Volltext Seite (XML)
Wenauer Anzeiger und Zeitung für Seifersdorf, Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Ranm 10 Pf., für auswärtige Inserenten 15 Pf. Tabellarische Inserate werden doppelt berechnet. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnemeutspreis einschließlich der illustrirten Beilagen „Gute Geister" u. „Zeitbilder" sowie des illustr. Witzblattes „Seisenblaseu" 1,50 Mk. Groß- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Eckersdorf, Cossmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Pnblikationskraft für amtliche Bekanntma jungen. dtinrnner 123. Sonnabend, den 23. Oktober 1897. 10. Jahrgang. Aus Nah und Fern. — Vergangene Mittwoch Nachmittags gegen halb 6 Uhr onrchklang ein ca. 10 Minuten andauerndes unerklär liches, heftiges Brausen die Luft. Auf Erkundigung erfuhr man, daß in der Morgen st er »'scheu Fabrik an der Ma schine ein Defekt in der Dichtung entstanden war, wodurch der Dampf mit Heftigkeit ausstrvmte. Glücklicherweise ge lang es bald, dem unliebsamen Vorkommniß abzuhelfen und weiteren Folgen vorzubeuge». — Die 27. ordentliche Generalversammlung der Sächs. Holzindustrie-Gesellschaft zu Rabenau wurde am Diens tag vormittags halb 11 Uhr unter Leitung des Herrn Kaufmann Buhle im Weißen Saale des Helbigschen Eta blissements in Dresden in Anwesenheit von 8 Aktionären nbgehallen, welche 491 Aktien durch gleichviel Stimmen vertraten. Auf Vorlesung des bereits auszüglich besprochenen 1896/97er Geschäftsberichtes wurde verzichtet. Auf eine aus Aktionärkreisen an die Verwaltung über den gegen wärtigen Geschäftsgang gestellte Anfrage konnte unter Hin weis auf die entsprechenden befriedigenden Aufschlüsse im Geschäftsberichte mitgetheilt werden, daß ein Mangel an Aufträgen durchaus nicht bestehe, vielmehr die erfreuliche Eutwickeluug des Geschäfts auch für das laufende Betriebs jahr ebenfalls eine gute Dividende erwarten lasse. Ohne weitere Verhandlung wurde einstimmig der vvrgeprnfte Rechnungsabschluß für richtig erklärt, den Vorschlägen über Vertheilung des Reingewinnes beigetreten und der Ver waltung Entlastung ertheilt. Die in 8 beziehentlich Z Proz. bestehende Dividende für beide Aktiengattungen gelangt vom 1. Dezember an außer auf dem Nabenauer Gesellschafts- Comptoir u. a. auch bei der Dresdener Firma Johann Karl Seebe znr Auszahlung. Den Schluß bildete die Auslvosung von 10200 Mk. Prioritäten der Gesellschaft. — Der Tischlermeister B. W. von Kreischa holte am 13. d. Mts. von der Herberge znr Heimath in Dresden einen Gesellen, unterließ aber, denselben weder nach dem Namen zu fragen, noch die Legitimationspapiere abzuver langen. Am 15. abends ging der Geselle fort (angeblich zum Barbier), ohne wieder zu kommen. Am andern Morgen wurde man jedoch gewahr, daß derselbe aus dem Koffer des Lehrburschen Hiekel, welcher den Schlüssel hatte stecken lassen, eine silberne Cylinderuhr nebst Kette entwendet hatte. Der Geselle ist ca. 23—25 Jahre alt und trug schäbige Kleidung. Die Uhr dürfte derselbe wahrscheinlich versetzen; sie ist erkenntlich an dem im Innern des Deckels eiugra- virten Namen Georg Zürrch. — Ein gräßliches Verbrechen wurde dieser Tage in dem Dorfe Bogslischki bei Eydtkuhnen an der Preußischen Grenze verübt; der Wirth Peter Petrowski wurde von seinem Knechte in bestialischer Weise mit einer Mistgabel mißhandelt und getvdtet. Der Thäter sitzt be reits hinter Schloß und Riegel, er ist geständig und erklärt, Rache sei das Motiv seines Handelns gewesen. Der Er mordete war, wie die „Ostd. Grzb." mittheilen, früher ein großer Pferdehändler und auf den ostpreußischen Pferde märkten eine sehr bekannte Persönlichkeit. Seit längerer Zeit durfte er allerdings wegen eines Grenzvergehens das preußische Gebiet nicht mehr betreten. — Mit Recht findet die Sellerie auch in Deutschland immer mehr Anhänger. Sellerie ist als Genüsse und Salat den ganzen Winter hindurch gut zu vcrwerthen und ist gesund und bekömmlich. Ihre Aufbewahrung macht keine großen Schwierigkeiten, nur müssen die Knollen gut vor bereitet werde», besonders müssen die Blätter einzeln abge rissen, nicht ans einmal abgeschnitten werden. In der neuesten Nummer des praktischen Rathgebers ist eine richtig vorbereitete Sellerieknolle abgebildet, auch sind bei dieser Gelegenheit genaue Beschreibungen gegeben, wi^ Sellerie in einfachen Erdgruben am besten aufbewahrt wird. Die Nummer des praktischen Rathgebers wird gern kosten los auf Wunsch vom Geschäftsamt in Frankfurt a. Oder zugeschickt. — Ein Neinfall. In einer oberelsässischen Stadt war die Jagdverpachtung herangerückt. Nachdem ver schiedene Reviere bereits an den Mann gekommen waren, entbrannte um ein Revier mit werthvoller Waldjagd ein heftiger Kampf. Zivei Liebhaber trieben sich ganz gewaltig in die Höhe, als sich ein dritter Steigerer betheiligte, der bald die ersten Beiden mürbe machte und nun nur noch einen ihm unbekannten Jagdliebhaber zum Gegner hatte. Dieser Letztere war nicht persönlich da, sondern ließ ledig lich durch den Ausrufer jedes abgegebene Gebot unseres Freundes sogleich kräftig übersteigern. Das wurde denn doch endlich dem Letzteren zu toll und er ermannte sich zu der Frage an den Ausrufer: „Für wen steigert Ihr denn eigentlich?" „Ei, für Air- L. aus K.", versetzte dieser. „Da schlag' aber doch ein Donnerwetter drein," meinte nun unser Freund, „das Revier wollte ich ja mit dem L. zusammen pachten, wie es schon bisher der Fall war." L. hatte den Ausrufer ganz allgemein angewiesen, er solle unter allen Umständen die Jagd für ihn pachten; der Theilhaber war aber hiervon nicht verständigt worden, und so verhalf das Mißverständniß dem städtischen Säckel zu einer jährlichen Mehreinnahme von etwa 400 Mk., macht für die Herren Jagdpächter in 9 Jahren 3600 Mk. nebst dem Zuschlag vom Jahre 1900 ab. Der Schoppen soll an dem Tage keinem von ihnen geschmeckt haben. — In Folge Kenterns zweier Barken auf dem durch heftige Regengüsse angeschwvllenen kaukasischen Fluß Tschoroch ertranken elf Personen. (Nachdruck verbalen.) Verwegenes Spiel. Roman von F. Siemers von Ostermann. Sie trat in ihr Wohnzimmer, welches ihr Gemahl schön eingerichtet hatte, schritt zum Kamin hin und kniete davor nieder. Frau Altmann nnd die Zofe waren nirgends zu sehen, und sie sprach daher nur zu ihrer eigenen verbrecherischen Seele. Der Wind wüthete in den Bäumen des Parkes und strich mit melancholischem Heulen über den Nasen. Der Lant erreichte das Ohr der knieenden Fran. Ihr Zimmer war warm und hell vom Feuerscheine, dem Lampenlichte und dem feurigen Noth der Möbel. Großer Luxns herrschte in diesen Mauern, und nur liebevolle Gedanken an ihren Gatten hätten der Baronin Herz erfüllen sollen; allein sie hing verbrecherischen Ge danken »ach- Sie sann auf das scheußlichste Verbreche» -- auf einen Mord! Während sie da kniete, schlich die Gesellschafterin leise ins Gemach. Die Baronin wendete langsam, den Kopf um, erkannte die Eintretende und starrte wieder mit weit aufgerissene» Augen in die Flammen. „Sie sind ja wie die Königin in einem Trauerspiele!" fügte die Gesellschafterin leise kichernd. „Cie sehen aus, olz ob Sie alle Bedenklichkeiten von sich geworfen hätten Und bereit wären, das Trauerspiel auszuführen." „Ja, ich bin bereit dazu," erwiderte die Baronin mit harter, leiser Stimme. „Das dachte ich mir. Wird Baron Engelbert ein Ucues Testament machen?" „Nein," antwortete die Baronin; „er verweigert es entschieden." „Nun, zwanzigtauscnd Mark jährlich sind auch nicht in verachten," sagte die Gesellschafterin. „Vielleicht können 'vir die Summe vergrößern. Soll ich morgen nach der Ttadt fahren?" „Ja, mit dem Vormittagszuge," erwiderte die Baronin. ..Gehen Sie nach Herrn von Schwarz und sagen Sie ihm, haß das Fläschchen, welches er Ihnen gegeben, zerbrochen 'Nid der Inhalt verschüttet ist, und bitten Sie ihn um ^fehr von der — Mischung. Ich werde eine Gelegenheit mden, es ihm beizubringen. Ich bi» jetzt so weit, um mn Bedenken mehr zu haben, ein Verbrechen zu begehen, da ich nicht zu fürchten brauche, daß es entdeckt wird. Sie werden vor dem Mittagessen zurück sein," fügte sie tief erbleichend hinzu, „und morgen Abend um diese Zeit werde ich Wittwe sein!" 4. Ein Brief. Am folgenden Morgen bald nach Tagesanbruch fuhr die Gesellschafterin der Baronin Engelbert i» einem Jagd- Ivagen nach der Eisenbahnstation. Um neun Uhr ging die Baronin wie gewöhnlich zum Frühstück ins Speisezimmer hinunter, woselbst sich ihr Gatte schow befand. Mit freundlichem Lächeln begrüßte er sie, obwohl ec kummervoll aussah. Sie hatten sich kaum zum Frühstückstische gesetzt, als der Diener eintrat und ein Packet Briefe brachte. Der Baron durchsuchte sie. Es waren einige Zeitungen für ihn, ein Päckchen Seidenstoffproben und ein Brief für die Baronin von ihrer Schneiderin. Darunter befanden sich auch zwei Briefe für ihn; einer davon war ganz unwichtig, welchen der Baron bei seite schleuderte; der andere trug den Poststempel von Straßburg. „Eiu Brief von Georg!" rief der Baron mit strahlen den Augen. „Nein, er ist nicht von ihm," fügte er ernst hinzu; die Adresse ist nicht seine Schrift. Wer könnte mir statt seiner geschrieben haben?" Er riß den Brief schnell auf und war ganz betroffen. Er blickte zuerst auf das Datum und dann auf die Unter schrift. Erschrocken las er laut den Namen: Doktor Heinrich Grützner, Negimentsarzt. „Was bedeutet das?" rief er erregt aus. „Ist Georg krank? Lies mir den Brief vor, Ottilie; es flimmert mir vor den Augen." Die Baronin Engelbert nahm den Brief und las ihn laut vor. Es war ein langer Bericht, zu umfänglich, um ihn hier ausführlich wiederzugeben. Er fing mit dem Ver merk an, daß der Schreiber dieser Zeilen der Arzt des Regimentes sei, in welchem der Lieutenant Baron Engel bert stand, und daß letzterer sich gegenwärtig in seiner Behandlung befinde. Derselbe sei das Opfer einer schreck lichen, unheilbaren Krankheit, woran er schon monatelang gelitten. Der Arzt hatte erfahren, daß der arme junge Mann von seiner Krankheit nichts nach Hause geschrieben. Lieutenant Baron Engelbert sei vom Regiment beur laubt und nach Tirol geschickt worden, wo er sich jetzt be finde. Der junge Mann dächte Tag und Nacht an seine Heimath; er hätte den Wunsch, seinen Vater zu sehen, ehe er stürbe. Der Arzt meinte aber, daß der junge Baron die Reise nicht überleben könne, er würde sicherlich unterwegs sterben; doch in der ruhigen Abgeschlossenheit dieser Gebirgsgegend würde sein Leben vielleicht auf drei Monate verlängert werden. Doktor Grützner beendete seinen unheilvollen Brief damit, daß der Lieutenant dringend 'wünsche, seinen Vater vor seinem Tode noch einmal zu sehen. Diese Nachricht war ein fürchterlicher Schlag für den Baron Engelbert. Sein Sohn Georg, der Erbe seines Landgutes, sollte weit von ihm entfernt an einer schrecklichen Krankheit sterben und keinen Verwandten oder Freund um sich haben, der in seinem letzten Todeskampf ihm beistehen oder den Todesschweiß von seiner Stirne wischen konnte. Baron Engelbert schluchzte in seiner Verzweiflung laut auf. „Mein Sohn, mein armer Sohn!" rief er mit ge brochener Stimme. „Mein armer sterbender Sohn!" „Es ist recht traurig," sagte die Baronin, während sie nachdachte, ob Georg's Tod nicht für sie pekuniär von Vortheil sein könne. „Der Arzt scheint ein sehr gefühl voller Mann zu sein, und er schreibt ja, daß Georg einen vortrefflichen Krankenwärter hat. Georg's Diener —" Baron Engelbert nnterbrach seine Gattin mit einer Geberde der Ungeduld. „Was für ein Trost kann denn dieser Mann für Georg in seiner Todesstunde sein, wenn seine Augen auf einem lieben Gesichte ruhen möchten, wenn seine erkalten den Hände die Rechte eines Freundes erfassen wollen? (Fortsetzung folgt.) Kirchcnmchrichten von Rabenau. vom. 19 x. 'Irin., den 24. October. Borm. 9 Uhr Gottesdienst. Predigttext: Matth. 9, 1—8. Nachm. 1 Uhr Kindergottesdienst. Kollekte sür den Kirchenbaufond. Geboren: dem Fabrikarbeiter Gerisch in Obernaundorf eine Tochter am 16. October, dem Drechsler Possart yier am 16. October eine Tochter, dem Handarbeiter Geyer in Kleinölsa am 20. October ein Sohu, dem ansössigeu Stuhlbauer Schneider hier am 20. October eine todtgeb. Tochter, dem Gastwirth Schubert in Obernaundorf am 18. October ein Sohn, dem Stuhlbauer Schubert hier am 19. October eiu Sohn. Gestorben: Emst Arthur Zimmermanu, Sohu deS Maschinen- arbeitsrs Zimmermann hier, am 17. October. Beerdigt: die todtgeb. Tochter des Stuhlbauers Schneider in. Rabenau am 22. October.