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Dabenauer Anzeiger und M Zeitung für Seifersdorf, ^rotz- und Kleinölsa, Obernaundors, Hainsberg, Eckersdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz etc. ^^"umer 54. Donnerstag, den 13. Mai 1897. 10. Jahrgang. -s - Eine öffentliche Unsitte, die man leider I » IN übertriebener Weise beobachten mnß, und welche ' »"geborenen Vandalismus des Kindes entspringt, ist wme ^Zerstören der angeklebten Plakate, so daß solche, be- " viidxxz al, weniger belebten Punkten, oft schon nach /Ulzen Stunden mit Schmutz beworfen oder herabgerissen Möchte doch ein Jeder bei Gelegenheit solcher Un- Aogcnheit scharf gegenübertreten und den Missethäter zu Nein eignen Wohle, zur Bestrafung ziehen. ei kr unter sein eigenes Fuhrwerk gerieth. Herr K. r? sich schwere Rippenverletzungen zugezogen haben. — Zahlreiche 3t a ch t f r ö st e werden diesmal „ ^bn Monat Mai in Anssicht gestellt. Der Maimond - fk Rufenden Jahres zeichnet sich nämlich zuvörderst dadurch ^ß er zwei Neumonde, einen am ersten und den --Ze- L, " "m letzten Monatsdatum, heraufgeführt. Beiden k über nur eine geringe Flutkraft bei, in Folge dessen S-'^ben Neumondzeiten der Himmel sich auch nur sehr /"H bedecken wird, deshalb beide Male vom Neumonds- ; D Ne hjz zuiu darauffolgenden Mondviertelstermin, d. i. —bis 13. Mai und vom 1. bis 7. Juni, Nachtfröste tlklge " einstelleil dürften. Baumblüthe und Rvggenblüthe > ^den daher diesmal, besonders in Deutschland, gefähr- sei,,. Donnerstag, den 13. Mai d. I., Jahrmarkt in Mabenau. Zs - Der Stadtgemeinderath. ?) Wittig. Ans unserer Gegend. s — Verunglückt ist am Montag Herr Fürchtegott f E von hier, in Folge Schcuwerdens eines Pferdes, — Es dürfte noch nicht genügend bekannt sein, daß das Volksschulgesetz den Schulbehörden die Befugniß ein- räumt, sittlich verwahrloste Fortbildungsschül er die durch ihr Verhalten in oder außerhalb des Unterrichtes zu schweren Bedenken Anlaß geben, in eine Besserungs anstalt unterbringen zu lassen. Gegen einen Fortbildungs schüler in einem Dorfe nahe bei Zittau, der sich fortgesetzt den Anordnungen des Lehrers widersetzte und an dem die üblichen Strafmittel nicht gefruchtet hatten, dessen sonstige Führung auch Anlaß zu Klagen gab, wurden neuerdings kurz vor seiner Entlassung aus der Fortbildungsschule diese gesetzlichen Bestimmungen zur Anwendung gebracht. Er wurde in der Landesanstalt zu Braunsdorf unter gebracht und wird sich hoffentlich bis zur Erfüllung seines 20. Lebensjahres bei dem Aufenthalte in der Anstalt an Zucht und Ordnung gewöhnen und ein tüchtiger und brauchbarer Meirich werden. — Der bisherige 3. stündige Lehrer Herr Burkhardt iu Kreischa wurde vom Schulvorstand einstimmig zum 2. ständigen Lehrer der dortigen Schule gewählt. — Radeberg i. S. Alle diejenigen ehemaligen Artilleristen, welche iu den Jahren 1867 bis 1878 bei der in dieser Zeit iu Radeberg garnisomrenden Feld- Artillerie-Abtheilung gedient haben, werden zu einer den 27. und 28. Juni iu Radeberg geplanten kameradschaft lichen Zusammenkunft eingeladen und gebeten, ihre Adressen ungesäumt und möglichst bis 25 Mai d. I. an Kamerad C. A. Steglich daselbst gelangen zu lassen, worauf den Kameraden weitere Mittheiluugen zugehen werden. Die Zusammenkunft ist auf vielseitige Anregung von den hiesigen Kameraden beschlossen worden und hoffen die selben dabei alle noch lebenden Kameraden in ihrer ehe maligen Garnison begrüßen zu können. Um gefl. Weiter verbreitung dieser Mittheilung wird gebeten. — Aus der französischen Fremdenlegion zurückgekehrt sind dieser Tage zwei Hamburger. Um vor einigen Jahren sich dem Militärdienste in der Heimath zu entziehen, ließen sie sich in der Fremdenlegion anwerben. Da sie aber die Qualen in Afrika nicht mehr ertragen konnten, so deser- tirten sie auch dort,, durchquerten unter den fürchterlichsten Mühsalen, Entbehrungen und Strapazen die Wüste, um endlich — halb todt und fast nackt — in Tanger anzu langen. Dem dortigen deutschen Konsul schilderten sie ihre Lage, gaben sich als deutsche Deserteure zu erkennen und baten inständigst, ihnen die Reise in die deutsche Heimath zu ermöglichen. Dieser Wunsch wurde ihnen erfüllt; in Hamburg angekommen, wurden sie aber der Militärbehörde übergeben, welche sie jetzt als unsichere Kontonisten im Herre eiustellen wird. — Ahlwardt hatte neulich in Magdeburg bei 30 Pfg. Eintrittsgeld eine gute Einnahme, deren er aber nicht lange froh geworden ist. Auf Veranlassung eines dortigen Gläubigers erhielt Ahlwardt am anderen Morgen im Hotel den Besuch des Gerichtsvollziehers, der dem Porte monnaie des Schuldners das darin enthaltene Geld entnahm. — Der in Gorbitz ansässige Klempnermeister Stelzner hat auf dem Gebiete der Straßenbeleuchtung Erfindungen gemacht, die für diejenigen Gemeinden und Etablissements von Werth sein dürsten, welche sich noch mit der Petrolenmbelenchtung begnügen müssen. Die neue Erfindung giebt die Möglichkeit, auch höher angebrachte Petroleumlaternen vom Erdboden aus ohne Benutzung einer Leiter bequem auszulöschen, während die andere Erfindung des Genannten in einem Schornsteinfeger- aussteigekasten mit sturmsicherem Kastendeckelverschluß besteht. Herr Stelzner wird gern bereit sein, allen Interessenten die gewünschte nähere Aufklärung über diese durch ihn erfundenen Neuerungen zu geben. LkL lach- reff- ucr. «neu cden und fein egen KN l. ifrei. Jetzt beginnt das Konzert; vor dem Balle sollen die ^Mie der großherzvglicheu Hvfvper einige Lieder vor- und ein berühmter Cellist ein Stück spielen. x. Jeder weiß, was kommt, und Jeder langweilt sich. 9k Orla singt wieder einmal den Schmuckwalzer aus Haust, der Tenor zwei Lieder von Schubert. Die höchsten Herrschaften äußern ihren Beifall, welcher scheiden von den Umstehenden wiederholt wird. Jetzt spielt der Cellist; er entzückt die Hörer durch den ^kl seines Tones, und durch die Art seines Vortrages, s ßt der einzige, der wirklich gefällt, und es ist mehr als '"er im Tags her bedauert, daß seine Prvgrammnummer Gruber ist. Nur Prinz Heinrich athmet ans, denn es sind jetzt "b- noch zwei Nummern bis zum Schluffe des Konzertes. ^ leidet alle Qual, die ein Mensch erdulden kann, als ! so an der Seite der schönen Prinzessin sitzt. Ja, sie ? ein Weib, dar Werth wäre, den höchsten Thron zu ^en! Diese prachtvollen Formen, dies große Auge, das n- -b! so viel Charakter spricht — ja, sie wäre Werth, daß "an ein ganzes Herz voll Liebe ihr zn Füßen legte, aber - kann ja nicht sein, es ist — zu spät. , kW Aus seinen jagenden Gedanken weckte ihn das Wort 1. Prinzessin. „Kargen Sie ganz mit Ihrem Beifall, lussor^Migliche Hoheit?" weiße Er fährt zusammen und stottert irgend etwas; er wird u ^1,1^.^ dabei wie ein Schulknabc. Die Prinzessin sicht dies 2ooörch''^ und freut sich darüber. Der Prinz gefällt ihr, uei-krel in ihrer Seele steigen goldne Träume auf, die wie >Mllweihrauchwolken ein künftiges Glück verschleiern. llgstb^ "W"s folgt jetzt?" fragt sie ihn anf's Nene. Er blickt auf das Programm und sagt: „Die Arie -—Haus Helling: ,So lieb ich Dich/ — Berton wird rmen'eS' ^br Barhton singt da» Lied. Private», . Prinzeß Amalie schließt die Attgen, ihr ist, als rnfe » ig reicht ^r Sänger vor ihr, nein, der schöne Jüngling neben nsen fu.hr unablässig: „So lieb ich Dich, so lieb ich Dich." u Ori-ri - .^e Eltern des erlauchten Paares blicken voll Stolz Wirt. Kinder; namentlich der Großherzog — er ist er Nw'^'derzeugt, sein Sohn hat sich erklärt. """ Nun beginnt der Ball. Der Prinz und die Prin- a»ge ^Ißn sind das erste Paar der Polonaise, die unter dem ^»orantritt des Hofmarschalls durch mehrere der geöffneten , (Nachdruck verboten.) platte» ibeB Der Weg zum Throne. Novelle von Carl Felix v. Schlichtegroll. Prunkräume geführt wird. Prinz Heinrich spricht allerhand, meist aber noch über das Konzert. In seinem Kopf ist es so leer, so öde, daß er froh ist, irgend einen Gegenstand zu haben, aus dem sich doch immer noch etwas Neues heranspreffen läßt. „Ich kann diese Heiling-Arie nicht ertragen," sagt er. „Sie ergreift mich zu mächtig; da ist stets eine Er- inner.nig, die mich befällt, wenn ich dies Lied höre, eine Erinnerung, die mich ersticken möchte." „Darf mau die wissen?" fragt sie lächelnd hinter ihrem Fächer, und blickt zu ihm auf. Sein Arm zuckt, sic fühlt es, und dann fährt sie fort: „Aber nein, mein Pri »z ich will mich nicht in ihr Vertrauen stehlen." „O, wenn sie wüßte, was sie spricht!" muß er denken, aber laut sagt er: „Prinzessin, ja, ich möchte Ihnen etwas anvertrauen, Ihnen allein, denn ich glaube, Sie wären die einzige, die mich verstehen könnte." „Ihr schlägt das Herz hoch auf; jetzt wird er reden, jetzt! Aber nein, er schweigt, er spricht kein Wort mehr. Als die Polonaise zu Ende ist, führt er seine Tänzerin, zu ihren Eltern, verneigt sich stumm und tritt bei Seite. Er mischt sich unter die Herren, die ihm ehrerbietig Platz machen, redet den und den an, versucht zu scherzen, und vielleicht ist es ihm auch gelungen, denn ein jedes seiner Worte wird von denen, an die es gerichtet ist, mit einem Lächeln erwidert. Wie es ihn anekelt, dies Lächeln! „Grinsende Larven!" denkt er. Dort au dem Thürpfeiler sieht er Herrn v. Grolmaun und winkt denselben zu sich heran. „Königliche Hoheit befehlen?" „Komm!" ruft er und nimmt den Arm des Offiziers, „es ist so heiß hier drinnen. Laß uns zum Büffet gehen, ich muß ein Glas Sekt haben, ich verschmachte beinahe." „In der That, königliche Hoheit sehen angegriffen aus," sagt Grolmaun, dem mit einem Male das Aussehen des Prinzen auffällt. „Sind Sie krank, königliche Hoheit?" „Panl, ich bitte Dich," entgegnet Jener, des Freundes Hand fassend, „laß heute deu Erbgroßherzog bei Seite, laß mich heute wenigstens einen Menschen haben, dem ich etwas Anderes bin, als der durchlauchtige Gebieter!" „Mein Gott, was hast Du, Heinrich?" fragt Grol- mann immer mehr verwundert. „Ach laß — laß — hernach —" Die Herren sind in das Büffetzimmer gelangt, und der Prinz tritt an einen der Tische und trinkt hastig ein paar Gläser Sekt. „Paul, Paul!" ruft er, zur Decke starrend, „wenn ich nur einen Menschen hätte, zu dem ich offen reden, dem ich mich anvertrauen könnte!" „Heinrich," mahnt der junge Offizier mit besorgtem Blick, „hast Duch mich vergessen? Bin ich nicht bei Dir?" Der Prinz setzt sein Glas so heftig nieder, daß der Fuß desselben zerspringt. Dann legt er die Hände auf seines Freundes Schulter und sieht diesem lange in's Ge sicht: „Ja, Dn hast Recht, Du hast es um mich verdient, Du bist mehr als einmal für mich in die Bresche gesprungen! Komm, laß uns nach Hause gehen." „Unmöglich, Du kannst doch den Ball nicht verlassen! Bedenke, die hohen Gäste, Prinzessin Amalie —" „Eben darum! Geh und melde dem Hofmarschall, ich sei so unwohl geworden, daß ich heimkchren müsse. Geh, eile, ich warte unten am Löwenportale. Folge mir so schnell, wie Du kannst." Damit eilt er davon. Wenige Minuten später langt auch Grolmaun auf dein bezeichneten Platze an- „Ich fürchte," berichtete er, der Großherzog wird Dein Verschwinden übel bemerken; der Hofmarschall, dem ich es meldete, war sprachlos." Prinz Heinrich lacht kurz auf. „Es wird ihnen auch noch über Weiteres die Rede vergehen," murmelt er zwischen den Zähnen. Die beiden Herren schreiten über den weiten Schloß- Platz dem erbgroßherzoglichen Palaste zu. Am Himmel flimmern die Sterne, hinter ihnen liegt das hell erleuchtete Schloß wie ein riesiges Ungeheuer mit tausend leuchten den Augen. Durch eine Seitenpforte betreten sie den Palast des Prinzen. Der Posten hat sie nicht gesehen. Auf der Treppe, die sie emporsteigen, ist es nur müßig hell; die Dienerschaft ist schon zu Bett, und in dem ganzen großen Gebäude herrscht Tvdteustille. Im Oberstocke, vor den Privatgemüchern des Prinzen finden sie den alten Beß- mann, der eingeschlafen ans einem Stuhle sitzt. „Der arme Alte!" sagt der Erbgroßherzog, tritt zu dem Greise heran und weckt ihn. „Geh schlafen, Beßmann, ich brauche Dich heute nicht mehr." Die Beiden treten ein, ver Prinz macht selbst Licht. „Lege ab, Paul," sagt er, „setze Dich; da stehen Cigaretten, und Wein habe ich auch hier oben." Damit geht er zu einem Schranke und entnimmt dem selben eine Flasche und zwei Gläser. Grolmaun will ihm behilflich sein, aber er wehrt denselben ab. „O nein, mein Recht als Wirth laß ich mir nicht ranben, es macht mir Freude, hier oben so ein wenig Lieutenantswirthschaft zu führen. Kann man immer Alles haben macht Einem auch etwas Einfachheit manchmal Spaß." Dabei schenkt er die Gläser voll. Die Herren stoßen an, aber des Prinzen Hand zittert so, daß er den Wein verschüttet. (Fortsetzung folgt.)