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ion. wnnerii ii, daß! ll nn. ück ckanfcic »0 hat, die wmmcll in, dvr f. 161'. rth. i > l ägnng !ua«. Adve^ Nöm. >tl >r nachi^ des he<t vvn neu. Nabend > Cleiue^ lniann MWM? Artiger und Zeitung für Seifersdorf, Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 15 Pf. Tabellarische Inserate werden doppelt berechnet. Annahme vvn Anzeigen für alle Zeitungen. Erscheint Dienstag, Donnerstag ». Sonnabend. Abonnementspreis einschließlich der illnstrirteu Beilagen „Gute Geister" u. „Zeitbilder" sowie des illustr. Witzblattes „Seifenblasen" 1,50 Ml. Groß- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Eckersdorf, Eoßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Pnblikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 141. Dieustag deu 7. December 1897. 10. Jahrgang. Bekanntmachung. Im hiesigen Orte werden nach eingetretenem Schnee fall die öffentlichen Fahr- nnd Fußwege außerordentlich häufig von Kindern mit Schiiten und Schlittschuhen be fahren. So gerne man nun auch den Kindern Vergnügungen dieser Art gönnt, so sind doch die öffentlichen im hiesigen Orte meist abschüssigen Wege die ungeeignetsten Plätze hierzu, da hier nicht nur die Kinder durch die verkehrenden Geschirre nnd letztere selbst, sondern nnch die Fus;- passante» dnrch die entstehende Glätte außer ordentlich gefährdet werden. Es wird daher auf Grund der Ministerialverordnung vom 9. Juli 1872 das Schlittenfahren nnd Schlittschuh laufen der Kinder auf den öffentlichen Fahr- nnd Fuß wegen zur Vermeidung von Unglücksfällen und Verkehrs störungen verboten, dergestalt, daß diejenigen Eltern, welche es unterlassen, ihre Kinder Vvn diesem Gebühren abzu halten, mit Geldstrafe oder entsprechender Haft belegt werden. Auf Grund 'eines mit dem Wirthschaftsbesitzer und Zimmermann Herrn Friedrich Liebscher hier getroffenen Abkommens können die Kinder auf der Herrn Liebscher gehörigen, hinter seinem Hausgrundstück gelegenen Wiese ungestört Schlitten fahren, auch werden die Hausbesitzer gebeten, ihre Gärten zu diesem Zwecke den Kindern mehr als bisher zur Verfügung stellen zu wollen. Rabenau, am 6. December 1897. Den Süi'gei'meisi^i'. Wittig Ein Kinile^-IVIsnKvIIrnsgvn ist als Fund gegenstand hier abgegeben worden. Rabenau, am 6. Dezember 1897. ven Süngei'meiston. Wittig Aus Nah und Fern. — Der Gesangverein „Doppel-Quartett" feierte am Sonnabend sein 24. Stiftungsfest, das den Saal des „Amtshvf" mit zahlreich geladenen Zuhörern gefüllt hatte. Der Verein wußte sich auch diesmal durch seine fein ge wählten Darbietungen und seine vortrefflichen Leistungen i gute Erfolge zu erringen. Die unter der sehr geschickten ! Leitung des Herrn Lehrer Kegel aus Dresden zu Gehör gebrachten Männerchöre, die sich besonders durch seltene Tonreinheit auszeichneten, gelangen aufs Beste. Recht ansprechend sind das Solo-Quartett „Singe, Du Vöglein, singe" und das Baß-Solo „Ach könnt ich noch einmal so lieben" zum Vortrag gelangt. Leider konnte der im Pro gramm vorgesehene Cello-Vortrag mit Klavierbegleitung nicht zur Ausführung gebracht werden, da einer der Mit wirkenden verhindert war. Mit einem amüsanten Tänzchen fand der in jeder Beziehung befriedigend verlaufene Abend seinen wirkungsvollen Abschluß. Leider war das Fest das erste Opfer der tief einschneidenden Beschränkung des Gastwirlhsbetriebes; diese Stimmung fand auch beim früh zeitigen Auseinandergehen in dem allgemeinen Gesang- Nefrain: „Nach Hause geh'n wir nicht!" ihren weh- müthigen Ausdruck. — Der Gastwirth Klemm, der wie in vorletzter Nr. bereits berichtet, sich und seine Kinder sowie den Sohn des Herrn Getreidehändlers Querner aus Seifersdorf durch Kohlenoxydas zu vergiften versuchte, war schon in seiner Jugend geisteskrank und mußte schon damals in einer Anstalt untergebrachl werden. Später besaß derselbe ein Gut in Seifersdorf, welches uiederbrauute. Sein Vater machte aus Schwermuth seinem Leben freiwillig ein Ende. Als Klemm sein Gut wieder aufgebaut hatte, starb ihm seine Frau, die Mutter seiner 5 Kinder. Alle diese Umstände stürmten auf den Aermsten ein, bei dem die Schwermuth nunmehr die Oberhand gewann und ihn zu dem unglückseligen Schritt trieb. — Auf der Chaussee in der Nähe des Tharandter Kirchhofes wurde dieser Abende ein Mann von zwei Strol chen angehalten und um Herausgabe von Geld angegangen. Da derselbe jedoch auch nur armer Reisender war und nur 2 Pfennige, die er willig hingab, bei sich hatte, erhielt er znm Lohne eine Tracht Prügel, worauf die Strolche ihres Weges weiterzogen. — Drei in Eoßmannsdorf beschäftigte Italiener, die am Sonntag Nachmittag in Potschappel gemüthlich Billard spielten, geriethen auf dem Heimwege in Streit, der schließlich in Schlägerei überging. Hierbei zog der eine sein Messer und stach feste drauflos. Die beiden anderen nahmen jedoch letzteren her, warfen ihn mächtig auf einen Steinhaufen und prügelten ihn cannibalisch durch, wobei die Nase fast gespalten wurde nnd sonstige Theile des Kopfes nicht viel besser wegkamen. Zu diesen Schmerzen hatte der Messerheld noch das Vergnügen am Montag Vormittag arretirt und nach der Frohnfeste geführt zu werden. — Im Verlaufe einer zwischen mehreren Deubener Schuljungen entstandenen Streitigkeit vergaß sich einer der selben soweit, daß er sein Taschenmesser ergriff und damit seinem Gegner durch den Handteller stach. Da die Sache zur Anzeige gelangt ist, io dürfte der kleine Messerheld seiner Bestrafung nicht entgehen. Kirchennachricht von Seifersdorf. Morgen (Mittwoch) den 8. d. Mts., Advents- Lommumon. Beginn 10 Uhr. cNvchdiuck veibvlen.) Werwegenes Spiel. Roman von F. .Siemers von Ostermann. Oben auf der ersten Seite befanden sich Monogramm und Wappen des Barons Engelbert, und rechts unter diesen mit schwarz und goldenen Buchstaben die Worte: „Schloß Engelbert in Pommern." Ebenso waren Kouverts, mit demselben Monogramm nnd Wappen verziert, bei dem Papier. Außerdem befanden sich noch des Barons Petschaft und sechs Briefe in dem Packet. Die Vorhänge an den Fenstern waren fest zugezogen, und Herr von Schwarz hatte das Schlüsselloch sorglältig verstopft. So lehnte er sich mit dem angenehmen Gefühle von Sicherheit auf seinen Stuhl zurück nnd beschäftigte sich damit, die Briefe zu studieren. Fünf von den Briefen waren vom Varon Engelbert während seines Aufenthaltes in Tirol an seine Frau ge schrieben; der sechste war in einem an die Baronin Engel bert gerichteten eingcschtossen und an Marie adressirt. Er war augenscheinlich von ihm eingeschlossen worden, weil er die Ueberzeuguug hegte, daß Marie ihre Ferien in ihres Vaters Abwesenheit zu Hause zubringcn werde. Dieser Brief war von der Baronin geöffnet und ge lesen worden, und sie hatte ihn dann beiseite geworfen, ohne ihn seiner rechtmäßigen Eigenthümerin zu über mitteln. „Wie der Baron seine Gattin verehrt hat!" dachte Herr von Schwarz, als er die Briefe durchlas. „Welche tiefe Leidenschaft zeigen diese Briefe! Es ist sonderbar, daß Ottilie nicht gerührt war, sich über seine Zuneigung nicht gefreut und sie erwidert hat. Aber sie hegte eine ebensolche Zuneigung für mich und betrachtete ihn nur als ein Hinderniß, das aus dem Wege geschafft werden müsse. Ich habe nie eine Frau so geliebt. Ich glaube nicht, daß ich solch einer innigen Liebe fähig bin. Ich mag Ottilie sehr gern; ich habe sie lieber als je zuvor eine Frau. Sie ist schön, stattlich und geistreich; ihr Ge schmack und der meinige sind einander ähnlich. Sie wird mich zu einem reichen Manne machen und folglich zu einem glücklichen." Er studirte den Stil und die Schrift dieser Briefe sorgfältig und dann nahm er den eingelegten Brief des Barons an seine Tochter zur Hand. . Derselbe lautete sehr zärtlich nnd liebevoll und war recht traurig abgefaßt, da er nach seines Sohnes Tode geschrieben Ivar. „Warum hat Ottilie diesen Brief dem Mädchen nicht geschickt?" murmelte Herr von Schwarz. Nachdem er eine Stunde lang nachgedacht hatte, nahm er Feder und Tinte zur Haud und ahmte sorgfältig die cigcnthümlich charakteristische Handschrift des Barons Engel bert nach. Er besaß darin eine merkwürdige Geschicklichkeit. Er setzte mit sorgfältiger Neberlegung einen Brief auf, studirte dabei die Wirkung jeder Zeile und wählte einige von des Barons Lieblingsausdrücken. Diesen Brief schrieb er auf einen Bogen von dem Papier, das die Baronin Engelbert ihm gegeben, und es gelang ihm, die Schrift des Varons täuschend nachzu machen. Er schrieb lange au diesem Briefe und beendete ihn zu seiner vollkommenen Befriedigung erst bei Tages anbruch. Diese abscheuliche Täuschung sollte der letzte Brief sein, den der Baron au dem Abende vor feinem tragischen Tode in Tirol an seine Tochter geschrieben. Der Fälscher begann den Brief mit der Erklärung der zärtlichsten, väterlichen Liebe für Marie von feiten ihres Vaters, welcher erklärte, daß er sich an der Schwelle zum ewigen Leben stehen glaubte und deshalb diese wenigen Zeilen an Marie schreibe, die sie als Ergänzung seines letzten Willens betrachten solle. Der Brief sagte ferner, daß der Baron Engelbert seine schöne Gattin anbete, aber da sie noch jung sei, wünsche er nicht, daß sie den Nest ihres Lebens um ihn trauern solle. Er wünsche, sie möge sich wieder verhei- rathen und einen anderen so glücklich machen, wie sie ihn glücklich gemacht habe. Diese Botschaft wollte er durch den Mund seiner Tochter seiner Gattin überbringen lassen. Dann folgte der zarte Punkt des gefälschten Send briefes. Baron Engelbert schrieb darin, daß er als Vater um seiner Tochter Zukunft fehr besorgt sei. Sie sei jung und eine reiche Erbin und könne vielleicht das Opfer eines geldgierigen Menschen werden. Vor diesem Schicksale wünsche er sie zu bewahren. „Ich glaube, ich würde ans meinem Grabe aufstehen, wenn meine zarte, liebe Marie einen Mann heirathete, der sie nur ihres Neichthums wegen nähme," lautete der gefälschte Brief weiter. „Wenn ich hier sterben sollte, dann habe ich eine letzte Bitte an Dich, mein Kind, und ich weiß, daß Deines Vaters letzter Wunsch von Dir heilig gehalten wird. Sterbe ich aber nicht, dann wird Dir dieser Vries nie übergeben werden. Ich werde ihn Ottilie schicken, damit sie ihn Dir giebt, im Falle ich sterbe. Ich weiß nicht, weshalb ich ein solch beklommenes Gefühl habe, aber mir ahnt, daß mein Tod nahe ist." „Meine Bitte ist diese: Ich interessire mich schon lange für einen jungen Mann, der sich jetzt in München befindet. Er hat große Anlagen, einen edlen Charakter und vortreff liche Grundsätze. Sein Name ist Rudolf von Schwarz. Er stammt ans einer alten, vornehmen Familie, doch er ist nicht reich. Es giebt keinen Mann in der ganzen Welt, dem ich Dich so bereitwillig znr Gattin geben möchte, als Rudolf von Schwarz. Wenn er um Deine Hand wirbt, daun willige ein; ich werde leichter in meinem Grabe ruhen, wenn Dn seine Gattin bist." Es folgten noch eine oder zwei Seiten ähnlichen In haltes, und dann schloß der Brief mit einigen zärtlichen Worten und mit der Unterschrift des Barons Engelbert. „Ich glaube, das wird genügen," sagte Herr von Schwarz freudig zu sich. „Ich hätte kräftiger schreiben, hätte sie mit ihres Vaters Fluche bedrohen können, aber das wäre dem Charakter des Barons Engelbert nicht an gemessen gemessen, und es könnte in ihr der Verdacht auf steigen, daß der Brief gefälscht sei. Ich habe denselben jedoch so zart nnd behutsam abgefaßt, und es unterliegt keinem Zweifel, daß er von Erfolg sein wird. Die Hand schrift ist vollkommen wie die des Barons." Er legte den Brief in ein Kouvert, adressirte ihn an die Baronesse Marie Engelbert und siegelte ihn mit des Barons Petschaft zu- Dann steckte er den versiegelten Brief in ein größeres Kouvert, in welchem der letzte Brief des Barons an seine Gattin eingeschlvssen war. Auf der leeren Seite des Briefes fälschte Herr von Schwarz eine Nachschrift: Die Baronin Engelbert möchte den beigelegten Brief im Falle ihr Gatte in Tirol sterben sollte, Marie geben, aber ihn noch ein Jahr behalten, bis ihre Schulzeit be endet und der erste bittere Schmerz über ihres Vaters Tod vorüber sein würde. Herr von Schwarz machte aus den beiden Briefen ein Packet, das einem Buche glich, und adressirte es an die Baronin Engelbert. (Fortsetzung folgt.)