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Wemmer Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis einschließlich der illustrirten Beilagen „Gute Geister" u. „Zeitbilder" sowie des illustr. Witzblattes „Seifenblasen" 1,50 Ml. Zeitmlg sm Tharaud, SHr-idars, Inserate kosten die Spaltenzelle oder deren Raum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 1b Pf. Tabellarische Inserate werben doppelt berechnet. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Groß- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Cotzmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 14. Donnerstag, den 1. Februar 1900. 13. Jahrgang. Bestellungen auf den „Rabenauer Anzeiger" für die Monate Februar und März nehmen alle Postanstalten, Brief- und Zeitungsträger sowie die Expedition entgegen. Atts Nal) und Fern. — Im Hinblick auf den eingetretenen Schneefall wollen wir nicht unterlassen, auf die hungernde u Vögel aufmerksam zu machen und zu bitten, denselben Futter zu streuen, damit dieselben die Härten des Winters nicht allzuschmer empfinden muffen. — Neber das Vermögen des Materialwaarenhändlers Karl Hermann Klippel in Rabenau wurde am 26. Januar 1900 das Konkursverfahren eröffnet. Der Orts richter Kunath hier wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursfordernugen find bis zum 28. Februar bei dem König!. Amtsgericht in Tharandt anzumelden. — V o l k z ä h l u n g. In diesem Jahre wird die regelmäßig nach je fünf Jahren wiederkehrende Volkszählung vorgenvmmen werden. Sie soll sehr umfänglich und nach verschiedenen bisher unberücksichtigt gebliebenen Gesichts punkten stattfinden. — Wie vorsichtig man mit dem Aufbewahren von M e d i c i n f l a s ch e n sein muß, zeigt folgender Unfall. Ein 4 Jahre altes Kind eines Restaurateurs in Roßwein fand in dem Zimmer eine Flasche, die etwa 50 Gramm Chloroformöl enthielt und trank die süßschmeckende Flüssig- seit aus. Alsbald stellten sich die Symptome einer starken Vergiftung ein, und nur sofortige ärztliche Hilfe konnte das Kind vom Tode retten. — An das Dippoldis Walder Meldeamt, Landivehrbezirk Pirna, wird am 1. Februar in gleicher Eigenschaft der Bezirksoffizier des Landwehrbezirks Anna berg, Hauptmann z. D. Lorenz versetzt. — Wie man vor hundert Jahren sich verlobte, zeigte die Anzeige eines Privat-Sekrelärs Kleinert aus Schönebeck. Er meldete am 5. Januar 1800 seine Ver lobung „mit der Demoiselle Augustine Freischeidten, Tochter des verstorbenen Stadtchirurgus zu Templin, allen seinen und ihren Verwandten gehorsamst." Dieser Anzeige fügte er aber noch hinzu: „Die genaueste Sympathie unserer Liebe, der reinste Einklang unserer Gesinnung und die uns beiwohnende Genügsamkeit und Zufriedenheit mit jeder Lage unseres Schicksals, sowie Anhänglichkeit an die Grundsätze der Tugend wird uns unser künftiges Eheglück auf immer sichern, datier wir jede Bezeugung von Glückwünschen ver bitten." Der Wackere war seiner Sache jedenfalls sicherer als manche Liebespaare heutiger Zeit- — Der Segen der Invalidenversicherung. Welchen Segen die mit dem Gesetze vom 22. Juni 1889 eingeführte und dem Gesetz vom 13. Juli 1899 noch wesentlich — d. h. für künftige Fälle — ausgestaltcte Invaliden versicherung in sich birgt, konnte jetzt eine im 80. Lebens jahre stehende Näherin in dem Dorfe Eschefeld bei Froh: bürg erfahren. Ihr ist auf Betreiben der Hauptgeschäfts stelle des Krankenkassenverbandes Frohburg noch die Alters rente Vom Jahre 1891 an zuerkannt worden und konnte ihr infolgedessen vor einigen Tagen vom Postamte zu Froh burg der ansehnliche Betrag von ca. 970 Mk. (ans die Jahre 1891 bis 1899 ausgezahlt werden. Gewiß eine große Freude in ihren alten Tagen. — Mit dem Dreschflegel soll mau nicht spaßen. In Wiedebach bei Weißenfels war eine beim Landwirt!) Zimmermann bedienstete Magd von einem Knecht geneckt worden und sie erwiderte die Neckerei durch einen Schlag mit dem Dreschflegel, traf aber nicht den Knecht, sondern den bei ihm stehenden einzigen Sohn des Dienstherr» im Alter von 14^/, Jahren. Der junge Mensch ist an den Folgen des Schlages kurz darauf gestorben. — Am Montag Abend fand im Hafen von Hamburg ein Zusammenstoß statt zwischen dem Schlepper „Expedient" der Hamburg-Amerika-Linie und dem Fähr dampfer „Altona". Letzterer hatte etwa 180 Passagiere an Bord und sank innerhalb fünf Minuten. Etwa dreißig Personen, meistens Arbeiter, ertranken. — Wie die „Times" aus Loureiwo Marques vom 30. Jau. berichten, befindet sich unter den am Tugela Gefallenen der frühere deutsche Leutnant v. Brüsewitz, der sich den Buren angeschlossen hatte, (v. Brüsewitz er stach im Frühjahr 1897 in Karlsruhe einen MechanikuS und wurde deswegen zu einem Jahr Festung verurtheilt, nach 6 Monaten jedoch begnadigt.) — Begnadigt. Leutnant Doering vom Infanterie regiment Nr. 68, welcher am Pfingstmontag den folgen schweren Zusammenstoß mit dem Studenten Kloevekorn in Güls bei Koblenz hatte und ihn im Duell tödtete, ist vom Kaiser begnadigt worden und hält sich gegenwärtig in Koblenz auf. Von seiner zweicinhalbjährigen Festungshaft hat er etwa sechs Monate verbüßt. Leutnant Doering soll in ein anderes Regiment versetzt werden. Henrik empfehlen Kathreiner's Malzkaffee als gesund- .heitlich werthvollsten Kaffee-Ersatz. Nur in plombirten Packeten. Am Mausch. Novellelte von Dirk van der Han. i Nachdruck „Ich danke Dir, mein Kind. Ich erwartete nichts anderes von Dir und wußte, daß es so sei. Du sollst mich Deiner und Deiner Liebe würdig finden." Er führte das junge Mädchen zu einem Sessel und wandte sich dann mit stummen Blick fragend an Frau von Gotter, die, mit Thränen ringend, an einen Seitentisch ge treten war, auf dem das verhängnißvolle Schreiben lag. „Und Sie, Frau von Gotter?" sagte Lingen. „Darf ich auch auf Ihr Vertrauen rechnen?" „Ach, es ist zu schrecklich!" erwiderte sie schluchzend und sank auf einen Stuhl nieder. „Daß dies über unsere Familie Hereinbrechen mußte; daß inan so zum Gegenstand des niedrigsten Stadlklatsches wird!" „Daß dies nicht geschieht, das lassen Sie meine Sorge sein," antwortete Lingen. „Was ich aber verlange, und wie ich glaube, ourch meine Vergangenheit nnd durch mein jahrelanges Verlöbniß mit Lisbeth zu verlangen das Recht habe, ist Vertrauen." „Sie müßten ja ein Monstrum von Schlechtigkeit seiu, wenn das wahr wäre, was jener Mensch da schreibt. Aber —ich habe ja doch vorgestern auf dem Ball beim Kommandan ten schon AehnlicheS gehört." „Der Sachverhalt soll und wird klargestellt werden. Damit ich aber wenigstens bei den Schritten, die mir die Verhältnisse gebieten, nicht durch die Sorge gequält werde, daß hier in diesem Hause auch uur der Schatten eines Zweifels an meiner Ehrenhaftigkeit besteht, brauche ich die Versicherung, daß Sie mir unbedingtes Vertrauen schenken." Zögernd und schweigend reichte sie ihm vie Hand, während auch Lisbeth herantrat und sich liebevoll an Lingen schmiegte. „Ich habe Sie in diesen Jahren nur als ehren - werth kennen gelernt, so will ich Ihre Ehrenhaftigkeit jetzt nicht durch einen Kweifel verdunkeln. Mein Vertrauen stärke Sie." Lingen berichtete nun kurz und wahrheitsgetreu, wie alles gekommen, und was er dann von dem Major von Werner über die weiteren Vorgänge gehört hatte. Empört über das Verhalten des Baumeisters wie seiner Tochter waren beide Frauen der Ansicht, daß die ganze Sache sorgfältig geplant worden sei, und da das öffentliche Urtheil über den Baumeister kein günstiges, seine Tochter Resi aber allgemein als eine Kokette sonder gleichen bekannt war, so war kein Zweifel, daß die Wahrheit sehr rasch in allen Kreisen der guten Gesellschaft erkannt und das Verhalten der Reuters gebührend gewürdigt werden würde. Völlig versöhnt zwar, aber schwer bedrückt von Be sorgnissen aller Art sahen die beiden Damen den jungen Mann scheiden, der aber zu Tisch wiederzukommen versprach. Sie willigten auch eiu, am Nachmittag wieder eine gemein same Spazierfahrt zu unternehmen, um durch, ihr öffent liches Erscheinen etwaigen Ausspreugungen der Reuters entgegenzuwirken. Abends fand ein Konzert von Frau Lilli Lehmann statt, und auch bei diesem, Ivie bei allen ander en Gelegenheiten, wollten sie sich öffentlich zusammen zeigen und so allem unnützen Gerede die Stirn bieten. Als Lingen in sein Haus eintreten wollte, kamen aus ihm zwei seiner Freunde heraus, die ihn schon gestern hatten besuchen wollen. „Na, Mensch, was machst Du für Sachen! In vier undzwanzig Stunden sich zweimal zu verloben!" rief ihm Assessor Franz entgegen. „Bitte, tretet mit mir ein," erwiderte Lingen ruhig und gemessen. „Jin übrigen habe ich dergleichen nun schon genug gehört," fügte er scharf hinzu. „Holla — Freundchen — nur nicht gleich aufbrausen." Beide halten, ebenso wie der Major, der den Vater der Braut gespielt hatte, an dem Tiroler Brautzug und HochzeitSfest theilgenommen, waren somit Zeugen aller Vorgänge gewesen. Lingen schilderte in kurzen Worten die Sachlage, die durch den Brief des Baumeisters Reuter au Frau von Gotter geschaffen worden, und da es galt, ohne Verzug zu handeln, so bat er seine beiden Freunde nunmehr in an- betracht der ernsten Umstände um einen genauen Bericht der Ereignisse. Beide bestätigten im wesentlichen die Mittheilungen des Majors, nur hoben sie noch schärfer die Offenkundigkeit der Bemühungen des Baumeisters hervor, Lingen trunken zu machen und ihn dann zu der Verlobung zu zwingen. Sie bestätigten, daß ausschließlich nur diese Auffassung bei allen bestehen könnte, die Zeugen des widerwärtigen Scherzes gewesen waren, und erklärten sich bereit, jedes ihrer Worte nöthigenfalls vor Gericht und eidlich zu bekräftigen. Im übrigen stellten sie sich Lingen zur Verfügung, welche Wendung die Angelegenheit nunmehr auch nehmen mochte, denn Lingen war willens, sofort an den Baumeister Reuter zu schreiben und ihn sowohl wegen des Briefes an Frau von Gotter, wie wegen seines Verhaltens auf dem Alpcusest in schärfster Weise zur Rede zu stellen und die vollste Genugthuung zu verlangen. Lingens Freunde waren damit einverstanden und wollten zunächst warten, bis er den Brief entworfen hatte, um ge meinsam die Form zu berathen. Alsdann beabsichtigten sie, die anderen Theilnehmer an dem Hochzeitsfest, so weit sie nicht zur Familie Reuter gehörten oder intime Freunde derselben waren, aufzusuchen, um sich ihrer Zeugnisse zu vergewissern. Eben halte Lingen die Feder ergriffen um den Ent wurf zu machen, als Frau Krüger erschien und den Leutnant Reuter meldete. „Die Sache scheint sich zu vereinfachen," sagte Lingen zu seinen Freunden. Nach sehr kühler Begrüßung lehnte Leutnant Reuter den ihm angebotenen Stuhl dankend ab, indem er äußerte: „Die Angelegenheit wird wohl mit wenigen Worten abgethan sein. — Da Sie sich vorgestern öffentlich vor zahlreichen Zeugen in meines Vaters wie meiner Gegen wart mit meiner Schwester verlobt haben, so muß ich die Frage an Sie richten, ob die befremdende Anzeige ihrer Verlobung mit Fräulein von Pahlen von Ihnen herrührt und von Ihnen versandt worden ist?" „Von meiner sörmlichen Verlobung mit Ihrer Schwester ist mir nichts bekannt, dagegen ist meine Verlobung mit Fräulein von Pahlen Thatsache." „Dann habe ich Ihnen nur zu sagen, daß Sie ein ehrloser Mensch sind." Ehe seine Freunde ihn daran hindern konnten, trat Lingen bleich und bebend vor Zorn, vor und versetzte dem Leutnant Reuter eine so kräftige Ohrfeige, daß der Helm letzterem aus der Hand auf den Boden fiel. „Dies zunächst meine Antwort. Das weitere werden meine Freunde hier mit den von Ihnen zu bestimmenden Herren verabreden." Leutnant Reuter verließ ohne ein Wort der Erwiderung in höchster Aufregung das Zimmer. „Die Frechheit dieses Buben übersteigt noch die Nieder trächtigkeit seines Vaters," rief Lingen, als der Offizier verschwunden war. — Schluß folgt. — — Dresdner Schlachthofbericht vom 29. Januar 1900. Auftrieb : Ochsen 255, Kalben u. Kühe 194, Bullen 179, Kiilber 420, Schafe 1117, Schweine 2134. Preise wurden für 50 Kilo Lebend gewicht wie nachstehend gehalten: Ochsen: erste Sorte 37 Mk., zweite Sorte 34 Mk., dritte Sorte 31 Mk. Kalben und Kühe: erste Sorte 35 Mk., zweite Sorte 31 Mk., dritte Sorte 28 Mk. Bullen: erste Sorte 36 Mk., zweite Sorte 32 Mk., dritte Sorte — Mk. Kälber: erste Sorte 42 Mk., zweite Sorte 39 Mk., dritte Sorte —^Mk. Schafe: erste Sorte 66 Mk., zweit- Sorte 62 Mk., dritte Sorte 59 Mk. Schlachtgew. Schweine: erste Sirte. 41 Mk., zweite Sorte 39 Mk., dritte Sorte 36 Mk.