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Mb« Anzeiger und 10. Jahrgang Nummer 61. Sonnabend, den 29. Mai 1897. Bekanntmachung - Illigs s'?uch die Anzeige» über de» Wohnungswechsel im Orte ! M nicht mit der gehörige» Pünktlichkeit erfolgen. Es Bekanntmachung adel! ill'l! vörse steueö,^ l. M, Marie, er fleht Sie an, er ist verzweifelt, er erträgt " l tz, ^^en nicht, das ihm bcvorsteht. Freiheit ist das en » 60 f' hme iiiitr I» den Augen der Prinzessin leuchtet es auf. Jetzt ist ihr Opfer da, wo sie es haben wollte. Sie schilderte nun mit bewegliche» Worte», daß an Mariens Edelmuth Alles hänge: Heinrich's, ihr eigenes Wohl, das Wohl des Landes; daß Hunderttausende jetzt auf sie sähe», daß es in ihre Hand gelegt sei, ob ein Volk sie segnen werde, wenn sie großmüthig entsage, oder ob sie die Flüche Aller auf ihre Seele laden wolle. Das war zu viel. Mariens Kraft war gebrochen. Was sie ehedem mit Empörung von sich gewiesen, als man ihr Güter dieser Erde bot für die Liebe ihres Gatten — jetzt war sie bereit, es zu thun. Heinrich's Leben, sein Glück, seine Zukunft zu retten, war sie bereit. Sie wußte, daß sie sich vernichtete mit diesem Ver zicht, aber sie wollte sich opfern für Den, de» sie liebte. Sie schritt zu ihrem Schreibtisch und warf unter hervor stürzenden Zähre» zwei Zeile» auf ein Blatt Papier. „Ich gebe Dich frei, Heinrich! Du willst es, ich füge mich in die Scheidung. Marie." Da stand es und starrte sie an, wie ein Todesurtheil. Dan» wurde es dunkel vor ihren Augen. — Als das Bewußtsein ihr zurückkehrte, war die Prin zessin verschwunden und mit ihr das Blatt, auf dem jene Zeilen standen. Neuerdings ist wahrztinehmen gewesen, daß die An- E Abmeldungen der Zu- und Abziehenden sowohl — Bei Li-Huug-Tsch a ng. Der schwedische Forsch ungsreisende Dr. Swen Hedin, der unlängst von seiner 3»/,jährigen Reise ins Innere Asiens nach Stockholm zu rückgekehrt ist, war gelegentlich seines Aufenthalts in Peking eines Tages auch von dein durch seine europäische Rund reise bekannte» Li-Hung-Tschang zn Tisch geladen. Das Haus dieses ersten Staatsmannes Chinas schildert Hedin als geradezu erbärmlich und schmutzig. Durch das ver rottete Dach drangen Regentropfen und rannen in langen, gelben Rändern die Wände hinab. Von fürstlichem Luxus oder auch nur mäßiger europäischer Behaglichkeit war nicht eine Spur vorhanden. Alles zeigte chinesische Unsauberkeit. Der Raum, worin die Fremden empfangen wurden, bot den ungewohnten Anblick europäischer Stühle dar, und an den nackten Händen paradirlen als Andenken an die schönen Tage der europäische» Rundfahrt des „V.cekönigs" zwei Portraits, das eine Li-Hung-Tschang und Bismarck, das andere Gladstone und Li-Hung-Tschang vorstellend. Das Mittagsmahl war echt chinesisch, aber mit Champagner. — Ein famoser Abgeordneter. Als der fran zösische Abgeordnete Lacote in Paris vom Bahnhofe nach Hause fuhr, bekam er mit dem Kutscher wegen des Fahr geldes Streit. Er schlug de» Kutscher nieder, dieser raffte sich jedoch auf und versetzte Lacote mehrere Messerstiche. — Grausam zu Tode gemartert. In dem Prozeß Gregoire vor dem Pariser Assisenhof wurde» die Potographien des todten kleinen Pierre vorgelegt. Die Bilder zeigen an der Leiche Spuren von Hammerschlägen, Messerstiche» und Scheerenschnitten; ebenso untrügliche Kennzeichen liegen vor, daß Pierre auf einen heißen Ofen gesetzt wurde. Aus der Zeugenvernehmung ging hervor, daß Pierre, wie ein Pferd geschirrt, einen mit Eisenge räthen beladenen Tisch schleppen mußte, wobei der Vater ihn mit einer Angelruthe antrieb. 'rd daher hiermit wiederholt darauf hingewiesen, daß Unterlassung oder nicht rechtzeitige Besorgung r An- und Abmeldungen unnachsichtlich mit Strafe ^Met wird und daß die Wohnungsgeber mit verant- Mch sind. Die Prinzessin wußte, daß sie ein schicksalsschweres Blatt in den Händen trug. Sie hatte das Haupt hoch erhoben, und ihre Seele erfüllte Befriedigung, daß sie es war, die das Schicksal gewendet hatte. Wen» ihr Bruder ihr auch einen Moment zürnen würde — so würde es Loch Jahre geben, während welcher er sie segnete. Die Räder rasselten, der Zug jagte mit Windeseile durch das Land, aber immer noch nicht schnell genug für ihre Ungeduld. Sie wußte, daß cs von Minuten ab hängen konnte, ob ihr Wagniß gelang oder nicht. — Indessen eilte die Katastrophe in der Residenz ihrem Ende entgegen; ei» Jeder der Betheiligten schien voll Un geduld zu sein, und das Ende herbeizuwünschen um jeden Preis. Die Prinzen Georg und Dagobert drängten den Großherzvg stündlich lauter, dem unhaltbaren Zustande ein Ende zu machen; Prinz Heinrich sendete Botschaft über Botschaft an seinen Vater mit der Bitte, daß die Entsagungsurkunden ansgefertigt würden; ja selbst der Großherzog trieb Brock zur Eile, denn er war in einem solchen Uebermaß von Zorn rind Erregung, daß er kaum noch wußte, was er that. Nur Brock allein zögerte — er wartete auf die Heimkehr der Prinzessin, hoffte von ihrer Energie Rettung und Lösung aller Wirrnisse. Aber jetzt konnte er das Verhängniß nicht mehr auf- Aus unserer Gegend. — Das Himmelfahrtsfeft haben wir hinter uns und treten nunmehr in die Pfingstzeit ein, jene lieblichste und reizvollste Zeit im Jahre, in welcher für Stubensitzen und Studiren wenig Neigung vorhanden ist, in welcher Jung und Alt sich hinaussehnt ins frische Grün, in welcher frohe Wanderslieder erschallen und heitere Worte — aota bsn«, wenn der Himmel uns freundliches sonniges Wetter bescheert. Würde es diesmal eintreffen, daß in meteoro logischer Beziehung Himmelfahrt maßgebend ist für Pfingsten, dann scheinen die Aussichten gute zu sein. Wir wollen hoffen, daß nnnmehr der sonnige Lenz die Oberherrschaft endgiltig übernehmen wird- — Einen iusektenfreien Sommer, worunter eine Be schränkung dieser Landplage aufs Aeußerste zu verstehen ist, haben wir in diesem Jahre zu gewärtigen. Die Ur sache dafür ist die anhaltend kalte Witterung des Monat Mai, die in überaus nachtheiliger Weise die Brnt der In sekten zerstörte. Einen Begriff kann man sich davon machen, wenn »ran hört, daß die Maikäfer, welche vorwitzig genug waren, der Erde zu entsteigen, in ihrer Mehrzahl erfroren sind. Ob die Vögel damit einverstanden sein werden, muß man abwarten, zn beklagen ist jedoch ein vermindertes Auf treten der Insekten keinesfalls. — Es sei an dieser Stelle auf das Anturnen des Männerturnvereins „Vorwärts" aufmerksam gemacht, welches am Sonntag Nachmittag stattfindet. Nach dem Turnen findet der übliche Ball im Saale der „König Alberthöhe" statt. — Der im Beckerichachte zu Hänichen vorige Woche verunglückte Bergarbeiter Neumann von Possen dorf ist seinen Verletzungen im Krankenhause zu Dresden erlege». Der Bürgermeister. Nabenau, am 24. Mai 1897. Der Bürgermeister. 2,80^ 3,60^ Zeitung für Seifersdorf, ^roß- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Eckersdorf, Coßmannsdors, Lübau, Borlas, Spechtritz etc —- halte». Der Großherzog hatte ih» wie rasend angefahren: „Der Staatsrath joll zusammentreten, heute noch — ich befehle cs! — Keine Widerrede, Brock, ich will es so." „Königliche Hoheit, wenn ich wagcn dürfte —" „Schweigen Sie! Wo sind die Üikundcn — ich will sie unverzüglich in mein Kabinet gebracht haben, damit ich Alles noch einmal prüfen kann." Nach wenig Minuten lagen die Dokumente vor ihm. „Gehen Sie, Brock, ich will allein sei». Um zwei Uhr holen Sie mich ab und geleiten mich in den Thron saal." Der Minister ging hinaus. Dumpf stöhnend sank der Großherzog in den Lehnsessel vor seinem Schreibtische nieder, eine wilde Erbitterung, dabei Mitleid mit sich und seinem Sohne, beinahe Verzweiflung erfaßte sein stolzes Herz. Er las die Schriftstücke wieder rind wieder. Er hatte das Alles selbst diktirt, aber es erschien ihm doch so unfaßbar, so unmöglich, daß es wahr sein solle, was da stand, daß er kraft seiner Macht als Herrscher des Landes und Oberhaupt der regierenden Familie den Prinzen Hein rich, seinen Sohn, von der Thronfolge ausschloß, weil derselbe morganatisch vermählt war, daß er statt dessen den Prinzen Dagobert zum Thronfolger ernenne. Es fehlte nur noch seine Unterschrift und die Gegen zeichnung des Staatsrathes. Durch wenige Federstriche sollte dies Alles vernichtet werden, wofür er sein Leben lang gearbeitet hatte; er sollte den eigenen Sohn ver stoßen, sollte die Thronfolge an eine andere Linie kommen lassen, und die Negierung des Landes in Hände, von denen er wußte, daß sie unfähig und unwürdig waren. Sei» stolzes, altes Herz brach fast unter dieser Last. Plötzlich stand er auf und klingelte. „Man rufe den Erbgrvßherzog, er soll unverzüglich zu mir kommen," be fahl er. „Und geben Sie ihm den Dege» wieder," trug er dem Adjutanten noch auf, als dieser schon an der Thüre stand. Er ging im Zimmer auf rind ab; es dünkte ihm eine Ewigkeit zu sein, bis der Erwartete eintrat. Wie schmal und blaß er aussah! Der Grvßherzog erschrak, er erkannte den Soh» kaum wieder! Aber auch dieser starrte mit großen, leeren Augen auf seines Vaters gealtertes Antlitz. Der Großherzog streckte dem Eimretcnden beide Hände mit einer beinahe flehenden Geberde entgegen, und seine Stimme zitterte. „Heinrich," sagt er, „Heinrich, mein Sohn, brich mir das Herz nicht. Ich habe Dich rufen lassen — noch ist cs Zeit. Sieh, da liegt die Urkunde, die Alles aus macht zwischen uns. (Schluß folgt.) INUU'^" Ke .ngetr^ 1 010)1, 009 11)10 oco04si^i)i. 01 009 /!»enl seines Daseins, und wenn ich daran denke, daß / w Verzweiflung eines Tages selber sein Lebe» —" , »Nein, nein! Halten Sie ein!" ruft das arme, ge° Weib. „Nein, nein, das darf, dat soll nie ge- ^hen! Ex soll leben, soll herrschen —" tNachdruck oerbolen.) Der Weg zum Throne. Novelle von Carl Felix v. Schlichtegroll. »Um Gottes willen, was ist geschehen? Sie kommen Erichs wegen," schrie Marie auf. „Reden Sie, Hoheit, M mich uicht!" »» Die Prinzessin war in das Zimmer getreten und hatte ^genommen. „Es steht schlimm, Marie! Der Groß es rast, Heinrich ist gefangen. O Marie, sagen Sie , Nur Eines, haben Sie ihn wirklich lieb? Marie, ich . """e zu Ihnen nicht als Fürstin, ich komme als Weib N Weib, als Schwester zur Schwester. Marie, helfen uns!" .. »Was soll ich thun?" frug diese zitternd. Ihre über- Phantasie malte ihr das Schrecklichste vor. „Hein- ^fangen! O, mein Gott, was soll ich thun?" d »Es sind Opfer," fuhr die Prinzessin fort, „die ich i?' Ihnen erbitten will. Ich weiß, dieselben werden Sie ankommen, aber seien Sie edel, seien Sie groß, geben Sie ih» frei. Es gilt sein Glück, sein "den." ! Der kleinen Frau war es, als stürze die Welt zu- raffte sich empor. „Nein!" rief sie. »Dann vernichten Sie ihn," kam es von den Lippen !,^><tinenS. „Der Großherzog rast, weil Sie seine Vor ige abgelehnt haben, und sein Zorn trifft meinen Men Bruder. Sie kennen den Großherzog nicht, er ist ^Psam und scheut selbst die Gewalt nicht- Ich weiß, ^^'urich droht! Er wird als Gefangener nach einem / Schlösser gebracht, wird dort in strenger Hast gehalten; y b — was harrt Ihrer, Marie? Man wird Sie bem Lande weisen, und zu alledem lastet dann der äuf Ihnen, daß Sie es selbst waren, die all' das »s"d verschnldct hat, welches über Heinrich upd Ihre kommt." r Mariens Thränen fließen, sie ringt die Hände in ^'"ner Qual. (weizen A 7 Kilo, >8, nN'sH 183, 0 Kilo) imm 6^ n>iS 'w: M)' hmisch- / -120. Ä l38, '22, >4 nerikani!^ 0, do.^ i0. bweizoNP 30, etw: l^- mittlet (mit Ä Kilo: L 100 'V efile M, D<> ermun^ >. pw»( er Mos»: r. 0 D 17,00, ie, pro-/ 8,80, ramm > rantie EcbB -lW ; »Ich habe ihn selbst gesprochen," fuhr Klementine h ' »Er ist blaß und krank. Ich hatte eine lange ^ttredung mit ihn«, er sendet mich zu Ihnen. Er ist Marie, er fleht Sie an, er ist verzweifelt, er erträgt m w Ä liletzter Zeit an den in der Umgebung des i Ortes geschaffenen Anlagen ausgestellten Bänken rc. arkcn bi '"Hlvse Hände Beschädigungen erfolgt sind, wird erneut bekannt gemacht, daß alle vorhandenen Sir aufgestellten Bänke rc. dem Schutze des Publi- !. empfohlen sind und daß jeder das Recht und ge- I Ermaßen die Pflicht hat, allem Schaden verursachende» f Mhrx„ entgegenzntreten und die Thäter zur Anzeige bringen. .. In den Fällen, wo der Thäter so bezeichnet wird, K Hesse» Bestrafung erfolgt, wirb eine Belohnung bis 20 Mark zugesichert. Nabenau, am 24. Mai 1897. ger aE )ikalcn>