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W d. A, 'g . V, h! absi^ ttchtea. n sich listigen S neh- rsand! Adenauer Anreiger und Zeitung für Seifersdorf, Ewß- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hamsberg, Eckersdorf, Coßmannsdors, Lübau, Borlas, Spechtritz etc. Nummer 84. Somiabcud, den 24. Juli 1897. 10. Jahrgang. >.«. iM W. eie. en lin 15. »e, e», mt »piß- en »ei». r in Aus unserer Gegend. Die Nog geliernie hat überall begonnen. Bald der Wind über die kahlen Stoppelfelder. Leider sind ^/"ssichten ans eine gute Ernte durch die langandauernde °E und trockene Witterung im Juni sehr verschlechtert Mag auch der Strohertrag ein reicher werden, °^ud dgch Körner im Allgemeinen nicht zur vollen Wickelung gelangt. Nach dem vorliegenden Jahresberichte der säch- Aen Holzberussgenossenschaft umfaßte diese Ende 4^3127 Betriebe mit 25 725 versicherten Personen. ,.^011 entfallen auf 1601 Maschinenbetriebe Hl 582, jjs.^26 Handbetriebe 4123 Personen. Vom 1. October bis 31. Dezember 1896 betrugen die ausgezahlten sK 149488527 Mk., die Entschädigungen 851390 Mk. Im Jahre 1896 kamen 891 Unfälle zur Anzeige, -''denen die meisten (315) auf Sägewerke entfielen. Die Mten Entschädigungen betrugen zusammen 154 762 Mk. d. i. 8 Mk. 54 Pf. auf je 1000 Mk. Lohnsumme Für die Umlage der Beiträge für 1896 sind h!l2456 Mk. anrechnungsfähige Löhne und Gehalte zAbend, die Gesammtumlage berechnet sich sonach auf M, 5 Pf. Die Jahresrechnung schließt auf Seiten mit 218852 Mk. 39 Pf. ab und ergiebt >Kassenbestand von 1386 Mk. 18 Pf. Die Ver ls ?'Ulgskosten stellten sich auf 22142 Mk. 90 Pf., die ^vachnngskosten der Betriebe auf 3896 Mk. 92 Pf. ^Reservefonds wurden 43 783 Mk. 95 Pf. zugcführt. (vermögen der Genossenschaft beträgt 710 256 Mk. 8 Pf. ' hWarnung vor dem Feilhalten von unreifem Obst, in früheren Jahren die Beobachtung gemacht wor- daß das zum Genuß feilgebotene Obst mehrfach unreif verdorben befnnden wurde, und daß die Händler nicht selten unreife oder verdorbene Waare mit gesunder ver mengt auf den Markt brachten oder in den Straßen feil boten. Uin die aus dem Genüsse unreifen und verdorbenen Obstes entstehenden Gesundheitsschädigungen zu verhüten, wird dem kaufenden Publikum dringend empfohlen, zum Genuß von Obst in rohein Zustande nur reife uvd unver dorbene Waare anzunehmen. Für die Händler kann das Feilbieten unreifen oder verdorbenen Obstes aber empfind liche Strafen nach sich ziehen. Obst, welches nicht zum sofortigen Genuß, sondern zum Schmoren, Einmachen nsw. bestimmt ist und von dem Pnbliknm unreif gewünscht wird, darf von den Händlern auf dem Markte, in den Straßen und Häusern nur dann feil geboten werden, wenn es von reifem Obst getrennt gehalten und mit einer Tafel oder dergleichen versehen ist, die die Bezeichnung „unreifes Obst" trägt. — In letzter Zeit wurde in verschiedenen Zeitungen über direkt aus Getreidekörnern hergestelltes Brod berichtet. In Cunnersdorf bei Bannewitz hat sich bereits ein Schmiedemeister gefunden, welcher mittelst „Zemscher" Schrotmühle und Backofen sein Brod selbst herstellt. Das selbstgebackene Brod sieht etwas grob aus, ist aber sehr geschmackvoll und verursacht keine Berdaunngsbeschwerden für die, welche einen schwachen oder kranken Magen haben, sondern wirkt sogar gesundheitsfördernd. — Ein frecher Schwindel ist in Löbtau verübt worden. Zu einem Einwohner kamen zwei Reisende, an geblich frühere Geschäftsleute, und boten ihm verschiedene Kleider- und Wäschestoffe zum Kauf an. Der eine der Fremden entfernte sich, während der andere sich abmühte, mit dem Geschäftsmann handeleinig zu werden. Für Stoff zu zwei Herrenanzttgen und ein Stück Stoff zu einein Frauenkleide, sowie für 6 Handtücher und ein Tischtuch forderte der Reisende das nette Sünupchen von 175 Mark, ging aber bald auf 100 und schließlich auf 50 Mark herunter. Unterdessen war der andere Reisende zurückge kehrt und seinen Bemühungen gelang es, eine Einigung über den Preis herbeizuführen. Für diese Mühewaltung wurde er mit 3 Mark entschädigt. Der Einwohner zahlte nun noch den Betrag von 50 Mark aus und die „Reisen den" hatten selbstverständlich nichts eiligeres zu thun, als zu verschwinden, denn der Abnehmer gewahrte bei näherer Besichtigung seiner Waare, daß er das Opfer eines raffi- nirten Schwindels geworden war. — Für die Kirschen ist der Regen der letzten Tage gar nicht gut gewesen, denn fast die ganze an den Bäumen hängende Frucht ist in Folge dessen aufgeplatzt und besitzt nun einen wässerigen Beigeschmack. Mit der Kirschenzeit dürfte es daher so ziemlich vorüber sein. — Kinder als Mörder. In der ungarischen Ort schaft Tesz ermordeten der 12jährige Stefan Szarek und der 13jährige Andreas Szylagy ihren dreijährigen Spiel kameraden Johann Raidl in bestialischer Weise und ver gruben sodann die Leiche in einem hohlen Baum. Die Mörder wollten sich in den Besitz des Spielzeugs Raidl'S setzen. Beide Mörder wurden verhaftet. — Tin seltsames Unglück begegnete dem Barbier Zollenbach in Kreuznach. Der mit sehr reichem Haarwuchs gesegnete Mann wollte sich auf der Straße einen Cigarren stummel anbreunen. Ein Windstoß trieb ihm die Flamme des brennenden Streichholzes ins Gesicht; im Nu stand der starke Schnurrbart, der Backenbart und das Haupthaar in Flammen. Der Kopf des Mannes, der jetzt schwer verletzt darniederliegt, ist völlig kahl gebrannt. — Der größte sächsische unter sozialdemokratischer Leitung stehende Konsumverein Leipzig - Plagwitz hat im letzten Jahre einen Geschäftsumsatz von 4488652 Mark erzielt, d. h. nahezu 900000 Mk. mehr als im Vorjahre. (Nachdruck verboten.) lrögt eilB ist und alt, In, In Spill- Die Gewalten der Diese. Roman von Lothar Brenkendorf. Hort für Wort suchte er sich sein Gespräch mit W's Gedächtniß zurückzurufen, und dabei gewannen '"kußerungen für ihn allgemach eine Bedeutung, die nicht beigelegt hatte, so lange er sich an der des jungen Mädchens befunden. Diese plötzliche war doch gar zu seltsam. Und warum machte sie ii, dein Orte, an den sie sich begeben wollte, ein Ge ¬ ier tagt*' inü. aare , ter kos«" -be>'< Zo-Ze iw ' r (-."lltid wo ist sie jetzt?" fragte der Obersteiger, den der Frau unterbrechend. . einer halben Stunde etwa ist sie fortgegangen, eiß ich nicht, denn davon hat sie mir kein Wort wurde ihm dies unthätige und zwecklose Grübeln täglich. ging in stine Kammer und vertanschte HMsstcmzug mit besseren Kleidern, um sich selbst auf li Äahr hin, Helenen durch seine Aufdringlichkeit lästig beruhigende Gewißheit zu holen. Das kleine d? der Frau Hennersdorf hatte er bald erreicht; doch sAle ihm jetzt, wo er davor stand, lange Zeit an f A hineinzugehen. Wußte er doch nicht einmal, was mien sagen, nnd wie er ihr sein Erscheinen begründen O Nachdem sie sich vor kaum zwei Stunden mit der ^dung getrennt hatten, daß er erst morgen wieder an werde. war wohl zehnmal vor dem Häuschen auf und gegangen, als er sich endlich entschloß, es zu be- Die Wirthin kam ihm auf dem Flur entgegen, sie uach ihrer Mietherin, und eS fiel ihm schwer l^'e Seele, die j„ jhrxr redseligen Weise ^tete: „Ach du lieber Gott, mein bester Herr Neid- - mit dem Fränkin mnß heute irgend etwas nicht H, ^>6 gewesen sein. So wie sie vorhin gewesen ist, f> 'ch Sie noch niemals gesehen, obwohl sie schon in ^"nzen letzten Zeit gar nicht mehr so recht wieder zu den war. Ich dachte schon immer in meinem Sinn, »ach'" ,» wohl einen geheimen Liebeskummer haben müsse; aber muß ihr noch was Besonderes passirt sein, l^fim ein so junges Ding weder ißt noch trinkt, blaß ein Leintuch und eine halbe Stunde lang mit y Bilde in der Hand neben dem Sopha auf den .'^gt — dann muß es doch seine besondere Be- V"» haben; darin werden Sie mir Recht geben, Herr „Hat Fräulein Mahburg auch zu Ihnen von der großen Reise gesprochen, die sie binnen Kurzem antreten werde?" „Kein Wort! Und das muß mich ein Jrrthnm von Ihnen sein. Wohin sollte sie denn reisen? Sie hat ja keine nähere Verwandten mehr, und ihre Stelle hier kann sie doch nicht knall und Fall verlassen!" „Haben Sie gesehen, welche Richtung das Fräulein von hier aus eingeschlagen hat?" fragte Neidhardt. „Ich habe ihr zufällig »achgeschaut, weil sie mir gar so leid that mit ihrem blaffen, elenden Gesichtchen. Sie ging erst hinüber nach dem Briefkasten, und ich sah, daß sie zwei Briefe hineinwarf. Dann blieb sie eine Weile stehen, als ob sie sich erst besinnen müsse, und schließlich nahm sie den Weg nach der Brücke zu." „Nach der Brücke?" wiederholte der Obersteiger und ein furchtbarer Verdacht stieg plötzlich in ihm auf. „Dann mnß ich fort, oder es geschieht ein Unglück." Und ohne noch ein einziges Wort an die erschrockene Frau zu richten, wandte er sich um rind eilte zum Hause hinaus. Er brauchte kaum zehn Minuten, um den Fluß zu erreichen, obwohl selbst für einen rüstigen Fußgänger sonst das Doppelte dieser Zeit dazu erforderlich war. Dann aber blieb er athemloS stehen, ungewiß, welche Richtung er nun einschlagen solle. Sein Kopf war voll wirbelnder Gedanken und in seinen Schläfen hämmerte ungestüm das Blut. Aber er hatte doch noch Ueberlpgung genug, sich zu sagen, daß sich Helene — wenn anders seine angst vollen Vermnthungen in Bezug auf ihre Absicht begründet waren — nicht dahin gewendet haben würde, wo die Ufer des Flusses von belebten Straßen gebildet wurden; denn sie hätte ihr Vorhaben dort kaum unbeobachtet und ungehindert ausführen können. So wandte er sich denn ebenfalls nach der anderen Seite und setzte seinen Weg in derselben Eile fort wie er ihn begonnen. In der ganzen Lieblichkeit eines klaren, linden Sommer abends breitete sich die anmuthige Hügellandschaft vor ihm ans. Die Sonne stand schon tief und warf ihren Wieder schein als einen breiten Streifen flüssigen Goldes über den kaum bewegten Wasserspiegel hin. Das Geräusch der Stadt blieb bald weit hinter ihm zurück, und nur das friedliche Geklingel einer weidenden Kuhheerde, das von fernher zu ihm herübertönte, unterbrach hier draußen die tiefe, feierliche Stille. Ein würziger Duft von geschnitte nem Heu erfüllte die Luft, und weiter landeinwärts stieg hier und da aus dem Schornstein eines kleinen Bauern gehöfts fast kerzengrade eine dünne Rauchsäule zu dem wolkenlosen, lichtblauen Himmel empor. Die ganze Natur erschien wie ein Bild wohlige Ruhe und glücklichen Friedens; nur in der Brust des einsamen Wanderers, der mit langen Schlitten hart am Ufer des Flusses dahineilte, waren die Unrast und die Friedlosigkeit eines von allen Qualen tödtlichster Angst zerrissenen Menschenherzens. Der Schweiß perlte ihm auf der Stirn und rann in großen Tropfen über sein Gesicht. Bald starrte er auf die glatte, dunkle Wasserfläche, wie wenn seine Augen hinabdringen könnten bis zu ihrem moorigen Grunde, bald spähte er mit Anstrengung vor sich hinaus iu die Ferne, von einer schwachen Hoffnung erfüllt, daß die Umrisse der geliebten Gestalt doch noch vor ihm auftauchen könnten. Aber von Minute zu Minute wurde diese Hoffnung geringer, denn er war nun schon ein beträchtliche- Stück Weges von der Stadt entfernt, und noch immer hatte er nichts entdeckt, was sich als eine Spur der Gesuchten hätte deuten lassen. Doch der Fluß machte da vor ihm eine scharfe Krümmung, und er wnßte, daß er seinen ferneren Lauf weithin würde überschauen können, sobald er jene Ecke passirt habe. Fast im Laufschritt legte er die letzte Strecke zurück und mit pochendem Herzen stand er endlich an der kleinen Landzunge, die sich hier weit in den Fluß hinein vorschob. Neidhardt legte die Hand schützend über die Augen und lugte den Fluß hinab, aber enttäuscht ließ er alsbald den Arm herabsinken. Er hatte nichts von Helenen ent decken können. Es wäre ein zweckloses Beginnen gewesen, die Verfolgung auf diesem Wege fortzusetzen. Vielleicht war ja auch leine schreckliche Vermuthung ganz irrig, nur einem Wahn entsprungen. Schon wollte er sich zur Heimkehr wenden, da ge wahrte er vorn auf der Spitze der äußersten Landzunge etwas Buntes, über dessen Natur er nicht sogleich in's Klare kommen konnte, weil es zur Hälfte im hohen Schilf versteckt lag. Er ging darauf zu und stieß, als er dicht herangekommen war, einen lauten Schreckensschrei aus. Was da vor ihm lag, war ein Sonnenschirm, ein Damen hut und ein leichtes, hellgraues Jacket, wie es Helene vor hin bei ihrer Begegnung getragen hatte. Wenn bis zu diesem Augenblick noch immer eine Hoff nung gewesen war — nun war sie mit einem Schlage zerstört und eine fürchterliche Gewißheit an ihre Stelle getreten. Wie mit Messerstichen wühlte die grausame Er- kenntniß in seinem Herzen: „Du bist zu spät gekommen -zu spät!" Nie in seinem Leben hatte ihn ein Schlag so schwer getroffen wie dieser. Aber er war durch einen Beruf, der stündlich von drohenden Gefahren umlauert ist, daran ge wöhnt, gerade im Augenblick der höchsten Noth alle seine Gedanken zu klarer Ueberlegung zusammen zu fassen. (Fortsetzung folgt.)