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Rabenauer Anzeiger : 27.03.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-190003271
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19000327
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19000327
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-03
- Tag 1900-03-27
-
Monat
1900-03
-
Jahr
1900
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Sächsisches. — Der neue Posttarif tritt am 1. April in Kraft. Bon diesem Tage ad kostet ein Brief bis zu 20 Gramm (früher bis zu 18 Gramm) 10 Pfg. Eine Postkarte im Ortsverkehr kostet von diesem Tage ab statt 5 Pfg. nur noch 2 Pfg. Für Drucksachen gilt vom 1. April ab folgender Tarif: bis 50 Gramm 2 Pfg., bis 100 Gramm 3 Pfg., bis 350 Gramm 10 Pfg. — Der Landtag genehmigte am Freitag u. a. den Etat für 1900/01 für die Forstakademie Thar and. Die Einnahmen stnd mit 16 000 Mk., die Ausgaben mit 90100 Mk. angesetzt. — Von Montag dm 2. April ab treten in der Ar beit erbe fb rd er un g von Klingenberg und Tharandt nach Dresden Aenderungen insofern ein, als der jetzt Montags früh 5 Uhr 8 Min. von Klingenberg-Colmnitz, an allen Werktagen früh 5,34 von Tharandt abführende Arbeiter zug um etwa eine Stunde früher abgefertigt werden wird. Seine Abfahrt erfolgt alsdann an Montagen von Klingen berg-Colmnitz früh 4,5, von Edle Krone 4,20, an allen Werktagen von Tharandt früh 4,33, von HainS- berg 4,40, vonDeuben 4,46, von Potschappcl 4,51, von Plauen 4,59, die Ankunft an der Nossener Straße 5,4 und auf dem Kohlenbahnhof 5,10, früh. Der jetzt früh 5,40 von Tharandt nach DreSd n verkehrende Arbeiterzug kommt vom obenerwähnten Tage ab in Wegfall. Zur Benutzung des Zuges gelten, wie bisher, die Arbeiterfahrkarten, sowie gewöhn liche Fahrkarten 4. Klaffe. In dem Fahrplane der Arbeiterzüge nach dem Plaüenschen Grunde treten Aenderungen nicht ein. — Auf seinem Wölfnitzer Grundstück mißhandelte der Badeanstalt-besitzer Heinrich Weißgerber, 1849 in Höcken dorf geboren, einen 7 jährigen Knaben, indem er ihn mit einem Besenstiehle in'S Gesicht schlug. DaS Dresdner Schöffengericht erkannte auf 10 Mark Geldstrafe; die Strafe wurde vom Landgericht bestätigt. — Von der Strafkammer des Landgerichts Freiberg wurde die StuhlbauerSehrfrau Marie Klara Gahmig, geboren dm 27. Oktober 1863 zu Rabenau, wohnhaft ebendaselbst, wegen Wechselfälschung und Betrugs zu 2 Jahren Gefängniß und 5 Jahren Ehrenrechtsverlust oerurtheilt. — In belehrender und unterhaltender Weise hielt am Freitag Abend im Gewerbeverein des Plaüenschen Grundes Herr Dr. Arno Naumann-DreSden einen Vor trag über den Nutzen der Palmen im menschlichen Haushalt. In seinen Ausführungen eröffnete der Herr Vortragende manchen neuen und eigenartigen Gesichtspunkt und legte be sonderen Werth auf die große Anzahl von Dingen, die wir täglich gebrauchen und deren Ursprung wir der Palme verdanken. So sind es namentlich eine Art Roßhaare, Bettvorlagen, Bast zum Binden, Rohrstühle, -tische und Korbwaaren, Rohr- stöcke, Stearinlichter, Knöpfe der Spazierstöcke, Schirme usw., Straßenreinigungsmaschinen, sogenannte gewöhnliche Elfenbcin- sachen, künstliche Korallen, Haaröl, Palmöl, Seife, Palmin, Beisatz zu Speisen in Gestalt von Sago, ja sogar eine Art falscher Kaffeebohnen — natürlich ohne jeden aromatischen Geschmack und nur unter dem Zeichen des Schwindels in dm Handel gebracht —, welche sämmtlich aus den ver schiedenen Bestandtheilen der Palmbäume hergestillt werden. Dieser Vielseitigkeit des Nutzen- der Palmen entspricht neben dem lateinischen Namen der Palme „Principes" (die Fürsten) auch die Mannigfachtgkeit ihres Vorkommens. ES sind nicht weniger als 11000 Arten, die in den ver schiedensten Gegenden der Erde zu finden stnd, darunter die Zwergpalme, welche in warmen Gegenden Europa- gedeiht. Die Früchte der einen Palmenart bestehen aus Datteln, die anderen au- Nüffen. Die Blätter stellen sich theilS sächer- theilS fcderartig vor. Aus den Nüffen gewinnt man beispielsweise in Indien (Palmyrapalme) eine Flüssigkeit, die einen lieblichen Geschmack aufwcist und den Eingeborenen als weinartigeS Getränk dient. Von einzelnen Palmen arten, deren Herr Dr. Naumann eine größere Menge eingehender Be sprechung unterzog, sei u. A. eine Art erwähnt, die in Westasrika besonders zu Hause ist und eine im Vergleich zur Länge deS Stammes nur kleine Blätteckrone besitzt. Von den Malayen wird aus diesem Grunde die erwähnte Palme mit einem Pfeil verglichen, der vom Himmel kam und dessen Ende noch zittert. Eine andere Art ist die Oelpalme, die centnerschwere Fruchtbüschel mit rothen Früchten besitzt. Aus diesen Früchten wird Oel und Fett gewonnen, es riecht veilchenartig und hat röthliche Farbe, die bei hoher, künstlich erzeugter Temperatur (über 100 Grad) verschwindet. Die Kokospalme ist eine Pflanze, die die ausgedehnteste Verbreit ung auf Ceylon (40 Millionen Stämme) hat. Sie ist e- vor Allem, die sich auf originelle Weise fortpflanzt; ihre F üchte fallen oftmals in's Meer, werden von den Fluthen fortgespült, schwimmen an ein anderes Eiland an und geben dadurch die Grundlage zur Fortpflanzung auch über- Meer. Die Stuhlrohrpalme zeichnet sich durch lange, dünne Anhänge aus, die, mit einer Art Widerhaken versehen, die so sehr ge fürchteten Dschungeln bilden. Die Anhänge finden wir als Bruchstücke in den Rohrstöcken wieder. Sie weisen leichte Spaltl arkeit auf und g ben somit ein brauchbares Material für die Flechtindustrie. Eine Palme, die hauptsächlich im Gebiet der Anden gedeiht und sehr viel Wachs absondert, erreicht oftmals eine Höhe von 60 Mettm, während man bei den Sagopalmen (meist in Indien) aus dem Samen den allen Hausfrauen bekannten Sago gewinnt. Bei der Sago gewinnung muß in Berücksichtigung gezogen werden, daß der Baum zur rechten Zeit gefällt wird, da sonst der Sagosaft zu Nutzen der Pflanze die natürliche Verwendung findet. Schließlich möge der Curiosität Haller noch Erwähnung finden, daß findige Köpfe die zermalmten Rückstände einer Palmen- Art als Beisatz zu Pfeffer benutzen, ihnen aber vermittels des Mikroscopes ihr Schwindel nachgewiesen wird. Der reiche B ifall bewies, daß es wiffenSwerthe Dinge waren, die den Mitgliedern des Gewerbevereins zur Kenntniß gelangten. Erhöht wurde das Interesse durch eine Anzahl Lichtbilder, deren Vorführung Herr Gewerbeinspektor Erdmann leitete. — Am Mittwoch früh 6 Uhr verunglückte im Carola schacht zu Döhlen der in Potschappel wohnende Berg arbeiter und Hausbesitzer Carl Pietzsch durch hereinbrechende Kohlen so schwer, daß er Mittags im Krankenhause zu Zaukeroda, wohin man ihn gebracht hatte, seinen Geist aufgab. Der so schnell au- dem Leben Geschiedene hinterläßt eine Frau und vier unerzogene Kinder. — In dem an die F-lsenkellerbrauerci in Plauen an stoßenden Gehölze auf Coschützer Flur wurde am Sonnabend durch Beamte deS genannten Etablissements ein Schulmädchen aus Plauen, die 13 jährige Konfirmandin Frida Preuße, erhängt aufgefunden. Die Leiche war noch warm, doch waren alle Versuche, die jugendliche Selbst mörderin inS Leben zurückzurufen, vergeblich. Der Schul ranzen nebst Büchern und Frühstück lag am Fuße des Baumes. Welche Motive zu dem muthmaßlichen Selbst morde getrieben, ist zur Zeit unaufgeklärt, doch glaubt man da- Mädchen habe die That aus Furcht vor Strafe be gangen, die sie um eines geringfügigen Vergehens (Ent wendungen von kleineren Geldbeträgen bei der Mutter) willen zu gewärtigen hatte. — DaS jetzige Programm der Dresdner Viktoria- SalonS, in dessen Mitte noch immer die dresstrten Seelöwen das größte Interesse erregen, verbleibt nur noch bis Ende März. Am 1. April beginnt die vielgepriesene australische Opern-Pcimadonna Ada Collry ein kurzes Gastspiel. Diese Sängerin bewegt sich mit staunender Sicherheit in der Höhe deS dreigestrichenen und übertrifft, was glockenreine, Höhe, Schönheit und Kraft der Stimme, sowie deren künstlerische Nerwerthung anbelangt, Alles bis jetzt in Dresden Gehörte. Außer diesem allerersten Gesangsstar wird ferner O. Reutter, der erste deutsche Gesangshumorist, mit einer großen Anzahl neuer Soloszenen und Couplets aufwarten. Eine 3. große Acquisition des April-ProgrammS dürften die 18 musikalisch- elektrischen Sterne in ihrer sensationellen Glanznummer „Im Feenreich" werden. Außer diesen drei auserlesenen Capacitäten, von denen manches Großstadt-Programm gewöhnlich immer nur „eine" im Programm aufzuweisen hat, werden noch eine stattliche Reihe von erstklassigen Nummern dem April-Pro gramm eingereiht sein und wird somit dies rxcellente Programm neben dem des Märze- da- Glanz-Programm der ganzen Saison bilden. — Ein schrecklicher Unfall ereignete sich am Freitag Nachmittag innerhalb de- Bahnhofes zu Mügeln dadurch, daß der Oberschaffncr Schröder aus Plauen, welcher den gegen halb 5 Uhr Nachmittag« in Mügeln ankommenden Güterzug fuhr, beim Ueberschreiten der Gleise von dem eben einsahrenden Personenzuge ergriffen und überfahren wurde. Der Verunglückte, der behufs Ausnahme in das CarolahauS mit dem nächsten Zuge nach Dresden überführt wurde, starb jedoch bereits auf dem Transporte an den erlittenen Ver letzungen. — Die Zahl der Aussperrungen von Arbeitern, die an dem Bergarbeiterstreik betheiligt waren, dürfte im Zwickauer Ausstandsgebiet die größte sein. ES beträgt die Zahl derselben amilicher Angabe zufolge bis heute 340. Dieselben verlieren alle Ansprüche an die Knappschaftskaff-. Weitere Aussperrungen sollen bevorstehen. Die auSgesperrten Arbeiter werden durch böhmische Bergarbeiter ersetzt. — Die Nachricht, daß der Mörder Preuß, der vor 14 Tagen den Handelsmann Thoß in Falkenstein er stochen hat, bei Eibenstock festgmommen worden sei, soll einer Blättermeldung nach unbegründet sein. Preuß sei bisher noch nicht erlangt worden. — Die Chemnitzer Reuest. Nachr. melden ausPlauen i. V.: „Gegen einen dortigen Stadtverordneten ist wegen eines von ihm an seinem 15 Jahre alten Di nstmädchen versuchten ZittlichkeitSverbrechenS die Untersuchung eingeleitet worden. AuS diesem Grunde mußte daS Mädchen auf Ver anlassung seiner Mutter den Dienst sofort verlaffen." Die Nachricht soll einer anderen Meldung gemäß al» erfunden zu betrachten sein. , — In der Nacht zum Sonnabend stnd einige Herren aus Falkenstein, die mit Geschirr in Plauen i. V. an wesend waren, auf dem Heimwege verunglückt; ihr Wagen fiel sammt den Pferden in einen Abgrund von ca. 10 Meter Tiefe. ES ist als ein ganz eigenartiger Zufall zu betrachten, daß kein Mensch das Leben einbüßte, auch die Pferde unbe schädigt davon kamen und nur die Deichsel des Wagens ge brochen ist. — In der Färberei und Appreturanstalt von Bernhard Dietel in Reichenbach gerieth am Freitag Nachmittag halb 4 Uhr der 32 Jahre alte Walker Hermann Friedrich in UnterhainSdorf wohnhaft, beim Auflegen eines Riemens in die Transmission. Er wurde von der TranSmisfionSwelle erfaßt und mehrmals herumgeschleudert, wobei ihm der eine Arm völlig abgerissen und an einer eisernen Säule der Kopf zerschmettert wurde. Friedrich, der natürlich sofort tot war, hinterläßt Frau und vier Kinder. — Am Sonnabend gelangte von Schneckengrün ein Simmenthaler Bulle zum Verkauf, der das stattliche Gewicht von 20 C ntnern hatte. Ein gleich stattliches Thier, ein wahres Schaustück, dürste selten heran gefüttert werden. — Bei Bohrversuchen nach Thon wurde in der G:- meindc Fonsau (Bez. Wildstein) ein reichhaltiges Kohlen lager entdeckt. Tages-Erelgnijse. — Im Reichstag wurde am Freitag der Gesetz entwurf betreffend die Bestrafung der Entziehung elektrischer Arbeit in dritter Lesung angenommen. Ferner wurde die Be- rathnng der Petitionen betreffend die Wiedereinführung der Prügelstrafe wieder ausgenommen. Abg. Bebel führt aus, die Fällung der Prügelstrafe sei gegenwärtig noch ein DiSctplinarmittcl, in preußischen und anderen Zuchthäusern. Wie stellten sich die betheiligten Beamten zu der Frage? Soweit bekannt sei, ablehnend. AuS eigener Erfahrung wisse Redner,^.daß die Zustände in dm Gefängnissen, besonders die Gesängnißkost, keineswegs so glänzend seien, wie die Ver treter der Prügelstrafe sic darstellten. Die Freiheitsstrafe ft vielmehr derartig schwer, daß das Bcdürfniß für die Prügel-' strafe nicht vorliege. Wenn in manchen Kreisen die Zft nähme der Rohheit zu beobachten sei, so müsse man ihr mil sozialpolitischen Reformen, nicht aber mit neuer Hirte und unwürdigen Strafen begegnen. Die Statistik zeige, daß ft Sachsen, wo die Sozialdemokraten am stärksten vertreten sind die Verurtheilungen wegen RohhcitSocrbnchen relativ an seltensten seien. Dagegen kämen gerade in den Kreisen d« Gutsbesitzer die schlimmsten Rohheiisverbrechen vor. Haar sträubend sei, was in Universitätsstädten von den Söhne» der begüterten Klaffen an Roheit geleistet werde. Abg. O-rtel (Sachsen) meint, die Roheitsverbrechen seien nicht die Folge» der sozialen Schäden, auch sei es gar nicht die Absicht del Petitionen, in den ärmeren Klaffen in hervorragendem Maß! die Prügelstrafe anzuwenden. Abg. Werner (R-formp.) gubl zu, daß die zum Schlagen befohlenen Personen verroh!» müßten, aber die vorhandenen Strafmittel reichten nicht aui Die Ueberweisung der Petitionen als Material wurde abgelchvt — Im Reichstag wurde am Sonnabend eine solution eingebracht, die verbündeten Regierungen zu ersuchen angesichts der überaus schweren wirthschastlichen Schädigungen die durch die Maul- und Klauenseuche, sowie durt, die zur Verhütung ihrer Weiterverbreitung angeordnete»! bperrmaßregeln in den letzten Jahren herbeigefühkt worden sind, die bestehenden Vorschriften über die Bekämpfung dü Maul- und Klauenseuche auf Grund der gemachten Erfahr' ui gen einer eingehenden Revision zu unterziehen, insbesondre! darauf Bedacht zu nehmen, daß vor Anordnung der Sperr! eines OrteS, einer Feldmark, oder sonstiger Sperrgebiete und des MarkiverboteS die Noihwendigkeit auf das sorgfältigste geprüft und jede Verzögerung bei der Aufhebung dieser Maß' regeln vermieden werde. — Ein erschütterndes Drama hat sich Sonnabend Morgen in einem Hause am Landsberger Platz in Berli» abgespielt. Dort wohnte in einem verschlagartigen Zimm-» deS finsteren Kellergewölbes daS Rölsche Ehepaar. A»> Mittwoch war der 23 jährige R. der Schwindsucht erlegen ^ Am Freitag hatte man ihn eingesargt, und am Sonntag sollt! seine Beerdigung erfolgen. Sonnabend früh gab der Post' botc einen Dries für R. ab. In der Dunkelheit, die ft diesem Raume herrscht, glaubte der Beamte, daß daS Ehepaal noch gemeinsam der Ruhe pflege. Hierüber machte er zu» Nachbarin eine Bemerkung, und diese, hierdurch aufmerksam geworden, blickte sich etwas schärfer in der R.'schen Wohnun- um. Und da wurde nun eine furchtbare Entdeckung gemacht- In den Sarg hatte zu dem toten Manne Frau R. sich g-' bettet. Den Kopf des Entschlafenen hielt die Rechte um schlungen, während aus der schlaff herunterhängenden linke» Hand ein breiter Blutstrom sich ergoß. Mit dem Sterbl' Hemde angethan, hatte sich die Unglückliche zum Gatten g-' legt und sich die- Pulsadern geöffnet, um so neben deft Toten selbst den Tod zu erwarten. Frau R. war in Folg^ des stacken Blutverlustes bewußtlos. Auf dem Tische lag«u drei Abschiedsbriefe, die Frau R. an Angehörige geschrieben hat. — Am vorigen Mittwoch fand, wie schon erwähnt, dG Inspektor des Geraer Friedhofs in Debschwitz ein ge öffnetes Kindergrab vor, in welchem die darin geborgen- Kindesleiche verschwunden war. Einzelheiten über den Vor- fall bringen zur Kenntniß, daß die Nachforschungen de»! Verdacht auf einen gewissen Knoblauch in Berga lenkten dessen Ehefrau in Gera lebt. Derselbe kam am DienSM- Abend mit einem Sack zu seiner Frau, in welchem sich ei» Beil, eine Schaufel mit einem kurzen Stiel und ein Sti^ Holz befand, Gegenstände, welche sich an dem g öffnete» Grabe vorfanden, Der Mensch hatte seiner Frau verboten den Sack zu öffnen, sich dann mit demselben entfernt, di! Gottesackereinfriedigung überstiegen, sein eigenes Kind au?' gegraben und mit nach Hause genommen. Natürlich wm»» er verhaftet und dem Amtsgericht überliefert. Auf Befrage», warum er das gethan habe, eiklärte er, daS sei sein Kint und gehöre ihm. Er sitzt nun zwar, suchte aber am Donner»' tag gegen Abend, zu entwischen. Durch die Aufmerksamkeit der Beamten wurde aber sein Fluchtversuch verekelt. Deft Mann ist offenbar geistesgestört. Die Kindesleiche hat dkl Mann angeblich in einem Walde bei C ölpa wieder vergrabe» — In Essen a. R. spielten dieser Tage am dortig-» Beiseweg mehrere Knaben „Boeren und Engländer". Ein»' der Knaben hatte sich mit einer kleinen Schußwaffe versehe»- die er einem seiner Gespielen in der Hitze des Kampfes li-b und die dieser auf den 12 jährigen August Zühlke, welch»' einen „Engländer" markicte, so unglücklich adfeuerte, daß ds- Geschoß dem bedauernSwerthen Knaben in den Kopf drarü, Der Schwerverletzte wurde sofort nach dem Kruppschen Lazareft' gebracht, wo er bald darauf verstarb. — Auf dem Hochofenwerk HeinrichShütte bei Hattinge» der Dortmunder Union gehörend, ereignete sich ei» Unglück. Der Hochofen erlitt einen Bruch und stürzte zu sammen, wodurch 2 Arbeiter gelötet, 2 Personen schwer und ? leicht verletzt wurden, unter den letzteren der Chef des Werk.» — Der Mädchenschullehrer Wald in Schmiedeber- wurde wegen jahrelang betriebener Sittlichkeit-Verbrechen a» Schülerinnen verhaftet und dem Gericht eingeliefert. D» Fall erregt großes Aufsehen. Der Verhaftete ist verheirat^ und Vater mehrerer Kinder. — Sonnabend Mittag wurde auf den 2. Bürgermeist-' Lorey in Kiel ein Rcvolverattentat versucht. Das Attent«" hat sich auf dem Bürge,meisteramte abgespielt. Ein Fremde» wie sich später ergab, ein Geistesgestörter, drang auf de» Bürgermeister mit einem geladenen Revolver ein. Herr Lon» überwältigte aber den Mann und ließ ihn der Polizei üb-»^ geben. Der Attentäter begab sich in da- Amtszimmer d^ BüigermeisterS unter dem Vergeben, seine angeblich in Berli» zurückgelaffenen Papiere zu verlangen. Er fragte den Dürges'' meister, ob er ihn kenne, und als dieser verneinte, zog er v» den Worten: „Dann sollt ihr mich kennen lernen!" de» Revolver Wie die Untersuchung ergab, ist Schütt, der d»i Attentat verübte, bereits im Irrenhaus internirt gewesen.
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