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Wenauer Ameiger und Zeitung für Seifersdorf, her. Nummer 119 Donnerstag, den 14. Oktober 1897. 10. Jahrgang. Donnerstag, den 14. Oktober er * i» der .. Die an der neuen Ortsstraße gelegenen, der Stadt- I 01' Heinde gehörigen Baustellen sollen zmn Zwecke baldiger baunng zum Selbstkostenpreise verkauft werden. rn. c Erp nd. sl an einem er- (Fortsetzling folgt.) ung intk« oou >rch als Antwort, erst eine ui. b's VN8 ttel. ;r »n. Eucnli- Vfg. vcr. ch all« Erfolg -K. )b., )arf Be- 8N rei't Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnements preis einschließlich der illustrirten Beilagen „Gute Geister" u. „Zeitbilder" sowie des illnstr. Witzblattes „Seisenblasen" 1,50 Mk. r M er I ziuuner der Baronin Engelbert flackerte das Feuer lustig im Ofen; die Lampe brannte hell. In der Mitte des Zimmers stand die ränkesüchtige Frau; sie hatte ihre Zofe entlassen und betrachtete sich mit wohlgefälligem Lächeln im großen Spiegel. Sie war in eine rvthseidene Nobe mit langer Schleppe" gekleidet und trug einen Nubinschmuck, Der Hals und die Arme waren bloß; die glänzenden schwarzen Augen leuchteten hell; ihre Wangen glühten. Mitten in ihrer Selbstbewunderung stürzte die Gesell schafterin mit einem Briefe in der Hand ins Zimmer. Anbetung über. Alles was sie that, war gut in seinen Augen. Die Baronin ging in Gesellschaften, machte Besuche bei den ersten Familien in der Umgegend und empfing solche auch bei sich. Sie gab zahlreiche Bälle, Diners und Soireen, veranstaltete Festlichkeiten verschiedener Art und wurde eine der gesuchtesten Damen der Provinz. Sie war tonangebend und doch höchst liebenswürdig; sic sagte allen Schmeicheleien, so daß sogar sonst böse Zungen nur Gutes von ihr sagten. Mithin war ihre Stelle fest, und mail hielt sie für höchst glücklich. Als mehrere Monate verflossen waren, überkam sie eine gewisse Unruhe. Die Gesellschafterin theilte diese mit ihr, indem beide mit unterdrückter Aufgeregtheit umhergingen, als ob sie auf etwas warteten. Und das, was sie erwarteten, kam auch zuletzt. Es war bereits über ein Jahr nach ihrer Trauung, einem Abende im Februar. Draußen war es sehr stürmisch, und im Ankleide- Jnserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Ps., für auswärtige Inserenten 15 Pf. Tabellarische Inserate werden doppelt berechnet. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Kroß- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Eckersdorf, Cotzmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. slektauten wollen sich an das hiesige Bürgermeisteramt ^deu. Möbel- und Schulbankfabrik und je eine auf eine Holz drechslerei-, Stuhl-, Spielwaareu- und Federkastenfabrik. — Das 9. deutsche Turnfest in Hamburg soll im Wesentlichen dieselbe Eintheilnng haben, wie die früheren Feste, jedoch wird beabsichtigt, die einzelnen Turnkreise in sich geschlossen auftreten zu lassen. Statt der bisher üb- lichen allgemeinen Freiübnngen ohne Belastung der Arme werden Stabübuugen vorgeuoinmen. Jeder Kreis hat eine Gruppe derselben beim Turnen der Kreise besonders vor zuführen. Es wird den einzelnen Kreisen in der Art ihrer Vorführung volle Freiheit gelassen, doch soll jeder Kreis geschlossen für sich anftreten, nm so der deutschen Turner schaft ein Bild seiner Betriebslveise und Leistungen zu bieten. Der Beginn des Festes wurde auf den 23. Juli 1898 festgestellt. — Vorsicht bei der Annahme von Coupons! Die nach dem 1. Oktober d. Js. fälligen Coupons der bisherigen 4 Proz. preußischen Konsuls und 4proz. deutschen Reichs auleihe Habei', nachdem der Zinsfuß dieser Werthpapiere auf 3,5 Proz. herabgesetzt ist, soweit sie zur Abstempelung eingereicht worden sind, den nunmehrigen geringen Werth in blauer Stempelfarbe aufgedrückt erhalten. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, daß von solchen Coupons viele nicht zur Abstempelung eingereicht sind und nach dem früheren Werth in Zahlung gebracht werden dürften- Natürlich haben auch diese Coupons trotz des fehlenden Aufdruckes nur den herabgesetzten Werth. — Ein 20jähriger bayrischer Dienstknecht erstach in Rochlitz seine Geliebte, eine 27jährige Magd ans Ober gräfenhain, die in Oberpickenhain beim Gutsbesitzer Heinig diente. Er lockte das Mädchen hinter ein Seitengebäude und stach ihr ein Messer in den Rücken. Das Mädchen taumelte fünf Schritte weit und brach dann todt zusam men. Das Messer stak noch in der Leiche, als man sie Die Baronin Engelbert wendete sich mit schreckten Blicke schnell nach ihr um. Was haben Sie da, Altmann?" fragte sie. „Einen Brief, an mich adressirt," war die Atts Nal) ttild Fertt. — Wer während dem Jahrmarkt einige tilgte Stunden verleben will, besuche das Garküche, woselbst an beiden Tagen die Nnenkapelle von I. Tauber cvucertiren lauffand. Der Verbrecher ist verschwunden. Er wollte sich durch seine That gewissen Verpflichtungen entziehen. — 42 Jahre in Männerkleidern. Aus London wird geschrieben: Catharina Commbes hat keine Armee befehligt, hat das Vaterland nicht gerettet, läuft keine Gefahr, verbannt und hat wenig Aussicht, heilig gesprochen zu werden. Aber sie hat 42 Jahre lang als Maler in Männerklcideru gelebt und gearbeitet, obendrein ohne daß die Welt ihre Weiblichkeit ahnte. Erst jetzt, als im Alter von 63 Jahren Arbeitsunfähigkeit sie ins Armenhaus von West Ham trieb, ist ihr Geheimniß an den Tag ge kommen. Man hielt sie nicht für recht gescheut, als sie ihr Gesuch um Aufnahme in die Anstalt mit den Worten begann: „Ich bin eine Frau." Sie fuhr jedoch unbeirrt fort: „Ich bin geboren in Axbridge in der Grafschaft Somerset im Jahre 1834 und habe in der Töchterschule von Cheltenham eine vortreffliche Erziehung genossen. Unglücklicherweise heirathete ich, kaum 16 Jahre alt, meinen Vetter, und seiner schlechten Behandlung wegen trage ich seit über 40 Jahren Männerkleidung. Er war ein Tauge nichts, der, nachdem er mein kleines Vermögen durchge bracht hatte, seine» Aerger täglich in der rohesten Weise an mir auszulassen suchte. Ich lief ihm weg, aber er folgte mir überall hin. Schließlich wußte ich nun, um mich vor ihm zu verbergen, keinen andern Nath, als die Kleidung anzunehmen, die ich seitdem getragen habe. Unter dem Namen Charle Wilson wurde ich Stubenmaler und habe als solcher über ein Menschenalter wöchentlich zwei Pfd. Sterl. (40 Mark) verdient. Ich hatte den ganzen Tag über auswärts zu thun. Ein und dasselbe Mädchen hat 13 Jahre lang meine kleine Wirtschaft geführt. Sie so wenig wie irgend jemand Anders hat je daran ge zweifelt, daß ich dem Geschlecht augehörte, dessen Kleider ich trug. Jetzt bin ich alt und müde . . ." er ler Löbuc" „Ich habe ihn gelesen. Ich muß Ihnen aber Frage stellen, ehe ich ihn Ihnen gebe. Baron Engelbert betet Sie an; er überhäuft Sie mit Geschenken; er legt sein Herz Ihnen zu Füßen. Sie sind seine Welt, sein Leben, seine Seele. Jetzt frage ich Sie — lieben Sie ihn?" Ihre gelben Katzenaugen hefteten sich in einem durch ¬ dringenden Blicke auf das schöne Gesicht vor ihr; aber die schwarzen Augen begegneten denjenigen der Gesell schafterin dreist, und die vollen Lippen verzogen sich zu einem verächtlichen Lächeln. Rabenau, am 11. Oktober 1897. llen Wittig sie den Baron bat, eiuzutrcten. Die Neuvermählten sprachen noch einige Minuten lang im Wohnzimmer, während die stumme Gesellschafterin wie ein Schatten beim Fenster saß; dann begaben sie sich hinunter in den Gesellschaftssaal. Frau Altmann folgte demüthig. Sie blieb während des Mittagessens in der Nähe der Baronin Engelbert; dann ging sie hinauf in ihr Zimmer, welches in der Nähe derjenigen ihrer Herrin lag. Das neuvermählte Paar war jetzt allein. Die Baronin spielte eine Weile auf dem Flügel, dann näherte sie sich ihrem Gatten und setzte sich neben ihn auf das Sopha. Innige Liebe zu ihr strahlte aus seinen edlen Zügen; aber die ihrigen drückten Härte ans, denn ihre Gedanken waren habsüchtiger Art. „Was wollte ich sagen?" fragte sie mit gut verstell ter Heiterkeit. Wovon sprachen wir denn, als wir an- kamen, Alfred? O, jetzt weiß ich es: von Deinem Besitz- thume! Also wird Deinem Sohne dieses schöne Landgut gehören? Und was wird denn Marie bekommen?" „Das Vermögen ihrer Mutter und einige Güter die nicht zum Fideikonuniß gehören. Marie wird auch ohne dieses Landgut reich genug seiu. Für Dich, Ottilie, wird ebenfalls sehr reichlich gesorgt werden, ohne meine Kinder zu beuachtheiligen." „Ja, freilich," entgegnete die Baronin. „Wenn die Güter, welche Du Marie hinterlassen willst, nicht Fidci- kommniß sind, dann mußt Du sie ihr testamentarisch ver machen. Hast Du — hast Du Dein Testament schon gemacht?" „Ja; aber da ich mich wieder veihcirathet habe, muß ich ein neues Testament machen. Ich werde mir die Zeit dazu nehmen." Die Baronin wurde nachdenkend, aber sie sprach nicht mehr über diesen Gegenstand. Sie entschuldigte sich damit, daß sie es nur aus In teresse für seine Kinder gethan, und der Baron dachte nicht mehr daran. Die Tage vergingen; Wochen und Monate folgten. Marie wurde es noch nicht erlaubt, nach Hause zu kommen, denn die Baronin hatte immer Einwendungen da gegen. Vielleicht befürchtete sie, daß ein Paar junge, scharfe Augen sehen würden, wie moralisch abscheulich, wie niedrig und ränkesüchtig und ihres Mannes unwerth sie war. Baron Engelbert wurde mit der Zeit gegen seine Gattin noch mehr verblendet. Seine Liebe zu ihr ging in fidele nnd Restaurant 1. Oesterr. wird. Die- Der Sta-tgemeinderath. ! Wittig. Bekanntmachung, den Verkauf der Baustelle« au der neuen Ortsstratze betr. Die Dienstboten halten sich versammelt und bewill- ^neleu ihre Herrschaft. .Daun geleitete der Baron seine Gattin in den Gesell- iirsaal. „Wie schon es hier ist!" rief die Baronin aus. „Es ^det sich wohl ein Gewächshaus am Ende? Ich werde hier sehr glücklich fühlen, Alfred " „Das hoffe ich auch," war die ernste Erwiderung. > will Dich aber jetzt in Deine Zimmer führen, Ottilie, habe sie eigens für Dich neu möbliren lassen." Er bot ihr den Arm und führte sie in den geräumi- Kvrridor, die breite Marmortreppe hinauf nach einer k von Zimmern, welche gerade über dem Gesellschafts- gelegen waren. Die Anzahl von Gemächern bestand aus einem Wohn-, d Schlaf-, einem Ankleide- und einem Badezimmer, »lle waren reich mvblirt. Die Augen der Baronin Engelbert strahlten, als sie schöne nnd gewiß sehr theure Einrichtung sämmtlicher ^r sah. „Deine Koffer sind da, Ottilie," sagte ihr Gatte, sehr über ihr Lob. „Frau Altmann und Deine Zofe "üch angekounnen. Das Mittagessen ist auf sechs .^stellt. Du kannst Dich jetzt umkleiden. Wenn Du ' von mir willst, so wisse, daß mein Ankleidezimmer * neben dem Deinigen liegt." Ec entfernte sich. Die Baronin klingelte. Die wünschte ihre Zofe und ihre Gesellschafterin zu und kleidete sich für das Mittagsmahl an. W sie damit fertig war, begab sie sich in ihr be- h warmes Wohnzimmer, wo Frau Altman» beim K laß »»d in den schattigen Park hinausblickte, ^lun?" fragte die schöne Baronin. „Was meinen Habe ich nicht Erfolg gehabt?" »Nis jetzt, ja," erwiderte die Gesellschafterin, mit .Helle» Katzenaugen bedeutungsvoll ausblickend. „Aber noch nicht das Ende. Das Spiel hat gut ange- Ha," sagte die Baronin gedankenvoll, „es hat gut ^'gen. Still, mein Gemahl kommt!" ^"f ihren Lippen schwebte ei» spöttisches Lächeln, als lRachdincl oerlwlen.) Werwegenes Spick. Nvma„ von F. Siemers von Ostermann. auci ilen !c tritt seit einiger Zeit bereits im Coucerthaus zur hinburg i» Deuben auf und , hatte sich bisher stets s gute» Zuspruches zu erfreue». Daher wünsche» wir Kapelle auch hier einen allseitig befriedigenden Erfolg. — Sächsische Holzbernssgenossenschaft. Unfallstatistik, dritte» Vierteljahre 1897 käme» 214 Unfälle znr An- Todesfälle sind nicht vorgekommen; in 16 Fällen d die Erwerbsunfähigkeit der Verletzten voraussichtlich jer als 13 Woche» dauer». Bon diese» 16 Fälle» »lleu 16 auf Sägewerke, je 2 auf eine Hvlzwaaren-,