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» r. iscrcS iese»e I von Be- allen mite» k für Ming igsteii adelmuer Ameiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis einschließlich der illustrirlen Beilagen „Gute Geister" n. „Zeitbilder" sowie des illustr. Witzblattes „Seifenblasen" 1,50 Mk. Zeitltllg sm' Tharand) tzeiskrsdürs, Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 15 Pf. Tabellarische Inserate werden doppelt berechnet. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Ver- ctrud, n die ). frau. sständs lelle Koo» Groß- und Kleiuölsa, Oberuauttdorf, Hainsberg, Somsdorf, Coßmaimsdorf, Lttban, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 30. Sonnabend, den 10. März l900. 13. Jahrgang: Ans Nah uttd Fern. — Am vergangenen Mittwoch feierte der Gebirgs- Verein im Amtshofe sein diesjähriges Stiftungsfest, dessen Ausführung die Idee trug, vor 100 Jahren eine Versammlung von Zeitgenossen in der Rabenauer Mühle stattfinden zu lassen. Dementsprechend fand sich denn auch, vom damaligen Wirth Ehrlich begrüßt, eine Anzahl Gestalten jener Zeit ein, welche verschiedene Episoden daraus darstellten, als z. B. ein Hochzeitszug, eine Innung der ehrsamen Schreiner- zunft, einer solchen der Stuhlbauer u. s. w., die von einigen anwesenden Franzosen mit kritischen Bemerkungen empfangen wurden, bis das angeblich noch heute spukende Vurgfräulein erschien, den bedrohten Frieden wiederherstellte und die Neugestaltung Deutschlands mit begeisterten Worten hervor hob, was zu dem allgemeinen Gesang des Liedes „Deutschland, Deutschland über alles" Anlaß gab. Hieraus begann ein fröhlicher, von komischen Darstellungen unterbrochener Ball, dem die animirteu Theilnehmer mit großer Hingabe huldigten. — Die hier schon seit Jahren nicht gehörten, rühm lichst bekannten Iunghähnel' schen humoristischen Sänger, veranstalten am nächsten Montag Abend im „Amtshof" ein Concert, dessen Besuch Jedermann angelegentlichst em pfohlen werden kann- Was die Leistungen der Sänger aubelangt, so liegen aus allenOrten die günstigsten Rezensionen vor. So hatte erst kürzlich genannte Truppe die Ehre, vor Sr. König!. Hoheit Prinz Georg anftreten zu können, bei welcher Gelegenheit dieselbe durch Ueberreichuug werthvoller Geschenke ausgezeichnet wurde. Ein Besuch der Jmighähnel- 'schen Truppe ist auch allen hiesigen und auswärtigen Säugern zu rachen, da gewiß sehr lohnend. — Auf erstattete Anzeige wurde am Montag Nachmittag ein Kreischaer Einwohner in Haft genommen und nach Dippoldiswalde ins Amtsgericht eingeliefert. Derselbe wird des Siltlichkeitsvergehens bezichtigt und stand schon vor Jahresfrist in solchem Verdacht. — In der Angelegenheit des Bahnprojekts Nieder- sedli tz-Lockwitz-K reischa fand am Freitag in Lockwitz eine Sitzung der Vertreter der betheiligten Gemeinden und Gntsbezirke statt, in welcher die befriedigendsten Erklärungen gegeben werden konnten. Die Ausführung der Bahn über nimmt die Firma Kummer L Co-, welche fristgemäß am 1. Mai damit beginnt. Möglicherweise ist der Bau im Herbst schon fertiggestellt. — Frisch von der Leber weg äußert ein Inserent im „Waldenburger Wochenblatt" seine Wünsche wie folgt: „Für mein Zweiggeschäft in Bad Salzbrunn suche ich für sofort oder Anfang April einen kräftigen Lauf burschen bei gutem Lohn. — Schlafmützen, Dösköppe, stille Theilhaber und Zierbengel brauchen sich nicht zu melden. Robert Bock, Drogenhandlung." — Eine unmenschliche Mutter stand am Mittwoch in der Person des Dienstmädchens Martha Götze aus Straußberg vor dem Schwurgericht am Landgericht II in Berlin. Die Angeklagte schnitt einem Kinde, das sie geboren hatte, mit einem Küchenmesser den Hals dnrch und verscharrte die kleine Leiche alsdann im Walde. Die Ge schworenen erkannten auf Schuldig, billigten aber mildernde Umstände zu. Das Urtheil lautete auf 6 Jahre Gefänguiß. — Sechs e i n b a l s a m i r t e K i n d e r l e i ch e n. In Cherson in Südrußlaud fand man beim Niederreißen eines Hauses in einem Dachraum sechs einbalsamirte Kinder leichen. Die Besitzerin des Hauses wurde verhaftet. Man nimmt an, daß es sich nm Engelmacherei handelt. — Ein O f f i z i e r H n n g e r s gestorben. Aus Temesbar in Ungarn wird gemeldet: Kürzlich ist hier der k. n. k. Hauptmann im Ruhestand Josef Gröber todt in seinem Bette aufgefunden worden. Als Todesursache wurde „Entkräftung in Folge ungenügender Ernährung" constatirt. Der unglückliche Ofsicier war nach zwanzigjähriger Dienst leistung mit 33 Gulden monatlich peusionirt worden. Mi ttheilmrgen aus der Sitzung des Stadtgemeinde- rathes zu Rabenau vom 24. Februar 1900. Vorsitzender-.BürgermeisterWillig. Anwesend alle Mitglieder. Zu Punkt 1 der Tagesordnung gab der Vorsitzende einen Bericht über die Verwaltung der Stadtgemeinde im abgelaufeuen Jahre. 2. Beschließt der Stadtgemeinderath einstimmig gegen einige Steuerrestanten, welche im Jahre 1899 erfolglos gepfändet worden sind, die Ausschließung vonr Besuch der Gastwirthschafteu, Schank- und Tanzstätten zu verhängen. 3. Wurde auf eine Beschwerde wegen nicht erfolgter Zuführung des Leitungswassers gemäß der einschlägigen Bestimmungen des Statuts über das Wasserwerk Ent schließung gefaßt. 4. Von 3 vorliegenden Gesuchen um Ertheiluug der Genehmigung zum Kleinhandel mit Spirituosen wurde nur das eine, wo es sich um eine Uebertragung handelt, zu befürworten beschlossen. 5. Als Mitglied des Einschätzungs-Ausschusses wurde an Stelle des verzogenen Herrn Kaufmann Barth, Herr Droguist Carl Röber hier gewählt. 6. Erfolgten einige Entschließungen in Armensachen. 7. Berichtete der Vorsitzende über den gegenwärtigen Stand des in der Wasserleitungssache gegen die Stadtge meinde anhängigen Processes. Der Stadtgemeinderath nahm hiervon mit Befriedigung Kenntmß. Hiernach verabschiedete der Vorsitzende den infolge Wegzuges aus dem Stadtgemeinderath scheidenden Herrn Stadtverordneten Oswald Oppelt mit den besten Wünschen für die Zukunft und unter Worten des Dankes und der Anerkennung für die der hiesigen Stadtgemeinde geleisteten treuen Dienste und allezeit gern gebrachten Opfer an Zeit und Mühe. Herr Oppelt dankte hierauf unter dem Ausdruck der besten Wünsche für die Stadt und den Stadtgemeinderath. Infolge seiner eigenartigen patentirten Herstcllnngswcise besitzt Kathreiner s Malzkaffes in hohem Grade Geschmack nnd Aroma des Bohnenkaffees nnd ist für diesen entschieden der beste Ersatz bezw. Ansatz! Die Motographie. Novellette von Eugen Hermann. cRnchdruU oeromen.) Sie machte eine ablehnende Geberde. Die Zudring lichkeit beängstigte sie, aber bei der raschen Wendung, die sie machte, sich zu entfernen, trat sie auf ihr Schuhband und stolperte. Mit Blitzesschnelle kniete er nieder und ehe sie es hindern konnte, brachte er ihr das aufgelöste Band in Ordnung, während sie in Scham und Verwirrung erglühte- „Ich sehe Sie heute nicht zum ersten Male," sagte er, während seme Hände mit ihrem Füßchen beschäftigt waren. „Sie gehen oft diesen Weg. Darf ich hoffen, Sie wieder zusehen ?" „Ich verreise," antwortete sie in steigender Verwirrung mit scheuer Hast. „Ich danke Ihnen; aber nun bitte ich — lassen Sie mich gehen." Damit eilte sie davon- „Ans Wiedersehen!" hörte sie ihn Nachrufen,, aber er folgte ihr nicht, wenigstens nicht so, daß sie es bemerkte. Thekla erreichte das Haus der alten Dame, die sie besuchen wollte. Ehe sie eintrat, schaute sie sich um — der Fremde war ihr doch nachgegangen, sie sah ihn in der Ferne, er trat hinter einen Baum, als sie sich umweudele. Thekla machte ihren Besuch und erhielt von der Dame eine Einladung für den Abend zum Thee, die ihr um so willkommener war, als sie ihrer Zofe auf deren Bitte er laubt hatte, heute zur Hochzeit ihrer Schwester zu gehen und erst am folgenden Morgen zurückzukehren. Den ganzen Tag über beschäftigte Thekla der Gedanke an den Fremden. War dec Mann ein Unglücklicher, der Vertrauen zu ihr gefaßt und ihr sein Herz hatte erschließen wollen, oder ein dreister Abenteurer, der sich ihr zudringlich genähert, weil sie es nicht verstanden hatte, ihn sofort ge bührend zurückzuweisen? Ec gehörte augenscheinlich den gebildeten Ständen an. War er herabgekonunen durch Un glück oder durch eigene Schuld? Er hatte gesagt, daß er im Gefänguiß gesessen habe. Aber trotz des finsteren Aus drucks seiner Züge, der Nüchlässigkeit seiner Toilette, der Andeutungen, die er über sich selber gemacht, hatte diese ungewöhnliche Erscheinung und deren ganzes Anftreten eine Erinnerung hinterlassen, die ihr Interesse lebhaft beschäftigte, und sie ertappte sich auf dem Wunsche, bei einem etwaigen Wiedersehen Erklärungen zu erhalten, welche die unbehagliche Scheu vor ihm, die er selber heraufbe- schworeu, bannten. Als sie am späten Abend nach ihrer Wohnung znrück- kehrte, beschlich sie das Gefühl, der Fremde könne ihr auf- gcpaßt haben, sie anreden. Sie blickte sich wiederholt scheu um, wenn sie Schritte hinter sich hörte, als könne er sie verfolgen. Als sie endlich ihr Haus erreichte, waren die Gasflammen im Innern bereits gelöscht, sie mußte im Dunkeln die Treppe ersteigen. Da hörte sie ein leises Knistern, es war ihr, als könne Jemand im Dunkel ver borgen sein. Sie hatte Angst, sie mußte aber dann über die eigene Furcht lächeln, als sie die Korridorthür hinter sich geschloffen hatte und nichts geschehen war, was ihre Unruhe rechtfertigen konnte- Aber es kam ihr heule auch unheimlich in ihrer Wohnung vor. Das Mädchen war fort, sie sollte heute allein die Nacht hier zubringen. Ein Theil ihrer Garderobe war bereits in Koffern verpackt, sie hatte schon heute früh be gonnen, ihren Entschluß zur That zu machen, und der un gewohnte Anblick der Koffer wirkte auf ihre Stimmung, die Gemüthlichkeit ihrer Wohnränme war zerstört, es erzeugte das ein unbehagliches Gefühl. Dazu die Stille der Nacht, die Einsamkeit, der Gedanke, daß sie allein sei, wenn ihr in der Nacht etwas zustoßen sollte. Sie legte sich endlich zur Ruhe, löschte das Licht aus, zog sich die Bettdecke über das Gesicht uud beschloß, die thöcichten Angstgedauken zu bannen, ihre Phantasie zu zwinge», sich mit angenehmeren Bildern zu beschäftigen. Sie dachte nach, wo sie den Fremden schon früher ge sehen haben könne; je mehr sie sich sein Bild ins Gedächtnis; zurückrief, schwand der Zweifel, daß dies schon geschehen. Die finsteren Züge, das schwarze struppige Haar, das diesem Kopfe eine charakteristische Form gab, hatten sie schon ein mal beschäftigt. Aber wo hatte sie das Gesicht gesehen? Als sie ihn schroff abgewiesen und sich von der Bank entfernt hatte, war ein Schatten der Trauer über sein Antlitz gezogen, es hatte ihr wehe gethan, sie hatte es bereut, daß sie der Eingebung argwöhnischer Gefühle gefolgt war. Aber er hatte ja selber gesagt, daß er ein bestrafter Mensch sei. Ein entsetzlicher Gedanke überkam sie plötzlich. Ihr Gatte hatte in einer Festung in Garnison gelegen, oft genug hatte sie dort die Sträflinge in den entsetzlichen graugelben Anzügen, oft mit Ketten an Armen und Beinen, ja mit Halsringen gesehen. Es waren Mörder und Einbrecher, die man dort durch Soldaten mit geladenem Gewehr be- wachte. Wenn der Fremde ein Mensch war, der in Ketten einst ihr mit Grauen vermischtes Mitleid erweckt hatte und dessen Züge sich ihrer Erinnerung eingeprägt? War sie eingeschlummert, war es ein Traum oder ein Schreckgebilde ihrer erregten Phantasie — ein Lichtschein erglänzte vor ihren Augen und verschwand. Sie Hörle ein Geräusch wie von leisen Tritten. Nein — es ist keine Täuschung, im Nebenzimmer knistert es an ihrem Sekretär. Sie fährt aus den Kissen empor, sie horcht. Da knackt etwas, sie hört leises Geflüster — das sind Diebe. Das But erstarrt ihr vor Schrecken in den Adern, bebend vor Angst drückt sie den Kopf in die Kissen. Es wird hell im Schlafzimmer. Ein Mann mit einer Blendlaterne tritt ein, leise, er geht auf Socken. Ec hat ein Messer in der Hand. Ein Blick ihrer Augen stiehlt sich unter der Decke hervor. Grauen schüttelt ihre Glieder. Es ist der Fremde, sie steht die schwarzen Haare, den schwarzen Bart, er will sie ermorden! Kalter Schweiß perlt ihr von der Stirn. Sie hat die Geistesgegenwart, sich schlafend zu stellen, sie rührt kein Glied, sie hält die Augen geschlossen. Aber sie fühlt es, daß die dunklen Augen auf ihr ruhen. (Forts, f.) Kirchennachrichten von Rabenau, Freitag, den 9. Mürz, nachm. 6 Uhr, Beichte und Feier des heiligen Abendmahls: Pfarrer sm. Pescheck. Sonntag, den 11. Mürz. Dom. ReminiScere. Vorm. 9 Uhr Gottesdienst. Predigttext: 1. Kön. 3, 5—15. Pfarrer sm. Pescheck. Mittwoch, den 14. März. I. Landesbußtag. Vorm, halb 9 Uhr Beichte, vorm. 9 Uhr Gottesdienst mit Feier des heil. Abend mahls. Pfarrer sm. Pescheck. , Geboren: Am 5. Mürz dem ansüssigen Stuhlbauer Karl August Krumbiegel hier ein Sohn. — Am 6. Mürz dem Stuhlbauer Max Paul Fritzsche hier ein Sohu. Getauft: Am 4. Mürz Kurt Otto Braune, Sohu des Guido Otto Braune, Mobelpolirers hier. — Am 7. Marz Kurt Alfred Keulig, Sohn des Gutsbesitzers Max Otto Keulig in Obernaundorf. Aufgeboten: Max Bruno Zimmermann, Steinbildhauer in Deuben und Anna Hulda Zeiske in Obernaundorf. Gestorben: Am 3. Mürz Gertrud Lisbeth Wehnert, Tochter des ansüssigen Drechslermeisters Emil Oskar Wehnert hier, 8 M. 26 T. alt, welche am 6. Mürz beerdigt wnrde. ^MWWDMMrz Kurt u T. all, am Mürz beerdigt