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und >8. Zeitung für Seifersdorf, er Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis einschließlich der illustrirten Beilagen „Gnte Geister" u. „Zeitbilder" sowie des illustr. Witzblattes „Seisenblasen" 1,50 Mk. Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 15 Pf. Tabellarische Inserate werben doppelt berechnet. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. s sue? r Groß- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Eckersdorf, Coßmannsdorf, Lnban, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 124. Dieustag, deu 26. Oktober 1897. 10. Jahrgang. ^Kür die Monate Zlovemöer kl'kl und Dezember gesucht ei nian»' len labena«. »ehmen alle Postanstalten und Briefträger, sowie Kmmtliche Zeitungsboten Bestellungen auf diese Leitung entgegen. Abonnementspreis für beide Monate 1 Mk. Bekanntmachung, Niv LinkommensUvIrlsnslion dein »kl ern. rn e sucht l c. chl- , Aus Anlaß der im Lallfe des nächsten Jahres statt- ^denden allgemeinen Einschätzung zur Einkommensteuer ^rdeu zur Zeit Aufforderuligen zur Deklaration des stener- Achtigen Einkommens ausgesendet. Denjenigen, welchen eine derartige Aufforderung nicht ^gesendet werden wird, steht es frei, eine Deklaration über ?r Einkommen bis LUM 8 ^ovvmben 1887 dem unterzeichneten Bürgermeister cinzureichen. Zu diesem Zwecke werden bei Letzterem Deklarations- 'rmulare unentgeltlich verabfolgt. Gleichzeitig werden alle Vormünder, ingleichen alle Mreter von Stiftungen, Anstalten, Personenvereinen, senden Erbschaften und anderen mit dem Rechte des ^mögenserwerbs ansgestalteten Vermögensmassen anfge- ^dert, für die von ihnen bevormundeten Personen be- Henllich für die von ihnen vertretenen Stiftungen, All sten nslv., soweit dieselben ein steuerpflichtiges Einkvm- haben, Deklarationen bei dem Unterzeichneten auch dann einzureichen, wenn ihnen deshalb besondere Auffor derungen nicht zugehen sollten. Rabenau, am 25. Oktober 1897. llsn vüngenmeisten. Wittig. Atts Nah und Fem. — Ein frecher Uebersall in unserer nächsten Nähe macht vielfach von sich reden. Als am vorigen Donners tag ein polnisches Ehepaar Abends von der Arbeit in Schweinsdorf kommend und nach Obernaundorf gehend auf dem Bergrücken einer Gesellschaft von Männern und Frauen begegnete, sonderten sich von derselben zwei Männer ab, ließen die Uebrigen weitergehen und warfen den Ehemann ohne Weiteres den Abhang hinunter, be mächtigten sich der Frau, und steckten ihr die Kleider in den Mund. Ehe sie jedoch weitere Angriffe ausführen konnten, hatte ihr Mann Hülfe herbeigeholt, in Folge dessen die Strolche, die inzwischen ermittelt sein sollen, die Flucht ergriffen. — Recht unangenehme Ueberraschung erlebten in ver gangener Woche einige Familien im nahen Seisersdorf. Sie fanden eines Morgens die während der Nacht im Garten liegen gelassene Wäsche total zerschnitten und in ekelhafter Weise beschmutzt vor. Es scheint hier ein ge meiner Racheakt vorzuliegcn und wäre es erfreulich, wenn es der in Kenntniß gesetzten Polizei gelänge, die Nerüber solcher Bubenstücke zur Bestrafung zu bringen. — Ueber die Höhe des Find er lohn es herrschen im Publikum häufig irrige Anschauungen. Derselbe beträgt gesetzlich 10 Prozent des gefundenen Werthcs- Das neue bürgerliche Gesetzbuch wird hierin Wandel schaffen. Es hat den Finderlohn wesentlich herabgesetzt; vom 1. Januar 1900 ab beträgt dieser vom Werlhe der Sache bis zu 300 Mark 5 vom Hundert, von dem Mehrwerth 1 voin Hundert. Der Anspruch auf Finderlohn ist ausgeschlossen, wenn der Finder die Anzeigepflicht (unverzügliche Anzeige) unterläßt oder den Fund auf Nachfrage verheimlicht. — Svldaten-Sendnngen. Anläßlich der Re kruteneinstellungen sei auf die wichtigsten Bestimmungen über portofreie Sendungen an die aktiven Mannschaften, welche Vergünstigungen sich bis zum Feldwebel erstrecken, Hingelviesen. Die Adresse muß die genaue Bezeichnung der Compagnie, Escadrvn re., sowie das Regiment, resp. Ba taillon, Batterie oder Ablheilung, den Garnisonsort und den Vermerk: „Svldatenbrief. Eigene Angelegenheit des Empfängers" enthalten. Das Gewicht einer derartigen Soldatenbriefsendung darf nicht mehr als 60 x betragen, Postanweisungen mit Beträgen bis zu 15 Mk. kosten nur l0 Pf., Pallete bis zu 3 Kx auf alle Entfernungen nur 20 Pfg. Porto. — Gestiefelte Hunde sind die neueste amerika nische Errungenschaft. Kolonel Robert Cossin, einem alten Sportsmann in Nebraska, gebührt der Ruhm für diese höchst wunderliche Maßnahme, die jedenfalls die dortigen allein Anschein nach sehr zart besaiteten Thiere vor einem Schnupfen im feuchten Grase bewahren soll. Hunderte von Hühnerhunden in allen Theilen des Staates sind be reits auf das Tragen von Leinwaudschuhcn während des Aufspücens von wildem Federvolk dressirt worden, was immerhin einige Mühe verursacht haben dürfte. Leider konnten wir nicht erfahren, ob die Hunde Schnür- oder Knöpfschuhe vorziehen. - Die beiden Landwirthe Gebrüder Juzu in Budapest erwarteten den wegen Ermordung ihres Vaters nach ab gebüßter 9jähriger Zuchthausstrafe frcigewvrdcnen Land- wirth Jeszi und ermordete» ihn auf offener Straße. tiio lerma»" lAachdru» verbalen.) Werwegenes Spiel. Roman von F. Siemers von Ostermann. hwinv tröge d'lllll! sse a. dcilii^ ra: Des Barons Züge drückten plötzlich einen ungeheuren M'rz aus. „Ich — ich war recht egoistisch, als ich dachte, daß i Mit mir gehen solltest. Ottilie," sagte er traurig. „Es Gerdings eine ermüdende Reise, doch ich dachte an meinen ^n braven Sohn, der, von Fremden umgeben, stirbt kein weibliches Wesen um sich hat. Mir wäre es k gewesen, wenn Du mit zu ihm hättest reisen können, Ottilie." ' 'Hues wegen, den ich nie gesehen, ist eine lächerliche Idee. '>ue Gesundheit würde darunter leiden; Du könntest 'n zwei Gräber bestellen, statt eines." Mein armer braver Sohn! Sein lebhafter militärischer 'ist, seine Sehnsucht, sich in der Armee auszuzeichnen, H in einem frühen Grabe untergehen! Aber er soll ' hl sterben, ohne einen treuen Angehörigen neben sich zu !kp. Wir müssen hin zu ihm, Ottilie; wir werden noch rechter Zeit komme». Heute »och müssen wir abreisen. H schnell Deinen Koffer packen, Ottilie." Er hielt inne, denn er konnte nicht begreifen, weshalb 'N Gatti» so betroffen vor sich hin sah. „Du weißt nicht, was D» sprichst, Alfred," sagte sie g, Wenn Du zu ihm reisen willst, dann kannst Du es 'n. Georg ist Dein Sohn und Erbe, darum ist es gut, ! 'n, Du hinreisest, aber daß ich die Strapazen einer so 'geil Reise durchmachen soll, eines sterbenden jungen arkt 'eine, 9^ »pikest ächt, b meN'h Die Baronin Engelbert trank ihren Kaffee langsam aus aß mit ungestörtem Appetit; dann begab sie sich in Wohnzimmer, setzte sich an eines der Fenster und sah Schneegestöber Hinans. Hier fand sie der Baron, als er reisefertig bei ihr ü Besnch am Sterbebette ihres Bruders siele wie ein 'ker Schatten über ihr zukünftiges Leben. Nein, Ottilie, ^erde allein reisen." Schw-"'!' 5218 ö^' „Ja, ich möchte gern gehen, wenn meine Gesundheit ^ir erlaubte," seufzte die Baronin. „Warum nimmst > denn nicht Deine Tochter mit?" Der Baron schüttelte den Kopf. „Sie ist so jung," sagte er; „sie liebt Georg zn sehr. :id sack* , Er erhob sich, ging hinaus und ließ sein Frühstück - m 'rührt. ssinS. ------ 8. MuP' Er war gekommen, um ihr Lebewohl zu sagen. Der Wagen stand schon bereit. „Was für eine große Veränderung hat eine einzige Stunde in unserem Leben verursacht!" sagte er, indem er sie umarmte. „O Ottilie, es schmerzt mich ungemein, Dich verlassen zu müssen! Schreibe mir alle Tage. Ich werde bei meinem Sohne bleiben, bis alles vorbei ist. Zu Ostern wird Marie nach Hause komme». Habe sie um meinetwillen lieb! Sie wird bald mffer einziges Kind sein." Er umarmte Ottilie mit leidenschaftlicher Liebe und murmelte ängstliche Worte, als er Lebewohl sagte. Schmerzerfüllt riß er sich von ihr los, aber als er bei der Thür war, kehrte er wieder um und redete mit solch feierlichem Ernste zu ihr, wie sie es noch nie vorher an ihm gesehen hatte. „Ottilie," sprach er, „in diesem Augenblick erfaßt mich eine sonderbare Ahnung — ein Plötzliches Grauen — eine Todeskälte! Vielleicht sterbe ich dort auch. Wenn — wenn mir etwas zustvßen sollte, dann versprich mir, Ottilie, gut gegen Marie zu sein." „Es ist nicht nöthig, daß ich das Verspreche» gebe," erwiderte die Baronin. „Aber um Dich zu befriedigen, verspreche ich es Dir." Baron Engelberts scharfe blaue Augen ruhten lange und ängstlich auf dem schonen, falschen Gesichte und er sah noch ernster aus als zuvor. „Wenn ich sterbe, wirst Du Mariens Vormund sein," sagte er mit gebrochener Stimme. „Ich vertraue felsenfest auf Dich. Gott wird gegen Dich sein, wie Du gegen mein verwaistes Kind handeln wirst." Diese Worte klangen lange nachher noch in den Ohren der Baronin. Baron Engelbert umarmte seine Gattin noch zum letzlenmale, dann eilte er die Treppe hinunter und sprang in den Wagen. Die Baronin blickte ihm mit thräncnlosen Augen nach als er die Allee hinuntersuhr. Nachdem er ihren Blicken entschwunden war, sagte sie ZU sich: „Heute morgen konnte ich freilich nichts thun, um Alfreds Leben ein Ende zn machen. Ich wünsche nur, er stürbe in Tirol, um mir die Mühe zu ersparen, etwas gegen ihn anszuführen, wenn er znrückkommt. 4- -r- 4- Baron Engelbert begab sich schleunigst nach Stettin; er ging sogleich zu seinem Advokaten, ließ ein neues Testa ¬ ment ausfertigen, worin er seine Gattin als Vormund seiner Tochter und letztere als alleinige Erbin seines Ver mögens einsetzte, da ihr Bruder aller Wahrscheinlichkeit »ach sterben würde. Als das Testament unterzeichnet war, eilte Baron Engelbert nach dem Bahnhofe. Vorher hatte er noch einen Brief an seine Tochter geschrieben, worin er ihr die Krankheit ihres Bruders und die bange Ahnung mittheilte, welche ihn erfaßt. Er bat sie, daß, falls ihm etwas auf der Reise zustoßen sollte, sie ihre Stiefmutter liebe und ihr in allem gehorche, als ob die Befehle von ihm kämen. Er schrieb auch an seine Gattin, und bald befand er sich an der Seite seines sterbenden Sohnes. Die Baronin Engelbert ging nach der Abreise ihres Gatten sehr wenig aus. Sie gab keine Diners mehr und lebte so zurückgezogen, daß ihre Nachbarn voll des Lobes für sie waren. Obwohl sie, jung und schön, bewundert ward und im reichsten Besitze des Landes herrschte, mit niemand verkehrte, der sich in ihr Thun und Treiben mischte, konnte die böseste Zunge nichts finden, um sie zu tadeln. Die einzige Erholung, welche sie sich gestattete, war ihr wöchentlicher Besuch in Stettin, vorgeblich um ihre Tante Elsie zu besuchen. Aber da die Gesellschafterin sie stets begleitete, machte niemand Bemerkungen darüber. Ostern kam heran und die Baronin Engelbert schrieb an ihre Stieftochter, daß es ihr nicht Passe, sie während der Ferien bei sich zu haben, und befahl ihr, in der Schule zu bleiben. Der Frühling verfloß langsam. Die Baronin Engelbert schrieb täglich an ihren Gatte» und erhielt auch täglich einen Brief von ihm. Er beschrieb ihr ganz ausführlich Georg's Krankheit, und letzterer sendete ihr liebevolle Grüße, die sie auch regelmäßig erwiderte. So verging die Zeit bis Johanni. Eines Tages, ungefähr Mitte Juni, bekam die Baronin Engelbert einen schwarzgerändcrten Brief von ihrem Manne, der ihr mittheilte, daß sein Sohn gestorben sei. Er schrieb auch noch, daß er von dem langen Pflegen ganz erschöpft sei und deshalb noch vierzehn Tage länger bleiben wolle, nach welcher Zeit er dann direkt nach Hause kommen würde. „Ich wollte, er käme nicht wieder," sagte die Baronin unzufrieden zu ihrer Gesellschafterin. (Fortsetzung folgt.)