Volltext Seite (XML)
Memuer Ammer Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis einschließlich der illustrirten Beilagen „Gute Geister" u. „Zeitbilder" sowie des iüustr. Witzblattes „Seisenblasen" 1,50 Ml. Zeitung für Hamd, Seismik Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 1b Pf. Tabellarische Inserate werden doppelt berechnet. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Groß- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Cotzmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 41. Donnerstag, den 5. April 1900. 13. Jahrgang. Nachbestellungen auf den „kubenauer für das 2. Quartal 1900 nehmen alle Postämter, Brief- und Zeitungsträger sowie die Expedition dieses Blattes entgegen. Ans Nah und Fern. — Schnee und Kälte sind die Himmelsgaben, mit denen uns der Lenz bisher beglückt hat- Seit dem kalendermäßigen Antritt seiner Herrschaft ist fast kein Tag vergangen, an dem er nicht im Kampfe mit dem Winter lag. Die „linden Frühlingslüfte" lassen Heuer lange auf sich warten. Fast wie zum Hohn für die ungeduldig der Erlösung aus dem Zimmer harrende Menschheit scheint die Sonne recht hell und freundlich, wer sich aber zu einem Spaziergang verleiten läßt, der dehnt diesen nicht allzu lange aus, sondern sucht bald wieder den alten, Irenen, wärmespendenden „Frennd Ofen" auf, in dessen Nähe es behaglicher ist, als an dem „Busen der Natur". Und da zwischen wirbeln ab und zu die Schneeflocken lustig durch die Luft, wie es der Fall auch gestern wieder war. Aber — cs muß doch einmal wirklich Frühling werden, nicht nur im Kalender! Und das wird's auch, nur Geduld! — Die Uebergangszeit verlangt wegen des öfteren schnellen Temperaturwechsels eine sorgfältige Be achtung der Kleidung. Eine alte Regel sagt, im Frühjahr lege man die Winterkleider spät ab und im Herbst spät an, Man setze sich beim Schwitzen nicht dem kalten Zuge aus, da Vom Winter her die Haut durch die lnftabschließende Kleidung jetzt mehr verweichlicht ist, als im Sommer bei leichter Kleidung. Besonders sind wegen des noch nicht durchwärmten Erdbodens die Füße noch warm zu halten. Im Frühjahr giebl es oft recht warme Luft und kalte Erde. — Für den Po st-Checkverkehr sollen, wie ver lautet, die Vorkehrungen derart beschleunigt werden, daß die neuen Einrichtnngen vielleicht schon zum U Juli in Thätigkeit treten können. — Am Dienstag Vormittag wurde in nächster Nähe des Spechtritzer Waldes ein Feuerschein bemerkt. Alsbald gingen vier Mann von der hiesigen Freiwilligen Feuerwehr nach dem Brandplatze ab. Bei Ankunft daselbst stellte es sich heraus, daß das Feuer von Waldarbeitern, die mit der Abkochung von Essen beschäftigt, angebrannt worden war. — Die Königs-Parade der Dresdner Garnison und der Truppen aus Großenhain, Freiberg und Festung Königstein, die stets am 23. April stattzufinden pflegte, fällt diesmal aus. Die Parade unterbleibt im Hinblick auf den späten Fall des diesjährigen Osterfestes. — Die eigene Tochter verkuppelt. Das Schwurgericht in Chemnitz verurlheilte die hochangesehene Kaufmaunsgattin R., eine ehemalige Solotänzen» vom Münchener Hoftheater, wegen schwerer Kuppelei und gewerbs mäßiger Unzucht, begangen an ihrer eigenen Tochter, zu zwei Jahren Zuchthaus und Stellung unter Polizeiaufsicht. — Der sozialdemokratische Land- und Reichtagsabae- ordnete Carl Oertel in München ist ir r s i n n i g geworden. — Ein verlockendes Angebot für Musik- beflissene enthält die letzte Nummer der „Deutschen Musik- directoren-Zeituug", in der wir folgendes Inserat finden: „Junge Leute, welche Lust haben, die Musik sehr gut zu erlernen, können sofort oder zu Ostern in die Lehre treten. Auch ist Gelegenheit, das Barbieren und Haarschneiden zu er lernen. Gustav Breitenbach, Mnsikdir., Heiligenstadt (Thür.)." — Die Kindesleiche, welche in Gera vor etwa acht Tagen durch den Vater des betreffenden Kindes aus dem Grabe geraubt worden ist, wurde wieder aufgefunden und zwar in einem Wäldchen bei Berga, wo sie der irrsinnige Knoblauch vergraben hatte. — Burenkämpfe. In Karlsruhe nahm ein Gefecht zwischen „Buren und Engländern", das sich vor einigen Tagen mehrere Knaben lieferten, einen recht unglücklichen Ausgang. Einem Knaben drang eine Schlägerklinge ins Auge. Er ist an der Verletzung gestorben. — In Bibisibat brannten gestern eine Naphtanieder- lage und zehn Bohrthürme nieder. Die Verluste sind groß. — Im Militärbefreiungsprozeß erkannte das Elberfelder Gericht gegen vr. Ziel auf zehn Monate Gefängniß und zwei Jahre Ehrverlust, gegen Sackermann, Borlinghaus und Berger auf je 9 Monate Gefängniß und 2 Jahre Ehrverlust, gegen beide Müller, beide Paß, Mühl hoff, beide Ufer und Blombach auf je 3 Monate, gegen Garschagen und Drees auf je 2^ Monate, gegen beide Hönneknovel, beide Putsch, Ott, drei Siper und Friedrichs auf je 2 Monate Gefängniß. Die beiden Hüls wurden freigesprvchen. Ur. Ziel, Sackermann, Berger und Borling haus wurden 9, bezw. 8 und 7 Monate der Untersuchungs haft angerechnet. — Der unzufriedene Klient. In Ofen hat der Klient eines Advokaten, mit dessen Prozeßführung er nicht zufrieden war, seinem Anwalt drei Kugeln in die Brust geschossen. Der Tod trat sofort ein. — Eine Schrecke nsthat wird aus Heßleholm in Schweden gemeldet. Der Volksschullehrer Bergstrand vergiftete sich und sieben seiner neun Kinder mittelst Blau säure. Bergstrand sowie vier Kinder sind bereits gestorben. Als Beweggrund der Schreckenstat ist der Umstand anzu sehen, daß Bergstrand als Sekretär einer Bank Unter schlagungen begangen hatte. — In deil letzten Tagen wurde in New-Jork der Guß der aus massiven Golde gefertigten, sechs Fuß hohen und 7,12 Ctr. schweren Statue „Die goldene Amerikaners n" für die Pariser Weltausstellung voll endet. Modell stand die Schauspielerin Maud Adams. Der Goldwerth der Figur beträgt 187 000 Dollars, drei Männer werden das kostbare Stück auf der Reise nach Paris behüten. — Katzenjammerstimmung. Student (am Morgen nach der Kneiperei): „Diese Nacht habe ich mit meiner Vergangenheit gebrochen!" Hauswirthin: „Ja, ja, die ganze Treppe ist noch voll!" — Casernenhofblüthe. Corpora!: „Kameele will ich Euch nicht schimpfen, — aber ich komme mir hier vor, wie 'n Admiral einer Flotte von,Schiffen — der Wüste'!" Der GichtmM'er. Aber noch hatte er die halbe Länge derselben nicht er klommen, so rief es unter ihm: „Halt an, Spitzbub', und komm herab, damit ich Dir guten Abend sagen kann!" Der Schreck fuhr ihm durch alle Glieder. Was sollte er beginnen?" Hinauf durfte er nun auf keinen Fall, da wäre er gefangen gewesen, denn der Müller hätte ganz sicher die Leiter herabgerissen, wäre nach oben ge kommen und hätte das Geld bei ihm gefunden. Zurück konnte er aber auch nicht. Es gab nur einen einzigen Weg für ihn. Das Fenster, bei dem er eben hielt, führte auf den Trcppenbode»;wenn er es einschlug und hindurch sprang, so war er gerettet. Ec zögerte nicht, diesen Gedanke sofort auszuführe». Die Scheibe» klirrten; da ertönte es wieder: „Halt, Bursch'; nicht weiter oder ich schieß'!" Das Klinge» des aufgestoße»en Fensterflügels be wies, daß er nicht gewillt sei, auf die Warnung zu hören. Der Schuß krachte; der herabstürzende Körper des Ge troffenen schlug auf die Erde; er lag an derselben Stelle, au welcher Ferdinand seinen Vater gefunden hatte.— Der Morgen war noch nicht weit vorgerückt, aber die Kunde, daß Horn heute Nacht den ,Geldmarder' erschossen habe, hatte trotz der frühen Sttmde schon viele Neugierige, die den Tvdten, welcher in seinem Leben so gefährlich war, sehen wollten, aus dem Dorfe herbeigezogcn. Ec war noch nicht vom Gerichte aufgehoben worden und lag noch an der Giebelseite, wo er getroffen ivorde» war. Der Dorfwächter stand bei ihm und sah streng darauf,daß nichts an dem staws gu», wie er sich gelehrt und wichtig ausdrückle, verändert werbe. Da kam Ferdinand langsam und gesenkten Hauptes den Mühlenweg herab. Ma» hatte ihn noch nicht gesehen und eilte ihm entgegen. „Weißt Du auch, was hier passirt ist?" wurde er ge fragt, als die Begrüßungen vorüber waren. „Der Niedcr- müller hat de» Marder' erschossen, und denk' Dir nur, sein eigner Knapp', der Lebrecht ist's gewesen!" Er horchte hoch auf und ließ sich zu der Leiche führen. Es war kein schöner Anblick, der sich ihm bot; trotzdem nahm sein Gesicht einen helleren Ausdruck an, begann sich aber bald wieder zu verfinstern, als man ihm bemerkte: „Wie gut, daß er unschädlich gemacht ist! Ec hält' Dir eben solchen Schaden gemacht, wie dem Horn und »och Anderen, denn Dein Vater ist jetzt Niedermüller und würde ihn sicherlich behalte» haben!" „Mein Vater ist heut' Nacht an seiner Gicht gestorben, und wer Niedermüller ist, das wird sich erst noch finden!" Er wartete die Antwort der Verwunderten nicht ab, sonder» trat in das Haus uud klopfte wie gestern an die Thür. Der Müller öffnete selbst. „Du bist's schon wieder? Was willst Du heut'!" „Ich möcht' Euch an das Wort erinnern, welches ich Euch gestern beim Abschied gesagt habe." „An welches?" „Ich sagte: .Wenn ich Wiederkehr', so bleibt Ihr Nieder- müllcr!' Ich bin gekommen, um dieses Versprechen zu halten!" „Das ist nicht möglich. Sag's deutlicher, was Du meinst!" „Der Vater ist todt. Wenn die Gicht erst einmal in den Leib tritt, so ist's oft schnell zu End'. Ich mag die Niedermüh!' nicht haben und will sie Euch verkaufen!" „Die Niedermühl'? Verkaufen? Willst Du mich etwa verhöhnen?" „Das kommt mir gar nicht in den Sinn! Wenn Ihr sie gern behalten wollt, so sollt Ihr mich bereit und billig finde». Ich hab' Euch schon gesagt, daß ich gern gut machen will, was Euch Böses geschehen ist; nur sollt Ihr nicht auch mich für schlimm und ungut halten!" „Wenn es Dein Ernst ist, so will ich gern vergessen, was ich Dir vorgeworfen hab'. Schau, der Marder' hat seine» Lohn bekomme». Es war mein eigner Knecht. Ich traf ihn g ad', als er herab wollt', um mein Herausgeld fortzutragm. Nun weiß ich auch, warum er stets gewußt hat, wenn ich welches bekam und wo ich es liegen hatte. Auch das von den letzten Malen trug er bei sich; er muß irgendwo ein Nest haben, wo es versteckt liegt, und es ist ganz möglich, daß wir es einmal finden. Was ich bei ihm gesunden hab', reicht vielleicht zur Anzahlung hin, wenn Du mit Deiner Forderung nicht gar hoch hinaus willst. Für welchen Preis giebst Du die Mühl' zurück?" „Für denselben, den der Vater gestern gezahlt hat. Ein Angeld braucht Ihr nicht zu geben. Ich laß Alles darauf stehen, und vor der Hand sollt Ihr auch keine Zinsen zahlen." Horn sah ihn erstaunt an. „Du bist nicht klug! Mir kann's schon recht sein, wen» ich so wohlfeil bleiben darf; aber Du mußt auch auf Dich sehen und in Deiner guten Meinung nicht zu weit gehen. Warum willst Du nicht selber Niedermüller werden?" „Weil ich dann eine Müllerin brauche, und das könnt' nur die Bertha sein. Ihr aber habt gesagt, wir sind ge- schied'ne Leut' und das Klausvolk darf Euch gar nimmer in die Stub'!" Horn reichte ihm mit einem versöhnenden Lächeln die Hand entgegen. „Ich bin hart gegen Dich gewesen, Ferdinand, weil auch ich hart getroffen war. Der Hans ist gut und treu; setz' ihn auf die Obermühl' und komm' zu uns herab! Die Müllerin ist vor Herzleid krank geworden; Du machst sie mit Deiner Güte wieder gesund. Und die Bertha hat Dich lieb, sonst hätt' sie gestern nicht für Dich gebeten. Laß uns freundlich zueinander sein, dann will ich nicht mehr daran denke», daß mein Haar weiß ist und daß ich gestern die Subhaste hab' erdulden müssen!" In den Zügen des Jünglings sprach sich eine tiefe Bewegung aus. Ec ergriff mit der einen Hand die dargebotene Rechte und hielt die andere dem erröthenden Mädchen hin. „Habt Dank, Niedermüller! Ich sagt' Euch gestern wohl, Ihr würdet einsehen, daß ich nicht so schlimm bin, als Ihr meintet. Aber wenn der Vater auf dem Sarg liegt, so ziemt es sich schlecht für den Sohn, an Freud' und Fröhlichkeit zu denken. sJch hab'M meiner Heimkehr viel Trauriges erlebt, mehr als Ihr glaubt und wißt. Labt mich jetzt meine Leich' begraben; vielleicht wird mir das Herz dann wieder leicht, und nachher soll die Bertha die Erste sein, die mich lachen hört. Ihr seid jetzt gut zu mir; vergebt auch dem Vater. Die Elendsmühl' bleibt Euch erspart, und er ist ja dahin gegangen, wo man Ver gebung braucht. Ende. Kvists empfehlen Kathreiner's Malzkaffes als gesund heitlich " werthvollsten Kaffee - Ersatz. Nurj in plombirten Packeten.