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Rabenauer Anzeiger : 05.05.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-190005052
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19000505
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19000505
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-05
- Tag 1900-05-05
-
Monat
1900-05
-
Jahr
1900
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Der Krieg in SNoWo. In England beginnt man dem Unmuth über die miß lungenen Operationen des Lord Roberts durch eine scharfe Kritik über den Feldmarschall Luft zu machen. Man findet, daß Lord RoberiS einen energischen Borstoß nach Thabanchu hätte machen sollen, daS thatsichlich die ganze Zeit hindurch der entscheidende strategische Punkt war. ES ist kein Zweifel mehr, daß die englische Feldherrn- kunst in den letzten Wochen ihren Zweck gänzlich verfehlt hat und daß fie den Beeren nicht das Geringste hat anhaben können. Der Boerengcneral Botha hat wieder einmal Her vorragendes geleistet. Am Montag, den 23. April, ist er eist in DewetSdorp «„getroffen und hat mit raschem Entschluß die Boerenhoufen durch die sich von Norden, Westen und Süden v°,schiebenden englischen Abtheilungen hindurch- man»vr«rt. Welchen Weg er eingeschlagen hat, ist noch nicht ganz klar. Man bezeichnete seine Marschrichtung allgemein als nordöstlich und als ihr Ziel den Leeuwfluß und Ladybrand. Jedenfalls war der direkte Weg Dewet-dorp-Thabanchu durch French verlegt. ES scheint denn auch, daß Botha die Straße Blocmfontein-Ladybrand erst etwa 15 Kilometer östlich von Thabanchu bei den Lovedale-Mühlen am Leeuwflusse erreicht hat. Hier wird er Holt gemacht und die schwachen Abtheil- ungen, die Thabanchu gegen Hamilton hielten, ausgenommen und vc,stiikt haben, denn French hat durch seine Kavallerie erkunden lassen, daß die Berge 18 Kilometer östlich von Thabanchu stark besetzt find. Nachdem Botha diese Manöver mit Sicherheit und gutem Erfolge auSgeführt hat, ist er so fort wieder über Pretoria auf daS F-ld seiner ursprünglichen Thätigkeit nach Natal zmückgekehrt. ES erscheint einigermaßen unbegreiflich, daß man diesen tüchtigen Mann nach dem Theile des Kriegsschauplatzes zurückkehlen läßt, der jetzt nur eine untergeordnete Rolle spielen kann, anstatt ihn dahin zu senden, wo seine energische Hand und sein klarer Blick so dringend nothwendig sind, und wo der natürliche Platz des General- kommandanten, d. h. deö Oberstkommandirenden ist, zur Haupt armee bei Brandfort, die vielleicht in wenigen Tagen der an rückenden englischen Hauptarmee wieder wird gegenübertreten müssen. Aber e» ist so vieles räthselhaft in der Kriegsführ ung der Boeren, daß man sich nachgerade an solche Dinge gewöhnt. Folgende Meldung aus Thabanchu lüstet den Schleier ein wenig, den die neuerdings wieder auffallend lückenhafte englische Kri-gSberichterstattung über die Vorgänge südöstlich von Bloemfontein gebreitet hat: .Während General Dicksons Rückzug fielen sein eigener Proviantwagen und die Wasser wagen der Brigade in die Hände drS FeindrS. Die Nachhut wurde heftig beschossen, der Rückzug brachte General Hamilton in Erfahr. Er sammelte deshalb seine Leute und zog sich vorsichtig nach Thabanchu zurück, nachdem er dem Feind mit Artillerie- und Infanterie-Feuer heftigen Widerstand geleistet hatte." Allerdings ist diese Meldung vom 2S. April datirt, also durch die Ereignisse der folgenden Tage überholt. Jeden falls aber geht daraus hervor, daß sich die Dinge bei Tha banchu weniger glatt für die Engländer abgewickelt haben als ihre bisherigen Nachrichten «kennen ließen und daß fie von den Boeren zurückgeworfen wurden. Am 1. Mai aber soll Hamilton beträchtlichen Erfolg gehabt und den Feind mit einem kleinen Verlust aus einer starken Stellung vertrieben haben. Die Boeren hätten sich zerstreut. Die Engländer hätten 28 Gefangene gemacht, unter denen fich ein Komman dant und 16 Verwundete befänden. Hamilton befinde sich in Jakobsrust und werde sich dort einen Tag aufhalten, um seine Truppen nach dem siebentägigen Kampfe auSruhen zu lasten. Wie der Feind zugesteht, hatte er 12 Todte und 40 Verwundete, von denen 21 dem AuSländercoipS angchören. Unter den Tobten befinden sich angeblich ein deutscher Leut nant Namens Günther und zwei Franzosen. Wenngleich dieser angebliche Erfolg der Engländer den Thatsachen entspricht, so bezeichnen dennoch sogar englische Kriegsberichterstatter die meisten Stellungen der Boeren um Thabanchu al» uneinnehmbar. Selbst nach dem dürftigen Kartenmaterial, das zur Verfügung steht, läßt sich diese Schilderung als nicht übertrieben erkennen. Zwischen Tha banchu und Ladybrand steigt das Gebirge, daS das rechte Ufer deS Caledon begleitet, zu erheblicher Höhe auf, und zahlreiche Wasserrinnen, die dem Leeuwflusse zueilen, durch schneiden rS. Da- ist ein Gelände, in dem fich die Boeren heimisch fühlen. Sie werden die Berge sofort »u Festungen uwgestalt-t haben, die schon einer kleinen Zahl von ihnen gestattet, eine ganze Armee aufzuhalten. Sächsisches. — Die 2. Kammer des Landtags «klärte am Mittwoch das Einverständniß für Verlängerung der geplanten elektrischen Straßenbahn Dresden» (Plauen) Deuben bis HainSberg; ferner ertheilte sie der StaatSregierung zur Ausführung der Bahn daS ErpropriationSbcfugniß und be willigte den Betrag von 1 620 000 Mk. Außerdem wurde die StaatSregierung zur Ertheilung der EnteignungSbefugniß zu Gunsten der mit elektrischer Kraft zu betreibenden Straßen bahn Niedersedlitz—Kr ei scha sowie der dabei für erforderlich zu erachtenden Anschlußgleise ermächtigt, während die Petition des EtadtgemeinderatheS zu Tharand um Verlängerung der elektrischen Bahn bis Tharand auf sich b-ruhen blieb. — Die GesetzgebungSdeputation deS Landtages empfiehlt der 2. Kommer die Annahme folgenden Beschlusse»: die StaatSregierung um Vorlegung eines Gesetzentwurfs zu er suchen, durch welchen die Bestimmungen der Revidirten Städteordnungund der Revidirten Landge- meindeorvnung in der Weise abgeändert werden, daß St) während deS Schwebens einer Untersuchung wegen eines Verbrechens oder eines Vergehens, daS nach dem Etrafgesetz- buche die Entziehung der Ehrenrechte zur Folge haben kann oder muß und während der Dauer einer Suspension von einem öffentlichen Amte da» Ehrenamt nur zu ruhen habe; K) im Falle der Verbüßung einer Freiheitsstrafe da» Ge meindekollegium, welche« der Bestrafte angehört, darüber Ent, chließung zu fasten habe, ob er in diesem Kollegium )u vrr- >leiben oder auszuscheiden habe; o) sowohl dem Betbeiligten wie der Minderheit deS Kollegium» gegen die nach d) ge- aßte Entschließung da» Rechtsmittel der Beschwerde ein- zeräumt werde. — Iw Landwehrbezirk 1 Dresden findet daS diejährige Invalid enprüfungSgeschift am 21., 22., 23., 30., 11 Mai, 1., 2. und 6. Juni a. c. statt. Zur Vorstellung hierbei gelangen alle auf Zeit anerkannte Invaliden, deren Pension auf Zeit und zwar nur bis Oktober 1900 bewilligt worden ist, sowie solche Invaliden, die im Laufe des Jahres mit eingereichten Gesuchen auf daS diesjährige Prüfungs geschäft verwiesen wurden. Gestellungsbefehl mit Angabe deS OrteS und der Zeit, wo und wann vorerwähnte Leute zur militärärztlichen Untersuchung zu erscheinen haben, wird jedem Einzelnen vom Bezirks-Kommando noch zugehen. Bemerk! wird noch hierbei, daß vom 1. April d. I. ab vom Bezirks- Kommando 1 Dresden (Marschnerstraße 11) nur Invalide, welche im Stadtbezirk Dresden und Bezirk der AmtShaupt- mannschaften Dresden- 'lltstadt und Neustadt wohnen und von Linien-Jnfanterie-Truppentheilen auSgeschieden sind bezw. vor der Jnvalidisirung zur Infanterie entlasten waren, kontrolirt und vorgestellt werden, während alle übrigen Invaliden aus gedachten Bezirken zum Bezirks-Kommando 2 Dresden (Gör- litzerstraße 35) gehören. — Die Nummer 213 des .Leipz. Tagebl.", welche an ihrer Spitze einen Artikel .Kniebeugung in Bayern und Sachsen" enthielt — eS handelte sich dabei um die seit Jahren in Dresden stattfindrnde Heranziehung evangelischer Kadetten und Soldaten zu den katholischen Prozessionen und die ihnen auferlegte Kniebeugung vor dem katholischen Sanc- tissimum — ist nach einer am Donnerstag aus Dresden zugehenden Mittheilung den sämmtlichen Mitgliedern der beiden Stindekammern zugesandt worden. Infolgedessen ist eine Abordnung bei Sr. Ercellenz dem Krieg-Minister vor stellig geworden, um eventuell noch eine Interpellation ein- zubringen. Ee. Ercellenz hat die Zusage gemacht, fich in nächster Zeit erklären zu wollen. — Eine Sonnenfinsterniß, die auch in unserer Gegend sichtbar sein wird und zwar derart, daß der Mond die Sonnenscheibc über die Hälfte bedeckt, tritt am 28. Mai ein und zwar in der Zeit zwischen 4 und 6 Uhr Nachmittag». Durch ein Stück dunkelgefärbteS oder Rauchglas wird man daS Vorrücken deS Monde- auf der Eonncnscheibe auch ohne Fernrohr gut beobachten können. — Wenig Erfreuliches verkündet der Wetteiprophet Falb für den Gommer 1900. Namentlich seine Prognose für die Ferienzeit klingt geradezu unheimlich. Für Mai verkündet Falb Folgendes: Bis 6 Mai: Niederschläge nur stellenweise bedeutend und nicht sehr auSgebreitet. Die Temperatur finkt bedeutend unter die normale. 7. bis 13. Mai: Temperatur normal, die Niederschläge verschwinden. ES wird sehr trocken. 14. bis 20 Mai: Die Temperatur geht unter die normale zurück. Der 14. Mai ist ein kritischer Tag 3. Ordnung. Drei Tage nachher Zunahme der Nieder schläge und später auSgebreitet« Regen. 21. bis 25. Mai: Sehr kalt. Vereinzelt stärkere Regen. Im Hochgebirge starke Schneefälle. 26. bis 31. Mai: Zahlreiche trockene Gewitter. Der 28. Mai ist ein durch eine Sonnenfinsterniß ver stärkter kritischer Termin 2. Oidnung. 1. bis 5. Juni: Ziemlich trocken. Temperatur über dem Mittel. 6. bis 13. Juni: Zunahme der Niederschläge. Zahlreiche Gewitter. Der 13. Juni ist ein kritischer Termin 2. Ordnung. 14 bi- 19. Juni: Die Niederschläge sind im Westen bedeutend. 20. bis 26. Juni: Die Gewitter nehmen zu Ergiebige Regen. Die Temperatur geht zurück. 27. bis 30. Juni: Die Niederschläge nehmen an Verbreitung zu. Die Tem peratur geht tief unter das Mittel zurück. Der Charakter de- Juli zeigt eine auffallende Unbeständigkeit dc- Weiter-; Temperatur in der ersten Hälfte verhältnißmäßig tief, in der zweiten, mit Gewittern verknüpft, normal. Ein kritischer Tag 1. Ordnung ist der 12. Juli, an dem mit Gewittrr- stürmen verbundene heftige Regen zu erwarten sind, ein kritischer Tag 3. Ordnung der 26. Juli, der eine nament lich in Oesterreich sich ganz besonder- bemerkbar machende längere Gewitter- und Regen-Periode einleiten soll. Der August soll ausfallend niedrige Temperatur zeigen und namentlich in der zweiten Hälfte an landregenartigen Ergüssen reich sein. Falb warnt, am 25. August, einem kritischen Ta 2. Ordnung, und an den darauffolgenden Tagen Hochtouren zu unternehmen. Der September soll eine ganz besonders unfreundliche Physiognomie zeigen, viele Niederschläge, zahl reiche G-witter, kühle Temperatur und in der letzten Woche in der auch Hochwasser zu befürchten ist, stürmische- Wetter. Auch der Oktober soll viel Regen aufweisen, doch bezieht sib diese- mehr auf den westlichen und südlichen Theil deS Con tinentS al- aus Deutschland, in dem erst in der 2. MonatS- hälste Niederschläge zu erwarten sind. Nm die Zeit der kritischen Termine — der 8. Oktober ist ein kritischer Tag 1., der 23. ein solcher 3. Ordnung — sind stellenweise Gc Witter als Schneefälle wahrscheinlich. Für Deutschland ist jedoch der Monat im Ganzen nicht ungünstig. Der November soll trotz einzelner Schneefälle ziemlich trocken und namentlich bei un- reich an schönen Tagen sein. Die Tem peratur soll unter dem Normalen stehen. Der 7. November ist ein kritischer Termin 1. Ordnung, der 22., der durch eine Sonnenfinsterniß verstärkt wird, ein solcher 3. Ordnung Der Dezember soll für Deutschland mit ziemlich trockenem sür Oesterreich mit feuchtem und für Frankreich mit sehr regnerischem Wetter verbunden sein; die Schneefälle werden besonders im letzten Drittel sehr stark sein. Alles in Allem eine etwa- zweifelhafte Zukunft, die un» Herr Rudolf Fai prophezeit. Hoffentlich erweist fich die Natur freundlicher als der Wettcrkalender deS Wetterpropheten. — Auf dem Nachhausewege von der Maifeier geriet in der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch in Plauen ein lrbeiter au- Potschappel vom Wege ab und in die Weißeritz. Zwar gelang eS ihm, dem unfreiwilligen Bade u entrinnen, doch hatten die erfolgreichen Versuche, da« Trockene zu gewinnen, seine Kräfte so erschöpft, daß er am Ifer in der Nähe des vormaligen Reisewitz« Parkes sich sinlegte und einschlief. Als er am Morgen erwachte, waren hm Portemonnaie und Uhr gestohlen. — Von einer unbekannten mit blauem Kleid und weiß« Schürze bekleideten Frauensperson wurde Mittwoch Nachmittag einem Knaben aus Dölzschen auf der Falkenstraße inPlaurn aus dem Portemonnaie der Betrag von 1 Mk. entwendet. Die noch jugendliche Person hatte sich dem Knaben genähert und von ihm daS Geldtäschchen verlangt, um zu sehen was darin sei. Bei der Rückgabe und nachdem die Diebin sich chleunigst entfernt hatte, bemerkte der Knabe seinen Verlust. — DonnerSIag Vormittag nach 10 Uhr erlöste ein anfter Tod Herrn Gemeindcvorstand und LandtagSabgeord« neten Großmann in Plauen von einem langen Leiden. — Die Dresdner Stadtverordneten beschlossen, einen Antrag deS St.-V. Ahlhelm näherer Prüfung zu unterziehen. Er soll danach im östlichen Theil von Dresden eine höhere UntcrrichtSanstalt (Gymnasium, Realgymnasium) errichtet werden. — Obgleich mit dem Scheiden deS Aprils für die Mehrzahl der GroßstadtvarieteS die Saison zu Ende ge gangen ist, hat die Direktion deS Dresdner Victoria- SalonS auch in diesem Jahre daS Wagniß unternommen, während des Mai allabendlich Vorstellungen stattfinden zu lasten und den Besuchern des beliebten Varietes aus der Waisenhausstraße ein Programm zu bieten, daS fich denen der vergangenen Monate als ebenbürtig zur Seite stellen kann. Für zarte und ängstliche Gemüther allerdings find einige der gebotenen Vorführungen stark auf die Nerven fallend, werden aber seitens derer, die das Ansehen gefähr licher Kunststück- gewöhnt sind, desto größere Anerkennung finden. In dieses Gebiet entfallen beispielsweise die in komische Fo.m gekleideten Leistungen der 3 Barowsky-, die als .Bauernjungen im Walde" ganz außerordentliche Tricks zu Gesicht b ingen. Ihnen gleichkommend sind Ellen und Martin, die am Trapez Balancirungen schwierigster Art auS> führen, sowie .The HaydaS", die durch ein Spring-Potpourri von den Fortschritten mancher Artistenkreise beredtes Zeugniß ablegen. Gesang und Musik sind neben dem Gastspiel des talentvollen Humoristen Herrn Georg Kaiser, dem von Miß Gastelle, Operettensängerin aus London und dem der vom April her bekannten musikalischen Sterne durch 2 Soubretten, die Damen Günther und Donneur (letztere auf dem Rade erscheinend) vortheilhaft vertreten und bieten reiche Ab wechselung dar. — Der flüchtige und steckbrieflich verfolgte, für einen Millionär gehaltene Restaurateur Boden in Dresden, welcher bekanntlich über 30 Häuser besaß, wurde von zwei Gläubig«» in Zürich angetroffen und zwar in sehr gedrückter Stimmung. Boden zahlte den Gläubigern 21 000 Mark und wehklagte über sein Geschick. Er will nur noch etwa 30 000 Mark bei sich haben. Nur weil er eine größere fällige Summe für ein Haus in der GewandhauSstraße nicht schaffen konnte, will er kopflos geworden sein und das Weite gesucht haben. Boden hatte bereits ein Billet nach Paris gelöst, hat aber auf Zureden seiner Freunde diesen Plan aufgrgeben. Die noch geretteten 21000 Mark sind dem Konkursverwalter ausgezahlt worden. — In gesunder und durch elektrische Straßenbahn- Verbindung leicht zu erreichender Gegend von Dr erden - Strießen, in dem Hause Tittmannstraße Nr. 15 hat der LandcSverein für innere Mission im Königreich Sachsen eine Haushaltungsschule mit Pensionat eröffnet, welche — nach der Kurfürstin Anna .Mutter Anna Schule" genannt — jungen Mädchen gebildeter Stände nach Beendigung der Schulzeit Gelegenheit bietet, sich hauSwirthschaftlich auSzu- bilden, damit sie in allen häuslichen Arbeiten geübt und be fähigt werden, später einem eigenen oder fremden Haushalte vorzustehen, und ihre Untergebenen anzulciten und zu über wachen. AiS Leiterin dieser Anstalt ist Fräulein Johanna Kretschmar gewonnen worden, eine wissenschaftlich geprüfte Lehrerin, die sich in den letzten Jahren in auswärtigen An stalten für ihren Beruf an der .Mutter Anna Schule" vor gebildet hat. Ihr zur Seite steht eine Kochlehrerin, die in Cassel bei Fräulein First« vorgebildet ist und eine Lehrerin für die weiblichen Handarbeiten. Anmeldungen nimmt die vorgenannte Leiterin der Anstalt entgegen, auch können daselbst Prosprkte entnommen werden. Dm Bestrebungen deS Verein« auf Hebung der hauSwirthschastlichen Kenntniß im Volke, wie sie sich in den Namen der .Mutter Anna Schule" zu- sammenfafsen, können wir ein geeignete« Interesse nicht versagen. — Daß Lotterirgewinne nicht immer Glück bringen, ist kürzlich von volkSwirthschaftlicher Seite festgestellt worden. Einen Beitrag hierzu bildet ein Vorkommniß aus einem Ort bei Frankenberg. Ein Materialwaarenhändler gewann vor 5 Jahren einen erheblichen Antheil de« großen Loose« der sächsischen LandeSlotterie, und vor einigen Tagen erschien die Bekanntmachung, daß über sein Vermögen der Konkur« eröffnet worden sei. — Arg au-gelacht worden ist dieser Tage ein Einwohner in Plauen i. V. der sich den Fischzug eines großen Teiches angesehen und einen stattlichen Karpfen erworben hatte. Eeelenv-rgnügt wanderte er mit einigen Freunden heimwärts. Im Gedanken an den Wohlgeschmack einer großen Portion vogtländischen Karpfens lief ihm schon auf dem Heimwege ,taS Wasser im Munde zusammen". So kam man an einen kleinen Teich. „Den Karpfen, wenn ich hätt'," so meinte hier schlau ein Freund, ,thät ich mal saufen lassen. Sonst geht er noch unterwegs drauf und das Fleisch schmeckt dann nimmer recht." DaS leuchtete dem Karpfcnbefitzer ein. Er befreite den Karpfen auS der Hülle und setzte ihn in den großen Tümpel, um ihn — saufen zu lassen. Aber ach! Kaum war der undankbare Fisch im Wasser, so schnelzte er davon und sein Besitzer hatte da« Nachsehen. Verdutzt schaute
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