei HainSberg unter dem Namen »Altdeutsches Bier" in den Handel ge bracht und dürfte sich infolge seiner guten Eigenschaften und seines billigen Preises bald der größten Beliebtheit aller durstigen Seelen erfreuen. Für Frauen und Kinder, sowie für RiconvaleSzenten als auch als Tafelgetränk ist da- Bier insofern besonder- zu empfehlen, al- eS äußerst nahrhaft ist und von ärztlicher Seite im günstigsten Sinne begutachtet wurde. DaS „Altdeutsche Bier" ist in allen Flaschenbier handlungen zu haben. — Einen schnöden Vertrauensbruch gegenüber seinen Arbeitskollegen beging ein Gußstahlfabrik-Arbeiter aus Deuben, der seine Mitarbeiter zum Spielen in der sächs. Landeslotterie animirt und auch so viel Theilnehmer gefunden hatte, daß im Ganzen 6 Zehntel-Loose gespielt werden konnten. Er holte auch beim Collekteur Wimmer in Potschappel von der 1. Klaffe von 2 Loo-nummern je 3 Zehntel, wobei er dem Collekteur vorredete, am andern Tage da- Geld hier für bringen zu wollen, sich aber nicht hat Wiedersehen lassen. Seine Mitspieler haben, in dem guten Glauben, daß All^S in Ordnung sei, ihre Theilbeträge stets richtig an ihn ab- geliefcrt, bis sie jetzt erfahren müssen, daß von ihm nicht ein einziges Zehntel bezahlt wurde und er das Geld von allen fünf Klaffen, inSzesammt 132 Mark, für sich behalten hat. Der leichtsinnige Mann hat durch seine Betrügereien nicht nur seine Arbeitsstelle verloren, sondern steht auch noch einer gerichtlichen Bestrafung entgegen, da die Sache zur Anzeige gelangt ist. Vorläufig hat er sich der Strafe durch die Flucht entzogen. — Spurlos verschwunden ist seit Montag feüh der Gastwirth Opitz nebst Familie au- Kleinnaundorf. Derselbe war noch am Ende der Tanzmusik am Sonntag Abend in seinem Lokale anwesend. Al« Motiv seiner schnellen Abreise wird vermuthet, daß ihm eine Hypothek gekündigt worden ist, zu deren Erlangung er wahrscheinlich keine Aussicht hatte. — Auf dem Festplatze des 13. deutschen BundeSschießenS, daS bekanntlich in Dresden abgehalten wird, wird sich in der Woche vom 8. bis 15. Juli ein buntes, rege- Leben entwickeln. Um den Vergnügungspark nicht allzu reich auS- zustatten, kann nur eine beschränkte Anzahl Gesuche (50 an Zahl) berücksichtigt werden. Mit Zustimmung deS Central- AuSschuffeS werden in dem Parke drei größere Schaustellungen untergebracht: ein Variete-Theater, ein Hippodrom und ein Negerdorf, daS die zur Zeit in Berlin auftrctenden, 62 Per sonen umfassenden Togoneger bevölkern werden. Ein besonder- frisches und frohsinniges Leben wird sich auf den zwei Tanz tennen entfalten. Sie werden schlicht und prunkloS errichtet, aber doch einen freundlichen Anblick bieten; hier soll sich Alt und Jung nach alter Väter Sitte beim Klang der Fiedel drehen und angesichts aller Besucher dem Tanze huldigen. In dieser Tanzform liegt ein Stück DolkSpoeste von eigenem Reize, wie sie nur im Ferien, zwischen dem Grün der Bäumchen und den Blumen der Sträucher, angeregt durch die Weisen einer kleinen Dorfkapelle, möglich ist. — Die Aufmerksamkeit der Straßenpassantcn lenkte Dienstag Nachmittag in der zweiten Stunde auf der Frei- bergerstraße in Dresden ein junger Mann auf sich, indem er eiligst einem beladenen Kohlenwagen nachlief. Er erkletterte den Kohlenwagen, entkleidete sich vollständig und suhr mit nach der oberhalb der Eisenbahnüberführung befindlichen Witte'schen Kohlcnhandlung. Dort bewirkten zwei Gendarmen die nothdürftige Bekleidung des den Eindruck eines Irrsinnigen Machenden. — In einem im Walde unfern deS Gemeindeamtes zu Kaditz befindlichen tiefen Waffertümpel ertranken Montag Nachmittag die beiden 9 und 7 Jahre alten Söhne der Feuermann Wagner'schen Eheleute. — Auf Lan geb rück er Forstrevier zwischen Bahnhof Klotzsche und der Haltestelle Weixdorf entstand in den Nach- mittagstunden des Montag ein Waldbrand, der bei der herrschen den Trockenheit eine ziemliche Ausdehnung annahm. Eine Waldfläche von ungefähr zehn Ar, bestehend auS Kleingehölz, ist dem Feuer zum Opfer gefallen. Zur Brandstätte geeilten Bahnarbeitern und anderen Mithelfern gelang eS, de- Feuer- nach zweistündiger Arbeit Herr zu werden. Die Ursache de« Brande- ist jedenfalls in Fahrlässigkeit zu suchen. — Aufsehen erregt in Dobra und Umgebung die kurze Zeit vor der Beerdigung erfolgte gerichtliche Beschlag nahme des Leichnams eines Kindes. Mangelhafte Ernähr ung und Pflege soll Ursache zu dieser Maßnahme gegeben haben. Ob und inwieweit diese Maßnahme begründet ist, dürfte die weitere Untersuchung ergeben. — Am Fceitag fiel der 2^ jährige Stiessohn der Guts besitzer- Schlesier in LanghennerSdorf in da- Jauchen loch des elterlichen Gute-, dessen Deckel sich verschoben hatte, und ertrank. — Zur Verhaftung der beiden Juwelendiebe in Leipzig ist noch zu melden, daß die Criminalpolizei bereit- am Sonntag ermittelt hat, daß da- Gepäck der internationalen Gauner von diesen al- Paffagirgut auf dem Berliner Bahnhof aufgegeben und nach Berlin abgeschickt worden ist. Die beiden Gauner waren mit einer Droschke am Sonnabend früh am Berliner Bahnhof vorgefahrcn gekommen, hatten eine Fahrkarte 2. Klaffe nach Berlin gelöst, waren aber nicht abgefahren, sondern hatten nur da- Gepäck abgesendct, wie sie die- nach den neueren Feststellungen auch in anderen Städten gethan haben. Sie sind dann mit der elektrischen Bohn zurück nach der Stadt gefahren, wo später ihre Fest nahme erfolgte. Ein nach Berlin entsandter Cciminalbeamter fand dort nicht nur das fragliche Gepäck, sondern in diesem auch noch 6 Stück Brillantbrochen im ungefähren Werthc von 30 000 Mark. Gepäck und Schmucksachen befinden sich nunmehr beim Leipziger Polizeiamt und sind drei der werth- vollen Brechen bereits von einem Kölner Juwelier recogno-cirt. Zwei der Schmuckstücke gehören nach Antwerpen, wo sie ebenfalls auS einem Juwelierladen von den Gaunern ge stohlen worden sind. Die 6. Broche ist noch nicht recognoScirt, dürste aber wohl aus gleichem Wege in die Hände der Laden diebe gelangt sein. Toges-EreigM. — In welcher Weise die Festlichkeiten anläßlich der GroßjährigkeitSerkiämng des deutschen Kronprinzen am Sonn abend aus die ReichStagSsitzung wirkte, geht aus einem Berichte hervor, nach dem, als der PrLstoent Gras Ballestrem die Sitzung eröffnete, nur fünf Abgeordnete, ein Dutzend Diener und vier Stenographen anwesend waren. — In der Budgctkommisston des R ei chS tage- wur den am Dienstag Anträge bezüglich der höheren Verzollung de- Branntweins angenommen. Dagegen sprach u. A. Abg. Bebel, da die Erhöhung der Verzollung gegen da- Prinzip des Schutzes der schwachen Schultern verstoße. Der Antrag Klinkowstiöm betr. höheren Zoll auf Bier aller Art wurde mit 13 gegen 9 Stimmen angenommen, ebenso ein Zoll auf Schwefeläther, sowie ausländische Schaumweine. — Im Reichstag wurde am Dienstag die Berathung der Unfallversicherung-Novelle fortgesetzt. Zu 8 16, Statut der Berufsgenoffenschaften, befürwortet Molkenbuhr einen An trag Albrecht, wonach die Hälfte der BerufSgenoffenschaft«- versammlung aus Arbeitcrvertretern bestehen soll, die auf Grund der gleichen unmittelbaren geheimen Stimmrecht« durch die großjährigen Arbeiter gewählt werden. Der Antrag Albrecht wird abgelehnt. Zu 8 67, Feststellung der Ent schädigung, beantragt v. Stumm, die Bestimmung der Kom- missionSfaffung, welche da« Verfahren vor der unteren Verwaltungsbehörde regelt, zu streichen und dafür die von der Regierung geplante Vorschrift wieder herzustcllen, wonach den Entschädigung-berechtigten vor der Feststellung Gelegenheit zu geben ist, sich zu äußern. Staats sekretär v. Posadow-ky führt auS, der Arzt habe nur über die physiologische Folge des Unfalles zu berichten, nicht über den Grad der Erwerbsunfähigkeit zu urtheilen; letztere- müßten praktische Lmte thun, die mit dem Berus vertraut seien. Redner habe im Laufe der KommisfionSberathung sich zu der Einsicht bekehrt, daß die Fassung der Regierungsvorlage nicht die ursprünglich angenommene Bedeutung habe; daß aber doch der Zusatz der Kommission auf schwere praktische Be denken stoße. Die Verwaltungsbehörden würden unverhältniß- mäßig belastet und die Feststellung der Rente verzögert werden. Stumm stellt den Eventualantrag, die Bestimmung über daS EntschädigungfeststellungSverfahren vor der unteren Verwalt ungsbehörde durch folgende Vorschrift zu ersetzen: Vor Fest stellung der Entschädigung ist in jedem Falle der behandelnde Arzt zu hören. Steht der behandelnde Arzt zur Genoffen schaft im Vertrog-verhiltniß, so ist auf Antrag ein anderer Arzt zu hören. Dieser Antrag wird angenommen. — Die geplante Erhöhung der Zölle auf Liqueure, Branntwein und Schaumweine dürfte im ganzen nur rin Mehrerträgniß von etwa drei Millionen Mk. liefern. Dabei ist zu beachten, daß die Erhöhung des Branntwein zolles voraussichtlich einen Rückgang der Einfuhr herbei führen wird, da Deutschland weit über seinen eigenen Bedarf hinaus Branntwein produzirt und die Zollerhöhung voraus sichtlich wie ein Schutzzoll wirken dürste. Dagegen dürste
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