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Der Krieg in Südafrika. Die Fr-ude der Engländer über die am Dienstag Nacht erfolgte Wegnahme des Spionskop war nur von kurzer Dauer. Sie haben ihn nicht mehr besetzt, sie bab.n ihn besessen. Mit Verlust von 800 Toten und 1500 Verwundeten, sowie 17 Kanonen, nach anderen Meldungen sogar 1200 Toten, wmde Gneral Warren durch die Boeren von dem Spwns- kop wieder heruntergeworfen und es ist nicht ausgeschlossen, daß Germ al Warren nur für eine Weile genommen hat, was der Gene alstab der Boeren ihn hat wollen nehmen lassen, um den Engländern abermals einen beträchtlichen Verlust zu zufügen. Man tröstet sich in England ein wenig damit, daß Ladnsmith jetzt chatsächlich uneinnehmbar sei. Aber die Boeren denken gar nicht daran die Stadt zu nehmen, weil sie nicht die englischen Truppen ernähren und bewachen wollen. Die schlauen Boeren ziehen es vor, die Engländer in ihrem Fette schmoren und umkommen zu lasten. Morgen Dienstag wird das englische Parlament eröffnet werden. Es wäre schön gewesen, wenn die Thronrede melden konnte, daß nach der Eroberung des Spionkop die Boeren die Beine unter die Arme genommen hätten und sich in den Drakensbergen versteckt hielten; aber es hat nicht sollen sein. Seit dem Mai 1857, als die Nachricht eingelaufen war, daß ein Aufruhr der Seapoys in Mirat auf die Eingeborenen- Regimenter in Delhi sich ausgedehnt habe, die alle Europäer ermordet und alles Kriegsmaterial weggenommen haben, sind die englische Regierung, das Parlament, das ganze Volk nicht mehr so tief niedergeschlagen gewesen wie gegenwärtig. Da aber l857 England ungeschwächt dastand an Mannschaften, Geld, Kriegsmaterial, während es jetzt wund und siech des kecken Gegners auf seinem eigenen Kolonialbodcn sich nicht erwehren kann, so ist die gegenwärtige Lage viel schlimmer. Damals lösten Scheck und Zorn in einem Racheschrei sich auf, und alle Waffenfähigen stürzten nach den Schiffen, jetzt wird die Spreu des Volkes für die 8. Division zusammen gekehrt, und bei ihrem Absegcln kann John Bull sagen: Entschlüpfen diese fruchtlos meinen Händen — ich habe weiter keine zu versenden > - Für die Engländer besonders bedrückend ist vor Allem der Umstand, daß durch Warrens Niederlage nunmehr auch der einzige englische General, welcher bisher in dem F-ldzuge gegen die Boeren noch keinen Mißerfolg gehabt, einen solchen zu verzeichnen hat. ES liegt auf der Hand, daß dieser Miß erfolg einen deprimirenden Eindruck nicht nur auf die Truppen WarrenS, sondern auch auf diejenigen der übrigen Generäle mach n muß, welche lange Zeit darauf gewartet haben, nach dem auSgefühiten UmgehungSmanövee Warrens einen Ang-iff gegen die Hauptposttioncn der Boeren machen zu können. Besonders unangenehm muß cs den Engländern in den Kämpfen der letzten Tage gewesen sein, daß sie auch aus ihren eigenen, von den Boeren bri Colenso erbeuteten Fünf- zchnpfündern mit SchrapnclS beschossen worden sind. DaS englische KriegSamt, das nach Bekanntwerden der englischen Schlappe, die kaum wieder gutzumachen sein dürfte, anfänglich die Nachricht verbreitete, eS sei bei ihm keine Nachricht über eine Niederlage eingegangm, hat sich nunmehr doch bewogen gefühlt, Zugeständnisse zu machen. Zwar sollen die Verluste eine andere Division als die Warren'sche be- trcffm haben, dieser Vorgabe braucht man aber wohl keinen Glauben zu schenken. Die in Frage kommende Bekannt machung deS englischen Kriegsministerivms lautete dahin, die Verluste bezögen sich auf General Lytteltons Brigade, welche am Kampfe um den Spion Kop nicht theilgenommen habe. Sie seien eine Zugabe zu den Verlusten, die Buller tm All gemeinen gehabt habe. Das wäre aber eine recht beträchtliche Zugabe! Zu der Lage am Tugela hat die englische Censur folgende aus Pretoria stammende Meldung durchgelasten, die die gegenseitige Stellung kurz vor der am Dienstag erfolgten, vorübergehenden Einnahme des SpionSkop durch Warren er läutert. ES heißt: „Die Engländer sind jetzt bemüht, mit einer Truppenmacht von 40000 Mann den Weg über tun Spionkop nach Bedürfniß zu erzwingen. DaS Feuer auf Bothas Position am Montag war furchtbar. In den Schützengräben sind virle Lücken. Die Schlacht ist ganz einseitig. Die Boeren feuerten nur dreißig Schüsse. Emc Kugel von einem Shrapnel gerieth in General BothaS Tasche, ohne Botha zu verletzen, einige Pferde wurden verwundet. Bei Einbruch der Dunkelheit Hörle da- Feuern auf. Dienstag Morgen wurde cs bei Ladysmith wieder ausgenommen und auch hier bis Mittag fortgesetzt, doch ohne Energie. Daß man in englischen militärischen Kreisen damit rechnet, am Tugela verspielt zu haben, geht aus dem Umstande hervor, daß in den militärischen CludS erzählt wird, das Vertherdigungscomitee habe Lord Roberts die Genehmig ung zur Ausgabe deS VeisuchS, Ladysmith zu entsetzen und zur Capitulat-vn von Ladysmith ertheilt. Bei den bedeutungsvollen Meldungen vom Tugela ist eS als natürlich zu betrachten, daß das Interesse über die Vorgänge aus dm übrigen Schlachtfeldern nachlätzt. Trotzdem veidient es Beachtung, daß e« dem Boercnansührer Lucas Meyer gelang, eine starke Abiheilung von Methuens berittener Infanterie zu umzingeln und von der Hauptmacht abzu schneiden. Die Engländer verloren zwanzig Lobte und Ver wundere, fünfzehn wu-den gefangen genommen. Kurz und bündig lautet eine über Delagoabay aus Transvaal kommende Nachricht, nach welcher Mafeking am DienStag entsetzt worden sei. Das wäre John Bull zu gönnen! Aber auch bei Mafeking werden die Boeren die Taktik lang andauernder Belagerung bewahren, um sich der Ei Haltungspflicht der gefangenen Engländer zu entheben. Ueber einen neuen englischen Lieferungsfkandal wird be richtet: Bei der Einschiffung der soeben nach dem Kriegs schauplätze abgegangenrn Truppen mußte im vll-rletzten Augen- bl cke, und zwar auf die Revision des kommandirenden Obersten hin, das gejammte ungepökelte Fleisch, welches die bereits auf dem^,American* befindlichen Truppen während der Ueberfahrt ernähren sollte, über Bord geworfen werden, so daß die be treffenden Truppen bis Kapstadt auf ungepökeltes Fleisch verzichten müssen „Ein Theil dieses stinkenden Fleisches*, so schreibt ein Korrespondent, „war q^teS Kubfleisch. das übrige ebenso alter Stierflcisch — beides vollständig ungenießbar. DaS ist nun bereits der sechste Fall, daß den ins F-ld ab gehenden Truppen verdorbene Lebensmittel mitgegeben werden. TimcS* und „Standard*, „Mocning Post* und „Geobc* fordern diesmal energisch eine rücksichtslose Untersuchung und die Bestrafung der Schuldiaen, wie boch dieselben auch ge stellt und wie einflußreich sie sem mögen. Keine Geldstrafe kann eine solche Niederträchtigkeit sühnen, sagt der „Standard* und bedauert, daß für derartige Verbrechen der Schandpfahl nicht mehr -xistirt. E: fordert indessen mindestens eine scharfe Verurtbeilung zu Zwangsarbeit mit begleitender Aberkennung der Bürgerrechte. SaGsches. — „W as machendie Boeren?", — das ist die Frage die in j tziger Zeit an jedem Stammtisch, im Eisenbahn- Wagen, kurz überall erötert wird. Und hört man ein Ge- iyräch über den Südafrikanischen Krieg mit an, so kann man sicher sein, daß von hundert Personen mindestens nennund- neunzig den gold- und ländergierigen. unverschämten Eng iändern soviel „Wichse* gönnen, daß ihnen die Lust zu ähn lichen Raubzügen vergeht. Ab und zu wirft zwar Jemand die Frage auf, ob denn die Boeren wirklich solche Engel wären, daß sie die Sympathie, die ihnen allseitig entgegen gebracht wird, verdienen; es sei doch nicht zu verkennen, daß die Boeren auch nur durch Gewalt — und nicht ohne allerlei Gceueltbaten gegenüber den Eingeborenen — in den Besitz ihrer jetzigen Heimath gelangt seien. Allerdings läßt sich nicht bestreiten, daß die Boeren bü der Besitz-Ergreifung Transvaals ebensowenig an das Wörtchen „Recht* gedacht haben, wie alle anderen Mächte bei Erwerbung ihres Kolonial besitzes, aber sie verdienten schon damals allseitig Mitleid, weil sie von den Engländern von ihrer Scholl? vertrieben waren, nur, weil John Bull die ertragreichen südafrikanischen Ländereien verschlucken wollte. Und wenn heute nicht nur die Sympathie der stammrsoerwandtcn Deutschen, sondern diejenige der ganzen civilistrten Welt den Boeren zugewandt ist, so ist daS wohl berechtigt, vielleicht weniger durch die Verdienste der Boeren als durch die Unverschämtheiten der Engländer bezw. ihrer Staatsmänner; die letzteren haben diesen Krieg, dos unselige Blutvergießen, vom Zaune ge brochen, ohne jedwede stichhaltige Veranlassung; sie orran- girten den „Raubzug", — eine richtigere Bezeichnung giebt eS nicht, — einigen Geldmännern und Minenbesitzern zu Liebe, geleitet und verhetzt von diesen ziehen die englischen Söldnerschaaren aus, um das kleine Volk der Boeren, das friedlich und fleißig seine sauer errungene Scholle bebaute, »u züchtigen und zu knechten. Diese englische Ungerechtigk it kann nicht hart g nug verurtheilt werden und es ist sehr wohl ver ständlich, daß die Aufruf- und Sammlungen „für die Boeren* einen so großen Wiederhol! in allen deutschen Landen finden. Ueberoll freut man sich, daß England ge- demüthigt wird und der allgemeine Wunsch ist, daß die Boeren Sieger bleiben. — Die Corsets werden theurer. Die deutschen Corsrtfabnkanten haben infolge der enormen Preissteigerung n sämmtlichcr Rohmaterialen den gemeinsamen Beschluß g- faßt, die Preise für die fertige Waare zu erhöhen. — Die Reichspostkarte für 1900 wird nach wie vor stark begehrt. Die Reichsdruckerei stellt täglich 400 000 Stück davon her, so daß seit Neujahr etwa wettere 8 M>ll Stück an die Veikehrsanstalten vertheilt werden konnten. — Mit dem siebenten Verzeichniß der Beschwerde und Petitions-D-putation der zweiten Kammer haben die ein gegangenen Petitionen die Zahl 907 erreicht. Hervorgehoben seien folgende Petitionen: Der G-meinderath zu Hinter gersdorf und G-nossm: P.tition um Herstellung einer Straße durch den Todtterch- beziehentlich Thalmühlengrunb nach Hintergelsdorf, Hartha und Grillenburg. — Der G meindcrath zu NiederhäSlich und Genoffen: Petition um Verbindung der eventuell zu erbauenden E-sin- bahn Niedersedlitz-Kreischa oder Reick-Dippoldiswalde mit der Dresden-Chemnitzer Linie. — Dre Stadtgemeinde Thar and: Petition um Wetterführung der geplanten elektrischen Bahn durch den Plauenschen Grund nach Tharand. — Die Sektion Tharand des Gebirgsvereins für die sächsische Schweiz hat sich aufgelöst. Ueber den auf dem Kienberg sichenden eisernen Aussichtsthurm, der jedem Besucher der „Heiligen Hallen* bekannt ist und von dem man eine schöne Fernsicht genießt, wird die demnächst tagende General versammlung beschließen. — Der Kohlenhändler Richard Philipp aus Deuben erhielt von dem DieSdner Stadtrathc wegen zwei Ueber- tretungen deS § 7 des Steuerregulativs für die Stadt Dresden eine auf 30 Mark, eventuell 3 Tage Haft lautende Straf verfügung. Philipp beantragte gerichtliche Entscheidung. Das Schöffengericht in Dresden erhöhte die Srafe auf 8g Mark, eventuell 8 Tage Haft, da der Angeklagte, nach den Aussage» deS als Zeugen vernommenen Steuerbeamten, sich diesem gegenüber bei jenem Vorgänge auf der Chemnitzer Straße höchst ungebührlich benommen hat. — Am Freitag wurde ein 500 Zentner schwerer Dampf- keffel durch Plauen gelätet. Derselbe war für das Co- schütz-Gittersee'er Elektricitätswerk bestimmt. Zum Transport die Coschützer Straße hinaus waren 36 Pferde nöthig. In etwa 3—5 Wochen geht an den gleichen Bestimmungsort noch ein Krssel von denselben Dimensionen ab. — Freitag Morgen fand man in Obcrbobritzsch den 55 Jahre alten Maurer und Handarbeiter Ernst Ferd. Richter auS WeigmannSdorf im Stalle viS Oberen Gasthofes, wo er übernachtet hatte, todt auf. Ein Herzschlag hatte seinem Leben ein Ende gemacht. — Die Mitglieder desDreSdener Stadtverordneten- Kollegiums sollen demnächst sämmtlich mit Freikarten für die Straßenbahn versehen werden. Es wird dies damit begründet, daß die Herren sehr oft von AmtSwegen nach verschiedenen Richtungen der Stadt zu fahren haben und daß ihnen hier durch nicht unbeträchtliche Auslagen erwachsen sind. — Freitag Abend in der sechsten Stunde brannte daS in Colmnitz gelegene, Gutsbesitzer Böhme gehörige alte Gut vollständig nieder. Das Vieh und ein Theil der Ernte konnte gerettet werden. Dank der günstigen Wind richtung war Gefahr für Nachbargüter nicht vorhanden. Außer den Ortsspritzen erschienen auf der Brandstätte die Feuerwehren von Sohra, Niederbobritzsch, Klingenberg und Pretzschendorf. Die Entstehungsursache ist unbekannt. — Freitag Nachmittag wurde der 44 Jahre alte Schmiedr- steiger Heinrich Moritz Falke aus Naundorf in Freiberg todt aufgefunden. Er ist in der Nacht infolge deS herrschenden Sturmes und Schneetreibens über eine ca. Meter hohe Mauer herabgestürzt und verweht worden. — Dadurch, daß vor einigen Tagen die Münzkommisston deS Reichstags den neuen Münzgesctzrntwurf mit 8 gegen 5 Stimmen angenommen hat, sind die alten, guten, überaus beliebten Thaler auf den Aussterbeetat gesetzt worden. Der Abgeordnete Dr. Arendt machte im Verein mit dem Abg. Oertel-Sachsen den Versuch, die Thaler zu erhalten und eine Bestimmung in daS Gesetz zu bringen, wonach die Neu prägungen von Silbermünzen aus Silberbarren deutschen Ursprungs erfolgen sollten. Dadurch würde der heimische Bergbau, insbesondere der deS Harzes und deSFreiberger Kreises, einen wesentlichen Aufschwung gewonnen haben. Leider erklärte sich der Staatssekretär v. Thielmann mit Ent schiedenheit g"gen den Antrag, weil er fürchtete, daß die Staatsbetriebe nicht nur inländisches, sondern auch aus ländisches Silber liefern und den Preis übermäßig steigern würden. Daß gegen Staatsbetriebe derartige Verdachtsgründe geäußert wurden, ist höchst befremdlich. Wie gesagt, der Antrag fiel gegen die Stimmen der Konservativen, d-S Deutschsozialen und eines Centrumsmitglieds der Kommission. Man kann diesen AuSgang umsomehr bedauern, als der staatliche Silberbergbau, insbesondere der sächsische, einer derartigen Förderung außerordentlich bedürftig und würdig ist. — Auf Unterwiesenthaler Staatsforstrevier hat sich am Freitag ein bedauernSwerther Unglücksfall ereignet. Auf einem Holzschlag wurde von dem herrschenden Sturme ein Baum entwurzelt und umgel gt. Dabei wurde der Ar beiter Roscher getroffen und mit Wucht zu Boden geschleudert. Ec fiel derart, daß ihm der Stamm des Baumes auf den Kopf zu fallen kam. Er erlitt an zwei Stellen de« Kopfes eine Berstung der Schädeldecke, mußte aber bis Sonnabend Abend unter gräßlichen Schmerzen leiden, ehe ihn der Tod erlöste. — Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich am Sonnabend in Grimma. Im sogenannten Schmölenstein bruch gingen 2 Steinbrecher ihrer Arbeit nach als plötzlich eine Wand den Halt verlor und unter donnerndem Getös niederging. Beide wurden verschüttet. Nrch längerem Be mühen, die beiden Verunglückten auSzugrabcn, gelang es den -inen zwar lebensgefährlich, doch noch lebend bergen zu können. Der zweite Arbeiter war getödtet. — Wie s. Z. gemeldet, wurde in der Neujahrsnacht der Buchhalter Helbig in Leipzig durch einen Mann mit einem Stocke über den Kopf geschlagen, und zwar so un glücklich, daß Helbig in seiner Wohnung, wohin er sich gc- fchl ppt hatte, tot aufgefunden wurde. Helbig hatte drei Männern, welche von anderen Leuten angerempelt wurden, zugcrufen: „Euch geschieht recht!* DaS war die Ursache des traurigen Vorgangs. Bisher wollte eS nicht gelingen, die drei Leute zu ermitteln. Vor einigen Tagen aber wurden zwei der Lhat Verdächtig- verhaftet, und einer derselben, ein herrschaftlicher Kutscher, hat am Freitag früh auch eingeräumt, den verhängnißoollen Schlag geführt zu haben. Der zw ite, ein Monteur, soll der Anstifter sein. Tages-EreiWissr. — Entgegen Blättcrmeldungen, daß die Vertreter einzelner Bundesstaaten im Bundesrath nur mit einem auf die Deckungsfrage bezüglichen Vorbehalt für die Flotten- Vorlage gestimmt hatten, wird nunmehr bestimmt versichert, daß die Annahme dieser Vorlage im BundeSrath einstimmig und ohne jeden Vorbehalt erfolgt ist. Ebenso wird die weitere Mittheilung als unbegründet bezeichnet, daß von einzelnen Bundesstaaten zur Deckung der Kosten der Vorlage ein R-ichSzuschlag zu den Erbschaftssteuern der größeren Ver mögen angeregt worden sei. Eine RiichSerbschaftSsteuer würde als eine direkte RrichSsteuer schon einen grundsätzlichen Wider spruch seitens vieler Bundesstaaaten begegnen. In der er wähnten Form eines Reichszuschlages würde sie schon deswegen undurchführbar sein, weil die Erbschaftssteuer in den ver schiedenen Einzelstaaten sehr verschieden erhoben wird. So sind, von anderen Abweichungen abgesehen, kleine Anfälle in Preußen und Sachsen (bis 150 Mk.), in Hessen (bis 100 Mark), in Bayern (bis 50 Mk.), in Württemberg bei be weglichem Vermögen (bis 100 Mk.) steuerfrei; in Baden und Eljaß-Lothringcn sind auch diese steuerpflichtig. Der Ein führung eines Reichszuschlages müßte demnach eine einheit liche Regelung der Erbschaftssteuer in den Bundesstaaten vorangrhen, was indessen wohl als ausgeschlossen angesehen w-rden kann. — Dr. LeydS, der z. Z. in Berlin auf Besuch weilende tranSvaalische Gesandte, behauptet zwar, seine An wesenheit sei nicht politischer Art. Eine solche Behauptung aufzustellen gebietet aber ein jedes Mal die Diplomatie. Da LeydS am Sonnabend von dem Staatssekretär de- Aus wärtigen Amts, StaatSminister Grafen v. Bülow, empfangen worben ist und am Abend an einem diplomatischen Diner Theil nahm, daS der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe zur F-ier des Geburtstages des Kaisers veranstaltete, wird mancher wichtige Meinungsaustausch stattgcfunden haben.