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1 vchen mau. iabena» lkn6, lllkk en halte Ivi». :ML0!l' der ei» Min» 'S- 6 rf. an, ) Pf. 50 Ps drüke, eniKe kllr nut »S Rllbeüauer Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis einschließlich der illustrirten Beilagen „Gute Geister" u. „Zeitbilder" sowie des illustr. Witzblattes „Seifenblasen" 1,50 Mk. Zeitung sm Tharand) Seisersdurs, Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 15 Pf. Tabellarische Inserate werden doppelt berechnet. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Groß- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 23. Donnerstag, den 22. Februar 1900. 13. Jahrgang. Aus Nah und Fern. — Sind die Staare da? Ein freundlicher Leser schreibt uns: „Ich erlaube mir zu berichten, daß sich zu den Amseln, Finken, Meisen rc- auf dem Futterplatz, den ich auf meinem Fensterstock errichtet, den ganzen Winter hindurch auch Staare mit eingefunden haben. Ich habe solche in Anzahl von einem halben Dutzend gezählt. Nach genommenem Futtermahl schmetterten sie im heftigsten Schnee gestöber hell und freudig ihr Liedchen heraus. Vor einigen Jahren habe ich sogar über 20 Staare auf dem Futter- Platz gezählt resp. gefüttert." Die Redaktion dankt bestens für diese Mittheilung und bemerkt, daß nach ihrer Erfahrung einzelne Staare den Winter bei uns bleiben und daß andere nur strichweise ihre Wohnplätze verändern. — Die wegen Kohlenmangel herrschende Arbeits losigkeit sowie der lange Winter treibt jetzt viel „fahrendes Volk"in die größeren Orte, deshalb ist Vorsicht vonNöthen und insbesondere thut Jedermann gut, die Thüren seiner Wohnung immer hübsch verschlossen zu halten. So wurde gestern Abend in einem Hause der Hauptstraße auf der zum Boden führenden Treppe ein wenig vertrauenerweckendes Individuum abgefaßt, welches sich, zur Rede gestellt, damit entschuldigte, daß er geglaubt, obew wohne Jemand, und er habe sich nur das fehlende Schlafgeld zusammenschnorren wollen. Man gab ihm dasselbe schließlich und komplimentirte den Menschen zum Hause hinaus. — Weitere Erhöhung der Papier-Preise. Die seit einigen Wochen anhaltende Kohlenkalamität hat nunmehr zu weiteren Preissteigerungen aus Druckpapier Veranlassung gegeben. Ani 2. Februar fand im Hotel Kaiserhof in Leipzig eine Versammlung sämmtlicher sächsischer und thüringischer Druckpapier-Fabrikanten statt, in welcher erklärt wurde, daß Kohlen trotz einer Preiserhöhung von 100—150 Prozent nicht mehr zu beschaffen seien und daß bei weiterer Dauer der Kohleuarbeiterstreiks verschiedene große Papierfabriken den Betrieb einstellen müssen. Infolge dessen und durch die schon längst eingetretene Preissteigerung sämmtlicher Rohstoffe von circa 20 Prozent wurde beschlossen, eine weitere Preiserhöhung für Druckpapier durchzuführen. — Einem bedauernswerthen Mißgeschick verfiel am Sonntag früh der in der Malky'schen Glasfabrik in Deuben beschäftigte Schmelzer Gran. Als derselbe sich nach gethaner Arbeit an einem Teller Suppe erquicken und letzterer noch etwas Salz zufügen wollte, nahm er ver sehentlicher Weise statt der Salz- eine Arsenikbüchse. Zu spät bemerkte der unglückliche Mann seinen Fehlgriff und liegt jetzt noch zum Tode erkrankt darnieder. Seine Frau und elf Kinder bangen um das Leben ihres Ernährers. Hoffentlich gelingt es den ärztlichen Bemühungen, den Mann am Leben zu erhalten. — Der Ausstand der Schüler an der Müllcrschule in Dippoldiswalde ist beendet und sämmtliche Streikende gaben Erklärungen ab und baten um Wieder aufnahme in die Schule. Der Schulausschuß hat denn auch diesen Gesuchen entsprochen und wurde der Unterricht in der gewöhnlichen Weste wiederum begonnen. — Die Musterung der Militärpflichtigen im Aushebungs bezirk Dippoldiswalde wird am 26. Februar in Lauenstein, am Dienstag, den 27. Februar, in Frauenstein und am Donnerstag, Freitag, Sonnabend und Montag, den 1-, 2., 3. und 5. März, in Dippoldiswalde stattfinden. — Am Montag Morgen brannte in Sobrigau die Scheune des Herrn Gemeindevorstand Schumann nieder- — Der Massenstreik derTischler in Berlin hat am Montag seinen Anfang genommen. Bis jetzt sind gegen 7000 Gesellen aus den Möbeltischlereien ausständig, doch wächst die Zahl noch ständig; daneben treten auch die verwandten Berufe in den Ausstand ein. Dem Streik der Tischler wollen sich, wie in der Versammlung der Ver trauensleute des Holzarbeiter-Verbandes bekannt gegeben wurde, auch die Arbeiter an den Holzbearbeitungs-Maschinen soweit als nothwendig anschließen. Auch die Möbelpolirer haben den gleichen Beschluß gefaßt. — Fünf Millionen Caution. Der wegen Mädchenschändung verhaftete Berliner Bankier Sternberg hat, trotzdem er neuerdings eine Caution von fünf Millionen Mark anbot, seine Haftentlassung nicht erwirken können. — Vo mW chäfer A st. Ain Sonntag starb plötz lich am Herzschlag ein Mann in Schiffbek; der Todten- schein wurde von einem Arzt ausgestellt und die Beerdigung auf Mittwoch Nachmittag festgesetzt. Am Mittwoch Morgen stellten sich bei den Angehörigen Bedenken ein, ob der Tod wirklich eingetreten sei, weil Blut und Schaum aus dem Munde des Todten lief und die Gelenke nicht mehr steif waren. Ein Bekannter der Familie radelte daraufhin, mit Haaren des Verstorbenen wohl versehen, nach Radbruch. Als der Sarg eben in die Gruft hinabgelassen war, traf ein Telegramm aus Radbruch ein mit dem Wortlaut: „Michel lebt." Darauf große Freude bei den Verwandten und unglaubliche Aufregung. Sofort wurde telephonisch der Districtsarzt nach dem Kirchhofe berufen. Der Sarg wurde einstweilen auf seine telephonische Anordnung aus der Grube in die Capelle gebracht, gleich geöffnet, und die Trauerversammlung wartete am Sarg erregt auf das Ein treffen des Arztes. Natürlich konnte dieser nur den ein getretenen Verwesungsprozeß seststellen; das Gesicht war bereits schwarzgrün. So hat Schäfer Ast durch seine schneidige Diagnose „der Todte lebt" ein ganzes Begräbniß gestört. Es wurde sofort an zuständiger Stelle die Anzeige wegen groben Unfugs erstattet- — Was eine Trillion ist, davon haben die Wenigsten einen Begriff. Wer davon spricht, dem sei ge sagt, daß bisher seit Adam und Evas Zeit noch keine Trillion Secunden vergangen ist. Das wird erst im Jahre 25 825 der Fall sein, denn in einer Trillion Secunden sind 31 687 Jahre 32 Tage 1 Stunde 46 Min. u. 40 Secund. enthalten. — Dresdner Schlachthofbericht vom 19. Februar 1900. Auftrieb: Ochsen 324, Kalben u. Kühe 184, Bullen 195, Kalber 440, Schafe 1013, Schweine 2013. Preise wurden für 50 Kilo Lebend gewicht wie nachstehend gehalten: Ochsen: erste Sorte 38 Mk., zweite Sorte 34 Mk., dritte Sorte 30 Mk. Kalben und Kühe: erste Sorte 35 Mk., zweite Sorte 31 Mk., dritte Sorte 28 Mk. Bullen: erste Sorte 37 Mk., zweite Sorte 32 Mk., dritte Sorte — Mk. Kalber: erste Sorte 44 Mk., zweite Sorte 40 Mk., dritte Sorte — Mk. Schafe: erste Sorte 66 Mk., zweite Sorte 63 Mk., dritte Sorte 60 Mk. Schlachtgew. Schweine: erste Sorte 40 Mk., zweite Sorte 37 Mk., dritte Sorte 34 Mk. Aeim Koffriseur. Erzählung von Wilhelm Appelt. (Nachdrwk verboten.) 1. In einem ärmlichen, fast unter dem Dache gelegenen Stübchen eines Vorstadthauses Wiens saß in.den späten Morgenstunden eines schönen Maitages im Jahre 1785 ein liebliches Mädchen von ungefähr neunzehn Jahren am Fenster und schaute, deu Kopf gedankenvoll in die Hand gestützt, in den wolkenlosen Himmel hinauf, der sich in leuchtender Klarheit über den Häusern ausspannte. Feucht erglänzten ihre blauen Augen und Wehmuth überschattete ihre Züge; waren doch in letzter Zeit Noth und Elend in aller Bitterkeit über sie hereingebrochen und hatten ihre Hoffnungsfreudigkeit, die früher so reich ihre Brust beseelte und die sie manches Schwere froh ertragen ließ, fast ganz zerstört. Vor drei Jahren ungefähr hatte ihr Vater, der als Offizier ruhmvoll in vielen Schlachten gekämpft, schwerer Wunden halber mit dem halben Hauptmannssolde als Warte gebühr in den einsüveiligen Ruhestand treten müssen. Da hieß es denn recht sparsam leben und sich einzig und allein auf die häuslichen Freuden beschränken; nur die Musik war es, die den Beiden mitunter Stunden eines stillen Glückes heraufzauberte, denn mit großer Fertigkeit und tiefer Empfindung verstand Auguste Klavier zu spielen. Ihre verstorbene Blutter, eiue Meisterin auf diesem Instrumente, war der Tochter eine gar sorgsame und treffliche Lehrerin gewesen. So hatten denn Vater und Tochter ein stilles, von gegenseitiger Liebe verschöntes Dasein geführt. Aber vor drei Monaten wurde der Hauptmann Bergen wegen an dauernder Unfähigkeit, je wieder Dienst leisten zu können, Plötzlich mit Entziehung der bisherigen Wartegebühr gänz lich aus dem Armeeverbande entlasten, mit der Pensionirung jedoch auf später vertröstet, unter dem Vorgeben, daß man zur Zeit nicht im Stande sei, solche zu zahlen, und jeder wahre Patriot in dieser Bedrängniß dem Staate eben Opfer bringen müsse. Der alte Soldat war außer sich vor Schmerz und Entrüstung, hatte er denn dem Staate in den blutigen Kriegen, in denen er mitgekämpft, nicht Opfer genug ge bracht ? Sein Leben hatte er stets muthig in die Schanze geschlagen und auch über die Wunden nie gemurrt, die er für das Vaterland erhalten und deren Folgen ihn nun un tauglich zum Dienste, ja selbst zu jeder bürgerlichen Be schäftigung machten. Konnte man verlangen, daß er den Bettelstab ergreifen solle? Das konnte des Kaisers Wille nicht fein, daß ein braver Soldat dem Hunger preisge geben werde, während viele der Großen von dem Marke des Landes in Ueppigkeit schwelgten. Für diese nur konnte der Befehl gelten, nicht aber für Diejenigen, welche von der kleinen Pension kümmerlich das Leben fristen mußten. — Aber überall, wohin er auch ging, um sein gutes Recht, eine ausreichende Pension, zu fordern, begegnete er nur mitleidigem Achselzucken, Bedauern und Vertröstungen auf spätere, bessere Tage. Als er endlich allzu stürmisch wurde, gab es überall nur verschlossene Thüren für ihn und nirgends wurde er mehr Lwrgelaffeu. Und der Kaiser Joseph II., von dem er fest überzeugt war, daß er ihm Gerechtigkeit widerfahren lassen werde, war bisher auf Reisen gewesen und gestern erst wieder in Wien eingetroffen. Welch' entsetzliche, trostlose Zeit hatten sie diese letzten Monate durchlebt! Da nichts Erspartes vorhanden, waren sie auf das weuige Geld angewiesen, welches Auguste ver diente. Wenn sie aber auch noch so fleißig Musikunterricht ertheilte und bis in den Hellen Morgen hinein am Stick rahmen saß, so wollte es trotz aller Sparsamkeit nirgends langen, und fchon mußte manch' werthvolles Andenken an bessere Zeiten dahingegeben werden. Um das Unglück voll zu machen, warfen Schmerz und Aufregung den Vater auf's Krankenlager, so daß Auguste den größten Theil der Zeit anstatt auf die Arbeit, fortan auf seine Pflege verwenden mußte. Da gelangte immer rascher ein besseres Kleidungs oder Einrichtungsstück nach dem anderen zum Verkaufe, stan den die Armen doch ganz ohne Freunde und Verwandte da. Schließlich war selbst Augustens letztes Besitzthum, das so innig geliebte Klavier, ein Erbstück von der Mutter, zum Trödler gewandert. Der Vater war dann wenigstens wieder gesund geworden und nun vor kaum einer Stunde in die Hofkanzlei gegangen, um sich eine Privatandienz beim Kaiser zu erwirken. Es war fürchterlich für sie gewesen, als sie ihn, zum Fortgehen gerüstet, in der zerflickten und abgetragenen Uniform erblickte; seine besseren Kleider hatten ja auch verkauft werden müssen. Aufschreien hätte sie mögen vor tiefem Weh, da sie bemerkte, wie ihm bei dem Gedanken, so vor die Hofcavaliere zu treten, die brennende Röthe der Scham in die Wangen stieg. Als sie ihn dann vom Fenster aus mit gesenktem Kopfe die Straße hinab schreiten sah, das Gesicht weder rechts noch links kehrend, da fühlte sie, daß dies der schwerste Gang seines Lebens sei. So harrte sie denn jetzt mit wechselnden Gefühlen der Rückkunft ihres Vaters. Nachdem sie sich recht ausgeweint, zog still und unbemerkt wieder ein wenig Hoffnungsfreudig keit in ihre Brust, war es ihr doch ganz undenkbar, daß Kaiser Joseph, von dem sie stets so viel Gutes vernommen, dem Vater nicht Gerechtigkeit widerfahren lassen werde. Dann mußte es ja wieder Sonnenschein in ihrem Leben geben, und — vielleicht ging auch noch ein süßer, sehn süchtiger Herzenswunsch in Erfüllung, der ihre Brust erfüllte. Wareu auch die reichen Eltern ihres Leopold, an dem sie mit aller Schwärmerei einer ernsten, unentweihten Liebe hing, gegen eine Verbindung ihres Sohnes mit ihr, dem armen Mädchen, und wollten sie denselben auch zur Wahl einer reichen Braut bewegen, so hatte er doch vor längerer Zeit, vor dem Antritte einer großen Geschäftsreise voll tiefer Innigkeit zu ihr gesagt: „Dir bleibe ich treu und nur Du allein sollst das Glück meines Lebens bilden! Mächtiger als wie mit ehernen Ketten bin ich durch Deine blonden Locken an Dich gefesselt, welche ein Band um mich gewoben haben, das unzerreißbar ist." Zum ersten Male hatte er sie Du genannt und sie dann so fest in seine Arme geschlossen und auf ihre blühenden Lippen geküßt, daß sie vermeinte, vor Seligkeit vergehen zu müssen. — Forts, f. — Kaffee getrunken wird, empfiehlt _ R es sich sowohl aus Gesundheits- AR 11 wie aus Sparsamkeitsrücksichten, " d. wohlschmeckenden Kathreiner's V—Malzkaffee zu verwenden.