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kbeMuer Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis einschließlich der illustrirlen Beilagen „Gute Geister" u. „Zeitbilder" sowie des illustr. Witzblattes „Seifenblasen" 1,50 Ml. Mmg fix WM, Sklsersdürf, Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 15 Ps. Tabellarische Inserate werden doppelt berechnet. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Groß- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 51. Dienstag, den 1. Mai 1900. 13. Jahrgang. Bekanntmachung. In letzter Zeit ist es wiederholt vorgekommen, daß jnnge, unerwachsene Personen sich in den Abendstunden auf den Straßen hiesigen Ortes berumtreiben, truppweise lärmend auf den Fußsteigen herumstehen und sowohl die Passanten als auch die Anwohnenden belästigen. Die Eltern, Vormünder und Lehrherren werden daher hierdurch ersucht, auf ihre Pflegbesohleuen und Untergebenen in dieser Richtung zu achten und sie ans die Unzulässigkeit dieser Handlung sowie die hierseits unnachsichtlich erfolgende Bestrafung hinzuweisen. Rabenau, am 27. April 1900. Der Bürgermeister. Wittig. Bekanntmachung. Der Unterricht in der Fortbildungsschule beginnt in allen Klassen il«n I. M«i, nsvkm. 5 Uki». Rabenau, am 27. April 1900. 8ellu1äir«ktttr ^Ve^nSiirtner. Atts Nah Mld Fern. — Von dem Männcr-Turn-Verein „Vorwärts" Rabenau, welcher am Sonntag, den 24. Juni d. I-, sein 25 jähriges Bestehen festlich zu begehen gedenkt, gelangt in den nächsten Tagen ein Einladungsschreiben mit Fest programm an hiesige und auswärtige Vereine zur Versendung. Zu dieser Jubelfeier ist folgendes Programm ausgestellt worden: 1. Früh 5 Uhr: Weckruf. 2. Mittags 12—>/„2 Uhr: Empfang der Vereine und Ehrengäste. 3. Nachmittags 2 Uhr: rr. Stellen des Zuges am Restaurant „Sänger- Heim", b. Abholung der Festjuugfranen und Ehrengäste, e. Auszug nach dem Turnplatz. 4. Festaktus. 5. Entgegen- Im Manne des Hodes. Eine Seegeschichte von F. M.e i st e r. „Ihr habt Recht, Meinke," entgegnete er, „dahin wird's auch wohl »och kommen." Er redete wie Einer, dessen Gedanken weit weg sind, und der Sinn seiner Antwort wurde mir nicht ktar. Ich begab mich wieder »ach vorn und als ich von der Groß luk noch einmal zurückschaute, sah ich den Kapitän hinter dem Ruder an das Flaggenhäuschen gelehnt stehen. Er hatte den Kopf tief gesenkt und die Hände vor das GJicht geschlagen. Dann versuchten wir vorne eine Art Rath zu halten, aber das führte zu nichts. Denn was sollten wir auch be- rathen? Wir halten keinen Begriff davon, wie das Fieber zu behandeln war; wir konnten nicht das Geringste thun, um die Leiden unserer armen Gefährten zu lindern. Kapitän Koster machte sich an seine Navigation und sah dabei nach dem erkrankten Steuermann, aber nach vorn zu uns kam er nicht wieder. Im starb bald und wir versenkten ihn in's Meer. In der folgenden Nacht gaben Kaspar und der fransche Peter ihren Geist auf, der Erstere im Delirium und der Andere in stumpfer Bewußtlosigkeit. Sie sehen mich an, Mynheer, und cs mag Ihnen wohl scheinen, als ob solche Schrecknisse an Bord unglaublich seien. Aber gehen Sie nach Rotterdam oder schreiben Sie an das dortige Hafenamt, und Sie werden fünfzig Zeuge» finden, die Jhmn die Wahrheit meiner Worte bestätigen können. Die Pestilenz riß meine armeii Maaten einen nach dem anderen nieder, wie ein Tiger oder sonst ein wildes Thier einen Mann zu Boden reißt, und sie starben so schnell, als ob sie Gist genommen hätten. Die Nacht, in der Peter und Kaspar starben, war klar und mild; der Wind kam stetig und sanft aus Oste», die Sterne funkelten hell und groß, wir hatten alle Segel stehen und das Fahrzeug ging eben und ruhig durch das glatte, schwarze Wasser. William stand am Ruder. Der Schiffer ging umuhig auf dem Achterdeck hi» und her und verschwand ab und zu in der Kajüte, uni »ach dem Steuermami zu sehen. Wir vier übrigen faße» vorn bei der Kombüse und be- rathschlagte». Wir waren lauter alle, befahrene Leute, und keiner von uns hätte sich selbst vor der schlimmsten Gefahr auch nur einen Augenblick gefürchtet, so lange nur Alles mit rechten Dingen zuging; allein das Gefühl, daß der bleiche Tod unsichtbar und gleichsam auf den Fußspitzen unter uns herumschlich und seine grausige Hand jetzt auf nähme der etwa zugedachten Geschenke. 6. Nachmittags 31/2 Uhr: Beginn des Turnens. ». Freiübungen, b. Riegenturnen des Vereins, 0. Allgemeines Kürturnen. 7. Nachmittags 5 Uhr: Aufstellung. — Festzng durch die Stadt zur König Albert-Höhe. Ball. — Die jetzt st a t t f i n d e n d e n militärischen Hebungen geben Veranlassung, die Reservisten und Landwehrmänner daran zu erinnern, daß sie für die Monate, in denen sie zu einer Uebung eingezogen sind, von den persönlichen Steuern frei bleiben. — Meldungen dieserhalb sind unter Vorlegung des Militärpaffes bei der Gemeinde behörde des Wohnortes anzubringen, da ohne Antrag eine Freilassung nicht erfolgt. — Zur Lage des Pol irer streiks können wir heute mittheilen, daß die Vereinigung der Dresdener-Nabenauer Arbeitgeber in der Versammlung am 29. d. M. den ein stimmigen Beschluß gefaßt hat, die bis zum 28. April ein gegangenen Verpflichtungen vorläufig bis zum 6. Juni --r. zu verlängern. — General-Feldmarschall Graf Blumenthal, welcher am 30. Juli d. I. seinen 90. Geburtstag feiert, soll den Fürstentitel erhalle». — "Zwei Grabschändungen. In Kyritz habe» nutzlose Mensche» auf dem jüdische» Begräbnißplatz drei Denkmäler umgestürzt, so daß die schweren Steilunasse» mit den Jnschrifteutaseln auf den Gräbern liege». In K rcbka» (Kreis Kala») wurde eine schwere Grabschändung an der Gruft des kurz vorher beerdigten Musikers Dreßler vollführt. Der Grabhügel ist bis zum Sarge hinab des Nachts wieder aufgewühlt und die dem Tvdten geweihten Kränze sind zerrisse» »ud umhergestreut wordc». Ermittelt worden sind die Zerstörer der Grabsteine auf dem Kyritzer Kirchhofe. Es sind drei Schulknaben von dort. — Eine t h e n r e Cigarre rauchte kürzlich ein Fabrikbesitzer von Hamm i. W. Er war im V-Zuge ge ben Einen und dann auf den Anderen legte, ohne daß wir wußte», we» die Reihe zunächst treffen würde, ohne daß wir wußten, woher das Fieber oder die Pestilenz kam und »sie die befallenen Genossen zu behandeln seien, dieses schaurige Gefühl erfüllte uns mit eisiger Furcht; wir hockten bei einander und flüsterten wie verurtheilte Verbrecher, wir lauschte» scheu imd bebend auf jedes Geräusch an Bord sogar das Rassel» der Ruderkette», das Knarren eines Blocks oben im Takelwerk und das Geschluchz der Fluthen vorn am Buge waren im Stande, uns mit ängstlichem Schrecken zu erfüllen. Ich »lachte den Vorschlag, daß wir vier zum Kapitän gehen sollten, um ihn aufznfordern, nach Java zurückzukehren. Philipp Sfogrcn dagegen meinte, daß es besser sei, wenn wir den gegenwärtigen Kurs verfolgten; das Fahrzeug lag südlich und westlich, wir mußten daher, seiner Ansicht nach, bald in die Fahrstraße der australischen Dampfer und Segler kommen, die den Verkehr mit der Bai von Bengalen unterhielten. „Philipp hat Recht," sagte Adrian Weidemann. „Mit diesem Wind kommen wir im Leben nicht mehr nach Java. Wenn Ihr auf mich hören wollt, dann lassen wir den Pcstilenzkasten hier im Stich, sobald wir ein anderes Schiff in Sicht kriegen. Will der Alte dazu nicht seinen Konsens geben, dann verweigern wie einfach die Arbeit." Das war also abgemacht. Als der nächste Morgen graute, sagte uns der Kapitän, daß nun der Steuermann gestorben sei. Wir versenkten die Drei, und kaum waren wir damit fertig, da sahen wir Adrian Weidemann langsam nach vorn gehen und sich dabei mit beiden Händen de» Kopf haltend. Als ich einige Minuten später in's Logis kam, um mir etwas Tabak aus meiner Kiste zu holen, bemerkte ich ihn in seiner Koje, dunkelroth vor Fieberhitze. Ich sprang die Stufen einpor und steckte den Kopf aus ver Luke, um Sfogren zu rufen, den ich soeben aus der Back verlassen hatte. Ec war nicht mehr dort, statt dessen gewahrte ich ihn, wie er soeben das Ruder in die Hand »ahm, wählend der Schiffer den William, der bisher das Ruder gehabt hatte, am Arme nach vorne geführt brachte. „Wo ist Weidemann?" rief Kapitän Koster. „Ec ist krank und liegt in der Koje," antwortete ich. „Hier oer William ist auch krank, helft ihm hinunter. Ich that, wie mir geheißen und brachte auch den »och in seine Koje; sodann stellte ich einen Blechtopf mit Wasser auf eine Kiste, so daß Beide denselben erreichen konnten, und stieg wieder an Deck. Der Kapitän war nicht »lehr zu sehe». Ich ging nach Hinte» zu Sfogren. Der bebte und zitterte, und dabei hielt er das Ruder mehr um sich darauf zu stützen, als um damit zu steuern. fahren rind hatte sich in einem Abtheil für Nichtraucher eine Cigarre angezündet. Bald kam der Zugführer an ihn heran und untersagte ihm das Rauchen, indem er hinzu fügte, man habe ihn — den Fabrikbesitzer — bei ihm denunzirt, er müsse daher das Rauchen sofort einstellen. In seiner Erregtheit that nun der Zurechtgewiesene den be kannten Ausspruch: „Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant!" Hierdurch fühlte sich der betreffende Mitpassagier beleidigt und reichte am anderen Tage die Privalklage ein. Das Schöffengericht in Hamm verurtheilte den Beklagten zu der ungewöhnlich hohen Geld strafe von — 1500 Mark. — Zwei der g r ö ß t e n E l e p h a n t e nz ä h n e sind von Sansibar nach Newyork gelangt, und der bekannte Elephantenhändler Kaldenberg hat über sie nähere Auskunft gegeben. Der eine Kahn wiegt allein 225 Pfund, der andere 239 Pfund, und es wird angenommen, daß diese gewaltigen Hauer an Gewicht wahrscheinlich sogar die Zähne des Mammuth übertreffen, wenn nicht überhaupt die jeder bisher bekannten Elephantenarl. — Der Explosion im Arsenal zu Johannes burg fielen ungefähr 70 Personen zum Opfer. Unter den Verwundeten soll sich ein Berliner Namens Otto Olden bürg befinden. Die Arbeit im Arsenal wird, ungeachtet der bedeutenden Beschädigungen, in kurzer Zeit wieder auf genommen werden. — Gut gesagt. Die Bewohner eines Grenzstädt chens in Kansas wnrden durch die gleichzeitige Ankunft zweier Menagerien überrascht, deren eine unter Leitung Nir. Terrbleus, die andere unter der Direktion seiner Gattin stand, von denen jedes auf eigene Rechnung reiste. Hier beschlossen sie jedoch, die Schaustellung zu vereinigen, und Mr. Terrbleu annoncirte daher: „Infolge der ganz uner warteten Ankunft meiner Frau hat sich meine Sammlung reißender Thiere wesentlich vervollständigt." „Wer wird nun der Nächste sein?" rief er mir ent gegen, indem er mich wie ein Wahnsinniger anstierte. „Wo ist der Kapitän?" fragte ich. „Unten," entgegnete er. Ich ging die Kajütstreppe hinab. Der Kapitän saß an seinem Tische und hatte den Kopf auf die verschränkten Arme gelegt. Ich rief ihn leise bei seinem Namen, aber er hörte mich nicht, erst als ich näher hinzuging, schaute er auf; sein Gesicht war geröthet, so daß ich anfänglich glaubte' er habe geweint. Aber ich sollte nicht lange im Zweifel bleiben; auch er hatte das Fieber! „Jetzt hat die Reihe mich getroffen," sagte er mit heiserer Stimme. „Peter Meinke, sehet erst genau zu, ob ich todt bin, ehe Ihr mich über Bord werft." Damit stand er mühsam vom Stuhl auf, schwankte, in seine Kammer und schloß die Thüre hinter sich. Lange stand ich wie versteinert. Es war mir, als be fände ich mich in einem fürchterlichen Traume, zu fürchterlich, als daß er Wirklichkeit sein könnte. Und dennoch war Alles Wirklichkeit. Dann, als ich wieder zu mir kam, entsetzte ich mich vor der Luft hier unten in der Kajüte und fürchtete mich, sie einzuathmen. Es war mir, als schmeckte ich den Dunst der Pestilenz, die uns Einen nach dem Andern hinraffte, und wie von Gespenstern gejagt, sprang ich an Deck hinauf in den frischen Wind. Die Brigg hatte sich gedreht, der Wind kam direkt von vorn; Sfogren hatte das Ruder losgelaffen, lehnte über die Negeling und stierte hinab in's Wasser. Ich meinte, daß nnn auch er noch ergriffen worden sei; ich wollte ihm zurufen, vermochte aber keinen Laut aus der Kehle zu bringen. Gleich darauf wendete er sich nach nur um. „Warum hast Du das Ruder fahren lassen?" fragte ich jetzt. „Wozu jetzt noch steuern?" entgegnete er. „Ehe die Sonne untergeht, sind wir ja doch todt." „Nicht doch," antwortete ich, „laß uns noch nicht den Muth verlieren. Noch sind wir gesund und noch leben wir, laß uns nicht eher verzagen, als bis die Hand der Pestilenz auf uns liegt. Wir können jetzt jede Minute ein Schiff in Sicht kriegen. Hilf mir die Segel wegnehmen, denn wenn uns in diesem Zustande eine frische Brise faßt, dann könnte es allerdings mit uns aus sein." Ec ließ sich zureden, behielt aber einen verdrossenen und hoffnungslosen Ausdruck ans seinem Gesicht; wir brachten das Fahrzeug an den Wind, bis es ungefähr Nocd-Nord- ost lag, denn ich war entschlossen, nicht weiter südlich zu gehen. — Fortsetzung folgt. —