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N/ ng z. a" ». ug. öge lau- Ho^'- :n ab, ischil») .katiB Rabenauer Anzeiger Kummer 73. 10. Jahrgang. Dienstag, den 29. Juni 1897. deni mit Wittig. März hier zu meiden. Da die einheimischen Geschäfts- aufmerksam machen. — Morgen Mittwoch von Nachmittag- 6 Uhr findet im Gasthof zu Seifersdvrf, wie durch Inserat der leute den auswärtigen vorgezogen, wäre zu wünschen, wenn dieselben recht bald ihre Anmeldung bewirkten. — Vom Tode überrascht wurde in der Rabenauer Mühle am Mittwoch eine Dresdner Dame in den 50er Jahren, welche mit mehreren Freundinnen einen Ausflug dahin unternommen hatte. Auf dem Wege nach der Spech tritzmühle begriffen, klagte die betr. Dame über Unwohlsein und ging in Begleitung einer Freundin nach der Mühle zurück. Daselbst angekommen, lieg sich dieselbe auf einen Stuhl nieder, wo sie alsbald an einein Herzschlag verstarb. Man kann sich wohl den Schrecken und die Aufregung der Airwesenden, sowie der Freundinnen bei ihrer Zurück kunft denken. Die Verstorbene wurde mittelst Leichenwagen nach Dresden verbracht. — Durch unsinnig schnelles Fahren, wobei der Wagen ganz gehörig hinüber und herüber schleuderte und stets drohte umzustürzen, wurde dieser Tage auf der Chaussee von Tharand nach Hainsberg, in der Nähe der Eng länderei, ein achtjähriges Mädchen Namens Käsemodel aus Coß mannSdorf überfahren. Die Kleine, die in einem Wagen gesessen, der an der Seite der Straße stand, trug mehrere heftig blutende Löcher am Kopfe davon. Da- Ge schirr, mit einer Schecke bespannt, gehört einem Fuhrwerks besitzer aus Potschappel, der eine ziemlich hohe Wette mit eingegangen, daß er binnen 15 Minuten von Hainsberg nach Tharand und wieder zurück fahre. — Am Sonnabend Mittag wurde auf der Fahrt zwischen Tharandt und Hainsberg ein Streckenarbeiter überfahren und so schwer verletzt, daß der Tod alsbald nach der Aufhebung des Verunglückten erfolgte. Aus Nah und Fern. — Das Rabenauer Schützenfest, welches sich von Jahr zu Jahr immer mehr zu einem Volksfeste ge staltet, findet diesmal in den Tagen vom 18. bis 20. Juli statt. Schon jetzt rüstet man zu dem vielver sprechenden Feste nnd sind auch bereits eine ganze Anzahl von Schaubuden rc. angemeldet. In heutiger Nummer Beschlagnahme lind Einziehung der ungeaichten, nicht ge stempelten oder unrichtigen Maaße, Gewichte, Waagen oder Meßwerkzeuge. Rabenau, am 28. Juni 1897. Wittig. Bekanntmachung. Nach § 1 des Gesetzes vom 18. August 1868 sind Hunde, wenn dieselben nicht mehr gesäugt werden, zu versteuern. solche zur Versteuerung für das 2. Halbjahr längstens zum 1V. Juli dieses Jahres airzumelden. Hinterziehungen der Hundesteuer werden dreifachen Betrage der letzteren bestraft. Rabenau, am 28. Juni 1897. Es werden daher die Besitzer etwaiger für das laufende Jahr noch nicht versteuerter Hunde hiermit aufgefordert, - - . . - - 1897 Die Nachaichung wird im Rathhause 1 Treppe vorgenommen. Heber Gewerbetreibende, welcher Maaße, Gewichte, oder Meßwerkzeuge im öffentlichen Verkehre be- ^erzu gehört auch der Laudwirth, welcher Maaße, eichte oder Waagen im öffentlichen Verkehre verwendet, Dieselben also in der oben angeführten Zeit, während Nachaichung für hiesigen Ort vorgenommen dein Aichungsbeamten zur Prüfung vorzulegen. .. Zur Nachaichung derjenigen Waagen und Maaße, an ihrem Gebrauchsorte befestigt sind, wird sich der ^»gsbeamte an Ort und Stelle begeben. . Die Besitzer solcher Aichgegeustände haben dieselben aber de«, Aichungsbeamten anzumelden, der dann die bestimmt, wenn die Nachaichung stattfinden soll. Die Maaße, Gewichte, Waagen und Meßwerkzeuge > den, Aichungsbeamten in reinlichem Zustande vorzu- Andernfalls ist derselbe befugt, dieselben zurück- ^eise„. Derben nach Beendigung des Nachaichungsgeschäftes Gewichte, Waagen oder Meßwerkzeuge, welche das ^aichnngszeichen nicht tragen, bei einem Gewerbetreibcn- bvrgefunden, ohne daß er den Nachweis der später ^Rührten Neuaichung zu erbringen vermag, so erfolgt und Zeitung für Keifersdorf, und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Eckersdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz etc. befindet sich eine Bekanntmachung, nach welcher alle Firmen i die während des Schützenfestes auszustehen gesonnen, auf- heutigen Nummer zu ersehen, die Verpachtung der dies- gefordert werden sich bis zum 10. Juli bei Herrn Arthur jährigen Kirschennutzung statt, worauf wir Reflektanten Bekanntmachung. ! Gossen Bestrafung nach Z 369, Nr. 2 des Strafgesetzbuches ,^ 3" Gemäßheit der Verordnung des Königlichen! «»h außerd^ -li/^uums des Innern vom 8. April 1893, die Nach- Maaße, Gewichte, Waagen und Meßwerkzeuge ^"d, wird im hiesigen Orte am 1. Juli, ^Mittags von 2—6 Uhr und am 2. und ^.Mli, Bormittags von 8—12 und Nach- . uags 2—6 Uhr eme Nachaichung der von ? hiesigen Gewerbetreibenden ün öffentlichen Verkehre vHten Maaße, Gewichte, Waagen und Meßwerkzeuge (Nachdem! verholen.) Die Gewalten der Hiefe. Roman von Lothar Brenkendvrf. Ostac II.»' I. h „Lassen Sie diese gefährliche Entmuthigung nicht Schaft über sich gewinnen!" bat er eindringlich. „Wie Aer mitunter die Aufgabe sein mag, die das Ihnen zugetheilt hat, Sie haben darum doch noch Ju>! ier ch-sik" J< höher ii B» s.- bessert re ve" in !k. W an u- — au s Hl. bst- Ul. ,2 IId>- 9 M- -s-hen Vak wes-iN GM'a" ja .„Nein - nein — nein!" wehrte sie heftig ab. „Das r sttie fromme Lüge, eine Erfindung schwächlicher Naturen, K-Dch lieber von ihrem Schicksal erdrücken lassen, als sie es wagten, dagegen anzukämpfen. Noch nie ist ' Glück aus Entsagungen und Entbehrungen hervoc- Und das Bewußtsein, in knechtischem Gehorsam Wicht erfüllt zu haben, die ein Frevel gegen die ist, kann nur demüthigen, nicht erheben." s,. Ec konnte sie unmöglich in dieser Gemüthverfassung lelbst überlasten. Sein ärztliches Gewissen würde es A verboten haben, auch wenn ihn nicht ein rein mensch- Empfinden tiefsten Mitleids hier zurückgehalten id Es war wie der gellende Aufschrei einer bis zum ^hvsinn gemarterten Seele, und Bruneck fand in seiner .Mzung über diesen unerwarteten Ausbruch nicht so- ^7? ein Wort tröstender Beschwichtigung. Aber es schien als ob sie dergleichen gar nicht erwartet hätte, denn nach wenig Sekunden fuhr sie mit fliegendem Athem - „Meinen Sie nicht, daß auch ich einigen Anspruch ^"f hätte, dort drüben unter den Fröhlichen zN' sein? l habe ich verbrochen, daß ich immer entsagend von hstehen muß, wenn Andere den Becher der Lust in cD" Zügen leeren? Ist es wirklich göttliches und mensch- Recht, daß ein Augenblick der Verblendung gebüßt muß mit einem ganzen langen Leben voll Einsam- s-s, Und Elend? Wer durfte ein Gesetz erlassen, das Naden Menschen die Pflicht auferlegt, unglücklich zu sein?" r. „Ein solches Gesetz giebt es nicht, gnädige Frau," Brmieck herzlich ein, „und wenn die nervöse Ver- ?v»ung vorüber ist, in der Sie sich jetzt befinden, so Sie wieder daran glauben, daß ein stilles Glück aus treuer Pflichterfüllung erblühen kann." >kii ' " -Oö"-» zugeiyem yai, «re paven darum oocy noa- ^'elnük s Aulaß zu verzweifeln. Glauben Sie mir: es sind Ostac höchsten der irdischen Freuden nicht, welche jene Svrg- Frida da oben genießen." 1 ,Cie unterbrach ihn mit einem Kopfschülteln. „Wie V'>g müssen Sie sich auf ein Frauenherz verstehen, wenn V auch zu trösten meinen, indem Sie mir Zureden wie einem unvernünftigen Kinde! Nicht um ihr Spielen und und Tanzen beneide ich die Glücklichen da drüben, son dern um ihre Freiheit, um ihr Recht, fröhlich zu sein und um ihre Hoffnungen auf Leben und Glück." Ihre jäh aufgeloderte Wildheit war wieder dem ersten traurigen Tone gewichen. Man hatte die Parkanlagen in der nächsten Umgebung von Suroschin- Villa durch lange Reihen von Papierlaternen erleuchtet, und die kleinen feurigen Punkte schimmerten fernher wie Glühwürmchen durch das dunkle Gebüsch. Dorthin richtete sich Jlona's Blick, und ihre Augen kehrten auch nicht zu Bruneck zurück, als sie nach einem abermaligen langen Schweigen mit halber Stimme fortfuhr: „Sie könnten das Alles vielleicht verstehen, wenn Sie die Geschichte meines Lebens kennen würden. Aber es inag sein, daß Sie meine Reden auch dann noch für schlecht und pflichtvergessen hielten; denn Sie sind ein Mann, und ich weiß ja nun zur Genüge, wie armselige Geschöpfe wir Frauen in den Augen der Männer sind. Ein Spielzeug, eine Köchin oder eine Sklavin, das ist Alles, was ihr aus uns zu machen wißt, und wir sind Verbrecherinnen, wenn unsere lebendige Seele sich aufzulehnen wagt gegen die unbarmherzige Tyrannei." „Sie irren," erwiderte er, „das ist die Meinung nicht, welche ich von Ihrem Geschlechte hege. Mein Beruf hat mich gelehrt, die Frauen zu achten und mit Bewunderung zu ihnen aufzusehen, wenn sie ihre hohe Bestimmung be greifen und erfüllen. Gerade ihre Seelenstärke und ihre Fähigkeit, sich selbst zu verleugnen, ist es ja, die sie oft so hoch über uns Männer erhebt." Ilona machte nur eine müde Handbewegung. „Ja, ja, ich kenne sie, diese schönen Worte, mit denen man uns zur Demuth und zur blinden Unterwerfung erziehen will, während sie bestimmt scheinen, uns zu schmeicheln. Ich kenne die Frauen nicht, denen Sie Ihre Bewunderung zollen, aber ich erhebe keinen Anspruch darauf, ihnen zu gleichen. Mich verlangt nicht nach Bewunderung, denn ich will keine Heilige sein; mich verlangt nur nach Mit leid und Theilnahme — ach, nur nach einer einzigen fühlenden Seele." „Und es lebt Ihnen keine Mutter oder Schwester, bei der Sie finden könnten, was Sie suchen?" „Nein! Ich habe Niemand — ich bin ganz allein!" Bruneck hatte ganz nahe an sie herantreten müssen, um ihr tonloses Flüstern zu verstehen, denn ein frischer Nachtwind hatte sich plötzlich erhoben und ließ rings um sie her die Blätter rauschen. Er unterschied erst jetzt mit voller Deutlichkeit die feinen Züge ihres marmorblassen Gesichts, und sah in ihre großen, dunklen schwermüthigen Augen. Ohne alle Ueberlegung, einer unwillkürlichen Ein gebung folgend, streckte er ihr seine Hand entgegen. „Wenn Sie Vertrauen zu mir haben wollen, so wen den Sie sich an mich, Frau v. Wolferdingen, als ob ich Ihr Bruder wäre!" Zögernd nur legte sie ihre schmalen, eiskalten Finger in seine dargebotene Hand, und wie prüfend erhob sie langsam den Blick zu seinem Gesicht. „Soll ich das ernsthaft nehmen, Herr Doktor? Noch vor einer Minute hielt ich mich fest überzeugt, daß Sie mich verachten." „Würde ich Ihnen meine Freundschaft angeboten haben, wenn es so wäre? Wir kennen uns ja nur wenig, aber ich glaube trotzdem zu wissen, daß ich nicht jedes Ihrer Worte von vorhin für den Ausdruck Ihrer wirk lichen Gesinnung nehmen darf. Sie sind eine so treue und gewissenhafte Pflegerin Ihres kranken Gatten —" „O, nur nichts davon, ich bitte Sie!" fiel sie hastig ein, indem sie ihm ihre Hand entzog. „Und wenn wir Freunde werden sollen, so bemühen Sie sich nicht, mich in Ihren Gedanken besser zu machen, als ich es bin. Aber das braucht Sie ja nicht zu hindern, Theilnahme für mich zu hegen, nicht wahr? Sie müssen nur nicht daran denken, mich jemals bewundern oder richten zu wollen." „Nein, das werde ich sicherlich nicht thun!" erklärte er. „Nie werde ich mir anmaßen, Ihr Richter zu sein." „Ich danke Ihnen!" sagte Ilona leise. „Und nun möge,» Sie mich getrost allein lassen. Was Sie vorhin meine nervöse Verstimmung nannten, jetzt ist es vorüber." Sie raffte die Schleppe ihres Kleides zusammen und wandte sich dem Hause zu. Harald Bruneck begleitete sie bis an die Schwelle. Er hatte erwartet, daß sie ihm noch einmal die Hand reichen würde; aber sie neigte nur freund lich das Haupt und war im nächsten Moment seinem Blick entschwunden. Umsonst versuchte er, sich in der Stille seines Arbeits zimmer- mit der Lektüre der wissenschaftlichen Zeitschriften zu beschäftigen, die er auf dem Schreibtisch vorfand. Da- Bild der unglücklichen jungen Frau, die ihm plötzlich so nahe gerückt war, schob sich hartnäckig immer wieder zwischen alle die Vorstellungen, welche jene Lektüre in ihm erweckte. „Vielleicht ist sie an den alternden Kranken verkauft worden," dachte er, „denn bei ihrer Jugend kann sie ja unmöglich länger als wenige Jahre mit ihm verheirathet sein. ES wäre ein abscheuliches Verbrechen, das man da an ihr begangen hätte, und ihre Verzweiflung wäre nur zu berechtigt." Es wurde ihm heiß in seinem Schreibseffel, und er trat an das offene Fenster, um die glühende Stirn in der kühlen Nachtluft zu baden. (Fortsetzung folgt.)