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Memim Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis einschließlich der illustrirten Beilagen „Gute Geister" u. „Zeitbilder" sowie des illustr. Witzblattes „Seisenblasen" 1,50 Mk. Zeitung für Unrund, Stisersdvrs, Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 15 Pf. Tabellarische Inserate werden doppelt berechnet. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Groß- und Kleirrölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Donnerstag, den 19. April 1900. 13. Jahrgang. Nummer 46. Aus Nah und Fern. — Festnachklänge. Das Osterfest liegt hinter uns und im Großen und Ganzen können wir mit ihm zufrieden sein. Das Fest der Auferstehung ruft die im Alltagsleben mannigfach geplagte Menschheit in Gottes freie Natur hinaus, um Zeugen des überall draußen sich regenden Lebens und Sprießens, des Erwachens der Welt aus langem Winterschlafe, zu sein. Und stehen Baum und Strauch auch noch nicht im prangenden Blüthenschmuck, so erfreut sich der Menschen Herz doch nicht minder an dem überall sich bemerkbar machenden Erwachen der Natur. Soll aber diese Osterfreude zu ihrem vollen Rechte kommen, dann brauchen wir trockenes Wetter und Sonnenschein und diese Gunst wurde uns ja in den Fest tagen reichlich zu Theil, wenn auch am Montag früh sich des Himmels Schleußen öffneten und Manchen von seiner beab sichtigten Frühpromenade abhielt, gegen Mittag war wieder Heller Sonnenschein. Die Kirchen waren an beiden Festtagen stark besucht. Am Dienstag war für Viele wenigstens noch ein halber Feiertag, für Manche ein ganzer und für Andere gar keiner. Nun aber hat die liebe Seele Ruhe für 7 Wochen, bis zu dem herrlichen Feste der Pfingsten. — Das Werk der Barmherzigkeit, welches der Gesang- Vcrcin „Apollo" durch ein Gesangs-Conrert zu unter stützen sich bereit gefunden hatte, ist wieder voll einein reichen Erfolg gekrönt worden. Das am ersten Osterfeiertage im Amtshvf gegebene Concert war trotz des prächtigen Früh- jahrswetters, welches die Bewohner in großer Anzahl in das Freie gelockt hatte, erfreulicherweise stark besucht. Dasselbe wurde durch einen, von einer jungen Dame gesprochenen, aus den Segen der Mildthätigkeit hinweisenden Prolog Eröffnet und bewies durch die Trefflichkeit des Programms sowohl, als durch di sie» unter Leitung des bewährten Dirigenten Herrn Lehrer Kegel erfolgten Ausführung welch' musikalisches Gefühl und harmonische Auffassung jedes einzelne Mitglied beseelte. Unter den ausnahmlos vorzüglich ge sungenen Picken dürfte besonders „'s Herz" von Silcher, das Baßsolo „Am Elterngrab" von Winter sowie der große Schwierigkeit bietende „Siegesmarsch der Deutschen nach der Hermannsschlacht" von Abt hervorzuheben sein. In dein die englische Gewaltpolitik treffend charakterisirenden Potpourri „John Bull" von Neuler sowie im „Pantoffel held" von Zocher fand die Komik ein dankbares Feld und mit dem drastisch wirkenden „Schmuggler-Abenteuer" von Böhme erhielt der Abend einen von Beifall überschütteten Abschluß. Bei dem zahlreichen Besuch wird auch der klingende Erfolg nicht ausgeblieben sein rind dem Verein in seinem hoch anzuerkennenden Streben, sich dem Zweck der Barm herzigkeit dienstbar zu machen, die verdiente befriedigende Genugthuung gewähren. — Zu dem am Dienstag im „Amtshof" stattgefundenen Concert hatte sich trotz der vielen vorangegangenen Feiertage und Vergnügungen eine ziemlich zahlreiche Zuhörerschaft eingefunden. Die aus 13 Mann bestehende Kapelle der Reit. Artillerie aus Königsbrück führte das gewählte Programm zu allgemeiner Befriedigung aus. So besonders die Ouvertüre zur Oper „Martha", die Fantasie „Der Trompeter von Säkkingen", ebenfalls fand die Dar bietung des Solisten Herrn Scheunig „Kriegers Abschied" auf Tromba, Anklang. Die lebhafte Vortragnng der beiden Parademärsche im Schritt und Trabe bildeten den Schluß des Concertes. Dem nachfolgenden Ball wurde flott gehuldigt. — Eingesandt. ZumStreik der Polirer- gc Hilfe». Wie am vergangenen Sonnabend telephonisch nach Rabenau berichtet wurde, haben in Dresden bei Herrn Bauer sämmtliche Gehilfen unterzeichnet, Dienstag, den 17. d. M., die Arbeit zu den alten Bedingungen wieder aus- zuuehmen. Wie es scheint, hat sich dort unter den Gehilfen eine Opposition gegen die Lohncommission gebildet. Herr Pfund wußte stets glauben zu machen, die Arbeitgeber- Vereinigung sei zersplittert und bestehe nicht mehr. Gerade das Gegentheil ist der Fall. Die Arbeitgeber sind fest entschlossen, auch nach Beendigung des Streikes ihre Ver einigung noch weiter aufrecht zu erhalten. Gleichfalls be haupten die Gehilfen Herrn Bauer gegenüber, der seinerzeit von den Arbeitgebern an die Lohncommission gerichtete Brief sei nicht wörtlich den Gehilfen mitgetheilt worden. Auf Befragen nach dem Briefe sei Ihnen gesagt worden, selbiger sei nach Stuttgart gesandt. Hoffentlich nimmt der Streik, welcher nun schon bei einigen Fabrikanten und Gehilfen am Sonnabend 6 Wochen, im Allgemeinen aber 4 Wochen dauert, bald ein Ende. — Letzter Tage wurde inDohna durch Zufall eine raffinirte Brandstiftung entdeckt; in einem von etwa 10 Familien bewohnten Hause wurde auf dem Boden ein Topf mit Petroleum gefunden, in welchem ein mit einem Aermel umwickeltes Licht brannte. Die sofort angestelltcn Ermittelungen leiteten den Ver dacht auf eine bestimmte Persönlichkeit, die sofort verhaftet wurde. — In Schleifreisen bei Hermsdorf versuchte eine jung verheirathete Frau sich durch ein Getränk, in welchem sie Streichhölzer abgekocht hatte, zu vergiften. Sie hatte zu dieser That ihr Brautkleid angezogen. — Am Dienstag früh ist auf Grube „Maria" bei Aachen der Vereinigungsgesellschaft ein Wetterschacht zu Bruch gegangen, durch welchen der Tiefbau der Grube bewettert wurde. Infolge dessen kommt die Förderung zum Stillstand. Es wird einige Monate dauern, bis der Betrieb in vollem Umfange wieder ausgenommen werden kann. Personen sind nicht zu Schaden gekommen. — Ein e n t s e tz l ich er Se lb st mo r d ist Sonntag Nachmittag auf dem Bahnhof Beusselstraße in Berlin aus geführt worden. Dort warteten gegen halb 6 Uhr zahl reiche Passagiere auf den von der Ringbahnstation Wedding fälligen Zug. In dem Augenblick, in welchem der Zug einlief, sprang ein etwa 35 jähriger Mann in anständiger Kleidung auf die Geleise und warf sich vor die Räder der Lokomotive. Ehe es gelang, den Zug zum Stehen zu bringen, waren die Räder der Maschine über den Unglücklichen fort gegangen und hatten den Kopf vom Rumpfe getrennt. — Acht Kilometer nördlich von Paris liegt die Stadt Aubervilliers. In der Nacht zu Montag drangen mehrere Individuen in die dortige Kirche, raubten die Kirchen- casse, die Meßgefäße und andere werthvolle Gegenstände und legten an verschiedenen Stellen Feuer. Die Kirche ist fast vollständig zerstört. Bei den Löschungsarbeiten wurde ein Feuerwehrmann erheblich verletzt. Der Viehhirte. Erzählung aus Texas. Von L. Maurice. Allein Alles blieb still, nur True und Darling, die beiden Hunde, kamen mit lautem Bellen um das Haus herum zu ihrem Herrn gejagt. „Wenn nur dem Kinde nichts zugestoßen ist," sagte Willnecker ganz aufgeregt. „Was jetzt beginnen?" „Sofortige Nachforschungen anstelle»," bemerkte eine erregte Stimme, und German-Bill bog nm die Ecke des Hauses. „Ah, da seid Ihr schon!" rief der Farmer erfreut. „An Euren Beistand dachte ich zuerst. Das Kind ist seit etwa einer Stunde verschwunden." „Mir kam es jüngst schon so vor, als hätte ich die Teufelssratze Clemor's, jenes Cow-Boy, dem ich damals entgegentreten mußte, über die Fenz lauern sehen. Wie ich aber hinzukam, war nichts mehr zu erblicken. Wenn gegen das Fräulein ein Streich verübt ist, so hatte dieser Elende jedenfalls die Hand im Spiele." „O mein Gott, mein Gott!" rief Willnecker. „WaS thun, German-Bill?" „Nennen Sie mich nur jetzt nicht bei diesem Namen, der mich an die schlimme Zeit, wo ich der Kamerad jenes Schurken war, erinnert!" fuhr der junge Mann auf. „Ich heiße Ulrich Böbingen! Nach meiner Vermuthung wurde das Fräulein überfallen und fortgeschleppt. Es gilt also, ihre Spur zu finden, und da haben wir hier an den Hunden zum Glück treffliche Helfer." „Gewiß", bemerkte der Farmer, „sie stammen von guter Raffe. Holt Ihr einstiveilen die Pferde heraus, ich werde für Waffen sorgen." Damit eilte er in's Haus. Ulrich Bövingen aber und Stoll wandten sich der Stallung zu und führten wenige Minuten darauf drei der besten Pferde gesattelt vor das Haus, wo sie der Farmer mit verschiedenen Revolvern und Pistolen und den angekvppellen Hunden erwartete. „Nun bedürfen wir noch irgend eines Kleidungs stückes des Fräuleins," bemerkte der junge Mann, nachdem sich Alle hinreichend mit Waffen versehen hatten; „die Hunde müssen die Spur erhalten." Der Farmer eilte die -Treppe hinauf und kam mit einem wollenen Tuche zurück, das er den Thieren vor die Nase hielt. „Such', True, such', Darling," sagte er dabei. „Huß, Huß!" Die Hunde winselten, hoben die Nasen in die Luft, senkten dann die Köpfe zu Boden und witterten dort umher. Plötzlich stießen sie einen eigenthümlichen Laut aus und zerrten vorwärts strebend heftig an der Leine. „Sie haben die Spur", sagte der Farmer tief auf- athmend. „Folgen wir!" Die Drei schwangen sich in die Sättel, und dahin ging es mit großer Schnelligkeit, bis zu jener Stelle, wo Helene überfallen worden war. Hier hörte, da das Mädchen weitergetragen worden war, also nicht mehr den Boden berührt hatte, die Spur aus, und die Hunde suchten vergeblich darnach im Kreise. Die drei Männer hielten eine Weile rathlos still, bis Ulrich wieder das Richtige traf. „Das scheint mir der Ort zu sein, wo man sich des Fräuleins bemächtigte," sagte er. „Wahrscheinlich haben die Schufte sie vou hier aus auf ihren Arinen weiter bis zu der Stelle getragen, wo ihre Pferde standen; daher laufen die Hunde so unsicher umher." „Jene Stelle wird dann wohl die Prairiesenkung da vor uns hinter der Fenz gewesen sein," meinte Stoll; „an jedem anderen Punkte hätte man die Pferde ja von der Farm aus zufällig sehen können, worauf es die Kerle sicherlich nicht haben ankommen lassen wollen." Sie setzten sich wieder in Bewegung, wobei es Mühe kostete, die Hunde von der ersten Spur fortzubringen, um ritten die Baumpflanzung und waren bald an dem von Stoll bezeichneten Orte, einer nicht sehr großen, schlucht artigen Vertiefung, angelangt. Dort zeugten deutliche Spuren für die kürzliche Anwesenheit von Pferden. Die Hunde wurden alsbald auf die neue Spur ge bracht, sie strebten alsbald in westlicher Richtung weiter, und in sausender Eile ging es über die vom Vollmond hell beleuchtete, endlose, grasbedeckte Ebene dahin. „Nehmen wir an," meinte Ulrich, „daß dcr Ueberfall vor einer Stunde stattfand, daß die Kerle mit der Last des Fräuleins auf den Armen aber anfangs nur langsam vorwärts gekommen sind, und daß Jener, der die junge Dame vor sich im Sattel hält, die Schnelligkeit der An deren hemmt, so haben sie Alles in Allem nur eine halbe Stunde Vorsprung, die wir, wenn sie nicht ganz ausge zeichnete Pferde besitzen, bald einholen müssen." Plötzlich stieß Ulrich einen unterdrückten Ruf aus und deutete in die Ferne; drei schattenhafte Gestalten von Reitern und Pferden waren dort zu erblicken. Während Clemor und seine Spießgesellen Helene von dem Platze des Ueberfalles fortbrachten, kam diese allmählig zum volle» Bewußtsein ihrer gefährlichen Lage und erkannte, daß sie nur mit Aufbietung ihres ganzen Muthes und ihrer ganzen Umsicht auf Rettung Aussicht habe. Zunächst war in ihrem hilflosen Zustande nichts weiter zu thun, als sich ohne Widerstreben weiter tragen zu lassen. Das ging freilich trotzdem nicht allzu schnell. Der nächste Weg zu der bewußten Prairiesenkung führte durch das Wäldchen, und hier mußten die Träger häufig den Stämmen aus weichen, was viel Umstünde machte. Endlich war man aber doch bei den Pferden angelangt. Diese wurden schnell von den Pflöcken gelöst, dann meinte Clemor: „Wir dürfen nun dem Täubchen das Tuch wohl von dem hübschen Munde entfernen; eine Hilferuf kann ja in der Farm nicht mehr gehört werden." Er befreite damit Helene von der Binde, und kaum war das Mädchen dadurch zu sprechen in dec Lage, als es mit leiser Stimme bat: „Ach, lösen Sie doch auch die Stricke, sie thun mir entsetzlich weh." „Das sind keine Stricke, sondern ein Lasso," lachte Clemor. „Nun, Schätzchen, wenn Du mir versprichst, Dich hübsch ruhig zu halten, so kann ich Dir auch den Gefallen thun." „Ach ja, ich werde Ihren Anordnungen keinen Wider stand leisten." Clemor wickelte den Lasso ab und befestigte ihn an dem Sattelgurt, hob dann Helene auf das Pferd und schwang sich hinter ihr in den Sattel. Auch die Anderen bestiegen ihre Thiere, dann stob die Schaar mit ihrer Beute über die Prairie dahin. — Schluß folgt. — Infolge seiner eigenartigen patentirten Hcrstcllungsweise besitzt Kathreiner s Malzkaffee in hohem Grade Geschmack und Aroma des Bohnenkaffees nnd ist für diesen entschieden der beste Ersatz bezw. Zusatz!