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Memner Meiger Zeituug für ThaMd- ScheMrs, Groß- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Cotzmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 42. Sonnabend, den 7. April 1900. 13. Jahrgang. Inserate kosten die Spaltenzetle oder deren Raum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 1b Pf. Tabellarische Inserate werden doppelt berechnet. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis einschließlich der illustrirten Beilagen „Gute Geister" u. „Zeitbilder" sowie des illustr. Witzblattes „Seifenblasen" 1,50 Mk. Bekanntmachung. Am 1. Mai laufenden Jahres soll das Amt eines Totenbettmeisters der Parochie Rabenau und Glöckners an hiesiger Kirche, mit welchem ein Gesammteinkommen von mindestens 850 Mark verbunden ist, neu besetzt werden. Geeignete Bewerber um dieses Doppelamt wollen ihre Gesuche bis zum 14. April bei dem unterzeichneten Vorsitzenden deS Kirchenvorstandes einreichen. Rabenau, am 5. April 1900. Oer LiioIlenvorstLnü. Pescheck, Pfarrer. Sonnabend, den 7. April, 11 Uhr, findet die feier liche Entlassung derjenigen Kinder statt, die der gesetz lichen Schulpflicht genügt haben. Hierzu werden die ge ehrten Behörden, die Eltern und Angehörigen der Kinder, sowie alle Freunde und Gönner unseres Schulwesens herz lichst eingeladen. Rabenau, am 5. April 1900. Aus Nal) und Fern. — Spielende Kinder fanden ain Donnerstag Nach mittag in der Schleußenrinne in der Nähe des Kirschthales einen von dem Diebstahl auf der König Albert-Höhe herrührenden Ganter. Die angestellten Recherchen dürften den Gauner veranlaßt haben, sich des feisten Vogels aus diese Art zu entledigen. Leider ist es bis jetzt noch nicht gelungen, den Dieb ausfindig zu machen. — Auf die Sonntag Abend im Saale der „K önig Albert-Höhe" stattfindende Wohlthätigkeits- öorstellung zum Besten der hiesigen Armen, in welcher das Sättige Schauspiel „Ungeschliffene Edelsteine" zur Der Viehhirte. Erzählung ans Texas. Von L. Maurice. lNachdruek oe>bmen.) Ueber die weite Prairie trabten auf feurigen kleinen Pferden ein alter, aber noch kräftiger, wetterfester Mann und ein junges Mädchen. Der Anzug der Letzteren ließ darauf schließen, daß sie die Stätten der Civilisalion noch nicht lange verlassen hatte, wogegen die Tracht des Alten zeigte, daß er aus einer amerikanischen Farin zu Hause war. Eine doppelläufige Flinte hing ihm an einem Riemen über die Schulter und in den Holstern staken zwei stattliche Revolver. „Haben wir noch lange bis zum Ziele?" fragte das junge Mädchen jetzt auf Deutsch, sich in dein mit einer Rückenlehne versehenen Sattel wieder zurecht setzend. „Zwei Stunden wird es noch dauern, Fräulein Helene," lautete die Antwort in der gleicher Sprache. »Ich freue mich, daß wir so weit sind. Wenn die Reife auch verhältnißmäßig schnell und ohne Unfall von Statten ging, so gelangt man unterwegs doch nie zu einem rechten Behagen. Der Oheim hat sich wohl auf meinen Empfang vorbereitet?" „Darauf dürfen Sie sich verlaffen," versicherte der Alte; „er freut sich außerordentlich über Ihr Kommen." „Das dachte ich mir, sonst hätte ich meine wenn auch brscheidene, doch sorgenlose Stellung im Vaterlande nicht ausgegeben, um fortan bei ihm zu bleiben." „Sie werden es nie bereuen. Ec sprach schon vor langer Zeit davon, einmal an seine Verwandten drüben zu schreiben, was jedoch immer wieder aufgeschoben wurde. Als ihm aber die Frau und der einzige Sohn gestorben waren und er sich so einsam fühlte, da griff er zur Feder. Wie dann Ihre Nachricht eintraf, daß auch Ihr Vater, sein einziger Bruder, nicht mehr lebe, weinte er wie ein Kind und ruhte nicht eher, bis Sie einwilligten, herüber zu kommen. Gern hätte er Sie, wie ich Ihnen bereits mittheilte, selbst in New-Orleans in Empfang genommen, da passirte ihm der Unfall mit dem Pterde, wobei er sich den Fuß verstauchte, so daß ich für ihn eintretcn mußte. „Sie haben sich Ihrer Aufgabe in dankenswerthester Weise entledigt, lieber Herr Stoll. Etwaige Fährnisse können uns ja inm nicht mehr begegnen, deshalb —" Die junge Dame schwieg erschreckt, denn der Alte hatte Plötzlich die Zügel ihres Pferdes erfaßt, dieses zum Stehen gebracht und spähte nun, die Hand über die Augen haltend, angelegentlich in die Ferne. „Was giebt es, Herr Stoll?" „Der Himmel bewahre uns!" murmelte Jener in den Aufführung gelangt, verfehlen wir nicht noch besonders hinzuweisen. Wir hoffen daher, nicht vergeblich an unsere, für Zwecke der Wohlthätigkeit stets bereite Einwohnerschaft zu appelliren, indem wir dieselbe um einen zahlreichen Besuch der Theatervorstellung bitten, was bei den mäßigen Preisen und in Berücksichtigung des guten Zweckes Jedermann er möglichen kann. — Mit den H a u s fr a u e n ist jetzt nicht gut Kirschcn- essen. Nicht allein deswegen, weil die Kirschbäume noch kahl sind, sondern weil jetzt die Aera des großen Reine machens angebrochen ist. Das sind kritische Tage erster Ordnung. In dieser Zeit pflegen die Damen, welche im häuslichen Kreise das Scepter schwingen, nichts weniger als sanftmüthig zu sein. Dem Einflüsse dieser Zeit kann sich Niemand entziehen, und wenn man noch so seßhaft am Stammtisch ist. — Es dürfte weitere Kreise interessiren, daß der gegenwärtig in Berlin thätige Friseur Herr Edmund Weißgerber, ein Sohn des hiesigen Stuhl- fabrikantcn Weißgerber, bei dem letzter Tage daselbst stattgesundenen großen Modesrisiren, desgleichen als Lehrer der Damenfrisir-Fachschule mit der höchsten Au s- Zeichnung bedacht wurde und zwar mit dem Diplom und dem Titel als Meisterschafts-Damen friseur. Schon im vorigen Jahre wurde genannter Herr mit einem Diplom ausgezeichnet. Es ist erfreulich darüber berichten zu können, wenn ein sich auswärts aufhaltender Rabenauer seiner Heimath alle Ehre macht. — Die Gemeinden Groß- und Kleinölsa werden am 15. Mai d. I. eine Postagentur erhalten. Die Verwaltung derselben wird Herrn Kaufmann Lindner in Grvßölsa übertragen werden. — Am Dienstag früh gegen 4 Uhr wurde die aus Wohnhaus und Seitengebäude bestehende Wirthschaft des > i k» > _ struppigen granen Bart. Die sonst ziemlich ebene Prairie zeigte nur dort, wo hin der Alte feine Blicke gerichtet hielt, eine hügelartige Erhöhung, und auf deren Kamm glaubte nun auch das Mädchen eine kleine Reiterschaar zu erkennen, die sich wie eine einzige Silhouette am Horizont abhob. „Indianer?" fragte Helene unruhig. „Nein, Fräulein, aber etwas, das beinahe gerade so schlimm ist. Gebe Gott, daß sie uns nicht gewahren! Jedenfalls müssen wir hier so lange halten, bis es sich herausgestellt hat, wohin sie sich wenden." „Aber wer sind Jene?" „Viehhirten, oder wie man hier sagt, Cow-boys, die Hüter der unzähligen Heerden, die auf den weiten Prairien dieses Staates weiden; ein aus aller Herren Länder zusammeu- geströmtes Volk, das kein göttliches und menschliches Recht anerkennt. Die Rancheros können die gegen Strapazen und Wettereinflüsse aller Art abgehärteten Menschen wohl verwenden, im Uebrigen bilden diese für Prairie-Reisende, kleinere Ansiedelungen und einsam gelegene Farmen eine wahre Plage, denn ihre Rohheit und Wildheit schont nichts." „Thun wir unter diesen Umständen nicht besser, nach Harwood zurückzureiten?" „Wenn sie uns erblickt haben und mit uns anbinden wollen, nützt es nichts, denn vorausgesetzt auch, daß sie uns unterwegs nicht einholen, bietet selbst die Station, falls nicht gerade ein Zug dort hält, einer größeren Bande gegen über keinen Schutz. Und die dort drüben sind wenigstens zehn bis fünfzehn zweifellos bewaffnete Burschen." „Gnädiger Himmel!" hauchte das Mädchen. Der Alte hielt die Gestalten scharf im Auge. „Fassung, Fräulein," bemerkte er nach einer Weile und warf einen mitleidigen Blick auf seine schreckensbleiche Be gleiterin, „es ist nicht mehr daran zu zweifeln, sie reiten auf uns zu." „O Gott, o Gott!" Plötzlich raffte sich die junge Dame aber auf, ihre Wangen rötheten sich und ihre Augen blitzten. „Geben Sie mir einen Revolver, Herr Stoll," rief sie energisch; wer es wagen sollte, mir zu nahe zu treten, soll ihn zu kosten bekommen." „Bravo," sagte der Alte, ihr die gewünschte Waffe überreichend, „ich sehe, Sie werden sich bei uns schon ein gewöhnen. Und wenn es nöthig ist, nur ohne Rücksicht darauf los gefeuert; ein derartiges Handeln flößt ihnen allein Respekt ein- Wir wollen übrigens jetzt nur unsern Weg weiter verfolgen, kommen wir dadurch doch auch unserem Ziele um so näher." Herrn Dietrich in Brösgen ein Raub der Flammen Das Wohnhaus war massiv, während das Seitengebäude aus Lehmfachwerk bestand. Der Abgebrannte soll nicht versichert haben. — Bei der am vorigen Sonnabend im Gasthof zu Kreischa stattgesundenen Neuverpachtung der Jagd der Gemeinden Börnichen, Wilmsdorf und Hänichen erhielt dieselbe Herr Rittergutsbesitzer Hillmann - Z s ch eck w i tz für 85 Pfg. pro Acker auf die Zeit vom 1. September d.J.bis 31. August 1906. — Die LandWirthsch aftl iche Feuer-Versicherungs- Genossenschaft im Königreich Sachsen zu Dresden hat in der Generalversammlung am 30. März die Bertheilung einer Dividende von 150/g auf das Jahr 1899 an ihre Versicherten beschlossen. Die den Letzteren bisher bewilligten Dividenden beziffern sich nun auf M. 710,200. Daneben sind denselben noch M. 713,449 für Prämienfreijahre zu Gute gegangen sowie M. 6,680,448.50 für Schadenvergütungen ausgezahlt worden. — Leutnant Wehlmann vom 83. Infanterie-Regiment in Arolsen hat sich am Mittwoch erschossen- Die Motive sind unbekannt. — Ein Attentat auf den Prinzen von Wales. Auf den Prinzen von Wales, der auf der Reise nach Kopenhagen am Mittwoch Nachmittag halb 6 Uhr auf dem Brüsseler Nordbahnhofe einlraf, wurde von einem Unbekannten geschossen. Der Prinz ist nicht verwundet. Der Thäter wurde verhaftet- — Die große chinesischeMauer wird gegen wärtig niedergerifsen. Diese kolossale Mauer hat eine Länge von 2500 Kilometer- Sie ist an der Basts 25 Fuß dick und an der Spitze 15 Fuß. Ihre Höhe beträgt an mehreren Stellen 30 Fuß. Die Niederreißung dieser Mauer erfordert eine ungeheure Arbeit; man könnte in derselben Zeit die Häuser einer Stadt niederreißen, die zweimal so groß wäre wie Paris. Sie ließen die Pferde wieder austraben und bald stellte es sich auch dem weniger geübten Auge Helenens heraus, daß die fernen Gestalten sich näherten. Dann zählte Stoll zwölf Reiter, die windschnell heranflogen, und jetzt vermochte auch das Mädchen die Kleidung zu erkennen: fast durchweg ein blaues Hemd, eine brennend rothe Halsbinde und gewaltige Stulpenstiefel, während ein mächtiger Sombrero das Haupt bedeckte. Nach weiteren fünf Minuten sahen sich die Beiden von den abenteuerlichen Gestalten umgeben, deren wüste Gesichter, welche alle schlechten Leidenschaften abspiegelten, auf die Abstammung von den verschiedensten Rassen deuteten. Und wie beschmutzt und theilweise zerfetzt sich jetzt, in der Nähe besehen, die Kleidung zeigte! Und dann dieses Arsenal von Revolvern und Messern im Gürtel! Anfangs that der Alte und das Mädchen, als kümmerten sie die Ankömmlinge nicht, bis diese ihre Pferde vor das Paar drängten und so deren Weiterreise thatsächlich hinderten. „Was soll das heißen?" fragte Stoll finster, den Revolver ziehend und ihn auf den Kopf desjenigen Pferdes richtend, das dem seinigen den Weg versperrte. „Hat die Prairie nicht Platz genug, daß Ihr uns in die Quere kommen müßt? Wenn ich bis drei gezählt habe, ohne daß ihr Raum gegeben, werdet Ihr den Sattel auf den eigenen Rücken nehmen können." „^Vell, alter Gentleman," lachte der Viehhirt, „an Euch ist uns weniger gelegen; Ihr mögt Euch trollen, wohin es Euch beliebt, wenn nur die junge Lady bei uns bleibt. Beim Henker, das ist ein verteufelt hübsches Mädchen!" — Fortsetzung folgt. — Kirchennachrichten von Rabenau. Sonntag, den 8. April. Dom. Palmarum. Vorm. 9 Uhr: Confirmation. Gründonnerstag, den 12. April. Vorm. 9 Uhr Beichte und Feier des heiligen Abendmahls, insbesondere für die Neukonsirmirten und deren Angehörigen. Anmeldung der Abendmahlsgäste zur Beichte vou halb 9 Uhr au in der Sacristei. Geboren: Am 1. April dem Maschinenarbeiter Ernst Friedrich Max Andrä hier eine Tochter. — Am 1. April dem ansässigen Bäcker meister Richard Max Henker hier eine Tochter. — Am 1. April der Frau Marie Antonie verw. Sparmann geb. Schmieder eine Tochter. — Am 30. März dem Fabrikarbeiter Karl August Wilh. Sand in Obernaundorf ein Sohn. Getauft: Nin 1. April Emma Bertha Gerisch, Tochter deS Fabrikarbeiters Friedrich Georg Gerisch in Obernaundorf. > Getraut: Am 31. März Max Bruno Zimmermann, Stein bildhauer in Deuben und Anna Hulda Zeiske in Obernaundorf. — Am 1- Apr. Heinr. Max Schönberger, Kutscher iu Plaue» b. Dresden und Clara Ida Ulbricht in Obernaundorf. Gestorben: Am 30. März Frau Wilhelmine Henriette verw. Fischer geb. Hecht hier, 69 I. 7 M. 2 T., welche am 2. April be erdigt worden ist.